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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.09.1934
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1934-09-08
- Erscheinungsdatum
- 08.09.1934
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- Deutsch
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^ 210, 8. September 1834. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. Dtschn Buchhandel. derauszüge für die Jugend herauszubringen, nicht nur aus den naheliegenden praktischen Gründen der Umfangverminderung und des billigen Preises, sondern auch aus Gründen der leichteren Übersicht und des besseren Verständnisses. Maurer ist zwar der Meinung, daß z. B. die Originalfassung des Simplizissimus von Grimmelshausen auf jeden Fall das einzig Richtige sei. Ich würde cs mir aber ernstlich verbitten, wenn jemand meinem elfjährigen Mädel diese Originalfassung in die Hand geben würde, während ich gern zugestehe, daß ein sechzehn ter siebzehnjähriger junger Mensch diese Ausgabe mit Nutzen und Vergnügen liest. Der Robinson ist ein aufklärerischer Erziehungs roman, der keineswegs für Kinder geschrieben worden ist. In der Originalfassung würde er wahrscheinlich keinen richtigen Jungen interessieren, aus dem einfachen Grunde, weil das stinklangweilig wäre. Solche Beispiele könnte man noch viele ansührcn. Jeden falls beweisen sie, daß sich die Beziehungen zwischen Jugend und Buch nicht einfach auf eine allgemeine Formel bringen lassen. Diese Beziehungen sind vielmehr außerordentlich mannigfach in der Abstufung der kindlichen und jugendlichen Lebensalter, in der verschiedenen Artung der Geschlechter und in der Vielfältigkeit der Bucherscheinungen. Diese Beziehungen kann man, wenn sie wirk lich fruchtbar werden sollen, in einer sinnvollen Begegnung zwi schen Jugend und Buch nicht einfach dem Zufall überlassen, um so weniger, als ja sogar die Beziehungen zwischen dem erwachsenen Menschen und dem Buch zu den Ausgaben einer betreuenden und erziehenden Kulturpolitik gehören. Übrigens kommt in seinem letzten Aussatz im Börsenblatt Kurt Fervcrs schon von selbst zu einer groben Einteilung nach Lese altern, die sich im wesentlichen mit der bisher bekannten und be nutzten deckt. Eine solche Einteilung nach Lesealtern ist selbstver ständlich nur ein Behelf und darf niemals zur Schablone werden. Aber ihre Notwendigkeit entspricht eben der Tatsache, daß jede Jugend entwicklungsgemäß gegliedert ist und daß damit auch eine Gliederung des Schrifttums gegeben ist. Man könnte sagen: das sind doch mir theoretische Erörte rungen. Ich glaube nicht. Denn ich kann mir nicht vorstellen, wie irgendwie eine praktische Arbeit mit dem Buche und am Buche, mit der Jugend und an der Jugend möglich ist, wenn man sich über diese Dinge nicht völlig klar wird. Bezeichnend ist in dieser Hinsicht auch der Aussatz von Ram- low. Er beginnt mit der Frage, ob es überhaupt eine Jugendlite ratur gäbe. Ramlow verneint sie. Er meint, jedes gute Buch eigne sich auch sür die Jugend. Und in Umkehrung dieser Behauptung kommt Ramlow zu dem Ergebnis, daß es keine gute Jugend literatur gibt, die nicht auch für Erwachsene geschrieben wäre. Das letzte ist voll und ganz richtig. Aber die Behauptung, von der Ramlow ausgeht, ist nicht richtig. Selbstverständlich hat es stets eine Jugendliteratur gegeben und es wird auch stets eine Literatur sür die Jugend geben. Die Frage darnach ist überflüssig. Gott sei Dank haben immer wieder Dichter und Künstler bewußt und mit großer Liebe und Hingabe sür die Jugend und gerade nur sür sie geschaffen. Ob es sich nun um Ludwig Richter, Pocci oder Speckter oder um Hoffmann, Storm oder die Lagerlöf handelt. Es ist nicht so, daß sich einfach jedes gute Buch auch für die Jugend eignet, und daß sich diese Jugend gewissermaßen wie ein Mechanismus mit Selbststeuerung aus den Büchern der Erwach senen von selbst das heraussucht, was ihr paßt. Man wird hier niemals auf Führung verzichten können, am allerwenigsten in einer Jugend, die zur Autorität erzogen wird. Wenn ein vierzehn- odcr fünfzehnjähriger Junge von mir ein Kriegsbuch verlangt, werde ich ihm z. B. nicht Wiecherts »Jedermann« und auch nicht Carossas »Rumänisches Kriegstagebuch« in die Hand drücken, obwohl das sehr gute Bücher sind, sondern ich werde ihm vielleicht Bcumelburgs »Douaumont» oder Mittels »Durchbruch« empfeh len. Nicht etwa, weil diese Bücher besser sind als jene, sondern weil sie voraussichtlich seinem jugendlichen Gefühl und Bewußtsein eher entsprechen. Und es muß auch nicht immer Griese sein, wenn es sich um Bücher über die Geheimnisse von Blut und Boden handelt. Denn es gibt auch noch andere Werke, bei denen nicht die Gefahr besteht, daß man dem Jungen die Freude am Buch und am Dichter dadurch sür alle Zeiten verdirbt, daß man ihm zu viel zugemutet hat. Das sind eben alles Fragen der inneren und äußeren Reife und in der Praxis selbstverständlich Fragen der Menschenkenntnis, des Feingefühls und ... der Verantwortung. In den Lebensjahren zwischen acht und achtzehn liegt eine unerhörte Welt des Werdens und Wachsens. Wir können wahr haftig nicht genug tun, diese Wachstumsgesetze ehrfürchtig zu achten. Und schließlich noch eins: immer wieder wird die national sozialistische Jugendschrist gefordert. Fervers sagt dazu schon ganz richtig, das richtige Hitlerjugendbuch mutz noch geschaffen werden (das wäre übrigens auch ein Stück »Jugendliteratur«!). Es wäre besser, man würde diese Forderung nicht so häufig stellen, denn sic wird mißverstanden und ist schon gründlich mißverstanden wor den. Denn sie ist der Anlaß sür die Produktion jener Konjunktur bücher geworden, die weder mit Jugend noch mit National sozialismus noch mit deutschem Schrifttum irgend etwas zu tun haben. Der verantwortungsbewußte Verlag hat sich von diesen Experimenten ferngehalten. Der verantwortungsbewußte Ver leger weiß sehr wohl, wo heute die Lücken offen stehen. Und unsere Kritiker können überzeugt sein, daß diese Verleger sich nicht erst seit gestern und heute um diese Aufgaben bemühen. Leider mit wenig Erfolg. Denn es fehlen heute ganz einfach noch die Dichter und Schriftsteller, die diese Bücher schreiben können oder wollen. Ich selbst zweifele keinen Augenblick, daß diese Dichter kom men werden. Aber man kann sie nicht kommandieren. Das wirk liche und echte nationalsozialistische Jugendschrifttum läßt sich, wie die Erfahrung unmittelbar gelehrt hat, ebensowenig aus dem Boden stampfen wie der nationalsozialistische Film oder das natio nalsozialistische Drama. Im übrigen: Wir kommen dann am schnellsten vorwärts, wenn die Hitler-Jugend in ihren eigenen Reihen ganz praktisch an das große Erziehungswerk für das deutsche Schrifttum heran tritt. Die alte Schule hat bei dieser Aufgabe versagt und zwar restlos. Die HI. hat heute die Möglichkeit, zusammen mit der neuen Schule und mit dem verantwortungsbewußten Buchhandel in breitester Front und in größter Tiefe die deutsche Jugend zu deu unvergänglichen Schätzen des deutschen Geistes heranzuführen. Diese Arbeit kann jederzeit begonnen werden. Der deutsche Verlag hat dafür heute schon genug Stoff bereitgestellt. Er wird deshalb die neuen Aufgaben gewiß nicht gering achten. Die Hindenburg-Gedächtnisausstellung der Deutschen Bücherei 13. August — 15. September 1934 Nach dem Hinscheiben des Generalfeldmarschalls und Reichs präsidenten von Hinbenburg erschien es der Deutschen Bücherei als eine Ehrenpflicht, unverzüglich eine Ausstellung der Hindenburg- Literatur als Gedächtnisausstellung zu veranstalten: Denn das deutschsprachige Schrifttum über Hindenlmrg, das eigentlich erst zu Beginn des Weltkrieges einsetzt, ist nicht nur in seiner ganzen Fülle in der Deutschen Bücherei als der Zentralsammelstelle des deutschen Schrifttums seit 1S13 vorhanden, sondern wurde außerdem in einer großen Sonberarbeit zu einer Hindenburg-Bibliographie zusammen- gestellt. Diese Bibliographie aber schus die Möglichkeit, ans der Fülle der mehr als 8000 Tttel in aller Kürze eine fachlich wohlgegliederte Ausstellung aufzubauen. Durch wertvolle Leihgaben, die der Deut schen Bücherei u. a. vom Büro des Reichspräsidenten, von Frau Else Dürr, Leipzig, vom Verlage S. Hirzel, Leipzig, von Herrn H. E. Steche, Leipzig, von Professor Thorak, Berlin, und von Pro fessor Hugo Vogel, Berlin, liebenswürdigerweise zur Verfügung ge stellt wurden, konnte die Ausstellung noch wesentlich bereichert und belebt werden. Die Ausstellung versucht, zunächst Hindenburg als Gestalt in seinem Leben und seinem Wirken lebendig vor Augen zu führen, um dann die Gesamtwirkung seiner Persönlichkeit im Schrifttum der Zeit in besonderen Gruppen zu zeigen. Die gleich nach dem Weltkrieg erschienene Selbstbiographie Hin- denburgs »Aus meinem Leben- eröffnet die Ausstellung; sie ist aus- 787
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