Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.05.1926

X» 113, 18. Mai 1926. Redaktioneller Teil. »Saure Gurken-Zeit, eine Bild aus der Sommerjnlle im Buchladen«. Der Autor hatte hier ein Geschehnis innerhalb des Vereinigungs- lebcns mit liebenswürdigem Humor umrahmt und gezeigt, wie man u. U. in der Freude über einen großen Auftrag auch einen nicht minder großen Niederschlag erleben kann. Was die Schauspieler in diesem Stückchen als Dilettanten leisteten, das war gewiß erstaunlich. Und wenn wir hier Herrn Hans Warneck, Herrn stuck, pdil. Hans Eger und Fräulein Gertruds Dclzcr nennen, so will das ein kleiner bescheidener Dank für -die Freude sein, die sie uns gemacht haben. Alles in allem: ein schöner, gelungener Abend, der in der Erinnerung noch manchmal laut zu denen reden wird, die seine Teilnehmer waren. G a e d e. Ungeordnete Geschäftsaussicht. — Aus Antrag des Kaufmanns Hugo Max Weißer in Falkenstein i. V., Schloßstraße 7, Inhabers der unter der Firum Hugo Weißer in Falken st ein betriebenen Buch-undPapier Handlung, Büromöbel- und Büromaschinen handlung, wird über dessen Vermögen eine Geschäftsaufsicht zur Abwendung des Konkursverfahrens angeordnet. Zur Aufsichts person wird ber Rechtsanwalt vr. Schulze in Falkenstein i. V. er nannt. Ausgefertigt am 11. Mai 1926. Der G e r i ch t s s ch r e i b e r des Amtsgerichts Falken st ein i. V. londoner Buchhändler in Leipzig. — Unter Bezugnahme auf die Mitteilung im Börsenblatt Nr. 104 vom 6. Mai benachrichtigt hierdurch die Ausländsabteilung des Börsenvcreins alle diejenigen Firmen, Anstalten und Privatpersonen, die sich freundlichst bereit erklärt hatten, den Londoner Gästen ihre Betriebe zu zeigen, daß der General streik in England es leider verhindert hat, daß der Besuch während der in Aussicht genommenen Tage vom 18.—20. Mai zur Ausführung ge langt. Wie jedoch die Loeiet^ ok lZookmen dem Börsenverein mit teilte, will die Londoner Abordnung Leipzig zu einem späteren Termin besuchen, worüber die Interessenten rechtzeitig Mitteilung erhalten werden. Fachausstellung »Wcrbeschau« in Stuttgart. — In den Tagen vom 10.—20. Juni 1926 findet in Stuttgart eine mit großer Spannung erwartete Fachausstellung für neuzeitliche Büro-Organisation und sparsame Betriebsmethoden, Kundenwerbung, Reklame, Vertreter- und Reiseorganisation, Fach literatur und Presse statt, die unter dem Namen »Wcrbeschau — Stuttgart« unter der Mitwirkung führender Fachverbände aufge baut wird. Dabei ist beabsichtigt, nicht nur die gesamte Fachpresse, sondern auch in eleganter und origineller Weise das Gebiet der mo dernen kaufmännischen und betriebstechnischen Fachliteratur, einschließlich Kartenwerke, ausfällig auszustellen und gleichzeitig zu verkaufen. Für die technische Ausführung und literarische Zusammenstellung ist von der Ausstellungsleitung die Firma Richard Kaufmann, Buchhandlung und Anti quariat in Stuttgart, beauftragt worden, die in den nächsten Tagen den Verlag zur Beteiligung ausrufen wird. In einem dazu eingerichteten Lcsesaal wird den Besuchern Gelegenheit gegeben, sich mit der einschlägigen Literatur vertraut zu machen. Die Ausstellung wird aus allen Kreisen der gesamten süddeutschen Bank- und Jndustrie- wclt, des Handels, der Kaufmannschaft, den Handels- und Gewerbe schulen, Lehranstalten usw. besucht werden. Für die Verleger handels- wissenschaftlicher Literatur ist damit eine glänzende, überzeugende und billige Propaganda geschaffen, wie sie nur selten für den modernen Büchervertrieb wiederkehren wird. Internationale Zeitnngsausstellung in Köln. — Im nächsten Jahre soll der Plan einer internationalen Zeitungsausstellung in Köln durchgcführt werden. Mit der Ausstellung, die alles umfassen wird, was irgendwie mit dem Zeitungs- und Zeitschristcnwesen zu sammenhängt, sou eine internationale Pressetagung verbunden werden. Vortrag. — Auf Veranlassung der O st d e u t s ch e n B u ch h a n d - lung in Breslau sprach kürzlich Herr Kaplan Härtel- Oltaschin im Vortragssaal dieser Buchhandlung über die Bedeutung der Psychologie für Wissenschaft und Leben. Fünfzig Jahre »Deutscher Vortrags-Verband«. — Der Deutsche Vortrags-Verband (Sitz Mannheim), der auf dem Gebiet des Bil dungswesens in ganz Deutschland und auch im Ausland wohlbekannt ist, begeht vom 29. bis 31. Mai in C o b u r g die Feier seines fünfzig jährigen Bestehens, zu der Vertreter von Reichs- und Staatsbehörden sowie viele Gäste aus Gelehrten- und Künstlerkreisen erwartet werden. Mit der Feier ist zugleich die ordentliche Jahrestagung verbunden. Der Allgemeine Deutsche Buchhandlungsgehilfen-Verband (Fach gruppe Buchhandel im D. H. V.) Kreis Leipzig, ladet hierdurch zu seiner am Donnerstag, dem 20. Mai 1926, abends 8Uhr, in den »DreiLilie n«, Leipzig-Reudnitz, Kohlgartenstraße 63, statt findenden Kreisversammlung ein. Besonderen Hinweis ver dient die Vorführung des Lichtbildervortrags »Der Gau Sachsen des D. H. V.«. Gäste sind herzlich willkommen. Buchhändlerverein »Rübezahl« in Breslau. — Am Sonntag, dem 9. Mai, fand der Maiausflug des Vereins statt, zu dem auch die Jungbuchhändler, die bisher nicht zu den Mitgliedern gehörten, ein geladen worden waren; infolgedessen war die Beteiligung äußerst rege und für den Vorstand sehr erfreulich. Bei herrlichstem Wetter wurde nach Beendigung der kurzen Eisenbahnfahrt die Wanderung durch die Hügelketten des Trebnitzer Berglandes angetreten. Saftige Wiesen, herrliche Waldungen und blühende Obstbaumalleen wurden durch quert, um schließlich auf einem bewaldeten Hügel eine kurze Rast zu halten, die dazu diente, Jung und Alt in fröhlichem Spiel zu ver einen. Eingeleitet wurde die Rast durch Worte des ersten Vorsitzen den, Herrn Konrad Schneider, der in Hinweis auf den Mutter tag, der an diesem Tage stattfand und zur Ehrung der Mütter ein gesetzt wurde, dies als eine Selbstverständlichkeit hinstellte, die nicht erst durch einen Druck auf die Menschen erzielt zu werden braucht, da es doch im Herzen und im Gemüt eines jeden anständigen Menschen liege, die Mutter zu ehren. Aber vielleicht sind die Zeiten jetzt nicht mehr so, wie sie früher waren, und der Druck ist notwendig. Seine Rede klang in ein Hoch auf unser Vaterland aus, daran anschließend wurde das Deutschlandlied gemeinsam gesungen. Die Wanderung wurde nun fortgesetzt, um schließlich nach den herrlichen Waldungen des Sibyllenorter Forstes zu gelangen. In Sibyllenort selbst wurde die Mittagpause gemacht und nach dieser, da inzwischen ein Witterungs umschlag eingetrcten, noch einige Stunden bei Spiel und Tanz ver bracht. Am späten Nachmittag wurde die Heimfahrt angetreten und nur einige wenige standhafte Rübezähler mit ihren Damen blieben in sehr gemütlicher Stimmung bis in die Abendstunde im Sibyllenorter Hofbräuhaus zusammen. — Die nächste Veranstaltung des »Rübezahl« ist der Sommerausflug in »Rübezahls Reich«. Breslau, den 15. Mai 1926. Carl Müller i. Fa. Victor Zimmer, stellvertretender Vorsitzender. Die »Oolleetions« in Frankreich. — Unter ihnen hat man die Her ausgabe von Werken zu verstehen, die aus irgendeinem Gesichts punkt zusammengefaßt werden können oder die von Anfang an von diesem Gesichtspunkte aus geschrieben worden sind. Diese Samm lungen erfreuen sich einer steigenden Beliebtheit; so sehr, daß man diese Beliebtheit als ein charakteristisches Zeichen der Zeit, der geisti gen Verfassung der heutigen französischen Leserwelt auffassen darf. Für den Verlag hat diese Beliebtheit -die angenehme Folge, daß die Herausgabe eines neuen Werkes im Rahmen einer solchen einmal be kannten Sammlung eine vollkommen sichere Sache ist, »uns akkair« L tout repo8«, die man im vorsichtigen Frankreich bekanntlich ganz be sonders schätzt. Ich führe hier einige dieser Sammlungen an, in Deutschland findet man ja Ähnliches oder das Gleiche, dennoch mag dies oder jenes anregen. Da haben wir die Serie »lle vaste moncko — Die weite Welt«, sie bringt Abenteurer-Romane, die meist in exotischen Erdteilen spielen. Eine andere Seite ist die der verschiedenen sozialen Typen, erschienen sind schon der Advokat, der Bürger, Gelehrte, Priester, Politiker, Schriftsteller; eben ist »Der Diplomat« herausgekommen, der Verfasser ist Herr Jules Cambon, der bekannte Botschafter. Wir haben ferner eine »Sammlung der Meister der fremden Literaturen«, wobei Deutsch land gewiß nicht vergessen wurde; eine »Sammlung der modernen Länder«, der neueste Band heißt »Frankreich an der Arbeit«; eine »Sammlung der fremden und modernen Prosa-Schriftsteller«; eine »Bibliothek des Bon Vivant«, die zwei letzten Bände sind »Die Ge schichten vom Pfarrer« und »Die Geschichten vom Commis Voyageur« ; sehr groß ist die Beliebtheit der Sammlungen von Anekdoten, Witzen und Histörchen: es gibt da die »Collection ck'^nas« mit u. a. folgenden Bänden: Sport-Geschichten, die Geschichtchen der Ärzte, der Jagd, des Montmartre, der Richter, der Offiziere, der Witz von Bernard Shaw, von Heinrich Heine usw. Die »kidliotköque ckes Lckucateurs« ist eine Sammlung populärwissenschaftlicher Werke; die »Sammlung des 633