Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.08.1879
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 20.08.1879
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18790820
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-187908209
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18790820
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1879
- Monat1879-08
- Tag1879-08-20
- Monat1879-08
- Jahr1879
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
3254 Nichtamtlicher Theil. ^ 192, 20. August. der anderen an Reichhaltigkeit, geschmackvoller Anordnung, Vor züglichkeit der Leistungen übertroffen werden, wohl aber übertrifft sie in einem wichtigen Punkte alle anderen: sie bietet nicht nur fer tige Erzeugnisse der betreffenden Industrien, sondern belehrt die Besucher vielfach über die Entstehung der einzelnen Theilc des Buches und gibt auf diese Weise einen praktischen Kommentar zu den Belehrungen, welche der Verfasser in seine:» andern bekannten Werke: „Die Herstellung von Druckwerken" bietet, dessen eingehende Besprechung einem folgenden Artikel Vorbehalten bleibt. Da die Ausstellung gerade zusammentrifft mit dem Jubiläum der Einführung der Buchdruckerkunst in Leipzig, welche nach der jetzt fast allgemein gültigen Annahme in das Jahr 1479 fällt, so faßte das Comitä den weitern Plan ins Auge, in einer besonderen Abtheilung der Ausstellung die Entwickelung der Buchdruckerkunst in diesem Zeiträume durch Vorführung einer Sammlung von Preß- erzeugnissen aller Art, sowie auch Bucheinbänden aus den verschie denen Perioden zu zeigen. Die Beschäftigung mit de» hier gebote nen Schätzen brachte in dem Verfasser vorzugsweise die Idee zur Reise, eine schon früher in den „Annalen der Typographie" gege bene, bis zum Jahre 1840 reichende Reihe von Skizzen über Drucker und Verlegergeschichte Leipzigs zu erweitern und bis auf die Gegen wart fortzusühren. Der Verfasser theilt seine Mittheilungen ein in solche über die Vergangenheit (1479—1840), die Gegenwart (1840—1879) und schließt mit einem „Blick in die Zukunft". Ueber Demjenigen, der die erste Druckerei in Leipzig als selbständiges Gewerbe betrieben hat, liegt bekanntlich das übliche historische Dunkel. Der Ver fasser nimmt noch immer Andreas Frisner als den großen Unbe kannten an, im Gegensatz zuWustmann's neuester Forschung, in der uns ziemlich überzeugend dargethan scheint, daß Frisner jedenfalls keine gewerbsmäßige Druckerthätigkeit ausgeübt hat. Es werden dann die bekannten Namen Marcus Brand, Konrad Kachelofen, Martin Landsberg u. A. kurz behandelt bis auf Kachelosen's Schwiegersohn, Melchior Lotter, Luther's ersten Bibeldrucker, der erst später durch Hans Lufft aus Luther's Gunst verdrängt wurde. Nicht unerwähnt ist natürlich Hans Herrgott geblieben, der, ein Vorgänger Palm's, seine verlegerische Thätigkeit mit dem Leben büßte. In dieser Zeit zeichneten sich bereits die Leipziger Drucke durch Sauberkeit und Genauigkeit aus, und wenn aus seinen Pressen auch keine Prachlwerke wie Fust und Schöffer's Psalter oder der Teuerdank hervorgingen, so waren seine Erzeugnisse durch die Sorg salt ihrer Herstellung doch überall geachtet. Bis zur Zeit des dreißigjährigen Krieges ist ein stetiger Auf schwung bemerklich, die furchtbaren Heimsuchungen dieser Zeit übten natürlich auch auf die Druckkunst den schlimmsten Einfluß und ein reißender Verfall macht sich bemerklich. Die Verwilderung und Zuchtlosigkeit der damaligen Menschheit ist auch aus den Ver mahnungen an die Druckergesellen in Rescripten der Obrigkeit zu ersehen, bei deren Lectüre man freilich recht unliebsame Vergleiche nnt einer uns etwas näher liegenden Zeit zu ziehen gezwungen ist. Sie werden vermahnt, „das fluchen, Gott lästern, Andere zur Banck hauen zu unterlassen; Abends nicht mit Ungestüm anzuklopsen, jauchzen, Geschrey zu tumultuiren, nicht die Wehren zu zücken; das liederliche Feiern, mehrentheils um des unchristlichen Saufens, Schweigens und Tollisirens willen, sowie das Abhalten heimlicher Conventicula behufs des Auswiegelns anderer Gesellen, einzu stellen". Auch die dem westphälischen Frieden unmittelbar folgende Zeit war nicht geeignet, die traurigen Zustände zu bessern. Erst mit dem Ende des 17. Jahrhunderts tritt wieder ein merklicher und nun nicht wieder nachlassender Aufschwung ein. Wir begegnen den Namen Justus Brand, Christoph Zunkcl, Heinrich Christoph Talke, vor allen aber Bernhard Christoph Breitkops, dem Vater des typo graphischen Reformators, der durchseine ausgezeichnete geschäftliche Tüchtigkeit den Grund zu der jetzigen Größe des Hauses bereits fest und sicher gelegt hat. Er galt für den ersten Drucker Deutsch lands, erlebte aber noch das Eintreffen von seines Freundes Gottsched Prophezeiung, daß ihn sein Sohn noch überstrahlen werde. Mit diesem Sohne: Johann Gottlob Immanuel Breitkopf beginnt eine Reform im Druckerwesen einzutreten, mit der sich später an Wichtigkeit nur noch die Einführung der Schnellpresse vergleichen läßt. Seinen unablässigen Bemühungen um besseren Schnitt der Fractur hat diese ihre Erhaltung unstreitig zu danken, denn ihre Formen waren um jeneZeit derartig verwildert, daß man ernstlich mit dem Gedanken umging, sie ganz zu beseitigen. Unter Zugrundelegung Schöffer'scher Muster oder der Theuerdanktype ließ er Schriften construiren, welche für die Zukunst maßgebend wurden. Sein reger Geist versuchte sich auf den verschiedensten Ge bieten seines Faches und überall wirkte er maßgebend für seine Genossen. Auch auf die intellektuelle Bildung von Gesellen und Lehrlingen und damit auf die sociale Hebung seines Standes hat er segensreichen Einfluß gehabt. Wie Breitkopf aus dem Gebiete der Druckerei, so wirkten zwei seiner Zeitgenossen reformatorisch auf dem des Buchhandels: Philipp Erasmus Reich und Georg Joachim Göschen. Beide beein flußten durch die Sorgfalt, welche sie der typographischen Ausstat tung ihrer Verlagsartikel widmeten, indirect auch die Hebung des Druckgewerbes, der erstere aber hat außerdem das größte Verdienst erworben durch seine unermüdliche Thätigkeit zur Bekämpfung des Nachdruckunwesens und zur Schaffung der Anfänge einer buch händlerischen Concentration, womit der Grund zu dem späteren Börsenvereine gelegt wurde. In der Ostermesse 1765 wurde, trotz der heftigsten Opposition von vielen Seiten, von sechsundsünszig Firmen der erste Buchhändlerverein gegründet, der sich um die Her stellung von Ordnung und sesten Regeln im geschäftlichen Verkehr, um die Bekämpfung von Schleuderei und Rabattunwesen, vor allem aber um gemeinsame energische Maßregeln gegen den Nachdruck hervorragende Verdienste erworben hat. Nach Reich's Tode (1787) scheint die Vereinigung allerdings sich stillschweigend ausgelöst zu haben, unzweifelhaft aber ist sie das Vorbild gewesen für den schon 1792 von P. G. Kummer neu ins Leben gerufenen und 1797 durch Carl Chr. Horvath erweiterten neuen Verein, welcher sich zunächst die Vereinsachung der Abrechnungen zum Ziele setzte und über fünf undzwanzig Jahre lang im großen theologischen Auditorium zudiesem Zwecke sich versammelte. Ueber Reich's sowohl als Göschen's Thä tigkeit als Verleger kann das Börsenblatt füglich auf die eingehen den Arbeiten des leider zu früh verstorbenen Büchner verweisen, welche seiner Zeit sämmtlich zuerst in seinen Spalten erschienen. Wir stehen nun am Anfang des lausenden Jahrhunderts, des Jahrhunderts der Dampfmaschine, d. h. für unser Gewerbe dem der Schnellpresse. Mit der Ausstellung der ersten Schnellpresse in Leipzig, welche im Jahre 1826 durch Friedrich Blockhaus erfolgte — eine Neuerung, welche Veranlassung zu Arbeiterunruhen gab — beginnt die gegenwärtige Periode der Massenproduktion, die aber zugleich eine Zeit des ununterbrochenen Vorwärtsstrebens, einer wohl mit Fug und Recht fieberhaft zu nennenden Unbe- friedigtheit mit dem Erreichten ist. Infolge dieser charakteristischen Eigenheit unseres Jahrhunderts leben wir alle in einem ununter brochenen Werdeprozeß, jeder noch so wichtige Fortschritt dient nur als eine neue Stufe zur Erreichung eines Zieles, dessen Einzelheiten bei der fortwährenden Erfinderarbeit unserer Zeit noch Niemand sestzustellen im Stande ist. Das bibliographische Leipzig kann mit Stolz den Ruhm für sich in Anspruch nehmen, daß es bis auf diesen Tag in allen Hauptsachen an der Spitze dieser, in unseren wie in
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder