652 Nummer 89, 15. Februar 1V8S Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel O/'s Lc/rö^L/s/i /^-ärc/rs/i ///ros Lc/rs/ms/issLs/r/c/i/s/i Hans Zrie-rich Slunck von Heistern unter und über-er Erde Mt 10 Holzschnitten von H. Pape. GeschenkbanL Z.80 Ssr/,'nsf Sö>LS/1^S/ttMS An zwei Duellen -er deutschen Seele knüpft Blunck in diesen Geschichten an: an die Gestalten der nordisch-germanischen Sage und an das deutsche Märchen. Er hat wie selten ein Dichter der Gegenwart die Gabe, den Leser unmittelbar anzusprechen. Seine Märchen sind nur äußerlich ausgeschrieben. Man hört den Erzähler durch die Buchstaben hindurch sprechen. Diese Eindringlichkeit seiner schlicht-schönen Erzähiweise rückt uns die entfernten Gestalten des Wanderers, der Krau Gode so nahe, daß wir in ihren Bann gezogen werden. Blunck hat Dichtungen geschaffen, In ihnen leben die bösen und die guten Geister, die Wesenheit der Elemente über und unter der Erde. Wie von jeher in den Märchen, in allen Völkern und zu allen Zeiten, gibt es bei ihm die Motive der Verwandlung. Oie Naturgewalten stehen auf, im Wasser leben die Wassergeister, aus den fruchtbaren Keldern geht die Göttin der Fruchtbarkeit um. Was Blunck aber darüber hinaus an Namen sich ersinnt, was er an erzählendem Beiwerk hineinmischt» das ist künstlerisch vollkommen. I/o//»Lckisr SsoüockNs/' Blunck hat die Märchen erst im Blut, ehe sie Form werden. Daher sind fast alle diese Geschichten wie wirkliche Begebnisse, nicht wie erklügelte Gleichnisse. Das ist nun auch kein Buch zum einmaligen Ourchlesen, sondern zum vorlesen, und keineswegs nur den Kindern! Kür alles Heimliche und Anheimliche in Wald und Klur findet Blunck den sinn bildlichen Ausdruck, denn auch das Märchen ist Deutung der Natur im Menschenherzen. Osv/sc/is M/ssms/ns Immer wieder stellt man überrascht fest, daß diese Spuk- und Geistergeschichten fern von allem Literarischen stehen. Nicht der Dichter Blunck spricht hier, sondern das Volk. Nnd so glaubt man, wenn man dieses Buch liest, das 50 seiner schönsten Märchen vereint, ein Flüstern, Wispern und Klingen zu vernehmen — das große niederdeutsche volksraunen, das keine Landesgrenzen und keine Geschichtlichkeit kennt. Was ein Heer von Men schenköpfen in kommenden Epochen noch ersinnen mag, hier ist es bereits gegenwärtig in dem schönen Seelenraum, in dem diese Märchen und Volkserzählungen atmen.