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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.05.1886
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 19.05.1886
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18860519
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114, 19. Mai 1888. Nichtamtlicher Teil, k ^ 2667 mit Anwendung und zur Illustration der Puttkamer'schen Recht schreibung, eine oder die andere Zeitung entnahm ihr nur Einzelnes und befolgte im Uebrigen ihre eigene — kurz, der ortho graphische Wirrwarr wurde größer denn je zuvor. Das ist der gegenwärtige unerquickliche Stand der Sache, wel chen zu beseitigen der Antrag des Herrn Credner bezweckt; derselbe ist ja an sich unverfänglich und kann also leicht angenommen werden. Was würde aber der Erfolg seiner Annahme sein? Der Vorstand wird dem Aufträge entsprechend »sich mit den Regierungen in Ver bindung setzen«, sei es mit allgemeinen oder mit (ihm doch erst zur Richtschnur zu ertheilenden) speciellen Wünschen, und nach kürzerer oder längerer Zeit, wenn überhaupt, von denselben zur Antwort er halten dem Sinne nach, wenn auch mit ein bischen anderen Worten: wir wundern uns, dass dem Börscnverein die bereits ins Werk ge setzte Einführung einer officiellen einheitlichen Rechtschreibung un bekannt geblieben ist (es besteht bekanntlich auch eine sächsische, bayrische, württembergische rc., nachdem diese Staaten die preußische Orthographie mit einzelnen Abweichungen übernommen haben); gehet hin und richtet euch darnach. Es ist nicht wohl anzunehmen, dass dies der Absicht des Herrn Credner entspricht; denn dazu hätte es nicht seines Antrages auf eine Berufung an die Regierungen der Bundesstaaten bedurft; er hätte ihn einfach direkt auf allgemeine Annahme der Puttkamer'schen Orthographie gestellt. Oder giebt er sich der Hoffnung hin, dass die Regierungen eine Art Gang nach Kanossa betreten würden? Schwerlich. Ich möchte daher ihm oder anderen Betheiligten eine Abänderung des Antrags zu erwägen geben, etwa dahin gehend: » . . . und es wird der Vorstand beauftragt, durch Wiederauf nahme und Förderung des s.Z. von den Herren Breitkopf L Härtel begonnenen Werks dasselbe in geeigneter Weise zur allgemeinen Geltung und Durchführung in den deutschen Druckgewerben zu bringen«; oder etwa auch weiter gehend: » . . . und es wird der Vorstand beauftragt, eine wissenschaft liche Kommission zu bestellen (nach Analogie der Historischen) zur Schaffung einer auf Grund der bisherigen Vorarbeiten der heu tigen Sprachentwicklung und dem Bedürfnisse der Nation ent sprechenden Rechtschreibung.« Eine solche durch Selbsthülfe, ich möchte sagen aus der Initia tive des Volks hervorgcgangenc und gewonnene wird voraussicht lich freudig angenommen, die dem Schulzwange Entwachsenen ihr sich wieder zuwenden, und nicht dem Widerstande begegnen, wie eine unbegründete, willkürliche und befohlene. Ich verhehle mir nicht, dass gezweifelt werden kann, ob einer der so gefassten Anträge Aus sicht auf Annahme habe; das sollte meines Bedünkens jedoch nicht abhalten, sie zu stellen. In wag'nis ct, voluisss sat cst. Andern falls wünsche ich, Herrn Credner überzeugt zu haben, daß es besser sei, seinen ursprünglichen Antrag zurückzuziehen. Zu den außerdem auf der Tagesordnung stehenden Anträgen, da ich einmal daran bin, noch einige kurze Bemerkungen: 2. Mit dem weiteren Anträge des Herrn Credner, die jährliche Abrechnung auf einen festen Termin zu verlegen, nimmt derselbe eine Angelegenheit wieder auf, welche vor einigen Jahrzehnten die Buchhändlcrwelt in aufregender Bewegung hielt, das Börsenblatt lange mit einer unaufhörlichen Reihe von Artikeln pro und contra, füllte, (was eintretenden Falles auch das seit einigen Monaten so ungewöhnlich umfangreiche Börsenblatt noch mehr anschwellen machen wird) und mit dem Siege der Gegner endete. Seitdem haben sich manche Verhältnisse, welche für die Untrennbarkeit der Abrechnung von der Ostermesse schwerwiegend erachtet wurden, insbesondere den Geldverkehr betreffend, geändert; was die damals Jungen erstrebten, mag ja wohl den vielleicht nur noch wenigen übrig gebliebenen Alten und der jetzigen neuen Generation gelingen. Also Glück auf! 3. Sympathisch zu begrüßen ist unter allen Umständen der Vorstands-Antrag: den Bcrufsgcnossen zu empfehlen, die entbehr lichen Fremdwörter im Geschäftsverkehr des Buchhandels thunlichst zu vermeiden. Ist es damit, was nicht erkennbar, in beschränktem Sinne ans Beseitigung der »im Geschäftsverkehr des Buchhandels« üblichen technischen Ausdrücke abgesehen, so dürfte der EiMjne sich kaum bemühen einen Ersatz dafür zu finden oder mit einem anfangs ungewohnten und auffälligen (wie s. Z. im Postwesen: postlagernd, Einschreiben, Briefumschlag u. s. w.) voranzugehen; in dieser Be ziehung wäre zu wünschen, seitens des Vorstandes Vorschläge zu erhalten, bezw. zur Einsendung behufs Prüfung solcher auszu- sordern. Das Richtige in Kürze und Glcichbcdeutung zu finden wird nicht leicht, aber das Auftaucheu eines zweiten Stephan unter uns zu hoffen sein. Im weiteren Sinne aber dürfte den Berufs genossen zu empfehlen sein: »und ferner ein Jeder mit allem seinem Einfluss dahin zu wirken, dass Schriftsteller, Uebersetzer, Journa listen und (ich unterscheide von derselben eine Gattung) Zeitungs schreiber in gleicher Richtung sich befleißigen.« Von Letzteren wird ja am meisten gesündigt; man kann in der Tagespresse täglich, oft in einer Zeile eine Anhäufung von vier oder fünf ganz leicht zu ersetzenden Fremdwörtern lesen. 4. Bedenklich dagegen erscheint das mit dem Anträge des Vorstandes vorgcschlagene »Maigesetz«, betreffend die Ausschließung aus dem Börsenblatt der Anzeigen, wie auch das bisherige, betreffend die Ausschließung von der Beförderung durch die Bestell anstalt, der Korrespondenzen an und von solchen Firmen, welche nach dem Ausspruche der »Siebener-Kommission«, umschrieben und zart ausgedrückt, »gegen die in einem tz 2 der Geschäftsordnung derselben erwähnten, den Verkehr des Sortimenters mit dem Publikum betreffenden Grundsätze verstoßen haben«; denn nicht nur werden damit diese für ihre begangenen und fortgesetzten etwaigen Sünden gestraft, sondern auch höchst schuldlose Mitglieder des Börsenvereins, Sortimenter und Verleger, mit betroffen, sofern nämlich diese Urteile nicht sämtlichen Mitgliedern des Börsen vereins zur Darnachachtung eröffnet werden. Ich habe das in einer ganz unverfänglichen, die Grundsätze der »Siebener-Kommis sion« in keiner Weise berührenden Angelegenheit zu empfinden gehabt. Stuttgart. Karl Göpel. Das Frcmdwörterunwesen und der deutsche Buchhandel. Unsere traute deutsche Muttersprache hat wie keine andere das Unglück gehabt, im Lause der Zeiten von einer wahren Flut von Fremdwörtern verunstaltet zu werden. Die Jahrhunderte lange Zerrissenheit unseres Vaterlandes ließ kein nationales Bewußtsein auskommen; sie beförderte im Gegenteil das selbst heute noch nicht ganz erstorbene, den Deutschen von jeher angeborene Wohlgefallen an fremdländischem Wesen. So kam es, daß trotz der Entwicklung der hochdeutschen Sprache, um welche sich in erster Reihe unsere Dichter und Volksschriftsteller verdient gemacht haben, leider durch unsere Gelehrten und Beamten eine Unzahl von lateinischen und griechischen Wörtern für Sachbenennungen und Bcrufsausdrücke in unsere Schrift- und Umgangssprache eingeführt wurde. Und als gar die französische Sprache an den deutschen Höfen tonangebend und von den höheren Ständen bevorzugt wurde, als ferner der einst auf seine Hansa so stolze deutsche Handelsstand seinerseits zahlreiche französische und italienische Wörter in der Geschäfts- ' spräche sich aneignete, und als endlich in der Musik alle technischen Bezeichnungen nur mehr italienisch lauten dursten, da war es um unsere heimatliche Sprache vollends geschehen I Zp allem Über- 862*
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