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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.08.1934
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1934-08-21
- Erscheinungsdatum
- 21.08.1934
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- Deutsch
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X. 194, 21. August 1934. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn Buchhandel. durch leidet, daß von behördlicher Seite aus die Bücher schweize rischer Verleger in verstärktem Maße bevorzugt werden. Fernerhin lehnen die Schweiz und auch Österreich einen großen Teil der deut schen Jugendschriftenproduklion aus innerpolitischen Gründen ab. 4. Die seit 1931 zunehmende Beschneidung der Schul- und Büchereietats. Als äußerst ungünstiges und die Lage des Jugendschriftenver lages gefährdendes Moment kam hinzu, daß die schwindende Kauf kraft den Verlag zu einem ständigen Senken der Preise und zu ungesunden Kalkulationsmethoden zwang, die eine früher unge- kannte Steigerung des Risikomoments mit sich brachte. Ohne nüchtern zu sein, ohne den Atem der Zeit zu verkennen, ohne ferner den wirtschaftlichen Gesichtspunkten ein impulstötendes Übergewicht zu geben, darf doch auch nicht vergessen werden, daß das idealste Verlagsprogramm sich nicht über die elementaren Vor aussetzungen einer gesunden kaufmännischen Grundlage hinweg setzen kann. Die wirtschaftlichen Gesichtspunkte haben den Jugendfchriften- verlag aber nie abgchalten, verantwortungsbewußt und unbeirrt im Dienste des Jugendbuchs tätig zu sein — unbeirrt insofern, als er den schwankenden Wertungen der Nachkriegszeit, die zum Teil von lebensfremden, zu einseitig pädagogischen Gesichtspunkten aus- gingcn, nicht immer folgte, sicherlich nicht zum Schaden der Ju gendschrist. Solange freier Wettbewerb verlegerischer Initiative besteht, wird auch durch ihn die Leistungssteigerung gewährleistet bleiben. Was nun die heutige Kritik am Jugendbuch anbelangt, so ist einer rücksichtslosen Kritik als »bestes und wirkungsvollstes Sieb» (Maurer) voll und ganz zuzustimmen, solange sie nicht das Kind mit dem Bade ausschüttet und den Jugendschriftenverleger als zeit fremd, profitsüchtig und verantwortungslos den Forderungen der Zeit gegenüberstehend geradezu voraussetzt. Sehr förderlich im Streit der Meinungen ist die Begriffs bestimmung K. Fervers dessen, was unter »Jugendbuch» zu ver stehen ist. Ein gut Teil der Kritik am Jugendbuch hält die beiden Kategorien des Jugendbuchs — nämlich des Jugendbuchs für die Ib—19jährigen und die 10—14jährigen — überhaupt nicht aus einander, und doch bieten die beiden Gruppen ganz andere Gesichts punkte und Maßstäbe für die kritische Betrachtung. Was bisher als -Jugendbuch verstanden und verlegt wurde, war hauptsächlich das Buch für die 10—14jährigen. Wäre man sich dessen bewußt ge wesen, so wäre vielleicht manche Kritik anders ausgefallen. Ernst lich zu erörtern ist meines Erachtens die Frage, inwieweit eine besondere Lektüre für die Altersklassen der Hitler-Jugend (19—19 Jahre), vom Fachjugendbuch abgesehen, notwendig und möglich ist. Das eine dürste aber feststehen: für die Altersklassen von 10—14 Jahren muß und wird es immer eine besondere spezifische Literatur geben. Die Ansicht Or. Ramlows, daß ein Kindern in die Hand gegebenes Kunstwerk immer seine künstlerische Wirkung ausübe, wenn auch nicht jede Feinheit erfaßt werde, steht im Widerspruch mit meinen immer wiederholten Beobachtungen. Die Jugend wird fast immer aus dichterischen Werken, aus den Büchern der Er wachsenen nur das Stoffliche herauslesen, darnach greifen, was interessant und spannend ist, wie dies ja Ramlow selbst andeutet. Eine allgemein gültige Ansicht wird sich in diesen Dingen schwerlich erzielen lassen, zumal ja die Aufgeschlossenheit und Aufnahme fähigkeit der Jugend eine weitgehend verschiedene ist, wobei auch der Unterschied der Jugend von Stadt und Land, jedenfalls zu nächst noch, nicht außer acht zu lassen ist. Darin ist aber vr. Ram low meines Erachtens durchaus zuzustimmen, daß ein Jugendbuch an seine Leser Ansprüche stellen soll und muß, um wertvoll und bildend im besten Sinne zu sein. Große Aufgaben harren gemeinsamer Lösung. Der Jugend schriftenverlag ist zu freudiger, von Derantwortungsbewußtsein ge tragener Mitarbeit bereit und er wird seiner Aufgabe der Jugend im neuen Reich gegenüber gerecht zu werden wissen. Uneinge schränkt kann er sich meines Erachtens die »Leitsätze« in Maurers «Jugend und Buch» zu eigen machen. Fervers schließt seinen kürzlich im Börsenblatt Nr. 164 veröffentlichten Aufsatz »Die Jungen und ihr Buch« mit der Auf forderung: »Und jetzt haben die Verleger das Wort!» Wir beweisen es am besten durch die Tat! 740 Jugendbuch und Schriftsteller. Bon Rolf Jtaliaander. Im Börsenblatt Nr. 164 wurden zwei sehr aufschlußreiche und wertvolle Aufsätze über Jugendbücher veröffentlicht: »Bücher, die Hunger machen!» und »Die Jungen und ihr Buch«. Die Stellung nahme, die beide Verfasser zum Thema Jugendbuch bekundeten, war so richtig, wie man sie leider nur selten findet, und man kann nur wünschen, daß alles, was dort gesagt wird, den deutschen Ju gendschriftenverlegern recht nahegeht. Viele Sünden, die auf dem Gebiete des Jugendbuches gerade im vergangenen Jahre begangen worden sind, würden damit ausgemerzt wekden. Aber wenn man dieses ausspricht, muß man einen großen Teil der deutschen Jugendschriftenverlage zugleich auch in Schutz nehmen. Gewiß, in nachweisbar vielen Fällen tragen einige Verlage selbst die Schuld, daß wir so viele schlechte Jugendschriften haben. Wir kennen ja in vielen Berufen Konjunkturspekulationen. So auch hier. Jedoch in vielen Fällen, ja sogar wohl in den meisten Fällen haben nicht die deutschen Verlage Schuld, daß wir so wenig gute Jugendschriften besitzen (und uns immer wieder sagen lassen müssen, daß die besten Jugendschriften zur Zeit aus Skandinavien kommen), sondern die deutschen Schriftsteller. Und daran haben die Verfasser beider oben genannter Aussätze wenig gedacht. Wohl schreibt der eine am Schlüsse seines Aufsatzes: »Ihr deutschen Dich ter und Schriftsteller, gebt unserer Jugend Bücher, die ihren Hun ger nach geschichtlicher Größe und nach nationaler Ehre wach hal ten!» Doch sonst sagt man dem Schriftsteller nicht viel mehr. Dies ist ein Fehler. Denn schließlich ist ja der eigentliche Urheber jedes Buches nicht die Verlegerschaft, sondern die Autorenschast! Und dem deutschen Schriftsteller muß also zum Vorwurf gemacht werden, daß er die Schaffung eines guten Jugendbuches nicht für ernst genommen hat? Jawohl! Es mag für manch einen vielleicht seltsam erscheinen, daß jemand, der selbst Schriftsteller ist, sich mit seinen eigenen Fachgenossen nicht solidarisch erklärt. Mer das ist nicht seltsam. Und wenn man bei feinem eigenen Bruder einen Fehler sicht, muß man den Fehler zugeben, falls man gerecht sein will. Und das soll ja hier der Fall fein. Wer selbst Jugendschristen verfaßt und vielleicht auch gar noch in Jugendschriftenverlage tieferen Einblick nehmen kann, muß sich gar oft wundern, welche Einstellung — ganz abgesehen vom sogenannten erwachsenen Publikum — die Schriftsteller unter einander zu einem solchen Kollegen haben, der Jugendbücher schreibt: Er wird mitleidig belächelt! Das ist keineswegs übertrieben. Die Worte, die über einen Jugendschristenversasser fallen, sind oftmals wirklich sehr herab setzend. Wenn sich nun diese Einstellung etwa auf die vielen hun dert Durchschnittsschriftsteller bezieht, die das Land mit mehr oder weniger biederer Unterhaltungsware versorgen, so kann man eine nicht viel anders lautende Einstellung zum Jugendbuch in sehr vielen Fällen auch bei den Honoratioren unserer Schriststeller- schaft finden. Als Lektor eines Jugendschriftenverlages machte ich einmal eine Rundreise zu verschiedenen Schriftstellern, die der Nation Werke geschenkt haben, auf die diese unbedingt stolz sein kann. Und auch bei Männern, von denen ich es nie erwartet hätte, erlebte ich dabei eine ziemlich geringschätzende Einstellung zum Jugend buch. Wenn man einen der Herren von der großen Sendung, die einem guten Jugendbuch innewohnt, wirklich überzeugt hatte, so konnte man zum Schluß doch noch zum Beispiel solch einen Satz hören: »Na schön, Sie sollen von mir ein Jugendbuch bekommen. Zwar habe ich, wie Sie sich denken können, nicht viel Zeit. Aber zu einer Jugendschrift wird es schon noch reichen! . . .« Wäh rend also eine große Gruppe der deutschen Schriftsteller noch sehr wenig Verständnis für das gute deutsche Jugendbuch hat, sehen es viele andere Schriftsteller als etwas an, das man mal so gelegent lich mit machen kann. Aber beide Einstellungen sind eben grund verkehrt! Erst wenn bei den deutschen Schriftstellern zum Thema Jugendbuch diese Art Einstellung verschwunden ist, darf man den deutschen Verlegern Vorwürfe machen. Gegenwärtig können diese Vorwürfe leider nur den deutschen Schriftstellern gelten.
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