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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.10.1934
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1934-10-13
- Erscheinungsdatum
- 13.10.1934
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- Deutsch
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- Saxonica
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^ 240, 13. Oktober 1034. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. Dtschn Buchhandel. die Dinge, uni die cs geht, klarzustellen. Wie an der Spitze jeden Heeres ein Generalstab steht, der sich mit ganz anderen Dingen zu beschäftigen hat als der Krieger im Graben, so müssen wir auch im geistigen Leben unseres Volles uns zu dieser bewährten und allein fruchtbaren Rol lenverteilung durchfinden. Allerdings nicht im frühe ren Sinne, wo der Stab — das sind also die geistig führenden Schichten — hoch über dem »Volke« ein abgeschlossenes, weltfrem des L'art Pour l'art-Eigcnlcben führte und die Masse der Suchen den und Hungrigen vor den Schatzkammern geistiger, seelischer, weltanschaulicher Kräfte stehen ließ! Sondern in einem opfcrn- wollenden, hingebendcn, mitreißenden Geiste, der cs den Vielen erspart, sich zwischen tausend Unzulänglichkeiten auf gut Glück einen Weg nach oben und nach innen zu suchen! Der wie ein Filter alles.Seichte und Halbe sesthält und nur die klaren, starken Quellen in den durstigen Acker des Volkes hineinströmcn läßt! Wir brauchen in diesem Sinne einen Gene ra Ist ab von Verschworenen des volksfördcrn- den, erhebenden, erhöhenden, klärenden, srncht- trächtigcn Schrifttums, nach dessen Weisungen ein Volk wirklich marschieren kann! Für diesen »Gencralstab« brauchen wir nach wie vor — ja heute mehr denn je! — eine cinordnendc, erläuternde, fachlich bestimmte Kritik! Aber der Sturm auf die Seele des Volkes — in denn auch die vorgenannte Kritik als Rüstzeug der Führenden eine bedeutsame Rolle spielt — must mit anderen Waffen vorgetragcn werden! Bei allen Erörterungen um das Für und Wider der Kritik in den letzten Jahren schienen alle Beteiligten übereingekommen zu sein, so zu tun, als sei der Hnndertsatz derjenigen, für die eine literarische Kritik in Betracht käme, so um 9 l> heru m und als handle es sich lediglich darum, sich auf eine der verschiedenen Kritikmöglichleiten, die aber samt und son ders Wurzel und Ziel gemeinsam hatten, als die beste, zu einigen! Diese Gespräche sind in unserem Zusammenhang überflüssig und vollkommen unfruchtbar! Denn ihre Voraussetzungen treffen ja gar nicht zu! Man mache nur einmal ernstlich eine Probe im Volke! Auch bei. den »gebildeten« Schichten! Auch dort, wo schön geistige Gespräche zum täglichen Brot gehören und wo inan noch heute lobt oder den Stab bricht, je nachdem, weil man es für unfein hält, in diesen Dingen nicht mitreden zu können! Die Methoden insgesamt müssen geändert werden! Kritik für die Kundigen, für den »Gencralstab«! Aber dem Volke, der Unzahl der nach Führung Suchenden gebe man nach ganz großen Gesichtspunkten gewähltes Schrifttum selber in die Hand! Diese großen Gesichtspunkte heißen: Ehr furcht vor den. Ewigen, Achtung vor dem ganzen Einsatz eines ringenden schöpferischen Künst lers, Wissen um die Gegebenheiten und Notwen digkeiten unseres völkischen Lebens und Liebe zu Klarheit, Wahrheit und Sauberkeit! Inner halb dieser feststehenden Eckpfeiler unseres volklichcn, seelischen Lebens mag dann jeder Volksgenosse sich frei bewegen und selbst entscheiden! Daß hier gerade der von vr. Hasper vorgcschlagene Weg: Abdruck von gewissenhaft gewählten Proben aus wichtigen Bü chern beste Dienste leistet und wirklich Neuland zu erschließen ver mag, habe ich an Hand jahrelanger Beobachtung in meiner Schrift- leitertktigkcit durchaus bestätigt gefunden. In unserer Zeit, wo jedermann durch übertriebene Werbungen vielfach mißtrauisch gegenüber allen wortreichen Empfehlungen geworden ist, bietet die eigene Anschauung des zu Erwartenden die beste Gewähr, daß man den zu Gewinnenden vorurteilslos an das heranführen kann, was er zu seinem eigenen und seines Volkes Nutzen braucht! Hier haben wir cs in der Hand, das Schrifttum wirklich zu dem zu machen, was es sein muß: Mittel der Menschen- und Volksführung in allen Lebenslagen, auf verschiedene Höhenstufen verteilt, i,inner bereit, Kräfte zu erschließen und schon vorhandene anzukurbcln! Daß viele — und gerade größere — Berlagsanstaltcn die Richtigkeit dieser »Volksanrufung« verstanden haben, beweist die Tatsache, daß sie in zunehmendem Maße die wichtigeren Zeitungen mit drnckfcrtigen, geschickt gewählten Leseproben beliefern. A n ch große und ganz große Zeitungen gehen in der letzten Zeit immer mehr dazu über, b e z e i ch n e n d c Stellen ans neuen Büchern abzu drucken, weil sie es begriffen haben, daß hier eine der »Möglichkeiten« des Zeitungs- Wesens vorlicgt: Volksführung im besten Sinne zu treiben! Daß hier noch fruchtbare Gemeinschaftsarbeit zwischen Verlag und Presse geleistet werden kann, liegt auf der Hand. Dieser Weg ist die beste Art, den Waschzcttelabdruck aus den Zeitungen zu verbannen. Er wirkt ehrlicher, unbefangener, gerechter als jede schematisierte Empfehlung! Unsere Herren Kritiker müssen auch wieder den Acut haben, offen zuzugebcn, wenn sic das eine oder andere Werk ihres Faches nicht gelesen haben, statt trotzdem aus einem verhängnisvollen Totalitäts- und Unfehlbarkeitswahn heraus doch so zu tun, als wüßten sic genau, was los ist. Diese Eitelkeit persönlichster Prägung hat unsäglichen Schaden und unglaubliches Unglück eingerichtet! Es ist keine Schande — zumal bei unserer gesegneten Massen- crzcugung — etwas nicht zu kennen. Aber cs ist eine bodenlose Unverschämtheit, dann trotzdem darüber zu sprechen und zu schrei ben, nur damit unsere »Allwissenheit« nicht angezweifelt werden könne! AberauchhiermußderVerlagdieZeitungen, mit denen ec Zusammenarbeiten will, klüglich aus wählen! Der sinnlose Massenverjand an viele Hunderte von Zeitungen muß einmal zu Ende sein! Besprechungsstücke und Bnchauszügc dürfen nur solchen Zeitungen zur Verfügung stehen, die auch in ihrer ganzen sonstigen Haltung Gewähr für wirklichen, überzeugten Einsatz bieten! Wer seine Besprechungsstücke im Auge behält, wird sehr bald wissen, wo dieser ehrliche Einsatz zu finden ist und Ivo es sich lediglich um Schnorrantenwünsche zur Auf füllung des eigenen Bücherschrankes handelt! Aus dieser verloge nen, käuflichen, willfährigen Atmosphäre müssen Besprechungs- stücke und Besprechungen heraus, — dann haben die Kritik und ihre Gültigkeit mit einem Schlage die Stellung und das Vertrauen wieder, die sie zu beanspruchen haben! Vorstoß ins Volk, — das ist es, woraus eS ankommt! Jeder von der Vielfalt und überirdischen Gewalt unseres besten Schrifttums aller Jahrhunderte wahrhaft Ergriffene muß hier heran! Es gibt hundert Wege und tausend Möglichkeiten! Die oben genannten und besprochenen sind nur ein Teil da von, wenn auch ein sehr wesentlicher. Wir brauchen dazu keinen Familienstreit um die beste und allein richtige Methode. Die gibt eS gar nicht! Aber wir brauchen den ehrlichen Willen und die ganze Bereitschaft aller, die hier irgendwelche praktischen Möglichkeiten haben: die über den Alltag hinausgehende, wissenschaftlich und rein geistig begründete Kritik als Richtweiscr für alle, auch im kleinsten Kreise, zur Führung Berufenen, — die einfachere, schlichte Dar bietung von Appetitsproben für die nachdrängenden Massen des Volkes und den verständnisvollen ständigen Bereikschaftskanipf einer Tagespresse, die Stunde um Stunde tiefer ins Volk hinein- wirken könnte, als sie es bislang vielfach tut! Zusammenarbeit, meine sehr verehrten Herren! Kein Fürsich, keine Znständigkeitsauseinandersetzungen, keine Einseitigkeit und Engherzigkeit! Das Schrifttum ist bunt und tausendfältig wie das Leben selber! Wer ihm an einer Stelle vorwärtshilft, hilft auch dem Ganzen weiter. Und daraus kommt es ja im letzten Grunde immer noch am meisten an! 888
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