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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.03.1936
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1936-03-07
- Erscheinungsdatum
- 07.03.1936
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- Deutsch
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daß gerade die Presse an sehr viel zu denken hat, sie wird deshalb für alle nützlichen Hinweise dankbar sein und die Arbeit des Buch handels unterstützen. Da der Unterhaltungsteil der Zeitung den Boden für die Werbung ebnet, werden auch Anzeigen nicht ohne Erfolg sein. Zum Schluß sei betont, daß es falsch wäre, die Werbung nur auf den Lehrling bzw. Jungarbeiter abzustellen. Diese Fach buchwerbung kann ebenso umfassend sein wie jede andere Buchwcrbung auch, sie hat, wenn sie richtig durch geführt wird, auch die Stammkundschaft des Buchhandels einzu beziehen, denn auch von ihr werden Fachbücher benötigt und manch einer wird erstaunt sein, zu erfahren, »daß es so was in seiner Buchhandlung überhaupt gibt». Sie wird ebenso den Meister erfassen, ob nun im größeren Fabrikbetrieb oder im Hand werk, auch den, der ohne Lehrling arbeitet, sie wird auch den Einzelhandel nicht außer acht lassen, denn gerade die Fach buchlisten werden jedem zeigen, wie viele Möglichkeiten es gibt, wie viele Berufe zu erfassen sind. Es ist anzunehmen, daß manch einer erst während der Fachbuchwerbung die Vielzahl der Berufe kennenlernt, die an dem betreffenden Ort betrieben werden. Die Werbung hat ebenso die einzelnen Haushalte mit Haus angestellten zu umfassen wie auch landwirtschaftliche Betriebe. -«Wir glauben nicht, daß durch diese Hinweise alle Möglich keiten erschöpft sind.« Es ist aber anzunchmen, daß sie Geltung haben für den größten Teil des Buchhandels. Inwieweit noch andere dazukommen, muß dem einzelnen Buchhändler als Kenner seines Platzes überlassen bleiben. Die Aufgabe ist nicht einfach, er wird sie mit Erfolg durchführen nur mit dem Einsatz aller Kräfte. elg. Bücher als Heilmittel Ein zeitgemäßes Problem und die Aussichten seiner Lösung für den Buchhandel Von Arno Franke, Leipzig Unter obiger Überschrift brachte das Börsenblatt vor kurzem (Nr. 37) eine Notiz, in der mitgeteilt wurde, daß der Direktor der Universitätsbibliothek in Madrid Or. Lasso de la Bega, ein eifriger Förderer von Krankenhausbüchereien, die Beobach tung gemacht habe, daß bei vielen Krankheiten die Heilung stark beeinflußt werden könne durch die Lektüre oder das Vor lesen von Büchern, die sorgfältig nach der Art der Krankheit ausgesucht würden. Es wurde dabei an die These des englischen Schriftstellers Bulwer Lytton erinnert, daß man die hohe Blut- temperatur von Kranken dadurch herabsetzen könne, wenn man ihnen Schilderungen aus kalten Zonen zu lesen gäbe. Or. Lasso behauptet, bei Patienten seien ausfallende Besserungscrscheinun- gen damit erreicht worden, daß ihnen von den Pflegerinnen aus Büchern vorgelesen wurde, di« je nach dem Krankheits fall auf ihre psychologische Wirkung hin genau ausgewählt wor den waren. Diese Notiz zeigt, daß im Ausland Beobachtungen und Erfahrungen gemacht werden, die beweisen, daß in der Literatur mehr enthalten ist, als die Schulweisheit gewöhnlich lehrt. Viel leicht kommt es nur darauf an, einen geeigneten Gebrauch vom Schrifttum zu machen, um Wirkungen zu erzielen, von denen wir heute noch keine oder wenig Ahnung haben — richtiger ist es wohl, zu sagen —, die uns heute noch nicht oder wenig zum Bewußtsein gekommen sind, denn psychologische Wirkungen übt mehr oder weniger die Lektüre jedes Buches aus. Es sehlt nicht an deutschen Bekenntnissen über wesentliche Folgen positiver und negativer Art, die durch Bücher herbeigeführt worden sind. Das besonders In teressante an obiger Notiz ist, daß ein spanischer Bibliothekar an scheinend systematisch Versuche angestellt hat, die zu dem über raschenden Ergebnis führten, daß ärztliche Diagnosen durch sorg fältig ausgewählte Lektüre positiv unterstützt wurden. Damit ist auf literarischem Gebiete ein Neuland betreten, das im Auge zu behalten der Buchhandel größtes Interesse hat, denn hier eröffnen sich Aussichten, die in bezug auf Wertung und Bedeutung des Schrifttums ausschlaggebend sein können. Der Mensch des 20. Jahrhunderts hat in seinem Verhältnis zum Schrifttum manche Beobachtung gemacht und durch die Lektüre ein reiches Wissen erworben, aber viele Beobachtungen und ein großer Teil dieses Wissens sind noch nicht voll und ganz ausgewertet, und ganz gewiß sind auch manche Erfahrungen im Umgang mit Büchern noch nicht oder nicht mit Bewußtsein gemacht worden. Zwar glaubt jede Generation, die Erscheinungen ihrer Gegen wart in höchstmöglicher Weise erkannt, verstanden und ausge wertet zu haben, die geschichtliche Entwicklung hat aber noch stets gezeigt, daß nur die Grenze des verschiedenen Zeiten Möglichen erreicht worden war. Diese unbestreitbare Tatsache gibt ein inneres Recht zu der Vermutung, daß wahrscheinlich auch die gegenwärti gen Beziehungen des Menschen zum Schrifttum trotz seines selbst bewußten Kulturstolzes noch primitiver Art sind. Jedenfalls steht die 214 Lektüre im Verhältnis zur qualitativen und quantitativen literari schen Leistung und zu dem Inhalt des Gebotenen noch nicht auf der erforderlichen Höhe, denn sonst trüge die Kulturwelt ein anderes Gepräge. Das ist aber wohl auch noch nicht zu verlangen. Es ist ja noch gar nicht so lange her, wenige Jahrhunderte sind es erst, daß der Buchdruck die Blüte des Schrifttums und seinen gegenwärtigen Stand ermöglichte. Der geistig rege Mensch von heute ist vorderhand noch stärker interessiert an der Erzeugung von Literatur alz an ihrer exakten Erforschung und praktischen Verwertung. Obwohl einzelne schon länger einen großen Teil davon erfassen konnten, so sind es doch nur verhältnismäßig wenige, denen die Literatur als Universum lebendig zum Bewußt sein gekommen ist und noch geringer ist die Zahl derer, die von einer starken Ahnung beseelt sind, daß dieses literarische Universum schöpferische Kräfte und Werte enthält, die den natürlichen in bezug auf Wesen und Fähigkeit kongenial sind. Selten nur werden Be kenntnisse der oben erwähnten Art laut, die davon zeugen, daß im Verhältnis des Menschen zum Schrifttum eine Änderung im posi tiven Sinn sich vorbereitet. Die Charakterisierung des Schrifttums auf seine psychologische Wirkung hin ist jedenfalls ein Problem, dessen Lösung den Buch handel stark interessieren muß, denn sie verleiht dem Buche einen neuen ungewöhnlichen Anreiz und damit glänzende Aussichten auf stärkeres Literatur-Interesse. Die alte Gewohnheit, in Büchern Mittler des Wissens, Förderer der Bildung und angenehme Unter halter zu sehen, ist im Verhältnis zur Produktion und der gegen wärtigen Qualität des Schrifttums sowohl als auch hinsichtlich seines lebensnotwendigen Wertes für diese Zeit kein zeitgemäßer Werbefaktor mehr. Der faustische Mensch des 20. Jahrhunderts scheint dieses trockenen Tones satt zu sein, er will nun endlich Taten sehen. Tatsächlich ist auch Bücherlcsen heute nicht mehr nur eine intellektuelle Angelegenheit wie gestern, sondern ein lebendi ger Quell schöpferischer Kräfte, eine das Weltbild umgestaltende Entdeckung und Erzeugung von Werten, deren Praktische Aus nützung nicht nur die moderne Zivilisation und Technik, sondern auch die intensivere Schau der Natur, das tiefere Eindringen in die Geheimnisse des Lebens und damit einen kulturellen Fort schritt und ein gesteigertes Lebensgefühl des Menschen zum Teil möglich gemacht hat. Auch die Literatur ist einer jener geheimnis vollen Schätze, mit denen der Mensch, wie die Geschichte berichtet, oft lange spielte, ohne ihren wahren Wert, ihre tieferen und höhe ren Möglichkeiten zu ahnen — jie ist ein Universum geist-seelischer Werte und Kräfte, die auf Entdeckung und Verwendung harren wie die natürlichen. Bücher als Heilmittel für Kranke ist nur ein Teil der Erfahrungen im Umgang mit ihnen, der wahrscheinlich, wenn er systematisch erfaßt wird, Bücher in Krankenhäusern ebenso notwendig machen würde wie die Medikamente der Apotheken. Wesentlicher sür unsre Zeit ist jedoch die Fähigkeit des Schrift tums hinsichtlich einer intensiven Steigerung des Lebensgefühls
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