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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.01.1888
- Strukturtyp
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- 1888-01-25
- Erscheinungsdatum
- 25.01.1888
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- Deutsch
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Leipziger Aufenthalts gereichten ihm zum fruchtbringendsten Er folge für den Beruf, dem er sich gewidmet hatte. Sie fielen in die Zeit, wo durch Gründung und Erbauung der deutschen Buchhändlerbörse das bis dahin langwierige buchhändlerische Abrechnungswesen einer neuen Entwickelung entgegenging und durch Eröffnung der Leipzig-Dresdener Eisenbahn der alten Metropole des Buchhandels ein neues, regeres Leben erwuchs. Durch das sehr bedeutende Kommissious- und Auslieferungs- geschäst der Rein'schen Buchhandlung lernte er das Wesen des Buchhandels gründlich kennen; dort wurde in ihm auch die Lust und Liebe zu dem Zweige unseres Berufes geweckt, in dem er spater so schöne Erfolge erringen sollte. — Für Fried rich Perthes, mit dem er vielfach zu verkehren Gelegenheit hatte, empfand der Jüngling tiefe Verehrung und Begeisterung, und der Anregung dieses Mannes hatte Zanke, wie er selbst gern hervorhob, viel zu verdanken. Nach Beendigung der Lehrzeit kam Zanke als Gehilfe in die Mittler'sche Buchhandlung nach Posen und arbeitete als dann von Michaelis 1840 im Muttergeschäft dieser Firma in Berlin weitere zwei Jahre. So fand er in einer der, wie be kannt, angesehensten und größten Sortimentshandlungen Deutsch lands reiche Gelegenheit, seine in Leipzig erworbenen Kenntnisse zu ve> werten und zu vermehren. Der strebsame Geist Zankes richtete sich bald auf Selb ständigkeit, und wenn er auch die Schwierigkeiten, die sich ihm beim Mangel hinreichender Mittel entgegenstellten, nicht ver kennen durfte, so verzagte er doch nicht an seiner Kraft und Energie. Erst vierundzwanzig Jahre alt, erwavb er am 1. Januar 1843 in Potsdam ein altes, damals ziemlich zurückgekommenes Geschäft, und es gelang ihm, in andauernder zielbewußter Thätigkeit das selbe bald so zu heben, daß er in Perleberg und Wittstock Filial- buchhandlungen errichten konnte. Doch diese Gebiete genügten seiner Schaffenslust nicht lange und immer mächtiger regte sich in ihm die Sehnsucht nach Erfüllung seiner Lieblingsidee, Ver leger zu werden. So siedelte er bereits 1850 von Potsdam nach Berlin über, um dort eine Verlagsbuchhandlung zu gründen. Das Fundament des Verlages bildeten einige Werke, welche Zanke bereits in Potsdam herausgegeben hatte und von denen ein Buch über die Fontainen von Sans-Souci, ein Kunstwerk: »Malerische Ansichten von Potsdam« und zwei Novellen aus dem Nachlasse De la Motte-Fouquös die wesentlichsten gewesen sein mögen. Das Vorhandene war also äußerst gering und nicht der Art, um darauf sicher weiterbauen zu können. Zankes Streben richtete sich nun von vornherein auf den Verlag belletristischer Werke, wiewohl die Zeitverhältnisse hierfür nicht zu günstig lagen. Die unruhigen Jahre 1848 — 50 hatten auf die Romanlitteratur sehr drückend gewirkt; außerdem hatte der deutsche Originalroman einen schweren Stand gegenüber den Übersetzungen der Werke eines Boz, Bnlwer und Eugen Sue, welche auch in Deutschland unendlich große Erfolge erzielt hatten. Darauf bauend, daß die vor kurzem erfolgte Einführung der Preß freiheit die Sachlage allmählich ändern würde und daß nach den Jahren politischer Verworrenheit der deutsche Gedanke immer lebendiger in allen Schichten der Bevölkerung zum Ausdruck kommen müßte, war es ihm vergönnt, ein mutiger Vorkämpfer für den deutschen Originalroman zu werden, der sich in den kommenden Jahrzehnten zu immer höherer Blüte entfaltet hat. Das erste Werk des jungen Verlegers war Theodor Mügges »Voigt von Sylt«. Dieser erste Wnrf war glücklich; durch ihn wurden andere Autoren auf Zanke aufmerksam, vor allem das Schriftstellerpaar Theodor Mundt und Luise Mühlbach, deren Werke der neuen Firma bald einen schönen Erfolg zuführen sollten. Der so außerordentliche Erfolg der Romane Luise Mühlbachs war indes nicht ein zufälliger oder von vornherein durch die Teil nahme des Publikums bedingter, wie wir ihn in neuerer Zeit so oft erleben; vielmehr erst nach vielen Mühen und Anstrengungen war es dem rührigen Verleger gelungen, die Popularität dieser Schriftstellerin herzustellen. Anfangs wollte »Friedrich der Große und sein Hof« nicht gehen und der nebenbei auch zu teuere Roman wäre schnell der Vergessenheit anheimgefallen. Nach diesem scheinbaren Mißerfolge veranstaltete Otto Zanke eine neue billige, sogenannte Volksausgabe, überließ den Zeitungen einzelne Kapitel zum Abdruck für das Feuilleton und erweckte so im Publi kum ein stetig reger werdendes Interesse für den Mühlbachschen Romancyklus, das dann den weiteren Werken der Verfasserin zu gute kam. Der Umstand, daß der Verkauf einzelner dieser Romane in Österreich verboten wurde, war ihrem Schicksale allerdings nur günstig; immer größer wurde die Nachfrage in Deutschland; denn die deutsche Gesinnung derselben, die Lebendigkeit der Schreibweise ließen das Publikum leicht über viele Schwächen hiuwegsehen. Mag man heute über Mühlbachs Werke so oder so urteilen, das Verdienst, für den deutschen Öriginalroman die Teilnahme weitester Kreise erweckt zu haben, bleibt ihnen zu eigen. Hier müssen wir auch der ersten periodischen Unternehmungen Zankes, welche er in den fünfziger Jahren ins Leben ries, gedenken. Mit dem »Berliner Modenspiegel«, dessen Verlagsrecht er 1851 erworben hatte, vereinigte er die »Zeitung für die elegante Welt«. Leider blieben beide ohne den erwünschten Er folg, da die mehr praktischen, wohlseilen Modenzeitungen, welche von Stuttgart kamen und in Berlin bald viele Nachahmung fanden; sie verdrängten. Die von Zanke in letzterer Art gegründete »Berliner Muster- und Modenzeitung«, welche im Jahre 1860 den Titel »Victoria« erhielt und selbst trotz mancher Konkurrenz tapfer standhielt, war die erste am Orte und erfreute sich günstigster Aufnahme. Eine eigens hierfür in Spandau eingerichtete Kolorier anstalt brachte kolorierte Modenbilder, welche als Beilagen zu Zeitungen in vielen tausend Exemplaren nach den verschiedensten Ländern Europas und bis nach Amerika gingen. Dennoch entsprach der Erfolg nicht den großen Herstellungskosten und der Mühe, die dieser Verlag verursachte; dasselbe gilt von der 1856 — 58 im Verein mit Hübner-Trams und Rudolph Löwenstein her ausgegebenen originellen Jugcndzeitung »Puck«. Nachdem die »Viktoria« 1862 in anderen Besitz überge gangen war, wandte sich Zanke nunmehr fast ausschließlich dem Gebiete der Romanlitteratur zu. Der Umfang, den seine Verlags- thätigkeit im zweiten Jahrzehnt seines Berliner Aufenthalts nahm, ist ein staunenswert großer. Wenn man die überaus stattliche Zahl jener bedeutenden Schriftsteller und Schriftstellerinnen überschaut, die in den sechziger Jahren dem Jankeschen Verlage zugeführt und bald eine Zierde desselben wurden, so möge man nicht unterschätzen, was bei solchen Erfolgen der Thätigkeit Otto Zankes selbst zu ver danken ist. Wir meinen vor allen, seinen sicheren, scharfen Blick für die Anlagen der Schriftsteller, wie für die Bedürfnisse der Zeit und sein kraftvolles Eintreten dafür nach eigener Erkenntnis. Er führte Friedrich Spielhagen in die deutsche Litteratur ein, nachdem dessen erster Roman »Problematische Naturen« vergeblich das Wohlwollen anderer Verleger erstrebt hatte; er bestimmte A. E. Brachvogel, seinen »Friedemann Bach« zu schreiben und so mit Glück den Weg des Romans zu beschreiten; er wurde der erfolg reiche Verleger der Werke von Fanny Lewald, Alfred Meiß ner, Philipp Galen u. a. mehr, mit denen allen in freundschaft liche Beziehungen zu treten ihm vergönnt war. Im Verein mit den ersten Schriftstellern jener Zeit, deren Vertrauen und Freundschaft er genoß, konnte er es auch im Jahre 1864 wagen, mit der »Deutschen Romanzeitung« ein Unternehmen ins Leben zu rufen, das wohl das Hauptwerk seines buchhändlerischen Schaffens bedeutet und auch heute im fünfundzwanzigsten Jahre seines Bestehens noch als eine der ersten periodischen Zeitschriften gilt. Es war kein leicht zu er reichendes Ziel, das dem Verleger damals vorschwebte, ein Werk zu gründen, das außerordentliche Ansprüche an Geld und Arbeit stellte, dessen Gelingen aber von der Gunst des Publikums abhing, das noch fremd einem derartigen ihm ungewohnten
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