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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.07.1920
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1920-07-06
- Erscheinungsdatum
- 06.07.1920
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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-»»rjenblalt f. Trschn. Vuchhandkt Hedattioneller Teil. X? I-!7, 6. Jiltt 1920. daß er hierin abweichender Meinung sei. Es wäre ja nun mög lich, daß die jüngsten Verhandlungen im Reichswirtschaftsmini- sterium ihn zu einer andern Meinung gebracht hätten. Ist das der Fall, und ist die Kundgebung des Reichswirtschaftsmini steriums in dieser Beziehung so klar und deutlich, dann würde ich dem verehrten Vorstände dankbar sein, wenn er uns darüber noch eine Aufklärung gäbe. Was nun die Frage betrifft: Soll der Ladenpreis erhalten bleiben oder nicht? — denn das ist am Ende die Kernfrage —, so ist diese Frage, glaube ich, weniger eine Frage des »Was tun?«, als eine Frage des »Wohin», und ich glaube, meine Her ren, diese Frage wird nicht von uns, sondern sie wird von der wirtschaftlichen Entwicklung beantwortet werden. Meine Her ren, seien wir uns darüber klar: wir stehen hart vor einem auch äußerlich nicht mehr aufzuhaltenden wirtschaftlichen Rückgänge. Ich komme eben heute — verzeihen Sie, wenn ich das anführe — aus dem westlichen Industriegebiet und habe dort Gelegen heit gehabt, mit vielen erfahrenen Männern zu sprechen. Man ist dort allgemein der Anschauung, daß die inner« Fäulnis sehr bald auch zu einer äußeren Fäulnis in unserem Wirtschaftsleben durchbrechen wird. Täuschen wir uns doch darüber nicht, daß die dauernde Preissteigerung und der scheinbare Nutzen, den manche Gewerbe daraus ziehen, nur Phosphoreszenzerscheinun gen der Fäulnis sind, die der Zersetzung vorangehen. Es ist auch gar nicht anders möglich, und wir kommen zu einer Gesundung nur durch den Durchgang einer Krisis, die uns noch bevorsteht. Wir müssen unsere Preise abbauen in den Waren, wir müssen unsere Preis« abbauen auf dem Arbeitsmarkt. Meine Herren, es ist schon heule nicht nur etwa bei den Waren, die wir vom Auslande beziehen müsse», ein starker Preisrückgang bemerkbar. Das wäre durch die Valuta verständlich. Wir bezahlen jetzt Kupfer, Blei, Aluminium »sw. weit niedriger als noch vor kurzem. Aber es ist schon darauf hingewiesen: wir bezahlen auch Holz weit niedriger, und auf dem Ledermarkt ist eine außerordentliche Entwertung eingetreten. Landwirtschaftliche Maschinen sind heute zur Hälfte des Wertes wie noch vor wenigen Wochen zu haben. Sie sind einfach nicht unterzubringen, weil die Land wirte sie nicht mehr bezahlen können. Meine Herren, diese Ent wicklung wird auch den Buchhandel dem Zeitpunkte einer Krisis naherücken lZuruf: Er ist schon da!), und wenn er kommt, dann entscheidet sich Frage der Einhaltung oder Nichteinhaltung des Ladenpreises nicht durch Gesetze, die wir jetzt etwa machen. (Sehr richtig!) Wen ein solcher Augenblick eintritt, und er wird «intreten, dann wird das Prinzip des festen Ladenpreises, das schon einmal gerade vom Sortiment als Nothelfer in schwerer Zeit verehrt worden ist, aufs neue herbeigesehnt werden, und dann wird der Verlag manchen Bittgang des Sortiments um die Wieder aufrichtung des festen Ladenpreises zu erwarten habe». Dann wird es aber die Frage sein, ob wir dazu noch in der Lage sind. In solcher Lage und in solcher Erwartung aber darf das Sortiment in seinen Gegenwartssorderungen an den Verlag den Bogen nicht llberspannen und von ihm nicht Dinge verlangen, die der Verlag nicht erfüllen kann. (Lebhafte Zustimmung.) Vorsitzender vr. Georg Paetel (Berlin): Auf die Ausführun gen des Herrn vr. de Gruyter möchte ich nur kurz erwidern, daß dar, was er vorgebracht hat, seitens Ihres Vorstandes auch im Reichswirlschaftsminisierium vorgebracht worden ist. Es ist insbesondere auch darauf hingewiesen worden, daß die Bücher- prcise eine solche Höhe erreichen werden, daß die Produktion zu rückgehen mutz. Während das Reichswirtschaftsministerium eine Steigerung des Umsatzes anzunehmcn glaubte, ist gerade daraus hingewiesen worden, das; die erschwerte Produktion und die hohen Bllcherpreise eine derart verminderte Herstellung von Bü- cl>«rn im Gefolge haben würden, daß der Umsatz des Sortimenis dadurch ein geringerer würde, und das war gerade einer der Gründe, die das Neichswirtschaftsministerium bestimmt haben, seine ablehnende Haltung gegenüber dem 207»igen Teuerungs zuschlag aufzugeben, weil es eben auch nicht glaubte, daß der Umsatz beim Sortiment sich wesentlich steigern würde, zumal da ihm von Vertretern des Sortiments gesagt wurde, das; das Sorti- 731 iment sowohl in den Großstädten wie in der Provinz die Ersah- irung gemacht hätte, daß jetzt ein Stillstand, wenn nicht schon ein Rückschritt eingetretcn wäre, daß insbesondere die Zahl der Käufer nachgelassen hätte und die hohen Umsätze nur durch die erhöhten Bücherpreise noch zustande gekommen wären. Es wurde andererseits auch erwähnt, daß ein Teil der Verleger nicht des halb gegen den 207»igen Zuschlag wäre, weil er dem Sorti menter nicht notwendig wäre, sondern weil sie es nicht für richtig hielten, daß sie selbst den 207»igcn Zuschlag nehmen, da sie unter anderen Bedingungen als das Sortiment arbeiteten und cs als Wucher betrachten würden, wenn sie ihrerseits den 207»igen Zu schlag beanspruck;cn würden. (Sehr richtig!> Von diesem Stand- Punkt ist das Reichswirtschaftsministerium unterrichtet. Das Reichswirlschastsministerium hat nun zu entscheiden. Es wird aber in der Praxis nicht anders sein, als daß das Relchswirtschaftsministcrium diesen 2V7»igen Zuschlag billigt. Dann ist cs wieder Sache des Börsenvereins, diesen 2v7»igc» Zuschlag zu schützen und dafür zu sorgen, daß er auch von alle» Mitgliedern des Börsenvereins innegehalten wird. (Zustim mung.) Wieweit er dann mit den Verlegermitgliedern zu einer Verständigung kommt, die es nicht mit ihrem Gewissen für ver einbar halten, selber den 207»igen Zuschlag zu nehmen, das zu entscheiden, mutz ich der Weisheit und der Erfahrung des Bör senvereinsvorstands überlassen. (Heiterkeit. — Händeklatschen.) Willibald Franke (München): Wenn wir heute hier be schließen würden, den Ladenpreis aufrechtzuerhalten, so trieben wir meiner Meinung nach eine Vogel-Slrauß-Politik und sanktio nierten «ine Fiktion; denn der Ladenpreis ist heutzutage eine Fiktion. Er ist nicht nur aufgehoben durch Teuerungszuschläge der Verleger und der Sortimenter, sondern es ist von Herrn Springer auch angedeutet worden, daß er »sogar schon vor kommt-, daß Verleger erklären, alle ihre Angebote seien frei bleibend. Das steht heute täglich seitenweise im Börsenblatt, und es sind größte Firmen, die das tun. Was ist der Ladenpreis im alten Sinne? Er ist die Fest setzung des Preises, zu dem das Buch verkauft werden soll, das zum ersten Male erscheint, und der wenigstens für diese Auflage gilt. Wenn wir einen Teil der Auflage binden lassen, während ein Teil ungebunden bleibt, und Buchbinderpreise und Löhne steigen ungemessen, so müssen wir diesen Preis erhöhen. Ein Preis, der aller vierzehn Tage oder zwei Monate erhöht wird, ist kein Ladenpreis mehr. Die gegenwärtige Situation ist ein fach ein ganz anormaler Zustand. Das wird nicht so bleiben. Ich denke, wir werden auch wieder einmal zu stabileren Zustän- den kommen. Mögen die Preise noch so hoch sein, sie werden mit der Zeit eine gewisse Stabilität erreichen. Nun ist es aber meines Erachtens möglich, für anormale Zeiten auch anormale Ent schließungen zu fassen und zu sagen: wir heben den Ladenpreis vorübergehend auf und behalten uns vor, ihn bei Eintritt nor maler Verhältnisse wieder aufleben zu lassen. Erster Vorsteher des Börsenvereins, Hofral vr. Arthur Meiner (Leipzig): Meine Herren, Herr Hofrat vr. Ehlermann hat Ihnen mitgeleilt, das; weder der Vorsteher des Verlegerver eins noch der Vorsteher des Börsenvereins den Fragebogen aus- gefüllt hätte». Das ist nun bei mir wenigstens nicht aus Be quemlichkeit geschehen, sondern weil ich die Schwierigkeit sah, das, was der Fragebogen verlangt, durchzuführen, und zwar weil ich aus meiner Kenntnis der Verhältnisse vom Börsenvcr- ein her die Schwierigkeit erkenne, die Verleger zu zwingen, de» erhöhten Rabattsatz, für den sie sich nach dem Fragebogen er klären sollen, nun auch durchzusührcn und die Verleger zu ver pflichten, ihn auch in Zukunft einzuhalten. Wenn diese Ver pflichtung möglich ist, so ist der Weg, den der Verlegcrverei» vorgeschlagen hat, selbstverständlich leicht zu gehen. Solange aber nicht die Möglichkeit besteht, die Verleger zu zwingen, die Erhöhung des Rabatts auch auf die Dauer nufrechtzuerhalten, ist dieser Weg sehr schwer zu gehen. Herr vr. Ehlermann Hai weiterhin gesagt, es gäbe nur drei Wege, um aus den Verhältnissen herauszukommen. Der erste, die Dinge gehen zu lassen, wie sie gehen, ist natürlich der be quemste. und der braucht keine Überlegung. Jeder macht, was
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