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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.06.1935
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- 1935-06-20
- Erscheinungsdatum
- 20.06.1935
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- Deutsch
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x° 140, 20. Juni 1935. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn Buchhandel. bediente sich in erster Linie die Jugendgruppe der NS-Kulturgemeinöe im Nahmen einer Morgenfeier, in der Dichter und Komponisten der jungen Generation zu Gehör gebracht wurden. Hier wird nach der festen Überzeugung der meisten Tagungsteilnehmer im Laufe der Zeit eine Kunstform entwickelt werden können, die ganz unmittelbar breiteste Massen erfassen kann. Der Wunsch nach Sprechchören, nach Dichtungen ist darum in den Kreisen der Jugend ungeheuer groß. Unter den jungen Dichtern, die in der Morgenfeier zu Wort kamen, muß Herbert B ö h m e an erster Stelle genannt werden. Seine ernsten Worte über den »9. November«, sein aufrüttelndes »Trompeter blase« ist beste Dichtung der Gegenwart. Gleich packend Gerhard Schu manns dichterisch geschaute »Deutsche Auferstehung«. An anderem Ort, aber auch unter diese Kunstgattung gehörend, wurden zwei Sprechwerke des jungen Eberhard Wolfgang Möller auf geführt, die »Kantate auf einen großen Mann« und »Anruf und Verkündigung der Toten«. Zutiefst empfundene Dichtungen, die die Hörerschaft durch die Suggestion ihrer Bilder in Bann schlugen. Über das rein Sprachliche hinaus ist versucht worden, durch Musik den Eindruck der Dichtungen zu vertiefen. So brachte auch die Morgen feier Sang- und Sprechchor nebeneinander: »Siegreiche Fahne« (Worte von C. M. Holzapfel, Weise von Hermann Simon), »Tritt heran, Arbeitsmann« von Heinrich L e r s ch. Hier zeigte sich eine Kunst, die fähig ist, den Mythos unserer Zeit zu gestalten. Sehr lebendig und anschaulich waren die A u s st e l l u n g e n, in denen Volkstumsarbeit, Architektur, Bildende Kunst und eine Schau aus der Arbeit der NS-Kulturgemeinde zusammengetragen worden war. Beispiele wurden dort gegeben, die zeigten, daß unser viel seitiges, durch die Landschaft bedingtes Volkstum in verschiedensten Teilen des Reiches noch lebendig ist und nur der Pflege und Be treuung bedarf. Die Schau der Gebrauchsgegenstände bezeugte, daß alte und moderne Form nicht im Widerspruch zueinander stehen müssen, sondern daß die Technik einen Stil prägen kann, der mit Mensch und Landschaft verbunden ist. Die Wiedergabe von Bauten verschiedenster Art in photographischer Technik: Wohnhaus, Kirchen, Heldengedächtnisstätten, Häuser der Künste und der Arbeit, Stätten des Kults, Bauten des Staates und der Partei ließen erkennen, daß lebendige und schöpferische Kräfte da sind, die nur zum Werk ge rufen werden müssen. Der Künstlerring der NS-Kulturgemeinde hatte es sich zur Aufgabe gemacht, sie zum Einsatz zu bringen. Von großem Interesse war auch, was die NS-Kulturgemeinde auf dem Gebiete der bildenden Kunst zeigte. In drei Sälen konnte man ein Bild davon gewinnen, welchen Weg sie hier zu gehen ge willt ist. Eine vom Landesverband München-Oberbayern zusammen gestellte Schau, »Ritter, Tod und Teufel« benannt, zeigte Hand schriften des mittelalterlichen Deutschen Reiches, graphische Blätter aus der ersten Zeit des Holzschnitts, aus der Zeit Dürers bis in die Zeit Nethels, Moritz von Schwinds, Adolf Menzels, bis zu Hans Thoma. Die Anteilnahme der Ausstellungsbesucher gehörte Hand- zeicynungen und Aquarellen aus dem Kriege, in denen sich die Er eignisse der Front in erschütternder Darstellung spiegelten, gebändigt durch eine starke künstlerische Kraft. Es feien genannt an dieser Stelle die Zeichnungen und Aquarelle Segieths, die zum Teil im Trommelfeuer entstanden, und die später tief und stark geformten Radierungen Erich Ehrlers. Daneben zeigten graphische Dar stellungen das stete Anwachsen der Zahl der Veranstaltungen und der Zahl der Mitglieder der NS-Kulturgemeinde seit der Gründung und die Arbeit der einzelnen Landesverbände in Wort und Bild. Sehr reich war das Tagungsprogramm an musikalischen Darbietungen. Allgemeines Interesse durfte vorhanden sein für die verschiedenen Fassungen der »Sommernachtstraum- m u s i k <, die von der NS-Kulturgemeinde an verschiedene Kompo nisten in Auftrag gegeben war. Wenn es Rudolf Wagner- Negeny auch nicht gelungen war, das künstlerische Problem zu lösen, da seine musikalische Gestaltung nur in erster Linie das Bur leske, nicht aber das geheimnisvoll Schwebende, Märchenhafte der Shakespeareschen Dichtung zum Ausdruck brachte, so ist doch das Vorspiel zum »Sommernachtstranm« von Julius W e i ß m a n n eine glückliche melodienreiche Komposition, eher geeignet, dieses Werk klangvoll vorzubereitcn. Albert Jung, ein junger saarländischer Komponist, durfte mit seiner »Passacaglia« für großes Orchester und Orgel verdienten Beifall entgegennehmen. Die »Festmnsik für Orchester« brachte diesem Komponisten keinen geringeren Erfolg. Das Chorwerk »Einer baut einen Dom«, dessen Worte Carl Maria Holzapfel, dessen Musik Hans Heinrich D r a n s m a n n schuf, wurde als ein aus dein Geiste der Zeit gestaltetes, eigenartiges und großempfundenes Werk erlebt. Das Jneinanderweben instrumen- talischer Musik, stilistischer und choristischer Partien, die Verbindung 500 von Einzelsprechern und Sprechchören des Arbeitsdienstes erweiterte die Ausdruckskraft zu Wucht und Größe. Hier liegen große Möglich keiten der chorischen Dichtung. Eine feinsinnige, musikalische Aus deutung fanden altdeutsche Minnelieder in den Kompositionen von Otto Straub. Die Uraufführung dieses Werks, wie der »Konzert musik« für Klavier und Orchester von Emil Peeters, vermittelte den Zuhörern musikalische Erlebnisse einer sehr zeitgemäßen Kunst, die neuartige Klangbildungen nicht scheut. Im Nahmen dieses Berichts wird besonders interessieren, daß die NS-Kullurgemeinde einen Buchring gegründet hat, der die Absicht hat, eine Deutsche Kulturbuchreihe herauszubringen. In Zusammenarbeit mit dem Zentralverlag der NSDAP, Franz Eher Nachf., werden zwei Folgen dieser deutschen Knlturbuchreihe erscheinen: eine Reihe vierteljährlich, mit einem in besondererSorgfalt ausgestat teten Halblederband, eine Reihe L, die ein Buch wie die ^-Neihe enthält, dazu ein weiteres Werk noch, das gewählt werden kann aus einer aufliegenden Liste. Eine monatliche Gebühr von NM —.90 ist für die erste Reihe vorgesehen, für die zweite Reihe eine monatliche von NM 1.80. Die Bestellung muß auf ein halbes Jahr lauten, Ab meldungen sind statthaft mit vierteljährlicher Kündigung. Besondere Pflege soll hier das dichterische Buch unserer Zeit erfahren. Bestellungen auf die Deutsche Kulturbuchreihe nimmt jede deutsche Buchhandlung entgegen. Wer Bezieher dieser Bücherreihe ist, der erhält kostenlos eine lOseitige illustrierte Zeitschrift »Ich lese«, in der kleine Hinweise auf die Kunst des Lesens und über die Gegenwarts literatur enthalten sind, ferner Auszüge und Beiträge von Dichtern und Schriftstellern der Gegenwart. Mit dem Beitritt zur Deutschen Kulturbuchreihe erwirbt der Bezieher ohne besondere Eintrittsgebühr die kostenlose Mitgliedschaft bei der NS-Kulturgemeinde und erwirbt damit auch den Anspruch auf alle Vergünstigungen dieser Organisation. Es wird manchen Teilnehmer der Tagung überrascht haben, daß die NS-Kulturgemeinde auch den Film in den Bereich ihrer Arbeit gezogen hat. Was an Filmstreifen in Düsseldorf zur Vorführung kam, das sollte nicht, wie Carl Maria Holzapfel betonte, eine filmische Arbeit zeigen, die lediglich der Unterhaltung dienen soll, sondern die bewußt lebenswichtige Fragen des Volkes durch die jüngste der Künste zur Anschauung bringt. Der eine Film, »Kultur über dem Alltag«, den Swen Nold an hergestellt hat, ist dazu angetan, eine Brücke zu schlagen zwischen dem Volk und seinen großen Geistern, indem er teilnehmen läßt an den großen Schöpfungen der Kunst. Uber die aus gezeichnete photographische Darstellung, die in diesem Film gesunden wurde, hier an dieser Stelle zu sprechen, erübrigt sich. Ein weiterer Film, »Trutz blanke Hans«, der von der NS-Kulturgemeinde und dem Oberpräsidenten der Provinz Schleswig-Holstein in Auftrag gegeben wnrde, entfaltete ein Bild der gewaltigen Arbeit an Schleswig- Holsteins Westküste, wo viele hundert Morgen fruchtbares Ackerland dem Meere nach dem Willen des Führers abgerungen werden sollen. Ter Film ist ein herrliches Bild niederdeutscher Landschaft, ein Kulturfilm im besten Sinne des Wortes. * Auch die Eindrücke, die man von der T h e a t e r p f l e g e der NS-Kulturgemeinde in Düsseldorf gewann, sind sehr nachdrücklich. Allerdings hat die Uraufführung des Schauspiels »Europa brennt« von Nein hold Zickel von Jan nicht den Erfolg gebracht, den auch die NS-Kullurgemeinde von diesem Werk erwartete. Bei der Auswahl war maßgebend gewesen die Hoffnung, hier ein Werk zeigen zu können, in dem die Verkettung der geschichtlichen Persönlichkeit mit dem Volk auss deutlichste sichtbar wird. Diese Idee war aber nicht klar genug herausgearbeitet, so daß sie dieses sehr weitschweifige Werk, das ursprünglich für zwei Abende gedacht war, nicht zu tragen vermochte. Obwohl manche S:ellcn überzeugend in der Darstellung waren, so waren doch weite Teile des Werkes sehr schwach, nur er dacht, konstruiert, undichlerisch. Sehr viel Unwesentliches überwucherte das wirklich Bedeutsame. Dieses Werk Zickel von Jans hat wieder einmal erwiesen, daß ein Spiegelbild auch der größten geschichtlichen Stunde noch lange kein vollendetes dramatisches Werk ist. Allgemeine Zustimmung fand das Freilichtspiel des Rheinischen Städtcbund-Theatcrs mit Shakespeares »Der Widerspenstigen Zäh mung«. Alle Farbigkeit, aller Frohsinn, alle Beweglichkeit dieses Wer kes kam vor den vielen hundert Zuschauern in einer ganz hervor ragenden Darstellung zur Ausführung. Hier wurde wirklich mit Lust und Liebe, mit Fleiß und Können Theater gespielt, gespielt, wie Shakespeare es verlangt.
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