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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.05.1911
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1911-05-01
- Erscheinungsdatum
- 01.05.1911
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- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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99. 1. Mai 1911. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 5293 schulwesen brachten es mit sich, daß die bisher in Gebrauch befindlichen Unterrichtsbücher einer Umarbeitung unterzogen werden mußten, daß aber auch eine Reihe neuer gleich artiger Lehrbücher erschienen. Der Wettbewerb verschiedener Verleger löste sich nun dahin aus, daß jeder Sckiulbücher- Verleger den Direktoren und Fachlehrern seine Um- arbeitungen und seine neuen Erscheinungen unverlangt und unberechnet zusandte, aber nicht allein den Direktoren, sondern meist auch noch sämtlichen Fachlehrern. Ich habe ein besonderes Regal eingeräumt, um alle diese Zusendungen darin aufstellen zu können. Das Regal ist übervoll; seit ein und einem halben Jahre habe ich glücklich 268 Bände erhalten. Es wird wohl ernstlich keiner dieser Herren Verleger an mich die Zu mutung stellen wollen, diese Anzahl von Büchern zu prüfen! Es würde auch zwecklos sein, denn für meine Schule kommen nur für zwei Fächer neue Lehrbücher in Frage. Meine Herren Fachlehrer erhielten ebenfalls die gleichen Bände der betreffenden Lehrbücher, hatten aber schon vorher sich für ein bestimmtes Buch entschieden, das sie teils durch Mitwirkung, teils durch Mitlesen der Korrekturen kennen gelernt hatten. Wozu steht nun der Ballast von 268 Bänden hier; welches Geld ist da den Herren Verlegern verloren gegangen und wie viele Hände haben sich da gänzlich umsonst bemüht! Eine höfliche Anfrage hätte durch meine Beantwortung die Zusendung in jedem einzelnen Falle zum Nutzen der Verleger verhindern können. Der Rektor einer Mädchen-Mittelschule äußerte sich: Es vergeht keine Woche, in der ich nicht von irgendeinem Verleger eine Sendung Schulbücher erhalte. Ich lasse diese Sendungen alle uneröffnet liegen, und zwar aus folgendem Grunde: In dieser Stadt bestehen vier Mädchen-Mittelschulen, sie haben sich dahin geeinigt, unter gegenseitigen Konzessionen alle die gleichen Bücher einzuführen. Eine hierfür gewählte Kommission trifft die Entscheidung, diese hat sich diejenigen Bücher von den betreffenden Verlegern erbeten, welche sie zur Wahl stellen will. Nun erwäge man, welche Anzahl ganz un nützer Verleger-Zusendungen nach hier gekommen ist. Nach meiner Feststellung haben von fast jedem Verleger die ^Fach lehrer und die 4 Rektoren die Konkurrenzerscheinungen zu gesandt erhalten. Welche zwecklose Verschwendung! Der Rektor einer paritätischen Schule erklärte: Ich habe eine Unmenge von Schulbüchersendungen im Laufe der Zeit erhalten, habe sie auch möglichst gewissenhaft durchgesehen. Hier sind große Stöße, die von vornherein aus- scheiden, weil sie direkt für evangelische Schulen bestimmt, nicht aber für meine Schule geeignet sind. Die Unachtsamkeit der Herren Verleger hat mir also eine große Belästigung einge tragen, so daß ich dem Schuldiener auftrug, für die Folge jede Bücherzusendung abzuweisen. Der Direktor einer höheren Schule sagte: Die Bücherzusendungen hören nicht auf, aber ich habe ein Mittel gefunden, sie mir wenigstens einigermaßen nutzbar zu machen. Da ich bei meinen bisherigen altbewährten Lehrbückern bleibe, die alle in Umarbeitung kommen, so haben alle mir zu- gesandten Bücher für mich keinen Zweck. Ich habe die etwa 300 Bände, die sich bei mir aufgesammelt hatten, einem Antiquar zugesandt und den dafür erlösten Betrag dazu verwandt, für unsere Schülerbibliothek Neuanschaffungen zu machen. Ein anderer Schulleiter sagte mir: Die Zusendungen der Herren Schulbücher - Verleger er folgen oft auch ohne Sinn und Plan! Ich erhalte z. B. eine ganze Postsendung aus einer Sammlung neusprachiger Lektüren, aber zum Teil Bände, die sich für meine Mädchen schule gar nicht eignen, sondern an ein Gymnasium besser ge sandt worden wären. Ferner erhalte ich von einem Verleger eine teure Pädagogik für Lehrerinnenseminare. Ein Exemplar als Fachlehrer und ein Exemplar als Direktor. Welche Un aufmerksamkeit herrscht wohl in diesen Verlagsbuchhandlungen, die solche Vergeudung von Exemplaren durchläßt! Wir sehen aus solchen Äußerungen, welche unkaufmännische Gepflogenheit unter den Schulbücherverlegern eingerissen ist. Würde ein Zigarrenfabrikant, ein Weingroßhändler solche Vertriebsmanipulationen machen? Nein! nur der so florierende Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 73. Jahrgang. Verlagsbuchhande! kann sich das leisten. Die armen Sortimenter werden dann mit 20A zum Teil abgespeist, denn bei derartigen kostspieligen Vertriebsmanipulationen muß natürlich an anderer Stelle gespart werden. Hier tut eine Gesundung bitter Not, weil auch das Ansehen der Verleger durch diese Ausartung von Freigebigkeit geschädigt wird. — Wozu sind eigentlich überhaupt die »Bestimmungen über die kostenlose Hergabe usw.« vor handen? t-2. Zur Buchausstattung. Eine ästhetische Betrachtung. Noch immer herrscht — trotz einigen, leider vereinzelt ge bliebenen Versuchen — in der Paginierung der Bücher der banale Gebrauch der fortlaufenden Numerierung. Ist auch die triviale Anordnung der Seitenzahlen — in der Mitte des oberen Blatt randes, wo sie aufdringlichst in die Augen fielen! — dank den Bemühungen moderner Buchkünstler glücklich beseitigt, indem die Zahlen jetzt entweder am untern Blattrande dezent in irgend einer Ecke oder — nock besser — in Klammern in den Text ver steckt werden, so wäre es doch nunmehr an der Zeit, mit dieser kindlichen Institution überhaupt aufzuräumen und entweder nur die geraden — oder nur die ungeraden — Zahlen an irgend welcher ungewöhnlichen Stelle anzubringen, oder, was natürlich vorzuziehen, sie ganz wegfallen zu lassen. Allenfalls würde auch eine Numerierung von hinten nach vorn als apart in Betracht zu ziehen sein. Es ist überhaupt hohe Zeit, endlich einmal mit unserem veralteten Zahlensystem, diesen langweiligen, uns bis zum Über druß eingeimpften römischen und arabischen Ziffern zu brechen. Unverständlichkeit — so befremdlich es klingen mag — muß auch auf diesem Gebiete die Devise der Zukunft sein. Auch die modernen Letternformen erscheinen uns noch stark einer Vervollkommnung bedürftig. Sie sind vor allem noch viel zu deutlich für den Durchscbnittsleser, indem sie immer noch viel zu sehr an die bis zum Ekel bekannten Lettern des alten abge wirtschafteten Stils erinnern. Eine totale Umänderung — vielleicht auch eine Ergänzung des Alphabets? — ist in der Tat eins der dringendsten Bedürfnisse. Der oft vernommene Vor wurf der Unleserlichkeit solcher Neuformen sollte keinen der auf diesem Gebiete schaffenden Künstler beirren, ihm im Gegenteil ein erfreulicher Beweis sein, daß er sich auf dem richtigen Wege befindet, denn noch immer war ein Nichtverstandenwerden von der Plebs ein untrügliches Kriterium des Bedeutenden, Genialen. Bezüglich der Neuanordnung des Drucksatzes sind ja in letzter Zeit erfreuliche Fortschritte zu verzeichnen. Ein bekannter Verlag hat damit begonnen, den eigentlichen Text seiner Bücher nicht mehr wie bisher — was ganz sinnlos war — in der Mitte, sondern unmittelbar am obersten Rande der ersten Seite anfangen zu lassen, und hat mit diesem Verfahren Schule ge macht. Der Einwand, daß der Leser dadurch stets veranlaßt werde, das vorhergehende Blatt aufzuschlagen, ist einfach lächer lich. Noch reizvoller ist die mehr und mehr sich einbürgernde Sitte, diese Anordnung auch bei Gedichtbüchern durchzuführen. Zumal bei Vierzeilern entsteht dadurch nach unten ein stattlicher weißer Raum, der höchst dekorativ und vornehm wirkt, zumal wenn der Buchbinder das Buch etwas stark beschneidet. Nur wäre vielleicht, da Abwechslung die Seele des Lebens bleibt, wünschenswert, daß nun auch einmal der unterste Rand den Vorzug des Bedrucktwerdens erhielte und das Gedicht, nach japanischem Stilsystem, ganz in die linke oder die rechte Ecke unten zu stehen käme. Auch eine vertikale Anordnung der Vers- zeilen dürfte sich empfehlen. Ein beliebter Almanach hat wenigstens in bezug auf Zahlenreihen bereits einen viel versprechenden Anfang in dieser Hinsicht gemacht. Endlich wäre noch des Formats der Bücher und des un leugbaren Fortschrittes auf diesem Gebiete zu gedenken. Geist reiche Versuche, den Bann des »Goldnen Schnittes« zu brechen, der uns so lange in törichten Fesseln gehalten, treten überall zutage. Schon wimmelt es von Längs- und Querformaten auf fälligster Art, und warum sollte das heiße Verlangen nach Origi nalität auch in der Form nicht noch zu dreieckigen und ovalen Publikationen führen? Es wäre doch mal was anderes! Georg Bötticher. 689
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