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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.04.1883
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 04.04.1883
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- Deutsch
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1466 Nichtamtlicher Th eil. .k 76, 4 April. deutung und wir finden in seinem Verlagskataloge die hervor ragendsten Namen der Mickiewicz'schen Epoche. Manche dieser Verlagsartikel mußten, Censurverhältnisse halber, ohne Firma er scheinen, sie wurden von Franz Wagner in Leipzig, mit dem Wolfs seit dem Beginn seiner selbständigen Thätigkeit in ununter brochenem geschäftlichen Verkehr stand, debitirt. Der Erfolg seiner polnischen verlegerischen Thätigkeit war ein sehr bedeutender. So brachte ihm z. B. die „Pilgerfahrt nach dem Heiligen Lande" des Erzbischofs Holowinski einen Nettogewinn von 40,000 Rubel. Mit den Mitteln, die ihm der polnische Verlag eingebracht hatte, etablirte Wolfs 1853, einige Schritte von seinem früheren Prinzipal entfernt, sein eigentliches Geschäft. Anfangs hatte er die Absicht, ausschließlich die russische und polnische Literatur in Verlag und Sortiment zu cultiviren, um dem Geschäft von Jssakoff, das sich bis dahin ausschließlich auf französisches Sortiment beschränkt hatte, keine Concurrenz zu machen. Als aber Jssakoff sich auch dem russischen und deutschen Sortimente zuwandte und also in die Interessensphäre Wolff's einzugreifen begann, ließ er die Rücksichten gegen seinen früher» Prinzipal fallen und erweiterte sein Geschäft zu einer lübrairis nnivorgstlo. Es würde uns hier zu weit führen, wenn wir die Entwickelung des Geschäftes Schritt für Schritt, bis zu seiner jetzigen Bedeutung verfolgen wollten. Wir beschränken uns daher aus die Hervor hebung des Wesentlichsten. In erster Linie cultivirte Wolfs jetzt den russischen Verlag und da waren es Anfangs hauptsächlich Kinderschristen und Bilderbücher, auf die er sein Augenmerk warf. Er entwickelte in dieser Branche eine unglaubliche Productionskraft und es gelang ihm, in wenigen Jahren auf diesem Felde nicht nur die erste Stelle einzunehmen, sondern factisch als unumschränkter Herrscher dazustehen. In seinen letzten Lebensjahren konnte er mit Stolz behaupten, daß eine ganze Generation in Rußland mit Hilfe seines Kinderschriften-Verlags erzogen worden sei. Bald aber begann er sich auch aus andern Gebieten zu regen, und wissenschaftliche, populäre, belletristische und Prachtwerke er schienen in glänzender Reihenfolge und in so gediegener Auswahl, daß man über seine Produktivität staunen mußte. Die Etablirung einer eigenen Buchdruckerei war die nächste Folge einer solchen verlegerischen Thätigkeit. Sie arbeitete aus schließlich für seinen eigenen Verlag und beschäftigte im vorigen Jahre 14 durch Dampfkraft betriebene Schnellpressen. Dessen ungeachtet mußte er noch bis zuletzt bedeutende Aufträge in Deutschland, Frankreich und in fremden Druckereien Petersburgs ausführen lassen. Im Jahre 1877 kaufte Wolfs ein großes Grundstück mit Ge bäuden aus Wassity-Ostrow, um dort sein Gesammtgeschäft, welches in verschiedenen gemietheten Localitäten zerstreut, die Uebersicht sehr erschwert hatte, zu concentriren. Großartige Räumlichkeiten wurden noch hinzugebaut und im Jahre 1878 das Verlagsgeschäft, die Comptoirs, die Druckerei, Schriftgießerei, das Maschinen- und Buchdruckerei-Utensilienlager, die Verlagsvorräthe und die Privat- wotznung dorthin verlegt. Das Sortimentsgeschäft blieb in den alten Räumlichkeiten auf dem Newsky-Prospect. Bereits am Ende der sechziger Jahre hatte Wolfs die alte renommirte Schriftgießerei von Revillion in Petersburg gekauft. Sie genügte ihm aber bald nicht mehr, da er in seiner rastlosen Thätigkeit immer das Vollkommenste und Beste erstrebte. Er warf sich daher sofort auf die Vergrößerung und Completirung dieser Branche mit einer Energie, die es endlich dahin brachte, daß nach jahrelangen Anstrengungen diese Schriftgießerei jetzt ein Inventar von ca. 100,000 Stahlstempeln, die größtentheils auf seine Be stellung hin angefertigt worden waren, und ca. 200,000 Matrizen besitzt. Er führte u. a. eine Art Elzevirschrift in Rußland ein, die er nach eigener Angabe in mehreren Garnituren schneiden ließ Auch die Stahlstempel der alten Firma Bertrand Loeuillet in Paris hatte er angekauft und ließ zu allen Antiquaschriften dieses berühm ten Hauses die russischen Buchstaben Hinzuschneiden. Seine Schrift proben, die vor ca. 5 Jahren unter seiner eigenen Leitung gedruckt wurden, umfaßten zwei große, starke Quartbände und enthalten auch eine kostbare Sammlung orientalischer Schriften. Auch in Moskau begründete Wolfs vor mehr als 20 Jahren ein großartiges Sortimentsgeschäft, welches von Petersburg aus assortirt wurde. Beide Geschäfte arbeiten Hand in Hand und ent wickeln sich bis auf die Gegenwart immer umfangreicher. Sie cul tiviren außer der russischen und polnischen auch die französische, deutsche und englische Literatur und haben ihre Kundschaft im gan zen russischen Reiche. Die Expedition von Büchersendungen der Firma B. M. Wolfs an die Privatkundschast im Innern des Reichs erreichte in einem Jahre die Zahl von 15,000 Palleten Wolfs war auch einer der vorzüglichsten Kenner des Anti quariats und kaufte bei jeder Gelegenheit werthvolle und seltene Bücher, von denen er sich nur ungern trennte, sowie auch ganze Sammlungen. Auf diese Weise hat sich bei ihm jetzt ein kostbares antiquarisches Lager zusammengefunden, das nur sehr wenige Ein geweihte kennen, da er es fast gar nicht exploitirte und nie einen Katalog desselben drucken ließ, obschon sehr bedeutende Capitalien darin stecken. Er war nicht nur Buchhändler, sondern auch Bücher liebhaber und Kenner. In letzter Eigenschaft übertrifft ihn unter den Lebenden vielleicht nur Quaritch in London. Wolff's Verlagskatalog umfaßt 3 bis 4000 Artikel, die in dem verhältnißmäßig kurzen Zeitraum von ca. 30 Jahren theils von ihm selbst verlegt, theils in ganzen und Restauflagen acquirirt wurden. Unter ihnen befindet sich kein einziger Band, der in moralischer Beziehung nicht die strengste Kritik aushalten könnte; obschon das russische Publicum einer gewissen leichtfertigen Litera tur lebhaftes und sympathisches Interesse entgegenbringt und der gleichen Bücher einen sichern Absatz haben und großen Gewinn abwerfen. Wolff's buchhändlerische Thätigkeit läßt sich am besten mit der des bekannten Gründers des Bibliographischen Instituts, Meyer, vergleichen. Eine ebensolche Arbeitskraft und eine gleich großartige und kühne Auffassung geschäftlicher Ideen zeichnete ihn aus. Auch darin glich er diesem unermüdlichen, genialen Kopfe, daß er seine Pläne rücksichtslos und rastlos verfolgte. Durch seine Rücksichtslosigkeit hatte er sich viele Feinde gemacht; wer ihn aber genauer kannte, wußte, daß man sich auf ihn verlassen konnte, und für seine Mitarbeiter, von denen er allerdings mehr verlangte, als ein Durchschnittsmensch in der Regel leisten kann, sorgte er trotz seiner Heftigkeit und Rücksichtslosigkeit, wenn sie einmal sein Ver trauen besaßen, mit edler Großherzigkeit, selbst bis zu einer Nach sicht, die fast an Schwäche grenzte. Wolff's Familienleben war ein glückliches und harmonisches Seine Gattin, aus der geachteten Warschauer Buchhändlerfamilic Glücksberg, schenkte ihm eine Reihe von Kindern, von denen drei Söhne und zwei Töchter den Vater überleben Bereits 1881 hatte Wolfs eine Mahnung erhalten, daß er sein Haus bestellen müsse. Ein Schlaganfall, von dem er sich nie wieder ganz erholte, veran- laßte ihn, für die Sicherung seines in dreißigjähriger Arbeit errungenen Besitzes Sorge zu treffen. Erst vor kurzem gelang es ihm, um Stockungen und Einmischung der Gerichte im Falle seines Ablebens zu vermeiden, seine sämmtlichen Geschäftsbranchen zu einem Actienunternehmen zu gestalten, und in dieser Form wird, unter der Leitung seines Schwiegersohnes und seines ältesten Sohnes, das Geschäft unter der Firma: „Industrie- und Handels-
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