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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.03.1936
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- 1936-03-07
- Erscheinungsdatum
- 07.03.1936
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und der Weckung und Pflege geist-seelischer Energien. Die Lösung der ungeheuren Aufgaben dieses sturm- und drangbewegten Zeit alters bedarf dringend ungewöhnlicher schöpferischer Lebenskräfte, und mehr und reichhaltiger alz im allgemeinen der Mensch ahnt, sind diese seit Jahrhunderten im Schrifttum aufgespeichert. Neuland ist eine deutsche Lebensnotwendigkeit, und einer Zeit, die so stark überzeugt ist von der Bedeutung des Blutes und der Rasse, dürfte es an Verständnis und Einsicht nicht fehlen, daß in dem, was aus diesen Urquellen des Lebens entstand, im Schrift tum, Neuland in höherem Sinne steckt. Daß der Mensch des 20. Jahrhunderts viel erfahren hat und sehr viel weiß, steht außer Zweifel, daß das aber noch lange nicht alles ist, das zu bekennen zwingt nicht nur eine geziemende Bescheidenheit, sondern auch die beinahe täglich in Erscheinung tretende Tatsache unaufhörlichen Fortschrittes auf allen Gebieten. Unendlich und unerschöpflich scheinen die Werte und Möglichkeiten des Elementes zu sein, dem der Mensch seinem Wesen nach unentrinnbar verbunden ist. Daß ihn die Natur mit ihren offenbaren und verborgenen Reizen und Schätzen zunächst interessierte, war zu erwarten und ist verständ lich. Man muß aber heute wohl sagen — vielleicht sogar fürchten, der Mensch steht so restlos im Banne der Natur und bemüht sich in einem derartig gesteigerten Maße um ihre Erforschung, daß er sich selbst, und was etwa noch vorhanden und beachtenswert wäre, vergißt. Die Größe dieses Strebens und seines Erfolges ist nicht ohne eine gewisse Tragik. Die Harmonie, das innere Gleichgewicht des erd- und himmelverbundenen Menschen ward aufgehoben. Der Mensch neigt ungleich stärker zur Erde, und höhere Fähigkeiten verkümmern, weil sie wenig oder nicht gebraucht und geregt wer den. Die tragischen Folgen dieser Einseitigkeit wirken sich be sonders nachteilig aus im Verhältnis des Menschen zu dem anderen Element, dem er neben der Natur aufs innigste verbunden ist, und das sich im Schrifttum am klarsten offenbart. Es ist nun sicher eine ganze Anzahl Zeitgenossen vorhanden, die Die Leipziger AuS der Tagespresse wird schon der außerordentlich günstige Verlaus der diessährigen Leipziger KriihjahrSmustermesse bekannt sein. So meldete das Meßamt über den Verlauf des Resse-Mittwoch: »Die große Messe dieses Frühjahrs erlebte heute ihren Höhepunkt. Kein Teilnehmer kann sich dem überwältigenden Eindruck entziehen, den diese wahrscheinlich stärkste Messe der Nachkriegszeit macht. Nach einer statistischen Zwischenerhebung der verlausten Messeabzeichen und Tageskarten lag die Zahl der geschäftlichen Besucher bereits am Messe-Dienstag um 20 Prozent über der Schlußzisser der Frühjahrs messe 1ÄS5, die mit insgesamt 1ÄKOOO Besuchern die bis dahin über haupt höchste Zahl erreichte. Ter Besuch des Geländes der Großen Technischen Messe und Baumesse war am Sonntag um Sü Prozent und am Montag um Lü Prozent höher als an den entsprechenden Tagen des Vorjahres«. Am Bericht über den Verlaus des Messe- Donnerstag heißt es, daß die Kaufvcrhandlungen der inländischen Einkäufer zu Ende geführt wurden und daß größere Abschlüsse, be sonders auch in den Sparten der Technischen Messe und der Bau messe, zustandegekommen sind. Das geschäftliche Ergebnis läßt sich natürlich noch nicht Über blicken. Wenn auch die Geschäftstätigkeit an allen Meßtagen sehr lebhaft war und das Ergebnis gegenüber der vorjährigen Früh jahrsmesse im allgemeinen als gebessert bezeichnet wird — in Einzel fällen bis zu 50 Prozent besser —, so wird andererseits doch hervor gehoben, daß sich das Exportgeschäft langsamer als sonst klärt und daß eingeleitete Verkaufsverhandlungen mehrfach noch nicht zum Ab schluß gekommen sind. Es wird also, um ein endgültiges Urteil zu erfahren, bis zum Abschluß der Messe gewartet bzw. berücksichtigt werden müssen, wie sich die angcbahnten Verbindungen auswirken. Die Messe hat jedenfalls auch diesmal ihre ganz überragende Bedeutung für die gesamte deutsche Volkswirtschaft erwiesen. Tie Zahl der Aussteller, die im Jahre WSS 7SL7 betrug, ist um KSK aus 81SS gestiegen, die Ausstellungsfläche um Sü Prozent auf 14S10L Rechnungsmeter. Wieder haben außer den deutschen Einkäufern Tausende von Ausländern den Weg nach Leipzig gesunden, weil sie wissen, daß sie hier an unserm «Schaufenster zur Welt« eine Orientie rungsmöglichkeit vorsinden, wie sie sonst in der Welt kaum vor handen ist. Wieweit der Verlagsbuchhandel der Messe treu geblieben ist, war aus dem vorige Woche im Börsenblatt erschienenen Aus allgemein interessierende Erfahrungen der in diesen Ausführungen angedeuteten Art mit Büchern gemacht haben. Sie sollten ihre Beobachtungen bei der Lektüre bestimmter Bücher sammeln, klären und bekanntgeben und damit Helsen, einer neuartigen Wertung und Erschließung des Schrifttums und einer zeitgemäßen literari schen Werbung den Weg zu bereiten. Ein offener Sinn, ein be weglicher Geist und keine Scheu vor Mühe und Arbeit werden zum Ziele führen. Es ist ja erfahrungsgemäß nicht so in der Welt, daß Ideen erst dann wahr und lebensfähig werden, wenn sich die hohe Wissenschaft um sic kümmert, sondern Ideen tauchen auf, wenn Fachleute bei ihrer beruflichen Beschäftigung Beobachtungen und Feststellungen machen. Für das Bewährte interessiert sich dann die Wissenschaft, erforscht es grundlegend und die Praxis baut es zum Welterfolg aus. Die Erfahrungen bei der Erforschung der Natur und auf dem Wege der technischen Erfindungen und Entdeckungen haben gezeigt, daß die verdienstvollen Pioniere auf allen Gebieten meist schwer unter dem Unverstand, der Gleich gültigkeit, ja dem Widerstande ihrer Zeit, insbesondere seitens der Kollegen vom Fach und der amtierenden Wissenschaftler zu leiden hatten. Es hat sich aber noch stets die Wahrheit und das Recht dieser Pioniere zu ihrem Ruhme und zur Schande ihrer Wider sacher durchgesetzt. Das deutsche literarische Ansehen erfordert cs auf jeden Fall, und das besonders lebendige Verhältnis des Deutschen zum Schrifttum läßt es bestimmt erwarten, daß der Deutsche in bezug auf Erforschung des Schrifttums und seiner praktischen Verwertung nicht hinter dem Ausland zurücksteht. Die besondere Stellung des Buchhändlers aber als beruflicher Ver walter und Vermittler des Schrifttums macht es ihm zur Pflicht, Beobachtungen und Erfahrungen über das menschliche Verhältnis zum Schrifttum und seine Folgen systematisch zu sammeln und die notwendigen Konsequenzen daraus zu ziehen. Je ernster und ge wissenhafter dieser Dienst am Buche erfüllt wird, um so reicher und schöner wird der Ersolg sein. Frühjahrsmesse stellerverzeichnis zu ersehen. Die Ausstellung im Meßhaus Stentzlers Hof, wo in der Hauptsache der Buchhandel und Teile des Kunst- Handels untergebracht sind, hatte ebenfalls sehr regen Besuch zu verzeichnen. Der inländische Sortimenter tritt allerdings — wie es auch kaum anders zu erwarten ist — nur in geringem Maße als Käufer auf. Es sind meistens die Inhaber gemischter Betriebe, die ihren Bedarf an anderen Artikeln auf der Messe decken, daneben die Einkäufer von Reisebuchhandlungen, Warenhausbuchhandlungen und Spezialfirmen, die Restposten kaufen. Sehr gut mar jedoch der aus ländische Buchhandel vertreten, der gern die Messe zu einer Reise nach Leipzig benutzt. Besonders Firmen aus Österreich, Holland und der Tschechoslowakei haben recht ansehnliche Bestellungen, auch auf wissenschaftliche Literatur, aufgegeben, sodaß der Verlag, soweit er ausgestellt hat, zum Teil sehr zufrieden mit dem Ergebnis ist. Daß die Meßhäuser nur mit einem besonders zu lösenden Meß abzeichen betreten werden dürfen, ist wohl der Grund dafür, daß der Leipziger Buchhandel, der es doch so bequem hat, als Besucher im allgemeinen vermißt wird. Schon aus Prestigegründen sollte hier auf Abhilfe gesonnen werden. Es kann auch nur jedem Buchhändler — Geschäftsinhaber oder Angestellten — angeraten werden, sich solche Gelegenheiten, um sich von der Leistungsfähigkeit einzelner Firmen zu überzeugen, nicht entgehen zu lassen. Das Großantiquariat, darunter diesmal mehrere neue Firmen, ist von jeher fast vollzählig auf der Messe vertreten. Der Verkauf scheint aber — wohl infolge Fehlens einiger Käuferkreise — etwas schleppend gewesen zu sein, jedenfalls wird das Ergebnis nicht von allen Firmen gleichmäßig gut beurteilt. Besonders gefragt waren billige und billigste Bücher; Werke in mittlerer oder höherer Preis lage waren weniger begehrt. Das Angebot mar auf fast allen Lite raturgebieten sehr reichlich. Besonders werden große Kunst- und Tafelwerke immer noch sehr zahlreich vom Großantiquariat ange boren. Die Verlängerung der Messe um einen Tag scheint sich in diesem Geschäftszweig nicht zu bewähren. Steigender Beliebtheit erfreuen sich bei den Messebesuchern die Sonderausstellungen der Kommissionäre und des Barsortiments in ihren eigenen Geschäftsräumen. Fast bei allen war ein guter Besuch zu verzeichnen und auch Aufträge konnten entgegengenommen werden; sie erstreckten sich im wesentlichen auf schöngeistige und Unterhaltungs literatur, vom Ausland auch auf wissenschaftliche, insbesondere tech-
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