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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.12.1934
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1934-12-04
- Erscheinungsdatum
- 04.12.1934
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- Deutsch
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282, 4. Dezember 1934. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. k>. Dtschn Buchhandel. Das Ringen um die neue Wertordnung*) Von Dr. Äunke Die Lage ist immer das Ergebnis von Gegenwehr und Einsatz. Es ist nun nicht zu leugnen, daß im Ringen um die Neu gestaltung von Volt, Staat und Wirtschaft auch Schwierigkeiten ausgetreten sind. Jedoch berührt uns das im Vollgefühl unserer einsatzbereiten Kraft weniger als der Gedanke, daß in der letzten Zeit höchst beachtliche Versuche gezeigt haben, daß daran gearbeitet wird, unsere Ziele, vor allem auf wirtschaftlichem Gebiete, zu ver nebeln und zu verwischen. Es must daher noch einmal versucht werden, das Problem so zu umreisten, wie wir cs sehen. Unsere Ausgabe. Wir gehe» dabei von der Überzeugung aus, dast unser Kampf vor der Machtergreifung und die nationalsozialistische Revolution selbst im Grunde genommen nichts anderes sind als das Ringen um eine neue Wcrtorduuug. Wir wollen dabei nicht bestreiten, dast auch bei unseren Geg nern vielfach eine allgemeine Meinung über verschiedene Werte vorhanden war, wenn auch sehr oft die Werte ausschliestlich sub jektiv und gefühlsmäßig fundiert waren. Aber diese Werttascln, soweit sic überhaupt vorhanden waren, waren längst stumpf ge worden. Ein neues Koordinatcn-System der Werte mußte ge funden, eine neue Werttasel mußte geschaffen werden. So schuf sic als erster Nietzsche in seinem Übermenschen: Alles, was ihm diente, war wertvoll; alles, was ihm widersprach, war als unwert abzu lehnen. Dem Nationalsozialismus war cs dann im großen Vor behalten, Werte wieder zu erwecken und neu zu ordnen, die schein bar längst untergcgangen und verschüttet waren. Das Volk als oberster Wert wurde zu dem magnetischen Kraftfeld, durch das alles im Leben des einzel nen Richtung und Sinn erhält. Kultur, Wirtschaft, Staat, Recht, alle Le be n s ä u st e r u n g c n — sic müssen nun auf dieses Ziel hin neu ausgc richtet werden. Aus dieser Aufgabe des Nationalsozialismus geht ganz klar hervor, dast alle Worte, Begriffe und Werte erst ihre Stellung und ihren Sinn aus dieser neuen Grundhaltung erhalten. Auch das gute Alte, das sicherlich vorhanden ist, kann nicht desto egen unberührt stehen bleiben, weil es gut ist, sondern cs muß in die neue Rangord nung der Werte ein bezogen werden und wird erst dadurch von dem neuen Zentralpunkt aus seine Stellung und seine Bedeutung erhalten. Idee und Erfahrung. Es verdient festgehalten zu werden: Die Idee ist in Zeiten des Umbruchs der Lcitstrahl und der große Motor der Neugestaltung aller Dinge; die Praxis der Sachverständigen der notwendige Bremsklotz. Beides ist wichtig. Aber eins kann mit dem anderen nicht ungestraft vertauscht werden. Wichtiger als alle Erfahrung ist, daß wir wissen, was kom men wird, weil cs kommen must. Wir brauchen nur einmal an den Krieg von I9l4 zu denken, an die Vorstellungen über den Krieg vor l9l4, an unsere Kriegs erfahr» n gen und Kriegs erin - nerungcn,so wird uns klar werden, welche Überlegenheit d i c Männer besaßen, die voraussahcn, wie dieses große Schauspiel ab- rollen würde. Man kann die Praxis noch so hoch cinschätzen, cs ist aber unvorstellbar, dast irgendein Führer nur aus der Erfah rung die Richtschnur seines Handelns entnehmen kann. Mit Recht hat Clauscwitz einmal gesagt, »daß die Richtigkeit der Konzeption immer eine notwendige Bedingung für den Ersolg ist, wenn auch ihr Verdienst an außerordentlichen Leistungen immer das Geringste sei«. Es wird heute oft so dargcstellt, als ob ein Mann, ganz gleich auf welchem Gebiet, durch seine Weltanschauung, durch seine theo retische Grundhaltung in der Freiheit seines Entschlusses beein trächtigt würde. Dazu ist zu sagen, daß die Erfahrung zeigt, daß theoretisches Wissen den Horizont beschränken kann, daß aus der anderen Seite ein Können ohne intuitives Wissen dem Menschen lOö4 nicht gegeben ist. Führer, ganz gleich auf welchem Posten, kann nur sein, wer seiner Aufgabe nicht nur charakterlich, sondern auch gedanklich gewachsen ist. Mit Reglements, Vorschriften und Leitfäden wird keine Führcrschicht erzogen, so wie sic das neue Deutschland braucht. Dazu gehört eine neue A nscha u n u g von den Dingen, die wir gestalten wollen! Es ist merkwürdig, daß diese Schlußfolgerungen in ihrer Richtigkeit für die nationale Seite des Lebens kaum in Zweifel gezogen, auf wirtschaftlichen, Gebiet dagegen immer mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln bckänipft werden. Man wendet eine Reihe von Gründen ein, die natürlich etwas Richtiges, das gar nicht bezweifelt werden kann, an sich haben, die aber eben dadurch, daß sic trotzdem geäußert werden, geeignet sind, Unruhe und Un heil zu stiften, so dast sic nicht unwidersprochen bleiben können. Man sagt, daß die Wirtschaft aus Zweckmäßig- keitsfragen bestünde und ihre Verquickung mit welt anschaulichen Momenten falsch und im Grunde genommen Marxis mus wäre. Es will uns nicht in den Sinn, warum unsere welt anschauliche Grundhaltung und Überzeugung nur für Kultur und Politik Gültigkeit haben, im übrigen aber alles so bleiben soll, wie es war. Entweder unsere Weltanschauung ist richtig, dann muß sic sich auch in der Wirtschaft durchsetzen. Würde sie das nicht oder wäre sie falsch, dann würde sic so oder so wegen Nichtlösung der sozialen Frage, jener großen Aufgabe, die das vorige Jahrhundert nicht zu meistern wußte, scheitern. - M au kann ü der den Weg in wirtschaftlichen Fragen aus Zwcck- mästigkcitsgründcn streiten, eine Debatte über das Ziel ist eine Sünde wider den heiligen G e i st. Man sagt, wir stünden an einer W irisch aftswcndc und könnten höchstens ahnen, nicht aber errechnen, wie die Wirt schaft in den nächsten Generationen auSschen würde. Es ist richtig, daß man nur ahnen kann, was kommt. Aber ebenso sehr ist es richtig, daß man die Zeichen der Zeit erkennen, und zwar recht zeitig erkennen und sich mit ihren Folgen für die Zukunft be schäftigen muß. Erfahrung ist gut, die Konzeption für die Zukunft ist wichtiger. Plänemacher» ist abzulehncn, Phantastereien sind schädlich, aber ohne zuknnftsträchtigc Theorie, d. h. Aufgeschlossen heit für die Zukunft, bewußt oder unbewußt, gibt es keine Zukunfts- gestaItung, sondern nur ein H i n e i n s ch l i t t e r n in die Zukunft. Man sagt, es sei nicht damit getan, daß man heute verbrennt, was man bisher angebetet, und anbctet, was man bisher verbrannt habe. Das ist ganz unsere Meinung. Wir haben sie sehr oft zum Ausdruck gebracht gegen die, die von heute auf morgen sich-um- gestellt haben. Wir wissen auch, dast das Gegenteil vom Falschen noch nicht das Richtige sein muß. Aber cs wird daher auch kaum einen verständigen Menschen geben, der solch einen Wahnsinn ver treten wird. Dem Nationalsozialisten scheint es daher, daß es sehr oft weniger auf diese Feststellung ankommt, als daraus, erneut zum Ausdruck zu bringen, daß alles dein: alten bleiben müsse. Psychologisch sind daher solche Formulierungen leicht geeignet, Verwirrung zu stiften, auch wenn das nicht beabsichtigt ist. Selbstverständlich können die W i r t s ch a f l s e r f a h r u n » gen nicht in Bausch und Bogen abgetan werden, die in der Ver gangenheit gesammelt worden sind. In Wirklichkeit aber wurde der Kamps von nationalsozialistischer Seite ja auch gegen etwas ganz anderes geführt, nämlich gegen die Leugnung des dynamischen Charakters der Wirtschaft, gegen die, die da glauben, daß das historisch Gewordene ewigen Bestand und ewige Gültigkeit habe. Wie entsetzlich schwer ist cs gewesen, die »Wcltwirtschaftler« davon zu überzeugen, daß die Welt heute anders aussieht und in Zukunft anders aussehen wird als vor zwanzig Jahren. Wenn cs n u r Wir entnehmen diese Arbeit des stell». Präsidenten des Werbe rats dem Novembcrhest der Zeitschrift »Die Deutsche Volkswirt schaft« mit frdl. Erlaubnis des Berlages Da »de si Spcncr, Berlin.
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