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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.04.1871
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- Erscheinungsdatum
- 12.04.1871
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- Deutsch
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— dem Unternehmen günstigen Vorschub zu leisten schienen, sozu sagen an den Haaren herbeigezogen und das Ganze in einem wahr haft rosigen Lichte dargestellt. Selbst in Städten, die weder in ihrem Wachsthum besondere Fortschritte gemacht, noch deren sociale Verhältnisse einen sonderlich günstigen Umschwung erfahren, die höchstens vielleicht durch einen Schienenstrang mit dem deutschen Eisenbahnnetze in Verbindung ge treten, entstanden neben dem bislang etwa einzigen günstig bestan denen Geschäfte neue Firmen; manchmal sogar innerhalb eines Mo nates zwei auf einmal. Und was ist denn schließlich das Ende vom Liede? Entweder die so plötzlich Entstandenen verschwinden ebenso plötzlich wieder, ein Bankerott macht ihrer ephemeren Eristenz ein Ende und sie ruiniren wohl gar, durch ihre letzten verzweifelten Erperimente, die bis dahin soliden Verhältnisse der älteren Geschäfte, so daß uns das Börsen blatt mit gleicher Regelmäßigkeit die Anzeigen eingeleiteter Gant verfahren bringt, wie uns das Zettelpacket die Etablissementscirculare gebracht; oder aber, wo die jungen Kollegen mehr Verantwortlichkeit besitzen und nicht mit derselben Leichtfertigkeit falliren Wollen, wie etablirt ist, fristen sie in Sorge und Noth ein kärgliches Leben — znm Sattwerden zuwenig, zum Sterben zu viel! Fälle, daß ein so Neuctablirter, der vielleicht mit bestem Willen und mit den besten Absichten angefangen, nach ein paar Jahren rastlosen Strebens so weit gekommen, mit seiner Familie zur Mittagsspeise höchstens Kartoffeln und Salz zu haben — wie sie Schreiber dieses vorgekom men — werden gewiß nicht so ganz vereinzelt dastehen. Daß in diesem allen ein Hauptgrund zu der so viel beklagten Misere im Buchhandel zu suchen, ist wohl kaum zu bezweifeln. — Und doch! was sollen die oft tüchtigen jungen Leute beginnen, wenn sie, wie erklärlich, snach einer endlichen Selbständigkeit streben, aber nicht genügend mitErdengütcrn gesegnet sind, um sich ein bestehendes Geschäft zu kaufen und dann am Ende ein solches auch noch unver- hältnißmäßig zu zahlen? Es ist dies eine Frage, deren Lösung, wenn auch eine schwierige, doch auch eben keine unmögliche zu nennen und welcher sogar schon, unserer Meinung nach, bedeutender Vorschub geleistet ist durch den neuerdings mehr sich zeigenden Gehilfenmangel. Aber hieneben ist ein, jedenfalls ernstlich in Betracht zu ziehen der Factor in der Neugestaltung unserer politischen Verhältnisse er standen und zwar wollen wir hiermit vor allem auf die Wiederge winnung von Elsaß-Lothringen Hinweisen. Wir haben in diesen Provinzen reiche Gegenden gewonnen, von deren Fruchtbarkeit, Industrie rc. wir so manche Aenderung in unfern gewerblichen Verhältnissen zu erwarten habe», daß durch sie auch Wohl für den Buchhandel manches anders mit werden wird. Wenn auch vielleicht in den ersten Jahren, zumal in den mehr westlich ge legenen Kreisen, das rein französische Wesen der Einwohner dem Pionnierdienst des Buchhandels für deutsches Leben manche Schranke entgegenstellen mag, so ist doch anzunchmen, daß, Dank der energisch tüchtigen Neichsverwaltnng, deutsches Leben und deutsche Bildung immer mehr um sich greifen und der alte deutsche Kern bald neue kräftige Sprossen treiben wird. Wie tief dieser alte deutsche Kern besonders noch im Elsaß liegt und trotz der scheinbaren Verwälschnng immer im Innersten gesteckt hat, zeigt uns ein kleines Beispiel aus dem erbittert französischen Mühlhausen. Hier hatte s. Z. der Prof. Stöber für einen kleinen Kreis die Schillerfeier ungeordnet; das bloße Bckanntwerden des Vorhabens genügte, um zu dem kleinen Feste eine solche Zahl von Theilnchmern anzuziehen, daß zwei große Säle kaum ausreichend waren, sie aufznnehmcn, und doch standen auf einem großen Schild im Saal die Worte: „Uns alle zieht das Herz zum Vaterland" und doch klang ans der Festrede Stöber's vernehmlich das deutsche Nationalgefühl hervor. — Wir sind überzeugt, in 9 —10 Jahren, ja vielleicht noch früher, werden die neuen Provinzen nicht allein keine Sehnsucht mehr nach Frankreich haben, nein, sie werden nicht wieder vom großen Deutschland «blassen wollen. Hierfür zu schaffen und als wirkliche Träger der deutschen Wissenschaft sich ein bleibendes Verdienst zu erwerben, zugleich aber auch sich selbst einen geistigen, lohnenden Wirkungskreis zu erobern, ist der jungen Buchhändlerwelt jetzt eine hoffnungsreiche Aussicht geboten. Daß ein Abfluß tüchtiger buchhändlerischer Kräfte nach den bislang für den deutschen Buchhandel noch wenig eristirt haben den Brüdern für diesen selbst von den wohlthätigsten Folgen sein muß, liegt ziemlich klar auf der Hand. Gehen wir einmal die Pro vinzen flüchtig durch, so finden wir eine nicht unbedeutende Anzahl miktlerer und größerer Städte, die Wohl im Stande wären, ein und mit der Zeit mehrere Geschäfte zu erhalten; so z. B. Straßburg mit seinen 84000 Einwohnern, Mühlhausen mit 59000, Metz 55000, Colmar 24000, Markirch 12000, Gebweiler 12000, das reiche Hagenau mit 12000, Schlettstadt und Bischweiler mit je 10000, Thann und Diedenhofen je 8000, Rappoltsweiler und Saargemünd je 7000, Forbach, Brumath und Weißenburg mit je 6000 (zu diesen Zahlen würden die, speziell in den nächsten Jahren ziemlich be trächtlichen, deutschen Garnisonen noch hinzukommen). Betrachten wir die Zahl der jetzt dort eristirenden Geschäfte, so finden wir in Straßburg, Mühlhausen und Metz zusammen8—9 mit dem deutschen Buchhandel in Verbindung stehende Firmen, was wahrhaftig für diese Städte nicht viel sagen will, wenn man bedenkt, daß außer den oben angeführten noch eine große Zahl kleinerer Städte von 3—5000 Einwohnern in den neu erworbenen Ländern eristiren, deren deutsche Behörden und Schulen ihren Bücherbedarf von obigen be ziehen werden. Daß wir natürlich noch nicht eine Parallele ziehen können zwischen einer Stadt in Elsaß-Lothringen und einer von gleicher Einwohnerzahl im übrigen Deutschland, liegt ja auf der Hand; aber wie lange wird's dauern und das deutsche Wesen ist wieder, wie vor Alters, das herrschende und Stadt und Land blüht doppelt auf durch deutsches Streben und deutsche Ausdauer. Darum noch einmal, Ihr jungen Herren College», geht rüstig an's Werk, aber vorsichtig und nicht zu sanguinisch; bedenkt, daß Ihr die ersten Jahre noch mit manchen Widerwärtigkeiten und Mängeln werdet zu kämpfen haben, hernach jedoch doppelt die Aus dauer belohnt wird, und — ünis eorouat oxus! B F. H Zur Reform des Buchhandels. VI.») Wenn Hr. E- in Nr. 71 dieses Blattes meint, mit dem in Nr. 58 dargelcgten Plan zur Reform des Buchhandels sei endlich die Lösung des so vielfach ventilirten Problems gelungen, so ist er insofern im Jrrthume, als ganz dieselben Ideen schon früher im Börsenblatte Ausdruck gefunden haben. Wir verweisen auf den in Nr. 135 vom Jahrgange 1866 ent haltenen Aufsatz: „Ideen zur Geschäftsvercinfachung, vorzugsweise in größern Sortimcntsgeschäften", worin auch die Grundzüge des Planes, welche von Hrn. L. im Artikel III. des Nähern ausgeführt erscheinen, bereits dargelegt wurden. Der beabsichtigte Zweck, eine Polemik über den Gegenstand herbeizuführen, wurde damals nicht erreicht, der Artikel vielmehr todtgeschwicgen; umso erfreulicher ist es, daß bei erneuter Anregung der Angelegenheit sich jetzt eine ein gehendere Würdigung kundgibt. Dem von Hrn. ausgesprochenen Wunsche, daß der Commis- sionär möglichst den ganzen Bedarf seiner Committenten liefern möge, können wir nicht beipflichten; es würde dies jedenfalls zu weit führen- Wir sind vielmehr der schon früher ausgesprochenen Meinung, d«b' eine praktische Verwirklichung der Idee sich am ehesten dadurch herbei- *) V. S. Skr. 77.
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