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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.10.1933
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- 1933-10-10
- Erscheinungsdatum
- 10.10.1933
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X: 236, 10. Oktober 1933. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. DtschnBuchhandel. kurzem das Französische in den Schulen vor dem Deutschen bevor zugt worden ist, haben die türkischen Buchkäufer viel mehr Interesse für französische als für deutschsprachige Werke. Bei der jungen Gene ration wird diese Bevorzugung des Französischen nicht mehr so stark in Erscheinung treten. Das Zeitungs-- und Zeitschriftengcschäft des Sortiments hat be merkenswerten Umfang. Unter den fremdsprachigen Blättern haben die französischen den stärksten Absatz; deutsche und englische werden ungefähr in gleicher Menge gekauft. Wiener Modedlätter finden auch hier ganz besonderen Anklang. Es sei noch zusammenfassend festgestellt, daß die Sortimen ter in der Türkei, die heute für den deutschen Ausi- landsbuchhandel in Betracht kommen, die deutschen Buchhandlungen Kallis und Kaps und die alte deutschsprachige Firma Carmi sind, alle drei in Jstanbul-Galata (Konstantinopel), ferner die türkische Firma »Akba« in Ankara (Angora), mit der man auch deutsch verkehren kann, und die eben erwähnte französische Buchhand lung Chauvet in Izmir (Smyrna). Wenn ich damit meine Berichte über den Buchhandel in der Tür kei abschließe, möchte ich zuletzt kurz ein vielumstrittienes Gebiet strei fen, die angebliche Xenophobie der Türken, die hier immer wieder im Mittelpunkt der Gespräche zwischen Ausländern steht. Sind die Türken wirklich fremdenfeindlich? Man könnte es ihnen kaum verargen. Eine hundertjährige Überfremdung, die in dem für den Türken beschämenden System der sogenannten »Kapitula tionen« einen sinnfälligen Ausdruck fand, wirkte erheblich an ihrer kulturellen und wirtschaftlichen Rückständigkeit mit und bedingte wohl auch das traurige, unrühmliche Ende des Sultanreiches. Es ist klar, daß ein seinem Volkstum so innig verbundener Reformator wie der Gasi, der die Kapitulationen noch selbst miterlebt hat, die Befreiung von jeder fremden Bevormundung zum Grundpfeiler seines Wirkens machen muß. Gerade der Deutsche muß heute in diesen Din gen dem Türken größtes Verständnis entgegenbringen. Die Gesetze zur Nationalisierung der Industrie und des Arbeitsmarktes können nur dann als scharfmacherisch anmuten, wenn man auf dem Stand punkt steht, in der Türkei müsse alles beim alten bl>eiben. Es ist klar, daß mancher ansässige Ausländer durch die Neuordnung der Dinge bedauerlich schwer getroffen wird und daß auch bei der verstärkten Einschaltung der Inländer in die verantwortlichen Verrichtungen des wirtschaftlichen Arbeitsprozesses manche Unzuträglichkeiten ent stehen, die abgestellt werden müssen. Aber man darf darüber nicht vergessen, daß die Fremdengesetzgebung hier viel schonungs- voller in das Leben der Ausländer eingreisti als in den meisten anderen Ländern der Welt! Fremde Staatsbürger iverden als Privat unternehmer auch in Zukunft in der Türkei arbeiten können. Nur die ausländischen Augestcllten müssen allmählich abgebaut werden. Lassen sie sich jedoch naturalisieren, so können sie auf ihrem Posten Weiter arbeiten. Haben sie sich genug erspart, um sich selbständig zu machen, so bleiben sie ebenfalls unangefochten, müssen aber naturgemäß von nun an türkische Staatsbürger in ihrem Betrieb einstellen. Zur Durchführung all dieser Umstellungen wird den Betroffenen immer ein langfristiger Zeitraum gewährt. Wer für die Verbreitung des deutschen Buches, der deutschen Geisteskultur und Wirtschaft überhaupt auf dem Boden der Türkei arbeiten will, möge aus diesen Erwägungen und Feststellungen die notwendige Nutzanwendung ziehen. Dann, aber nur dann wird er im Lande des Gafi immer Verständnis und offene Türen finden. Sprachgefühl und Sprachbeherrschung im Buchhandel. Von vr. Fritz Rahn. Die diesjährige Arbeitswoche des deutschen und österreichischen Jungbuchhandeis, die — leider ohne die Beteiligung österreichischer und schweizerischer Jungbuchhändler — in Titisee vom 13. bis Al. Au gust abgehalten wurde, hat einen so reichen Ertrag abgeworfen, daß es bedauerlich wäre, wenn er nur der kleinen Teilnehmerzahl zugute käme. Ich versuche deshalb, in zwangloser Form einen Überblick zu geben über den Aufgabenkreis einer solchen Schulungswoche und dar- zulegcn, auf welchen Wegen wir dem gesteckten Ziel näher zu kom men suchten. Diese persönliche Bemerkung voranzuschicken erscheint aus ver schiedenen Gründen notwendig. Es leuchtet ein, daß junge Buch händler nicht durch Unterweisungen allgemeiner Art, wie sie an den öffentlichen Schulen üblich sind, in die besonderen Erfordernisse ihres Berufes eingesllhrt werden können. Vielmehr müssen sich diese Unter weisungen unmittelbar anschließen an bestimmte, beispielhaft aus- gewählte Aufgaben des Berufslebens. Es läßt sich nicht zeigen: Wie wirbt man für ein Buch? Aber es läßt sich mit einigem Nutzen auf zeigen: Wie werbe ich für dieses oder jenes bestimmt« Buch? Die Übungen der Arbeitswoche waren deshalb angeschlosscn an die Be sprechung einiger zeitgenössischer Romane. Dieser Teil war geleitet von dem Leiter der Frankfurter Volksbibliotheken vr. Johannes Beer. Es wird also im folgenden von bestimmten Büchern die Rede sein müssen, eben von denen, die bei der Schulungswoch« besprochen wurden. Wenn es sich bei vr. Beers Einführung in das deutsche Schrift tum der Grenzsande in Ost und Süd darum handelte, dem Jungbuch händler zu zeigen: wie verschaffe ich mir zuverlässige Kenntnis von Inhalt und Gehalt einer Nomandichtung, wie kann ich daraus die Bedeutung eines Buches innerhalb des Gesamtschrifliumes ablesen, und welche Bedeutung hat ein solches Buch für die Leser meines Kundenkreises, so lautete die Fragestellung der sprachlichen Unter weisung etwa so: Was besagt die Sprachsorm eines Romanes für seinen Gehalt, sein Gewicht, und wie kann ich diesem inneren Gewicht eines Buches bei meiner Werbung, vor allem in der Sprache, im Ton meiner Werbung gerecht werden? Als wichtige allgemeine Einsicht ergab sich folgendes: Sprachgefühl und Sprachbeherrschung haben im Berus des Buch händlers eine unvergleichlich viel größere Bedeutung als in anderen kaufmännischen Berufen. Im Baumwoll- oder MeiaAwarenhandel genügt für den durchschnittlichen jungen Kaufmann die Beherrschung der konventionellen, d. h. in seinem Fach allgemein üblichen Berufs sprache vollauf. Beim Buchhändler liegt der Fall anders. Und das hängt mit dem besonderen Charakter seiner »Ware-, eben dem Buch zusammen. Diese Ware, das Buch ist aufs innigste verflochten mit dem geistigen und seelischen Schicksal vieler Einzelmenschen, und zwar gerade der Menschen, mit denen der Buchhändler zu schassen hat, ja mit dem geistigen und seelischen Schicksal des ganzen Volkes. Der Leib aber, in dem ein Buch sund erst ein dichterisches Buch!)' vor seine Leser hintritt, ist die Sprache. Es ist seine Sprache und zugleich die Sprache, die wir alle sprechen, die deutsche. Unausbleiblich also, daß die Sprache eines Buches hineinwirkt in die Sprache jedes Menschen, der sich mit diesem Buche befaßt, zum mindesten, solang« er sich mit dem Buche befaßt. Und wer befaßt sich, — richtiger gesagt, wer sollte sich inniger mit Büchern befassen als der Verwalter und Treuhänder geistiger, dichterischer Güter, als der Buchhändler? Allgemeine Einsichten solcher Art haben für den Buchhändler unmittelbare berufspraktische Folgen. Für die sprachliche Ausdrucks- weise eines Tuchhändicrs macht es keinen Unterschied, ob er einem Kunden die besondere Oualitäb eines Kammgarnstosses oder eines Kamelhaargewebes innerlich näher zu bringen sucht: e-n Buchhändler kann für ein Buch von Rilke nicht im gleichen Tone werben wie für einen Roman von Wallace. Das heißt: für den Buchhändler reicht die Einübung rein äußerlicher, mechanischer Fertigkeiten im Ge brauch seiner Muttersprache nicht aus. Es gehört zu seinen Berufs pflichten, sein Sprachgefühl so weit zu schulen, daß er mit einiger Sicherheit den Sprachcharakter eines Buches erkennen, unterscheiden und — kennzeichnen kann. Und er muß seine eigene Sprache so weit beherrschen, daß sie sich vor seiner Ware, dem guten Buch, mit einigem Anstand sehen lassen kann, d. h. daß sie der Sprachsorm und der Sprachhaliung eines guten Buches angemessen ist. Es erhebt sich hier di« Frage: Wie lassen sich Sprachgefühl und Sprachbeherrschung aus ein so notwendig hoch gespanntes Ziel hin schulen? Von der Lösung dieser Krage hing letzten Endes der prak tische Erfolg der Arbeitswoche ab. Es handelte sich für den Leiter der Übungen darum, Aufgaben und Arbeitsgänge zu finden, die ohne Zeitverlust, ohne wettere Umstände mit Sicherheit aus die wesentlichen Fragestellungen führten, ferner Kleinsormen stilistischer Schulung zu finden, an denen im Verlauf der Woche gearbeitet und geübt werden konnte, ohne die geistige Spannkraft der Teilnehmer übermäßig zu beanspruchen. Von den mancherlei möglichen Wegen wurden die fol genden bcschritten. Wenn bei der Gemeinschaftsarbeit einer kurzen Schulungswoche etwas herauskommen soll, so muß ein Teil der Vorarbeit auch von den Teilnehmern geleistet sein, ehe die Woche beginnt. Es ist unerläß lich, daß die Teilnehmer genaue Kenntnis vom Inhalt derjenigen Romane besitzen, die der Besprechung zugrunde gelegt werden sollen. Als solche Bücher waren ansgewähll: 1. Eine dichterische Novelle zurückhaltender Sprachsorm: Franz Nabl, Kinbernovcll«. (Rainer Wunderlich, Tübingen.) 2. Ein dichterischer Roman mit bewegter Handlung: Ernst Wie- chert, Die Magd des Jürgen Doskocil. sLangen/Müller, München.! S. Ein dichterischer Roman von gezügelter Sprachsorm: Carossa, Arzt Givn. sJnsel-Verlag, Leipzig.) 4. Ein dichterischer Roman von heftig ausbrechender Sprachsorm: Richard Billinger, Die Asch« des Fegefeuers. sLangen/Müller, München.) 773
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