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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.04.1926
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- 1926-04-29
- Erscheinungsdatum
- 29.04.1926
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>"° 99, 29, April 1926. Redaktioneller Teil. stehen. Vielfach wurde der Verlag vom Sortiment gedrängt, die Stundungsfristen weiter als bisher auszudchnen, und zwar weil es selbst von seiten seiner Kunden in gleicher Weise immer mehr und mehr in Anspruch genommen wird. Der Verlag konnte aber nur in geringem Ausmaß diesen Wünschen Rechnung tragen weil er selbst von seiten seiner eigenen Belieferer keine Verlängerung der Zahlungsziele bisher erreichen konnte. Im allgemeinen wäre es aber sür den Buchhandel nicht wünschenswert, wenn die früher üblich« uferlose Stundung mit Halbjahrs- oder Jahresziel wieder einreißen würde. Es ist sicher ein Zeichen gesunder Wirtschaft, wenn die Zielgebung an den Sortimcntskunden nicht weiter als aus höchstens ein Vierteljahr ausgedehnt wird. Die Lage des Antiquariatsbuchhandels läßt sich mit wenigen Worten schildern: Sie war so schlecht wie kaum je zuvor. Während sonst naturgemäß der Winter einen Auf schwung brachte, schien diesmal das Geschäft mit Beginn der kälte ren Jahreszeit überhaupt einzuschlafen, und auch von einem Weihnachtsgeschäft war kaum etwas zu bemerken. Diese völlige Stagnation hielt bis Ende Januar 1926 an. Seitdem hat sich das Geschäft ein klein wenig belebt, >venn es auch selbst das Prädikat »mittelmäßig- lange noch nicht verdient. Der Geschäftslage entsprach es, wenn auch im abgelaufenen Geschäftsjahr wieder eine Reihe insbesondere jüngerer Antiqua riatsfirmen das Zeitliche segnete. Einen Schaden hat die All gemeinheit meist nicht davon gehabt! denn es handelte sich säst durchgängig um Neugründungen, die zum Teil ihren Todeskeim von Anfang an in sich trugen. Immerhin haben auch einige junge Antiquare aushören müssen, denen es weder an Fleiß noch an Kenntnissen fehlte. Der allgemeinen Lage entsprechend gestaltete sich auch das Auktionsgeschäft, das sich in Berlin mehr und mehr entwickelt hat, immer schwieriger. Seitens einiger deutscher Firmen versuchte man, eine besondere Anziehung durch äußerlich niedrige Schät zungspreise hervorzurufcn, was naturgemäß auch aus die Berliner Prcisgebung absärben mußte. Es bleibt im höchsten Maße be dauerlich, wenn diese in so großem Umfange ungerechtfertigte Preissenkung so übertrieben wird, wie dies bei einer kürzlich stattgchabten Auktion der Fall war, wo die tatsächlich erzielten Preise sür bessere Stücke eben auch durchgängig das Mehrfache dieser Schätzungspreisc betrugen. Einen erfreulichen Fortschritt für Berlin bedeutete die Abhaltung der ersten großen Jukunabcl- aultion aus dein Berliner Markte, wohl der größten bisher in Deutschland überhaupt veranstalteten. Auch denjenigen Buchhändlern, für die noch ein Zweifel be stand, daß Berlin sich auf dem besten Wege befindet, auch als Antiquariatsstadt eine allererste Rolle zu spielen, dürfte der Er folg dieser Versteigerung die Augen geöffnet haben. Anders als beim Sortiment steht dem Verkauf im Antiqua riat der Einkauf gegenüber. Man hätte nun eigentlich erwarten sollen, daß in Anbetracht der großen Stagnation das Angebot sehr reichlich und die Preise sehr niedrig seien; jedem national ökonomischen Gesetz zum Trotz war das Gegenteil der Fall. Die Gründe sind schwer zu eruieren, und wir machen hier wieder die selbe Erfahrung wie schon vordem so oft im Kriege und während der Inflation, wo alte, scheinbar durch die Dauer der Jahr hunderte bewährte Sätze über nationalökonomischc Grundlehrcn ins Schwanken zu kommen schienen. Das Geschäft in Landkarten und Atlanten hat sich zu Anfang des Jahres 1929 bis hinein in den Sommer auf an sehnlicher Höhe gehalten. Für Wanderkarten hat der Umsatz während des ersten Halbjahres sogar sehr wesentlich über dem sonst gewohnten gelegen und sich auch während des zweiten Halbjahres noch günstig angelassen. Das Geschäft in Karten für Handel und Industrie sowie für Atlanten hat indessen, der all gemeinen wirtschaftlichen Lage entsprechend, von den Sommer monaten ab einen wesentlichen Rückschlag erfahren und sich bis Ende des Jahres nicht wieder erholt. Der Schulbücherverkauf zu Ostern 1929 wurde in folge der vielen Neueinführungeu sehr erschwert, besonders da durch die Saumseligkeit der oberen Behörden die Genehmigungen zu spät kamen und die Verleger über die Höhe der Auflagen keine richtige Disposition treffen konnten. Die notwendigen Folgen waren beim Einsetzen des Geschäfts völlig unzureichende Beliefe rung des Sortiments, Reklamationen seitens der Schulen und schließlich wieder direkte Aufträge der Schulen an die Verleger, die auch diesmal teilweise, direkt lieferten. Das Schauspiel des Vorjahres wiederholte sich in verstärktem Maße, die Beliescrung des Sortiments erstreckte sich bis zu den großen Ferien und ge schah teilweise später als die direkte Belieferung der Schulen, was zu vielen unliebsamen Difserenzen zwischen Sortiment und Verlag führte. Der Oktoberumsatz wird infolge der Jahreseinschulung immer geringer und dürfte mit der Zeit ganz verschwinden. Der angesichts des unzulänglichen Rabatts vom Sortimenter verein empfohlene Zuschlag konnte nicht einheitlich durchgesührt werden, da einzelne Firmen sich weigerten, mit Zuschlag zu ver lausen. Eine Gesundung des Schulbuchhandels kann erst dann er- solgen, wenn die Verleger von der Gepflogenheit abgehen, hinter dom Rücken des Sortiments direkt an Schulen zu liefern, und wenn sie jeden direkten Auftrag in großzügiger Weise zurückgebcn mit der Notiz, daß die bisher liefernde Schulbuchhandlung in der Lage ist, die betreffende Bestellung auszusührcn. Die Schulbuchoerleger haben gewaltige Anstrengungen ge macht, um dem neuen Lehrplan vollauf zu genügen, und aus jedem Gebiet mustergültige Neuausgaben geschaffen, aber der klingende Ersolg wird sich bei ihnen erst dann einstellen, wenn der scharse Wettbewerb bei Neueinsühruugen, der durch übermäßiges Anbietcn von Freistücken und Sonderrabatt an Schulen häßliche Formen annahm, in normale Wege geleitet sein wird. Zu Beginn des Berichtsjahres herrschte eine Geschäftsflaute im Reife- und Versand buch Handel wie nie zuvor. Auch während des ganzen Jahres 1925 ist eine Besserung nicht zu verzeichnen gewesen, ja teilweise konnte man sogar noch eine Ver schlechterung gegen den Jahresbeginn seststellen. Der Grund des Darniederliegens unseres Gewerbes ist in erster Linie darin zu suchen, daß die Arbeitslosigkeit in fast allen Berussschichtcn sich noch erheblich vermehrt hat, und daß auch die noch beschäftigten Arbeitnehmer eine ausreichende Bezahlung noch nicht erhalten. Das Weihnachtsgeschäft 1925 hatte keine ausschlaggebende Be deutung, vor allen Dingen konnte es das Gesamtresultat des Jahres 1925 nicht wesentlich beeinflussen. Eine Besserung der Lage ist erst zu erwarten, wenn die Arbeitslosigkeit in stärkerer Weise zurückgcht und die Arbeitnehmer (Angestellte, Beamte und Arbeiter) eine Bezahlung erhalten, die ihnen gestattet, auch über das unbedingt Lebensnotwendige hinaus Anschaffungen zu machen. Der Reise- und Bersandbuchhandel hatte im Berichtsjahre unter der Konkurrenz von Außenseitern, die vielfach Schleudergeschäste machten, zu leiden; aber auch einige dem Buchhandel angcschlossene Firmen setzten sich häufig über die Verkaussordnung hinweg, und auch dieser Wettbewerb war für uns empfindlich fühlbar. Diese Firmen sind allerdings die ersten gewesen, die der jetzigen Geschäftsflaute zum Opfer gefallen sind. Der regelwidrige Ver kauf hat ihnen Wunden beigebracht, von denen sich die meisten nicht mehr erholen werden. Viele dieser schleudernden Firmen sind schon jetzt von der Bildfläche verschwunden. Die noch vor handenen Außenseiter werden, wenn sie nicht zu einer regulären Bcrkaufswcise übergehen, den schon zugrunde gegangenen Firmen zweifellos bald folgen müssen. Im Bahnhofsbuchhandel war in der ersten Hälfte des Jahres gegenüber dem Vorjahre eine kleinere Besserung zu verzeichnen. Leider aber hielt diese Besserung nicht an, und es ging langsam, dann aber schneller und schneller mit dem Umsatz abwärts. Sowohl der Buchabsatz stockte als wuch der Absatz von Zeitschriften und Magazinen. Aus den Berichten der Reichs bahn geht hervor, daß ihre Einnahmen täglich um Millionen zurückgehen. Entsprechend hat sich auch die Zahl der Reisenden verringert, und das schlechte Geschäft im Bahnhofsbuchhandel dürfte sich aus dieser Verminderung erklären. Der Zeitschriftenhandel hat sich im Berichts jahr noch verhältnismäßig gut gehalten. Die Neuwerbung von Abonnenten war im allgemeinen nicht mehr leicht und bei der Ungunst der wirtschaftlichen Verhältnisse die Zahl der Abbestel lungen ziemlich erheblich, die durch Zugänge nicht ausgeglichen werden konnte. Der Zeitschristenhandel hat sich daher immer 539
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