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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.03.1936
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- 1936-03-26
- Erscheinungsdatum
- 26.03.1936
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Nummer 73, 26. März 1986 auch wirtschaftliche Notwendigkeiten geltend machte. Vergeblich wurde ein Jahrzehnt hindurch in immer wieder aufgenommenen Verhandlungen versucht, den Buchhandel in ein gutes und von gegenseitigem Vertrauen getragenes Verhältnis zu den Volks büchereien zu bringen. Es gab eine Zeit — sie liegt gar nicht so lange vor dem März 1833 — da schrieben noch damals führende Männer im Volksbüchereiwesen lange Aufsätze gegen den Buch handel und über seine angeblich den Volksbüchereien gegenüber eingenommene Händlerpolitik. Es wurde als selbstverständlich an gesehen, daß die Volksbüchereien und die Beratungsstellen jede, aber auch jede wirtschaftliche Chance ausnützen dürften, um unter Umgehung des vertreibenden Buchhandels ihre Bücherbezüge zu tätigen. Wenn noch so oft von der Gegenseite darauf hingewiesen wurde, daß sich manche Verleger — leider! — an die von der Spitzenorganisation verfolgte Politik nicht hielten, so haben wir immer die Forderung vertreten, daß der Bezug der Volks büchereien grundsätzlich über den vertreibenden Buchhandel zu gehen hat. Die Verbindung mit der Volksbücherei ist für den Buchhandel am Ort von erhöhter Bedeutung. Ab gesehen davon, daß die Volksbücherei, mögen die ihr zur Ver fügung stehenden Anschasfungsmittel noch so gering sein, Daucr- bezieher ist, muß der Buchhändler gerade aus kulturellen Grün den besonderes Gewicht auf die Verbindung mit ihrer Leitung legen. Diese Verbindung wird bei der großen Bedeutung, die der Volksbücherei im nationalsozialistischen Staat für die kulturelle Ausrichtung zukommt, den Buchhändler für seine Lagerzusammcn- setzung auf dem Gebiete des schöngeistigen und politischen Schrift tums stark beeinflussen, während der Büchereileiter aus dem Be darf, wie er in der Buchhandlung festgestellt wird, sicher manche Anregung erhalten kann. Es gelang also früher nicht, trotz aller Bemühungen ein Ab kommen mit den Volksbüchereien abzuschließen. Die Verhand lungen scheiterten immer wieder an einem Umstand, den auch Professor Di. Dähnhardt in seinem Aufsatz herausstellt: am Mangel der einheitlichen Leitung und Führung. Bestand schon einmal die Aussicht aus Gelingen, wie z. B. vor dem Bibliothekar tag in Braunschweig, dann kam der Vertreter einer anderen Rich tung, sagte nein und alle Bemühungen waren umsonst. Das ist nun anders geworden. Die endlich geschaffene Einheit in der Führung des Volksbüchereiwesens machte es möglich, die bald nach der Machtergreifung wieder aufgenommenen Verhand lungen erfolgreich durchzuführen. Schon in den nächsten Tagen wird eine Anordnung des Vorstehers ergehen, durch welche die Lieferung neuer deutscher Bücher an die Volksbüchereien geregelt wird. Vorhergegangen ist das dem Buchhandel bekannte Abkommen über den Bezug von Büchern im Bücherei-Einband vom Einkaufs haus für Volksbüchereien. Selbstverständlich — das sei dem Buch handel gesagt — ist die Neuregelung ohne Entgegenkommen, ohne Opfer nicht erreicht worden. Abschluß eines Vertrages, und um einen solchen handelt es sich schließlich, wenn er auch in Form einer Bekanntmachung des Vorstehers erfolgt, bedingt immer ein Nach geben von beiden Seiten, bis man sich aus der mittleren Linie trifft. Daß die dem Buchhandel zugedachten Lasten tragbar bleiben, dafür glauben seine Vertreter gesorgt zu haben. Ein Jahr Reichsschule des Deutschen Buchhandels Vor einem Jahre begann die Reichsschule des Deutschen Buchhandels ihre Arbeit. Sie sollte einen kühnen Gedanken ver wirklichen: den gesamten Nachwuchs unseres Berufes vor Abschluß der Lehrzeit fachlich und politisch schulen, d. h. über das Ganze des Berufes unterrichten und zu einer verantwortlichen Gesinnung und Haltung erziehen. Heute stellen wir fest, daß dieser Gedanke sich nicht nur als durchführbar, sondern auch als sehr fruchtbar erwiesen hat. Und wir dürfen hoffen, daß mit der neuen Schulungseinrichtung zugleich ein neuer Abschnitt der buchhänd lerischen Berufsbildung beginnen wird. Die Reichsschule ist nach den Erfahrungen des ersten Jahres so weit, daß sie den endgülti gen Lehrplan ausstellt. Er soll in nächster Zeit veröffentlicht wer den. Eins Reihe von Aufsätzen und Arbeitsberichten folgt nach. Aus ihnen mag nach und nach das Bild unserer Schule entstehen. Zuvor aber möchte die Reichsschule ihr erstes Schuljahr nicht beschließen, ohne der Reichsschrifttumskammer und dem Börsen verein der Deutschen Buchhändler, im besonderen dem Gründer der Schule, dem Altpräsidenten der Kammer Herrn Or. H. F. Blunck und Herrn Verlagsbuchhändler Herbert Hofsmann als ihrem treuen Freund den Dank dafür auszusprechen, daß sie für die äußeren Voraussetzungen einer ersprießlichen Arbeit sorgten und die Schule in jeder Weife unterstützten. Auch im Namen der jungen Buchhändler, die die Reichsschule bisher besuchten, muß dieser Dank gesagt werden, und wir zweifeln nicht, daß sich alle deutschen Buchhändler anschließen. Er soll bezeugt sein durch die Veröffentlichung einiger Briefe und Briefstcllen aus den zahl reichen Zuschriften ehemaliger Rcichsschüler. Denn was kann die Notwendigkeit und Wirksamkeit der neuen Einrichtung besser be stätigen als die Stimme des jungen Nachwuchses, der unserem Berufe mit Liebe anhängt und durch ihn der Nation dienen ivill. Or. Hoher. S. 11. 3. 1936 Zunächst einmal sende ich Ihnen aus meinem Heimatstädt chen recht frohe Grüße! So ganz allmählich kehrt die Freude an der Arbeit zurück. Mein Chef behauptet zwar immer noch, meine Gedanken wären noch nicht ganz wieder in S., sondern anscheinend noch in Leipzig. Das stimmt schon, denn es ist zu schön, sich noch einmal alles, was man dort erlebt hat, in die Erinnerung zurück zurufen. Und dann kommen fast täglich Briefe und Karten von den Kameraden der Reichsschule, und alle sind noch ehrlich be geistert von der gemeinsam verlebten Zeit. K. schrieb mir neulich, man wäre dort ein ganz anderer Mensch gewesen, gewissermaßen ein Sonntagsmensch. Er hat schon recht, mehr oder weniger haben wir wohl alle das gleiche Empfinden gehabt, denn trotz der vielen Arbeit haben wir doch recht viel Freude gehabt. — Für diese Freude und vor allem für das, was wir dort an Bereicherung für unseren Beruf erhalten haben, möchte ich Ihnen nochmals herzlichst danken. D. 2. 7. 1935. Erst an meinem alten Arbeitsplatz ist mir voll bewußt ge worden, wie schön die vier Wochen auf der Reichsschule waren. Mit einem ganz anderen Gefühl bin ich am Montagmorgen ins Geschäft gegangen. Die Kleinarbeit, die bisher tot war, ist jetzt lebendig geworden. Sogar das Abstauben jeden Morgen ist nicht mehr langweilig, ich sehe jetzt nicht nur die Buchtitel, sondern auch den Autor, Verleger, Drucker und alle die, die an der Produktion und dem Vertrieb beteiligt sind. Viele bisher sinnlos erscheinende Einrichtungen halte ich nun für wichtig und für den Buchhandel lebensnotwendig. Ich habe mir einen festen Leseplan ausgestellt, nach dem ich in Zukunft arbeiten werde. Ich würde Ihnen sehr dankbar sein, wenn wir, da möchte ich im Namen aller Reichs schüler sprechen, von Zeit zu Zeit Literatur-Zusammenstellungen von Ihnen erhielten, wie wir schon jetzt einige mitnehmen dursten. ... Besonders die Kameradschaft während der vier Wochen war etwas Wunderbares. Am Freitagabend, als wir zum letzten Male -Ade, nun zur guten Nacht- sangen, war ich traurig gestimmt. Mein Auge ging von Kamerad zu Kamerad, jeder war mir wäh rend der vier Wochen bekannt und vertraut geworden. Aber schon am nächsten Morgen war ich wieder froh in der Gewißheit: Biele wirst du gewiß irgendwo einmal Wiedersehen. Das «Wiedersehen« von allen klang so bestimmt und zuversichtlich. Rh. 3. 7. 1935 Die leider so schnell vergangenen vier Wochen in Leipzig werde ich nicht vergessen. Befriedigt sind wir von dort sort- gegangen, aber ein kleiner Schmerz ist haften geblieben: Die Sehn sucht nach einer solchen Kameradschaft, die man nur ganz selten 283
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