Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.02.1871
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 15.02.1871
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18710215
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-187102153
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18710215
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1871
- Monat1871-02
- Tag1871-02-15
- Monat1871-02
- Jahr1871
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Erst mit dem Aufschwung der deutschen schönen Literatur in der zweiten Halste des vorigen Jahrhunderts brach sich auch der Geschmack an Illustrationen der Dichtcrwerke Bahn. Zeuge davon vor allen Chodowiecki. Mit der steigenden Entwicklung der Poesie ging dann auch der zunehmende Sinn für Versinnlichung der Dicht werke durch erläuternde Zeichnungen Hand in Hand, bald einen eigenen Zweig der zeichnenden Kunst schaffend, der sich selbst von Sei ten der größten Kunstgenien bahnbrechender Pflege zu erfreuen hatte. Wir brauchen, die vielen Künstler zweiten und dritten Ranges über gehend , nur an die durch den Kupferstich verbreiteten Zeichnungen Cornelius' zu den „Nibelungen" und zu Goethe's „Faust" zu er innern. Auf die höchste Stufe ihrer Entwicklung gelangte jedoch die illustrative Kunst durch den Aufschwung, welchen in den letzten dreißig Jahren alle technischen Künste, und mit ihnen namentlich der Stahlstich, der Holzschnitt und später auch die Photographie «ahmen. Es war nur zu natürlich, daß auch die echte, die ideale Kunst von diesen Kunstmitteln zu wahrhaften Kunstzwccken Gebrauch machte und sie nicht bloß dem Kunstgewerbe zur äußerlichen Verschönerung des Lebens überließ. So ist cs gekommen, daß es fast keinen der Kunstkoryphäen der neuesten Zeit gibt, der nicht diese Kunstmittel zur Wiedergabe seiner Kunstschöpfungen benutzt, und, da sie eben ganz besonders zur Darstellung von Folgen sich ergänzender und fortentwickelnder graphischer Bilder geeignet sind, sich nicht auf die Illustration dieses oder jenes Dichtwerkes geworfen hätte, welches günstige Vorwürfe zu einer Reihe von zusammenhängenden Zeich nungen bietet. Kein Zweifel, daß eine solche Auffassung und Verflnn- lichung der Gedanken und Anschauungen des Dichters durch die Phantasie und den Griffel eines großen Künstlers einen ebenso faß lichen als in seiner Weise eindringlichen Kommentar zu den Worten des Dichters bilden muß, der in seiner Weise dieselben aufs anschau lichste erläutert und deshalb auch mit vollem Rechte die Benennung Illustration verdient. Es war nur natürlich, daß von allen deutschen Dichtern vor allem das Dioskurenpaar Goethe und Schiller besonders von den zeichnenden Künstlern bevorzugt und als eine Fundgrube und Quelle zu Illustrationen benutzt wurde. Wir übergehen die Namen der vielen Künstler, die sich in derartigen Unternehmen mehr oder we niger Berühmtheit erworben haben, um damit zu der Bemerkung zu gelangen, daß es trotz alles dieses Reichthums von Goethc'schen und Schillcr'schen Illustrationen im Einzelnen, doch bis vor kurzem noch keine Gesammtausgabe der poetischen und historischen Werke beider Dichter gab, die sich einer durchgehende« „Erläuterung" durch die Hand zeichnender Künstler zu erfreuen gehabt hätte. Diesem Mangel nun hat die Grote'sche Verlagsbuchhandlung zu Berlin im Verlaufe der letzten Jahre durch die Veröffentlichung von rylographisch illustrirten Ausgaben von „Goethe's Werken" und von „Schillcr's Werken" auf ebenso glänzende als tüchtige Weise eine höchst willkommene Abhilfe gebracht. Daß dek Tert beider Ausgaben sich durch Correctheit und die äußere Ausstattung durch Eleganz auszeichnc, sind Anforderungen, deren Erfüllung sich bei einer illustrirten Ausgabe von selbst versteht. Daß aber auch die Illustrationen bei diesen ersten illustrirten Ausgaben der epoche machenden Werke der beiden Classiker fast durchweg Anerkennung verdienen, ja mitunter ausgezeichnet sind, dies verdient besonders hervorgehoben zu werden, da die Schwierigkeiten, die sich der Aus führung des Unternehmens in künstlerischer Hinsicht entgegenstellen mußten, ganz enorm waren. So war es ebenso wegen der Kürze der Zeit wie wegen der verschiedenartigen Natur der zu illustriren- den Dichtungen re. ganz unthunlich, weil unpraktisch und künstlerisch unangemessen zu gleicher Zeit, die Illustrationen beider Dichter oder je eines derselben einem Künstler zu übertragen. Flüchtigkeit und Oberflächlichkeit in der Ausführung, sowie Eintönigkeit und Mangel an Individualität im Styl würden die Folgen eines solchen Miß griffs gewesen sein. Die Verlagshandlung schlug glücklicherweise den entgegengesetzten Weg ein und suchte für die einzelnen Werke der beiden Dichter die geeignetsten künstlerischen Kräfte zu gewinnen. Die glückliche Folge davon war nicht nur eine bedeutende Beschleu nigung im Erscheinen beider Werke, sondern auch eine meistens rich tige Auffassung des zu illustrirenden Werkes, die fast immer mit einer individuell treffenden Darstellung und ausgezeichneten Aus führung Hand in Hand ging. Wenn auch nothwendigerweise bei der Verschiedenheit der Vorwürfe und der Kräfte mitunter eine oder die andere Zeichnung minder gelungen ist, so wird die thätige Ver lagshandlung schon in den später sich nöthig machenden Auflagen dafür Sorge tragen, daß die minder gelungenen Holzschnitte durch bessere ersetzt werden. Bürge dafür ist die bereits nach Jahresfrist erschienene zweite Auflage von „Goethe's Werken" — beiläufig ein schlagender Beweis des Beifalls, dessen sich das Unternehmen zu erfreuen hat —, in der mehrere neue vorzügliche Stiche die alten, weniger guten ersetzt haben, so besonders in der „Iphigenie". Schon die Namen der an beiden illustrirten Werken beschäftig ten zeichnenden Künstler: Pietsch, Piloty, Schmitz, Bosch, Thumann, Liezen Mayer, Rothbart, Ossterdinger, Meyerheim, Lossow, Gnauth, Grot Johann, Lüders, Gussow, Friedrich, Schlesinger, Füllhaas, Seibertz, v. Werner, Ehrentraut, Diez, F. W. Heine, geben Ge währ, daß die Gesammtheit der künstlerischen Leistungen immer be deutsam ist, während der Augenschein zeigt, daß viele einzelne Er zeugnisse darunter auf die höchste Anerkennung Anspruch haben. Schließlich wollen wir die höchst zweckmäßigen Einleitungen, die Hr. llr. Gustav Wendt (Director des Lyceums in Karlsruhe) jedem einzelnen der illustrirten Werke vorangestellt hat, hervorgehoben haben. Entstehung, Inhalt und Form des Werkes werden darin dem Leser in höchst belehrender Weise, sowohl in historischer, wie in literarisch-aesthetischer Beziehung auseinandergesetzt und erläutert und dadurch der Leser in ausgezeichneter Weise zum Verständniß des Werkes befähigt. (Westermann's Monatshefte.) Miscellen. Wie wir vernehmen, hat die von Hrn. Lipperheide zum Besten der armen Straßburger Kinder veranstaltete Gedichtsamm lung „Für Straßbur gs Kinder!" bereits 200Thlr. eingebracht, während die von demselben herausgegebenen „Lieder zu Schutz und Trutz" bisjetzt einen Reinertrag von 3000 Thlrn. zum Besten der Verwundeten ergeben haben; Erfolge, die um so rühmlicher er scheinen, als dieselben ausschließlich den Bemühungen des Buchhan dels um den Absatz dieser Werke zu verdanken sind. Von der Leiner'schen „Zahlungs-Liste" liegt nun der 18. Jahrgang, und zwar gegen früher in bedeutend vergrößertem Formate vor. Dieselbe läßt bekanntlich sowohl hinsichtlich ihrer Ausstattung wie auch ihrer Vollständigkeit nichts zu wünschen übrig, und da zudem ihr Preis (4 Ngr.) sehr billig ist, so kann ihr Gebrauch für die bevorstehende Abrechnung dem Sortimentsbuchhandel bestens empfohlen werden. Personalnachrichten. Der König von Württemberg hat dem Lylographen Eduard Ade in Stuttgart die goldene Medaille für Kunst und Wissenschaft verliehen.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder