Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.01.1871
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 25.01.1871
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18710125
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-187101253
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18710125
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1871
- Monat1871-01
- Tag1871-01-25
- Monat1871-01
- Jahr1871
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
medicinischen Celebritäten in der wissenschaftlichen Welt Deutschlands einnimmt, spiegelt sich auch in diesem Verlagszweize wieder. Von den übrigen Wissenschaften, ebenfalls durch eine Reihe literarischer Notabilitäten vertreten, verzeichnet ferner die Rechts- und Staats wissenschaft 120 Werke, die Theologie 105, Land- und Forstwirth- schaft 70, Geographie und Geschichte 64, Sprachwissenschaft 55 (darunter namentlich ein verdienstvoller Cyklus germanistischer Werke, deren Verfasser zu den Autoritäten dieser Wissenschaft gehö ren), die Naturwissenschaft 50 u. s.w. Die Herstellungskosten dieses Verlages, welcher in dem Zeiträume von 22 Jahren geschaffen wurde, sollen sich auf 1,600,000 Gulden belaufen, die sich folgender maßen vertheilen: für Honorare 562,000 fl., für Satz und Druck 515,000 fl., für Papier 411,000 fl., für Holzschnitte und andere artistische Beilagen 82,000 fl., und endlich an Buchbinder 30,000 fl. Als ein großes Verdienst des Braumüller'schen Verlages darf hier nicht unerwähnt bleiben, daß dessen vortreffliche und sorgfältige Aus stattung ohne Zweifel wesentlich zu einer allgemein bessern und ele ganteren Ausstattung der literarischen Erzeugnisse von Oesterreich beigetragen und auf die Entwicklung der verwandtenJndustriezweige gewiß den günstigsten Einfluß ausgeübt hat. Einer solch seltenen ehrenvollen Wirksamkeit gegenüber müssen die bekannten öffeullichen Auszeichnungen zur besondern Genugthuung gereichen, welche dem Braumüller'schen Verlage auf der Londoner und Pariser Weltaus stellung und anderweitig durch Zuerkennung erster Preise, sowie dem Besitzer durch Verleihung der Titel eines Hof- und llniver- sitätsbuchhändlers und durch vier Ordeusdecorationen zutheil gewor den sind. In einem Artikel über Franz Grillparzer von Joh.Nord mann bringt die Wiener „Neue Freie Presse" folgende Mittheilun- gcn betreffs der Honorar- und Absatzvcrhältnisse der Grillparzer'- fchen Dichtungen: „ ... Es war nicht unwesentlich für mich, zu eruiren, wie flch der oesterreichische Buchhandel gegenüber dem Dichter Grillparzer verhielt, und die Belege, die ich mir in dieser Richtung zu verschaffen wußte, bezeigen, daß man dasKunstproduct hierzulande nicht als leidige Waare behandelte, sondern eine ziemlich richtige qualitative Werthschätzung hatte. Grillparzer bezog von der Wallishausser'schen Verlagsbuchhandlung, wie das nachstehende Tab leau ausweist, folgende Honorare: Ahnfrau, 1. Auflage, 1816, für 1. und 2. Auflage ä 200 fl. 400 fl. 3. Auflage 50 Ducaten 225 „ 4. und 5. Auflage ä 100 Ducaten 900 „ 6. Auflage, 1844 500 „ Sappho, I. Auflage, 1819, 1500 Eremplare, 72 Ducaten . 324 , delto Zuschuß 1500 Eremplare, 72 Ducaten ...... 324 „ 2. Auflage, 1819, 2100 Eremplare, 100 Ducaten .... 450 „ 3. Auflage, 1822, 2100 Eremplare, 100 Ducaten .... 150 „ 4. Auflage, 1856, 1000 Exemplare (mehr aufzulegcn hat der Autor nicht gestattet) 500 , Vließ, 1. und einzige Auflage, 1822, 3600 Eremplare, 500 Ducaten Und 250 fl. CM. (heute noch 900 Eremplare vor handen) 2,500 „ Ottokar, 1. Auflage, 1825, 3600 Eremplare 2,000 „ 2. Auflage, 1852, 2500 Eremplare 2,000 „ Melusina, einzige Auflage, 1833 200 „ Ein treuer Diener, 1830, 2000 Eremplare 1,000 „ Des Meeres und der Liebe Wellen, 1840, (heute noch 1250 Eremplare vorhanden) t Traum ein Leben, 1840 (heute noch 11001 Eremplare vorhanden) / In Summa 14,273 fl. Ein Nachtrag zu diesem Honorar-Tableau ist gleichzeitig ein Beweisstück, daß nicht so sehr den Verleger als das Publicum die Schuld treffen müsse, wenn Grillparzer, dessen Werke wie wenig an dere die Lectüre nicht nur vertragen, sondern erst recht die bessere Würdigung ermöglichen, nicht in dem verdienten Maße eine Popu larität in den weitesten Kreisen erlangt hat. Grillparzer's Werke mußten ein Familiengut der gebildeten Classen sein; daß sie es nicht geworden, möchte ich nicht allein auf deren schlichte Ausstattung brin gen , denn es sähe wahrlich wie ein geistiges Armuthszeugniß aus, wenn die Kauflust für ein literarisches Product lediglich von dem fei- nenPapier und von der Buchbinder-Arbeit abhängig gemacht würde. Ich erhalte diesbezüglich von dem jetzigen Besitzer der Wallishausser' schen Buchhandlung diese Zuschrift: Lieber Freund! Die pikanteste Notiz, welche man auf den Vertrieb der Grillparzer'schen Werke beziehen kann, ist die, daß ich seinerzeit eine Preis herabsetzung derselben vorgcuommen habe, welche nicht dem Dichter und nicht dem Publicum aufgefallen zu sein scheint. Die von, alten Wallishausscr bestimmten Ladenpreise von je 1 fl. 30 kr. für: „Ahnfrau", „Sappho", „Ein treuer Diener", „Des Meeres und der Liebe Wellen", „Weh' dem, der lügt" und „Traum ein Leben"; ferner: von 2 fl. für „Ottokar", 2 fl. für das „Vließ" in drei Abtheilungcu und von 48 kr. für die „Melusine" in Conventions-Münze waren, im Ver hältnisse zu den bezahlten Honoraren, nicht hochgegriffen. Als ich mm vor fast 20 Jahren die Führung meines Geschäftes übernahm und die Geschichte des übernommenen Verlages studirt hatte, mußte ich leider den sachten Ab satz der Grillparzer'schen Dichtungen constatircn. Weil eine neue Auflage nicht bewilligt wurde, konnte ich die alte nicht aufgcben. Ich dachte also daran, die Preise herabzvsetzen. Durch einen solchen Act konnte ich aber den Dichter kränken. Ich ließ also die neun Stücke in vier Bände hübsch binden , und da der Gesammtprcis der neun Stücke 13 fl. 48 kr. CM. war und die Einbände 2 fl. kosteten, so hätte der Verkaufspreis der vier Bände 15 fl. 48 kr. CM. sein müssen. In meinen Ankündigungen, die stets zu Weihnachten ausgiebig erfolgten, fetzte rch den Preis auf nur 12 fl. 30 kr. CM., ohne auf die stattgefundene Ermäßigung besonders hinzuweisen. So fiel diese Operation nicht auf, der Absatz aber hob sich auch nicht, und in manchem Jahre wurden nur zwei Eremplare verkauft. Als im Jahre 1858 Conventions-Münze in oesterreichische Währung umgcrechnet wurde, setzte ich 1 fl. 30 kr. CM. (gleich 1 fl. 57^ kr. oc. W.) nicht auf 1 fl. 57^ kr. oder aus 1 fl. 60 kr., sondern nur auf 1 fl. 50 kr., und ich rechnete 15 fl. 48 kr. CM. nicht in 16 fl. 59 kr. oc. W. um, sondern ich verlangte für Grillparzer in vier Bänden nur 12 fl. 50 kr., und darin liegt die Preiser mäßigung, durch welche meine Absicht nicht erreicht worden ist. Bei 500 fl. Honorar für 1000 Eremplare „Sappho" vierte Auflage, Anno 1856, hätte ich wol 2 fl. Ladenpreis feststellcn solle». Ich habe cS nicht gcthan. Ich glaube darum, daß die Verleger von Grillparzer nicht der leiseste Vorwurf treffen darf. Da man aber sehr geneigt ist, den faulen Erfolg dem Ver leger, nie aber dem Publicum zuzuschreibc», und da Sie, geehrter Freund, aus Ihrer eigenen Initiative sich bemüht haben, Einiges über die Genesis des Grillparzer'schen Verlages zu erfahren, hielt ich cs für zweckmäßig, zur Ehrenrettung weiland Wallishausser's Ihnen diesen Nachtrag zu liefern. Ihr Klemm. In Nr. 2 des „Literarischen Centralblattes" findet sich ein Referat über die schon im Börsenblatt vom 1. Aug. v. I. besprochene Schrifti „-die gesetzlichen Bestimmungen über den Ver lagsvertrag ec- von W. Petsch". Der Referent erkennt das Be- dürfniß für das Autorrecht an, außer den gegenwärtigen Be stimmungen, welche Dritten gegenüber platzzugreifcn haben, auch noch die Beziehungen zwischen Verfasser und Verleger in eine legis lative Ordnung zu bringen, und zollt dem Verfasser das Lob, mit seiner geschickt und sorgfältig durchgeführten Arbeit ein verdienst liches Werk gethan zu haben. Personalnachrichten. Wir freuen uns melden zu können, daß wieder ein Mitglied unseres Standes, der älteste (19jährige) Sohn unseres hochgeach teten Kollegen Adolph Krabbe in Stuttgart, Herr Carl Krabbe, zuletzt Gehilfe in der Stiller'schen Hofbuchhandlung in Rostock, wegen seiner hervorragenden Tapferkeit in den blutigen Gefechten vor Paris vom 30. Nov. und 2. Dec., wo bekanntlich gleich am ersten Tage sein Bruder Adolph den Heldentod fand, das Eiserne Kreuz erhalten hat. Gleichzeitig ist derselbe durch die Ernennung zum Fähnrich ausgezeichnet worden.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder