Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.06.1931
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1931-06-11
- Erscheinungsdatum
- 11.06.1931
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19310611
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-193106113
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19310611
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1931
- Monat1931-06
- Tag1931-06-11
- Monat1931-06
- Jahr1931
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
132, 11. Juni 1931. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d.Dtschn. Buchhandel. vermitteln, aber ich denke, das Wichtigste ist in dem Bericht von Fräu lein Hansen, Darmstadt, den diese für unseren Kreis übernommen hatte und den ich hier folgen lasse, festgehalten worden: »Herr Schnabel leitete seinen außerordentlich interessanten und aufschlußreichen Vortrag über den europäischen Buchhandel mit einer Erörterung der Verbreitungsmöglichkeiten des deutschen Buches, sei es in deutscher Sprache, sei es in Übersetzungen, ein. Die Ver breitung von deutschsprachigen Büchern ist dadurch stark begrenzt, daß nur etwa 80—90 Millionen Menschen die deutsche Sprache ver stehen, gegenüber z. B. einer weitaus größeren Zahl von Menschen, die die englische Sprache beherrschen. Der deutsche Bücher lesende Ausländer zieht die in Antigua gedruckten Bücher vor. Fast in allen Ländern gibt es Auslandbuch handlungen, die deutsches Sortiment führen oder besorgen. Eine lebhaftere Werbung bei diesen Sortimentern (wer kennt sie?) und auch bei Privatkunden — im Ausland lebenden Deutschen, deren Adressen man durch Konsulate, Vereine, das Stuttgarter Ausland institut, Inserate in Zeitungen, die vorzugsweise von Deutschen ge lesen werden, erfahren könnte — wäre sehr zu wünschen und wäre auch wohl sicher nicht ohne Erfolg. Es besteht großes Interesse für das deutsche Buch im Ausland. So wird ja auch vieles übersetzt, leider nicht immer das Beste (was man übrigens auch umgekehrt fest stellen kann). In Frankreich und England kann man sogar von einer Hausse des deutschen Buches sprechen. Aber: Schlager des einen Landes dürften meistens in anderen Ländern ein Mißerfolg sein. (Ausnahmen bestätigen diese Regel nur!) Die Vermittelung der Übersetzungen, ja auch die Beratung in der Literaturauswahl liegt oftmals in den Händen von absolut ungeeigneten Agenten. Ebenso werden die Übersetzungen selbst leider oftmals von Menschen vorgenommen, die zwar der Sprache mächtig, aber nicht fähig sind, das Dichterische eines Werkes wicderzugeben. — Oftmals wird der Vorwurf gemacht, daß wir zu viele fremde Literatur pflegen. Diesem Vorwurf steht die Tatsache gegenüber, daß eine noch größere An zahl deutscher Werke in fremde Sprachen übersetzt wird. In Zahlen: Aus dem Deutschen wurden 1927 1648 Werke übersetzt. Ins Deutsche wurden 1027 1157 Werke übersetzt. Aus dem Deutschen wurden 1928 1996 Werke übersetzt. Ins Deutsche wurden 1928 1347 Werke übersetzt. Die Frage der Kosten der Ubersctzungsrechte ist eine sehr wichtige, und wenn auch nicht näher auf diese spezielle Frage eingegangen werden konnte, so zeigte Herr Schnabel doch den Weg des Aus tausches, daß z. B. ein deutscher Verleger mit einem ausländischen Verlag ähnlicher Richtung Fühlung nimmt — bisher ist das wohl noch nicht versucht worden. Deutschen Verlegern, die Übersetzungen ihrer Verlagswerke wünschen, wurde noch gesagt, daß man es im Ausland gewohnt ist, stets nur mit eine m Verlag — nicht mit mehreren Firmen gleichzeitig — derartige Verhandlungen zu führen. Schon infolge der klimatischen und landschaftlichen Verhältnisse wird in den nordischen Ländern mehr gelesen als in den südlichen. In Skandinavien findet man daher auch eine ausgezeichnete Organisation des Buchhandels. Der Buchhändler bedarf dort einer besonderen Genehmigung, und durch eine Art Versicherung auf Gegen seitigkeit schützt man sich gegen besondere finanzielle Verluste. Die Gefahr der Unterdrückung junger, erneuernder und vorwärtsstrebcn- der Kräfte liegt andererseits durch diese straffe Organisation nahe. Im Verhältnis zur Einwohnerzahl gibt es in Skandinavien eine Unmenge Bibliotheken, deren kleinste durch ein vorbildliches Aus tauschsystem in der Lage ist, jedes in irgendeiner Bibliothek des Landes vorhandene Buch zu besorgen. Buchwochen wurden mit Er folg veranstaltet. Vor allem sucht man schon das Kind, den »Käufer von morgen«, für das Buch zu interessieren and an. das Lesen zu gewöhne«. Ladenhüter werden nach bestimmten Regeln zu Anfang jedes Jahres in allgemeinen Ausverkäufen abgestoßen, andererseits aber versucht man den Absatz neuer Bücher dadurch zu fördern, daß alle Bücher erst vier Monate nach Erscheinen in die Leihbüchereien eingestellt werden dürfen. Auch die Volkshochschulen helfen bei der Verbreitung des Buches in bedeutendem Maße. Besonders in Däne mark haben sie Wesentliches geleistet, dem Lande geradezu eine gute, allgemeine Bildungsschicht gegeben. Und fast ist es erstaunlich, daß das kleine Volk der Dänen eine international bedeutende National literatur besitzt. Nach alledem wundert es niemand, daß es in Skandinavien ungefähr auf je 10 000 Einwohner einen Buchhänd ler gibt. Die Organisation des holländischen Buchhandels entspricht fast genau- der des deutschen. Da der gebildete Holländer nicht nur auch Deutsch, sondern außerdem noch Französisch und Englisch spricht, so macht das Original besonders dann dem ins Holländische über- 568 setzten Buch scharfe Konkurrenz, wenn hohe Preise für das Uber setzungsrecht bezahlt werden müssen. Daher gibt es verhältnismäßig wenig holländische Übersetzungen. In Italien gibt es nur eine sehr dünne Eliteschicht von Ge bildeten, von dann aber meist ungewöhnlich hohem Niveau. Der Masse des Volkes ist das Buch jedoch fremd. Es handelt sich also bei der buchhändlerischen Arbeit wesentlich um die Popularisierung des Buches. Dementsprechend ist die italienische Buchwoche durchaus jahrmarktartig aufgezogen, wohl die größte aller Veranstaltungen dieser Art, auf der auch 10—30A Rabatt an alle Kunden gegeben wird, und bei der man auch mit dem Verkauf von vom Autor signier ten Büchern gute Erfolge erzielte. Der italienische Buchladen hat ein absolut internationales Gesicht. Das italienische Auslandsorti ment führt an deutschen Büchern viel wissenschaftliche, besonders tech nische Werke. Da Italien das Land der Korporationen ist, gibt es auch im Buchhandel einen syndikatartigen Zusammenschluß. In Spanien liegen die Verhältnisse sehr ähnlich. Auch dort ist der »Tag des Buches« ein Volksfest. Es gibt dort nur zwei oder drei große Verlagskonzerne, die den Buchmarkt beherrschen. Die Absatzmöglichkeiten des spanischen Buches nähern sich denen des englischen Buches, da Südamerika ein riesiges Absatzgebiet darstellt. Das deutsche wissenschaftliche Buch findet in Spanien einen noch größeren Jnteressenkreis als in Italien. In Polen hat sich infolge der neuen Verhältnisse eine be sondere Lage mit einigen buchhändlerisch interessanten Schwierig keiten herausgebildet. Diese Schwierigkeiten liegen in den Sprach- verhältnissen begründet. So mußten z. B. die Schulbücher alle neu herausgebracht werden und stellen dadurch ein lohnendes Geschäft dar. Das Buch ist sehr billig in Polen, obwohl die Verbreitung schwierig ist, und so ist auch der Verdienst des Buchhandels nur ge ring. Die Organisation des Buchhandels ist eine gute. Neuartig ist die Tätigkeit eines vom Buchhandel offiziell angestellten »Revisors«, der ganz Polen bereist und mit den Buchhändlern über das Geschäft spricht, praktische Hinweise gibt und Ratschläge erteilt. — Da für den Ausländer die polnische Psyche nur schwer verständlich ist, stehen der Verbreitung von polnischer Literatur im Ausland große Hem mungen entgegen. Nicht nur über Frankreich haben wir in Deutschland eine ausgezeichnete Literatur (Curtius-Bergsträßer: »Frankreich«, Sie- burg: »Gott in Frankreich«, Cohen-Portheim: »Paris«), sondern auch in Frankreich gibt es eine große Literatur über Deutschland, die zum Teil sogar sehr eingehend und objektiv ist. Man kann die Franzosen als »die literarische Nation« bezeichnen. Jeder Franzose liest, und zwar nicht nur wissenschaftliche und Fachliteratur — wie es in Deutschland in den letzten Jahren leider aus materiellen Grün den oft nur noch möglich ist —, sondern auch über alle anderen Literaturgebiete orientiert man sich. Wer sich ausführlicher mit Fragen der französischen Literatur befassen möchte, greife zu dem Werk des Verlegers Grasset: »I^a ebose Intteraire«, das aus ein- zelnon Artikeln im »Oourual« entstand. — In den letzten fünf Jahren konnte eine Erweiterung des Lesepublikums festgestellt werden, sodaß ein täglich erscheinendes Blatt für Kunst und Literatur heute existiert. Literatur ist ein »Metier«, das in Frankreich viel mehr ausgeübt wird als in Deutschland. Eine Fülle von Literatur über Literatur ist vorhanden. Da das französische Buch sich in den letzten Jahren häufiger auch mit den Problemen des Lebens beschäftigt, kann man eine gewisse Annäherung an die deutsche Literatur seststellcn. Zum Beispiel ist die politische Literatur auch in Frankreich sehr angewachsen. — Neben der billigen 15 Franken-Ausgabe, die auf schlechtem Papier gedruckt und nur broschiert ist, wird meistens eine Ausgabe zu weit höherem Preis auf gutem Papier hergestellt, die mau sich dann nach seinem eigenen Geschmack in einen Privatband vom Handbuchbinder binden läßt. — Wichtig für die Billigkeit des französischen Buches ist der Druck, der meist infolge der niedrigen Preise der Provinzdruckereien (mit niedrigen Löhnen!) sehr billig ist. Steigern sich die Lebenshaltungskosten, so ist die Erhöhung des Buch preises die sofortige Folge, wie sie bereits in der Heraufsetzung des Durchschnitts-Nomanpreises von 12 auf 15 Franken in der letzten Zeit beobachtet werden konnte. Durch die Preisnormierung ist eine Be grenzung des Umfanges mancher Bücher auf etwa 300 Seiten be dingt. 'Eine Spekulation mit Erstausgaben ist in Frankreich und auch in England nichts Seltenes. Ist ein Dichter bekannt geworden, so sind die Erstausgaben gesucht und erzielen hohe Preise. Um den Absatz der Bücher zu fördern, hat man begonnen, Autoren in bekann ten Buchhandlungen ihre Bücher selbst verkaufen und signieren zu lassen. Dieses scheint über eine Modeangelegenheit zu einer regel mäßigen, ständigen Einrichtung zu werden. I-n Schulen sind Biicher- prämien eincesührt und sehr beliebt. Besonders auf rcchtswisscn- schaftlichem Gebiet bedienen sich oftmals auch ausländische Autoren
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder