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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.07.1920
- Strukturtyp
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- 1920-07-07
- Erscheinungsdatum
- 07.07.1920
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- Deutsch
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M 148, 7. Juli 192«. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. beglichen. Das Guthaben hat von 1,047 Milliarden Mark Ende 1918 auf 2,888 Milliarden Mark Ende 1919, also uni rund 1,840 Milliarden Mark angenommen. Das durchschnittliche Guthaben eines Postscheck- tuuden belief sich 1919 auf 5061 .//. Die Gesamteiunahmc der Reichs kasse aus dem Postscheckverkehr betrug 79 Millionen Mark, davon ent fielen 14 Millionen auf die Gebühren und 62 Millionen auf die Zinsen. 6>egen eine österreichische Auslandverkaussordnung. — Die Fach gruppen Sortiment und Antiquariat des Arbeitgeberverbandes der Wiener Buch-, Kunst- und Musikalienhändler haben am 19. Juni zu dem Rundschreiben des Wiener Vcrlegerverbandes vom 14 Juni*) in folgender Weise Stellung genommen, wie in der Osterr. Buchhänd- ler-Correspondenz bekannt gegeben wird: Der Wiener Sortimentsbuchhandel hat vor dem Zusammenbruch seine Kunden auf dem Gebiete der ganzen Monarchie gehabt, und wenn die nach dem Zusammenbruch erfolgte hermetische Abschließnng der Sukzessionsstaaten den Wiener Sortimentsbuchhandel mit einem Schlage um sein ganzes Provinzgeschäft brachte, so haben die seither eingetretenen Milderungen der Grenzsperren zwischen Dentschöster- reich und den Snkzessionsstaaten es dem Wiener Sortiment ermöglicht, langsam einen Teil des früheren Terrains znrückzuerobern. Die eidesstattliche Verpflichtung, nach den Sukzessionsstaaten, auch nach solchen mit schlechter Valuta (Polen, Ungarn!) zu einem anderen und zwar höheren Preise zu fakturieren, als für Wien und Deulsch- österreich, würde diesen Prozeß der Wiederoberung des früheren Ab satzgebietes mit einem Schlage wiederum zum Stillstände bringen. Der Wiener Sortimenter würde in die Gefahr kommen, seine alten Kunden zu verlieren, weil diese Kunden entweder in ihrem Lande selbst sich die Bücher billiger beschaffen können, als von Wien aus, oder aber mit Erfolg versuchen werden, sich ihren Bücherbedarf von Wien ans auf Wegen zu beschaffen, die sich der Kontrolle und der Beeinflussung durch den legitimen Vertragstreuen Buchhandel entziehen. Da das »Ausland« für uns bereits bei Odenburg und Lundenbnrg - zwei Bahnstunden von Wien! — anfängt, sind Schiebungen be sonders leicht. Damit ist weder den Wiener Verlagen noch den Ver tragstreuen Wiener Sortimentern gedient. Statt der scheinbaren valntarischen Mehreinnahme würden die Vertragstreuen Wiener Sor timenter einfach einen empfindlichen Knndenverlust zugunsten von un lauteren Elementen innerhalb und außerhalb des Buchhandels zu ver zeichnen haben. Der Weg, den der Wiener Vcrlegerverband den Wie ner Sortimentern einzuschlagcn zumntct, führt außerdem zur Kon sequenz der Forderung nach dem famosen »gesetzlichen Schutze« der be züglichen Abmachungen durch Absperrung der Grenzen und durch Ausfuhrkontrolle nach reichsdeutschem Muster. Welche Auswirkungen diese Absperrung hat, und wie sic den Verlegern neben fragwürdigen Vorteilen empfindliche Nachteile zufügt, wie sie das Sortiment mit unerträglichen Spesen belastet, hat das Wiener Sortiment eben in den letzten Wochen genugsam Gelegenheit gehabt zu erfahren, und es ist bezeichnend, daß das Streben nach Abschaffung der Auslandverkanss- ordnnng in Deutschland gerade in reichsdeutschen Verlegerkreisen immer lauter wird, weil sie sich als ein Danaergeschenk erwiesen hat. (? Red.) Es kann dem Wiener Sortiment nicht zugemutet werden, zu glei cher Zeit, wo es die reichsdeutschc Auölandverkaufsordnung als schäd lich und unsinnig bekämpft, einer nach ihrem Muster geschaffenen Ein richtung in Wien zuzustimmen, die eine Grenzsperre bei Preßburg und Lundenburg voraussetzen würde. Tie Wiener Sortimenter müssen daher trotz der in dem Rundschreiben ausgesprochenen Drohungen mit Sperre usw. die ihnen angesonnene Untersertigung der eidesstattlichen Verpflichtung ablehnen. Dem Verbände der österreichischen Buch-, Kunst- und Musikalien verleger ist es unbenommen, auf jenem Wege, der durch die Satzungen des Börsenvereins und des österreichischen Buchhändlervereins vorge zeichnet ist, die Geltendmachung seiner Wünsche nach einer entsprechen den Abänderung der Verkehrsordnnng des reichsdeutschen, beziehungs weise des dentfchösterreichischen Buchhandels in den hierzu berufenen Hauptversammlungen der beiden Vereine anzustrcben. Bis dahin wer den voraussichtlich die Dinge in Deutschland sich soweit geklärt haben, daß die Wiener Verleger auch ihrerseits erkannt haben werden, daß die Doppelwährung praktisch undurchführbar ist, zu einer wesentlichen Begünstigung des Schiebertnms führt und zu einer Schädigung des legitimen Wiener Sortiments, dessen Anfrechterhaltung und Stärkung auch im Interesse des Wiener Vcrlagsbnchhandels gelegen ist. *) Dieses Rundschreiben forderte von den Wiener Sortimentern auf Grund eines Beschlusses, der vom Wiener Verlegervevband gefaßt wurde, sich unter Eid zu verpflichten, nach den Sukzessions- staaten zu einem von den Wiener Verlegern festgesetzten Markprcise zu fakturieren. Für die Lieferungen nach der Tschechoslowakei ist durch den im Börsenblatt Nr. 111 veröffentlichten Vertrag zwischen Börsenvcrein und dem Tschechoslowakischen Buchhändlerverein eine Norm geschaffen, die selbstverständlich im Sinne der übernommenen Verpflich tung zur Einhaltung der Anslandvcrkanfsordnung auch für alle Wiener Sortimenter und Verleger bindend ist, insoweit die Wiener Verleger- tatsächlich die Ladenpreise nicht nur in Kronen, sondern auch in Reichs mark angeben. Wir erwarten von Ihrer Loyalität, daß Sie diejenigen znstimmen- den Erklärungen, die infolge der drohenden und ungewöhnlichen Form Ihres Rundschreibens und seiner Verquickung mit der Angelegenheit der Aufhebung der deutschen Ansfnhrgebühren Ihnen bereits abgegeben sein sollten, als nicht abgegeben betrachten. Wien, den 21. Juni 1920. Halm L Goldmann, Gerold L Co., Wilhelm Frick, I. Körper, Abheiter, Dafür, Beck'sche Buchhandlung, L. W. Seidel L Sohn, H. Martin, Fr. Leo L Comp., A. Schönfeld, Knppitsch Wwe., Herm. Goldschmied», Mayer L Comp., Sallmayer'sche Buchhandlung, Kravani. »Herold«, W. Branmüller Sortiment, Hugo Heller. Die Not der deutschen Wissenschaft. — Fast wie eine Tranerseier mutete kürzlich die öffentliche Festsitzung der Preußischen Aka demie der Wissenschaften in Berlin an, die zum Gedenken an den Gründer der Akademie, den Philosophen Leibniz, alljährlich die Freunde der Akademie in ihrem Festsaal, Unter den Linden, vereinigt. Zum letzten Male führte Geh. Rat Prof. 1)r. Diels den Vorsitz. In der Eingangsrede schlug dieser Gelehrte tiefernste Töne an: Schwarze Wolken am Himmel des Vaterlandes, trostlos scheint der Ausblick. Sehnsüchtig wendet man den Blick zurück in die vergangene goldene Zeit. Aber nicht bloß wohltätiges Vergessen gewährt solcher Rückblick, sondern er läßt uns doch auch der Kräfte bewußt werden, die uns zur Höhe führten, und die, wenn wir uns nur treu bleiben, uns wieder emporziehen werden. Der Redner erinnert daran, daß er vor 25 Jahren, als er sein Amt von Mommsen übernahm, gerade da ein gesetzt habe, wo Mommsen sich verstimmt zurückgezogen habe, näm lich als er glaubte, daß in der Akademie zu wenig Verständnis vor handen wäre für seinen Plan einer Verbindung der deutschen und aus ländischen Akademien. Die äußeren Umstände wurden den Bemühun gen von DielS günstiger, und wirklich reichten sich im Herbst 1899 die vornehmsten Akademien und Wissenschaften von Europa in Wies baden die Hand. 1900 feierte die Preußische Akademie unter glück lichstem Zeichen ihr 200jähriges Stiftungsfest, begrüßt von den Abge sandten aller Knlturnationen. Unvergeßlich war der Gruß durch den Kaiser, der reichere Mittel stiftete. Im folgenden Jahre fand in Paris die erste Sitzung der r>ercinigten Akademien statt, wobei der Comte de Franklin die preußische Akademie als den Schöpfer des Einigungsgedankens feierte. Große gemeinsame Aufgaben wurden begonnen. Da kam der Krieg und verschlang alle Errungenschaften der internationalen Arbeitsgemeinschaft. Beispiellos äußerte sich auch der Haß der Gelehrten gegen Deutschland, und daran beteiligten sich auch die maßgebenden Akademien. Voran standen oft Männer, die Deutschland für ihre wissenschaftliche Bildung viel verdankten. Heute macht man in den feindlichen Ländern Ernst mit einer geistigen Blockade Deutschlands, gegen die deutsche Wissenschaft. Bis jetzt haben diese Verschwörungen noch keinen Schaden angerichtet. Mit erhobener Stimme rief Geh. Rat Diels aus: Das wissenschaft liche Herz Europas schlägt noch! Unsere beiden Nobel- Preis-Träger, die soeben ans Stockholm znrückkehrten, sind Zeugen! Diese Männer bekunden, daß die deutsche Wissenschaft auf dem Posten steht und zu größeren Zielen auf theoretischem wie praktischem Gebiet bereit ist. Sie ist jetzt genötigt, neue Methoden zur Ersetzung wich tiger Rohstoffe zu ersinnen. Einige solcher Aufgaben sind bereits ge löst, wie die künstliche Stickstofferzengung. Man darf hoffen, daß cs gelingen wird, auch andere Probleme dieses Gebiets zu lösen — die nicht nur für uns, sondern für die ganze Welt Lebensfragen sind. Geh. NaO Diels legte Protest ein gegen die Behauptung von einer Zersetzung der Wissenschaft und gar von dem Untergange des Abend landes. Davon wissen die, die am Ban der Wissenschaft arbeiten, nicht das mindeste. Im Gegenteil: auf die Eroberung neuer Provinzen ist die Wissenschaft für sich ans! Aber die trostlose wirtschaftliche Lage des Vaterlandes droht mehr und mehr auch die Forschertätigkeit völlig lahmznlegen. Der Notstand der Gelehrten wächst. Unerschwinglich ist die Literatur des In- und Auslandes. Wichtige Arbeiten können nicht mehr gedruckt werden, die Manuskripte häufen sich zu Bergen. Nicht nur daß die Verfasser auf ihren Lohn verzichten müssen, nein, sie müssen, wenn sic die Wissenschaft fördern wollen, noch eigene Opfe'r bringcn! Die Akademien Deutschlands können ihre Unternehmungen nicht mehr durchführen. Von heute ab muß auch die Preußische Akademie aus Not ihre Veröffentlichungen cinstel- 7b3
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