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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.09.1879
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 03.09.1879
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- Deutsch
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Hi 203, 3. September. Nichtamtlicher Theil. 3427 ordentlichen Menge von verschiedenen Brot- und Zierschristen, welche deutsche Druckereien sowohl in Fractur wie Antiqua nöthig haben, und den bedeutenden Quantitäten, die von gangbareren Schriften in einer größeren Druckerei nöthig sind, begreift es sich leicht, daß eine solche 500— 600 Centner Schrist besitzen muß, und daß das Jnordnunghalten von 20—30 Millionen einzelner, oft nur schwer von einander zu unterscheidender Typen keine leichte Ausgabe ist. Die Manipulation des Setzens dürfte wohl ohne Ausnahme jedem der Leser dieses Blattes bekannt sein. Der Verfasser schil dert sie in seiner klaren und belehrenden Weise höchst anschaulich und hebt namentlich die Wichtigkeit des sorgfältigen „Ausschlie- ßens", d. h. der richtigen und gleichmäßigen Vertheilung des Spa tiums zwischen den einzelnen Worten hervor, eine Kunst, welche lange Uebung oder besonderes Talent erfordert und eines der Kennzeichen des guten Setzers ist. Denn da eine Zeile selten mit einem vollen Worte oder einer passenden Theilung endigt, so muß die Zeile entweder durch gleichmäßiges Vertheilen von Spatium verlängert (ausgebracht) oder durch Einschränken desselben verkürzt (eingebracht) werden. Es ist also oft eine in dieser Beziehung sehr mühevolle Arbeit nöthig, bis eine Seite das gefällige Aus sehen hat, welche wir als etwas Selbstverständliches betrachten. Wie oft aber wird alle Mühe und Sorgfalt tatsächlich vom Ver fasser vereitelt, wenn derselbe ohne Rücksicht aus die vorhandenen Platzverhältnisse in seiner Correctur ganze Sätze streicht, ohne für genügenden Ersatz zu sorgen, oder andererseits ganze Sätze ein schiebt, ohne den entsprechenden Raum vom vorhandenen Satz zu streichen. In den Tagesblättern, die in fliegender Eile hergestellt werden und keinen Anspruch auf langes Leben erheben, läßt man sich solche dem geübten Auge sofort auffallende Stellen wohl gefal len, einen höchst unangenehmen Eindruck aber macht zu weitläufig oder zu eng spationirter Satz in Werken, die im Uebrigen mit Sorgfalt ausgestattet sind und wo sich bei einiger Rücksichtnahme und einigem Eingehen des Autors aus die gegebenen Verhältnisse dergleichen so leicht vermeiden ließe. Nach einer kurzen Darstellung der Verfahrens mit den zum Druck fertig zu machenden Formen, sowie der Arbeit des Drückens selbst geht unsere Darstellung zu der schwierigsten Ausgabe des Druckers: der Zurichtung, namentlich von Illustrationen, über. Es ist sehr verdienstlich, daß die Wichtigkeit dieses Stadiums ge bührend hervorgehoben wird, denn namentlich in Laienkreisen, für welche das Werk ja mit bestimmt ist, wird dieser Theil der Arbeit des Druckers meist vollständig unterschätzt, wenn überhaupt etwas davon bekannt ist. Es sei hier gestattet, aus eine diesen Punkt ergänzende Broschüre hinzuweisen, welche das Bibliographische Institut für die Besucher der diesjährigen Leipziger Kunstgewerbe ausstellung hergestellt hat und in welcher namentlich die Zurichtung von Illustrationen durch Vorführung der verschiedenen Stadien ge zeigt wird, welche ein Holzstock von dem ersten Abdruck vor aller Zurichtung an durch die Grade der mit jedem Ausschnitte steigen den Verbesserung bis zur schließlichen vollendeten Wiedergabe des Bildes durchläuft. Daraus begreist sich denn leicht, daß an der Zurichtung eines Bogens mit Holzschnitten ein fleißiger und ge schickter Drucker mehrere Tage zubringen kann und also das Zurich ten auch bei größeren Auflagen gewöhnlich mehr Zeit erfordert, als der Druck selbst. Der Verfasser schildert nun noch die am Papier nöthigen Arbeiten: das Feuchten, Satiniren und Glätten und schließt damit seinen äußerst lehrreichen Ueberblick über die Ent stehung eines Werkes, um daran die Nutzanwendung zu knüpfen: die „Praktischen Winke für die Herstellung eines Druckwerkes". Nach allem, was über die Manipulation des Setzens gesagt ist, leuchtet die große Wichtigkeit ein, welche der Zustand des Manuscriptes sür die Erleichterung oder die Erschwerung der Arbeit hat. Schlechtes Manuscript ist in dem jetzt geltenden Tarif ausdrücklich als Bercchtigungsgrund für den Setzer, besondere Ent schädigung zu verlangen, ausgeführt, und man wird dies bei dem Zustande, in welchem viele Schriftstücke in die Druckerei kommen, nur gerecht finden können. Dabei wird dieser Punkt aber stets eine Quelle für Differenzen zwischen Drucker und Verleger sein, denn der Begriff „schlechtes Manuscript" ist dehnbar für beide, am meisten aber sür den nachlässigen Setzer, der damit ein Mittel hat, immer wiederholte Ansprüche zu erheben. Es kann daher den Autoren nicht genug empfohlen werden, für die Lieferung guten Manuscriptes zu sorgen, d. h. also sür eine deutliche Schrist ohne zu viele Aenderungen aus weder zu großen Bogen noch zu kleinen Blättchen, die nur auf einer Seite zu beschreiben sind. Je spe- cifischer wissenschaftlich eine Arbeit ist und je mehr technische Aus drücke, Citate in fremden Sprachen u. dergl. sie also enthält, desto wichtiger ist die Berücksichtigung des Gesagten und — desto öfter wird sie leider versäumt. Daß die Klagen in dieser Beziehung nichts Neues sind, beweist der vom Verfasser abgedruckte Passus aus dem 1743 bei C. F. Geßner in Leipzig erschienenen Buche „Der in der Buchdruckerei wohluntcrrichte Lehr-Junge": „Es sollten zwar billig alle älauusoripta, welche man zum Druck übergeben will, absonderlich diejenigen, die von solchen Lntoridus einlaufen, welche nicht in looo, und man sich ihres Rathes nicht bedienen kan, aus das reineste und sauberste abgeschrieben, und von den Hatorlbus selbst roviäiret sein, damit der Setzer nur allein auf seinen Grif, nicht aber auf das Zpintisiren seine meiste Zeit zu bringen möge, Massen es sehr offt geschiehst, daß man solche Kann- scripta unter Hände bekommet, so auch ein Gelehrter selbst nicht lesen, vielweniger ein Setzer errathen kan, daher es denn kein Wun der, daß in manchem Werde mehr Errata als Zeilen befindlich, gantze Sonmm corrumpiret werden, und zum östern wider des Lntoris Meynung, gantz was fremdes, und zur Sache nicht gehöriges hinein gesetzt wird." Mit dem Zustande des Manuscriptes hängt untrennbar zu sammen die Correctur. Der Verfasser weist aus die Wichtigkeit eines guten Correctors hin, und warnt vor der weitverbreiteten Ansicht, daß Jeder, der seine Muttersprache leidlich verstehe und etwas Gymnasialbildung aufzuweisen habe, auch befähigt zum Cor- rector sei. Infolge dieser falschen Ausfassung ist es soweit gekommen, daß das Correcturlesen vielfach kaum noch als eine ernste Arbeit, jedenfalls aber als eine rein mechanische und ohne Auswand von Intelligenz zu verrichtende angesehen wird, und daß sich heute gar mancher tüchtige Corrector dieses Titels beinahe schämen möchte, während ihn früher bedeutende Gelehrte mit Stolz trugen. „Der Corrector muß mit tüchtiger wissenschaftlicher Bildung und gründ lichen Sprachkenntnissen ausgerüstet sein und hiermit praktische Kenntnisse der Buchdruckerci, typographischen Geschmack und einen seinen Spürsinn sür alle Unregelmäßigkeiten im Satz vereinigen, vor allem aber ein sehr scharfes, nicht leicht ermüdendes Auge haben." Da den Autoren eine Anzahl dieser Erfordernisse, vor allein aber die ständige Uebung gewöhnlich abgehen, so ist es auch durchaus nicht rathsam, daß der Verfasser eines Werkes die Cor- rectur desselben allein übernimmt, denn er wird — nur mit dem Inhalt beschäftigt — viele rein äußerliche Kleinigkeiten übersehen und das Mechanische des Geschäftes vernachlässigen. Natürlich aber muß er mindestens eine Correctur seiner Arbeit besorgen, denn auch der geübteste Corrector ist nicht im Stande, für absolut fehler freien Satz zu garantiren und kann außerdem oft die im Manuscript selbst vorkommenden Fehler, Unregelmäßigkeiten rc. nicht auf eigene Verantwortung verbessern. Außerdem muß auch der Autor die Möglichkeit haben, noch während des Druckes selbst kleinere sach- 467*
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