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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 24.04.1871
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 24.04.1871
- Sprache
- Deutsch
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Dies zur Vertheidigung des deutschen Jllustrations - Holz schnitts, soweit er die Aufgabe der Schnelligkeit löst. Was das berechtigte Verlangen nach Tüchtigkeit betrifft, so fordern wir den Verfasser jener Anklagen auf, uns zu sagen: was er denn z. B. an den vortrefflichen Schnitten nach seinem Landsmann Wilhelm Diez (siehe dessen französische Kriegsgefangene in Nr. 4 des „Daheim", 7. Jahrg.), nach Camphausen (in der „Gartenlaube"), nach Hun ten, Luders, Beck (im „Daheim" und in der „Jllustr. Ztg.") aus- zusehcn hat? Kann er uns Besseres, nur Aehnliches, in englischen, mm gar französischen Blättern nennen? Wir stehen hiermit vor dem Vergleich, welchen der geehrte Vers, zwischen den Leistungen der illustrirten deutschen und der englisch französischen Blätter zum Nachtheile der ersteren macht. Dabei wird Wohl nur von den englischen Blättern die Rede sein können, denn von den französischen ist wenig zum Vorschein gekommen. Wir lassen sie schon deshalb beiseite, weil deren zeichnerische und Holzschnittleist ungen — die gute Meinung des Verfassers in Ehren — leerer Schwin del, Lug und Trug gewesen sind. Leidlich flott gezeichnet, liederlich, ordinär geschnitten, aus den Fingern gesogene, vielfach unmögliche, niemals vorgekommenc Ereignisse darstellend — das sind die belob ten Leistungen der „Illustration", des „Illonsto illuströ" u. a. Wir bitten den Verfasser, sich doch einmal die bis zur Einschließung aus Paris herausgekommenen Blätter anzusehen; er wird uns Recht geben. Anders ist cs mit den englischen Blättern, deren Leistungen sind sehr respectabel, beinahe so respectabel wie die der deutschen. Aber alle Vorwürfe des Verfassers gegen die deutsche Illustration treffen auch die englische. Wo sind denn da die strengen stylisirten Facsi- mile-Schnitte, welche dcr Verf. bei uns vermißt und verlangt? Nir gends! Im Gegentheil, noch mehr als bei uns nach flüchtigen Skiz zen auf das Holz hingetuschtc, gewischte, farbige Zeichnungen, flott, ronig, farbig geschnitten, aber — bedeutend weniger fleißig und sorgfältig als bei uns. Der deutsche Schnitt ist zweifelsohne bedeu tend überlegen, eher möchten wir den englischen Zeichnern größere Routine und Ueberlegenheit zugestehen. Daß diese englischen Leistungen für das Laienauge etwas Be stechliches haben, begreifen wir wohl; wie aber der geehrte Verfasser sich davon blenden lassen kann, verstehen wir nicht. Die Engländer besitzen große Geschicklichkeit in der Wahl ihrer Stoffe, sie besitzen ferner eine Keckheit, ja Frechheit, Sachen zu zeichnen, die sie nicht gesehen haben können, weil sic nicht vorgekommen sind, sie tragen das alles mit vieler Präteusion in großen, schwarzen, auffälligen Bildern vor, aber das ist auch alles. Es fehlen ihnen alle Vorzüge unserer deutschen Illustrationen, die Naturwahrheit, die Charakte ristik, die Correctheit der Zeichnung, die Sauberkeit des Schnitts. Könnten sich unsre deutschen Zeichner noch von einer gewissen Phi- listresität und Hausbackenheil in der Wahl ihrer Slosfe und im Vor trag freimachen, so gäbe cs auch keine Seite inehr, in der uns die Engländer nur scheinbar überträfen. Nehme der Verfasser die „Iliustratsä I-onäon Aews", den „Ornpluo", (ein neues, höchst tüchtiges Blatt, den „Tonäon dlsvs" an Holzschnittleistungen überlegen), und er wird sich von der Wahr heit unserer Behauptungen überzeugen. Uebrigens können die Massenleistungcn dieser großen englischen, politisch-illustrirten Wochenblätter, welche eben ihrer Massenhaftig- keit und des großen Formats halber dem Laienauge zu imponiren geeignet sind, nur mit denen der „Jllustr. Ztg." verglichen werden, weil sie bei uns das einzige gleichartige Blatt ist. Deren Ehren rettung hat die vereheliche Redaction schon selbst übernommen. Unsere illustrirten Familienblätter („Gartenlaube," „Daheim") haben andere Ausgaben als die der Masscnhaftigkeit der Leistungen. Sie suchen ihre Aufgabe in Sauberkeit, Schönheit und Abgeklärt heit der Schnitte, verbunden mit möglichster Schnelligkeit. Sie haben hierin das Höchste geleistet, und es sind nirgends in der Welt, weder in England noch Amerika, am allerwenigsten in Frankreich, nur an nähernd so sorgfältige, künstlerischen Anforderungen genügende Holz schnitte erschienen. Ich zögere nicht dies zu behaupten, obschon ick dem einen der angeführten Blätter nahe stehe, und bin überzeugt, meine Freunde in Münchener, Düsseldorfer und anderen Künstler kreisen werden das gern bestätigen. Da ich gewissermaßen pro äowo spreche, so wird es mir er laubt sein, auch auf die „oft wahrhaft schamlose Knauserei mancher Verleger" solcher Blätter zurückzukommen. Der geehrte Verfasser muß nicht gewohnt sein, daß Verleger sich wehren, sonst würde er wohl kaum eine solche Beschuldigung hinaus geschleudert haben! Wo mag der Verfasser solche Erfahrungen ge macht haben? Weiß er denn, welchen Generalstab von Berichter stattern und Künstlern diese deutschen Blätter hinausgeschickt haben, mit welchen Mitteln, mit welchem Aufwande? Wollte man ihm Zahlen und Thatsachen nennen, die nicht vor die Oeffentlichkeit ge hören, so würde er gern seine Beschuldigung zurücknehmcn, wenn er es nicht vorzöge, sich hinter die Reservation seines „manche" znrück- zuzichcn. Hier mag aber ein Wort gestattet sein, das vaterländische Rück sicht bis jetzt zurückgehalten hat. Man hat es der deutschen Presse schwer, sehr schwer gemacht, ihre Aufgabe zu erfüllen, und um so höher ist es also anzucrkennen, daß sie trotzdem das Höchste geleistet hat. Wir behaupten: die deutsche Presse ist unverantwortlich be handelt, unverantwortlich gegen die ausländische, besonders englische, zurückgesetzt worden. Was wir während des Kriegs nicht haben sagen mögen, hier sei es gesagt: während man Dutzende von englischen Berichterstattern und Künstlern herangezogen, gehätschelt und be vorzugt hat, mußten unsere deutschen sich drücken und froh sein, wenn sie geduldet wurden. Auf Umwegen, durch Hinterthüren, als Begleiter von Equipirungsgegenständen mußten wir unsere Leute ins Hauptquartier schmuggeln, und dort fanden sie ihre englischen Collegen mit Wagen und Pferden, mit allen Erleichterungen vor. Freilich, wir können keine Colonels und Captains schicken, unsere Obersten und Hauptleute schreiben Geschichte mit dem Degen, aber wir haben anständige Leute geschickt, Gentlemen so gut wie die Eng länder, Künstler, die den englischen ebenbürtig waren, und hätte man unseren Leuten Rationen und Erlaubniß gegeben, so hätten sic sick zur Noth auch noch Wagen und Pferde halten können, wenn das unseren Herren im Hauptquartier so ungeheuer imponirt. Aber man hält an maßgebender Stelle einen deutschen Litera ten für einen halben Lumpen, jedenfalls nicht für salonfähig, und zieht es vor sich mit Leuten wie Hrn. Vilbort zu compromittiren. Man wird uns schwerlich im Verdacht haben können, in den großen malcontentcn Chorus einstimmen zu wollen, cs thut indeß noth, ein mal auf diesen wunden Punkt zu drücken. Diese Ausländersucht, dieses Liebäugeln mit den Engländern, für die ein preußischer König, Friedrich Wilhelm I., der Vater des großen Friedrich, ein sehr bezeichnendes Wort hatte*), ist der wunde Punkt gewesen. Die deutsche Presse braucht keine Protection, aber sie kann verlangen, daß die Vertheilung der wenigen für die Presse freien Plätze im Hauptquartier nicht von englischen Velleitäten maß gebender Persönlichkeiten abhängt. Kein „Augustisch Alter" blühte für die deutsche illustrirte Presse ini Felde, aber trotzdem hat sie Leistungen aufzuweisen, auf die sie stolz sein darf. Ich stelle da allerdings Behauptung gegen Behauptung, aber ich hoffe, der Augenschein soll für mich sein. Und einen Beweis kann ich zum Schluß dem geehrten Ver- *) Er nannte sie gern Wassergraben." D. E. „die breitmäuligen Lümmels über dem großen 173*
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