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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.10.1934
- Strukturtyp
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- 1934-10-30
- Erscheinungsdatum
- 30.10.1934
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- Deutsch
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254, 30. Oktober 1934. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. b. Dtschn Buchhandel. Deutsch sind auch die Menschen, die in dieser Umgebung leben, fühlen, handeln und leiden.« Über seine Grundsätze beim Dolmetschen spricht sich Luther in dem 1530 auf der Coburg verfaßten »Sendbricf vom Dolmetschen« aus. Veranlaßt wurde er zu dieser Schrift durch die Behauptung der Gegner, er habe die Stelle Rom. 3, 28 gefälscht mit seiner Übersetzung: »So halten wir es nun, daß der Mensch gerecht werde ohne des Gesetzes Werke allein durch den Glauben«; denn das Wort »allein« stehe nicht im Urtext. Luthers Schrift ist also zunächst eine Verteidigungsschrift, der cs an beißendem Spott und kräftigem Humor nicht fehlt. Da klagt er, daß »bei der Welt kein Dank zu verdienen« sei. Im übrigen stehe jedermann frei, sein Neues Testament zu lesen oder liegen zu lassen. Er habe die Verdeutschung allein zu Dienst getan denen, die es nicht besser machen können, »ist niemand verboten, ein bcssers zu machen.« Seinen Gegnern aber spricht er Recht und Fähigkeit ab, seine Arbeit zu beurteilen: »denn sie haben noch zur Zeit zu lange Ohren dazu, und ihr Ja, Ja si—as ist zu schwach, mein Verdolmetschen zu urteilen. Ich weiß Wohl, und sie wissen's weniger denn des Müllers Tier, was für Kunst, Fleiß, Vernunft, Verstand zum guten Dolmetschen gehört; denn sie haben's nicht versucht.« Hätten sie auch nur die ersten beiden Worte im Matthäus-Evangelium verdeutschen sollen, »so hätte ihr keiner gewußt Gack dazu zu sagen.» Wer jetzt die deutsche Bibel lese, ahne nicht, welche Schwierigkeiten bei der Verdeutschung zu überwinden gewesen seien. »Uns ist wohl begegnet, daß wir vierzehn Tage, drei, vier Wochen haben ein einiges Wort gesucht und gefragt, haben's dennoch zuweilen nicht gefunden. Im Hiob arbeiteten wir also, Magister Philippus sMelanchthons, Aurogallus und ich, daß wir in vier Tagen zuweilen kaum drei Zeilen konnten fertigen. Lieber, nun es verdeutscht und bereit ist, kanns ein Jeder lesen und meistern. Läuft einer jetzt mit den Augen durch drei, vier Blätter und stößt nicht einmal an, wird aber nicht gewahr, welche Wacken und Klötze da gelegen sind, da er jetzt über hingeht wie über ein gehobelt Bret, da wir haben müssen schwitzen und uns ängsten, ehe denn wir solche Wacken und Klötze aus dem Wege räumten, auf daß man könnte so fein dahergehcn.« Insbesondere seine Psalmenverdeutschung und die häufige Ab weichung von den Grammatikern und jüdischen Gelehrten recht fertigt Luther in seiner Schrift »Summarien über die Psalmen und Ursachen des Dolmetschen s« mit dom Grundsätze: »Alle Schulmeister lehren, daß nicht der Sin n den Worten, sondern die Worte dem Sinn dienen und folgen sollen. Was ist's, die Worte ohne Not so steif und strenge halten, daraus man doch nichts verstehen kann? Wer deutsch reden will, der muß nicht der hebräischen Wort Weise führen, sondern muß darauf sehen, wenn er den hebräischen Mann versteht, daß er den Sinn fasse und denke also: Lieber, wie redet der deutsche Mann in solchem Fall? Wennernundiedeut- schen Wort hat, die hiezu dienen, so lasse er die hebräischen Wort fahren und sprcch frei den Sinn heraus auss beste Deutsch, so er kann!« Und nun die Sprache selbst! Wir können's uns nicht anders denken, als daß Luther bei der Übersetzungsarbeit »sich seine Sätze wieder und wieder laut vorgesprochen und abgehört hat. Und hier, auf der Höhe seines schriftstellerischen Könnens wird ihm sein musikalisch-rhythmisches Gefühl zum sicheren Führer. Es ist ihm gelungen, an erhöhten Stellen, etwa in den Psalmen, im ersten Korinthcrbries (Kap. 13), seine Worte zu einer Fülle des Wohl lautes, zu einer erhabenen und süßen dichterischen Schönheit zu verklären, wie sie Jahrhunderten vorher und nachher versagt war.« Das ist ihm freilich nicht immer auf einen Wurf gelungen. Aber wie überraschend schön, und dabei immer natürlich, schlicht, echt und wahr das endliche Ergebnis! Endlich sei noch daran erinnert, daß Luther mit Vorliebe den seit alten Zeiten der deutschen Sprache geläufigen, in unendlich vielen sprichwörtlichen Verbindungen dem deutschen Ohr und der deutschen Zunge eingeprägten Stabreim verwendet, z. B. Dorn und Distel (1. Mos. 3, 18; Jes. 5, 6); Blind und bloß (Offcnb. 3, 17); Stecken und Stab (Psalm 23, 4). Auch sonst liebt er die Alliteration, z. B. Psalm 88, 11: Weise mir, Herr, deinen Weg, daß ich wandle in deiner Wahrheit; Matth. 5, 16: Laßt euer Licht leuchten vor den Leuten! Das Urteil ist gerechtfertigt: »Wo wir die Bibel Luthers auf- schlagcn mögen: in unaufhaltsamem, prachtvollem Fluß gleiten die Sätze an uns vorüber, bald mit der rauschenden Majestät eines hochgchenden, wogenden Stromes, bald mit dem stillen, freund lichen Gemurmel eines Baches, der durch eine Frühlingslandjchaft fließt. Kein anderes Werk in deutscher Sprache zeigt einen solchen Reichtum an sprachlichen Rhythmen und stilistischen Stimmungen, eine solche Verschiedenheit der Töne,, die doch wieder in wunder barer Harmonie zu einer weihevollen Melodie zusammen klingen.« Als erster Teil des Alten Testaments waren schon Anfang 1523 die fünf Bücher Mosis erschienen. Im nächsten Jahre folg ten die Geschichtsbücher als zweiter sowie Hiob, Psalter und die salomonischen Schriften als dritter Teil. Nun aber trat eine längere Pause ein. Kampf und Streit gegen die Verzerrung des Evan geliums sowie die Aufbauarbeit innerhalb der evangelischen Kirche, die Kirchen- und Schulvisitationen, die Reise nach Marburg, der Augsburger Reichstag u. a. drängten die Wetterführung des großen Werkes in den Hintergrund. Endlich, Anfang des Jahres 1534, war auch der letzte Teil des Alten Testaments übersetzt und ge druckt. Roch einmal wurde die ganze Bibel mit den Freunden durchgesehen und »an vielen Stellen deutlicher und klarer ins Deutsche gebracht denn zuvor«. Und nun wurden alle einzelnen Teile zu einem Ganzen vereinigt und erschienen als die erste Aus gabe der ganzen deutschen Bibel: Biblia, das! st diegantzeHeiligcSchrifstDeudsch. Mart. Luth. Wittemberg. Begnadet mit Kurfürstlicher zu Sachscnfrciheit. Gedruckt durch Hans Lusft. M. D. XXXIIII. Nicht weniger als 908 Folioblätter zählt der stattliche Band. Zahlreiche Bilder — Luther hatte selbst angegeben, »wie man sie hat sollen reißen und malen« — schmücken ihn. Mit Rand bemerkungen erleichtert Luther dem Leser das Verständnis. »Ohne viel Worte ließ Luther sein Werk, in dem so unendlich viel seiner Liebe und Kraft, seines Fleißes und Könnens ver borgen liegt, ausziehcn; er fühlte wohl, daß er seinem Volk einen ewigen Schatz geschenkt; der Dank, nach dem ihn verlangte, der mußte aus des Volkes Herz zu seinem Herzen zurückströmcn; und dieser Dank ward ihm und wird ihm noch fort und fort. Wie groß die Freude über die Bibel war, dafür ist u. a. bezeichnend, daß Bugenhagen fortan in seinem Hause am Jahrestag der Vollendung inimcr ein fröhliches Fest der Bibelübersetzung feierte.» Sortimenterkursus des Börsenvereins Wieder waren bildungshungrige junge Buchhändler und Buch händlerinnen aus allen Gauen Deutschlands und der Schweiz in Leipzig zusammengekommen, um während eines einwöchigen Kurses sich durch Vorträge und in gemeinsamer Arbeit beruflich fortzu bilden. Und das wird allen 32 Teilnehmern bestens gelungen sein, denn was und wie der Stoff geboten wurde, kann nicht in den ein zelnen Firmen oder etwa aus Büchern gelernt werden. Zum Be grüßungsabend am 14. Oktober lenkte der Protektor des Kursus, Herr P. Nitschmann nach einer Skizzierung der Entwicklung des Leipziger Platzes unsere Aufmerksamkeit auf die Pflichten des wahren Buch- nicht »Bücher«-Händlers und zeigte in großen Umrissen die Bedingun gen auf, unter denen unser Stand allein seine kulturellen Aufgaben erfüllen kann. Dann erläuterte Herr Professor Menz als Kursus leiter den Lehrplan, der die buchhändlerischen Arbeiten in systemati scher Folge auf die einzelnen Tage verteilte. Von der Tatsache ausgehend, daß die Leistungsfähigkeit des Buch handels in erster Linie von einer guten bibliographischen Verzeich nung der Werke abhängt, lernten wir am ersten Tag unter Dr. Frels' Leitung in der Deutschen Bücherei die Bearbeitung der buchhänd lerischen Bibliographie kennen und hatten Gelegenheit, die unendlich mühselige und zuverlässige, genaue Arbeit dieses wichtigen Instituts zu sehen. Am folgenden Tag schloß Herr Schönfelder daran an und gab eine Übersicht der Mittel für die bibliographische und literarische Orientierung speziell des Buchhändlers. In gemeinsamen Nach- schlageübungen lernten wir praktisch die verschiedenen Kataloge hand haben. Abwechselnd mit den Vorträgen der nächsten Tage, in denen vr. Heß über buchhändlerisches Recht, Prof. Menz, unterstützt von Herrn Birnbach, über Leihbüchereifragen, Vr. Gerathewohl über Knndenpsychologie sprach, mit anschließenden Kundengcsprächübun- 953
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