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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.07.1935
- Strukturtyp
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- Band
- 1935-07-09
- Erscheinungsdatum
- 09.07.1935
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- Deutsch
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156, 9. Juli 1935. Redaktioneller Teil. Börsenblatt s. d. Dtschn Buchhandel. Das moderne „Bilderbuch" in seiner Bedeutung für den Lehrer Im allgemein gebräuchlichen Sinne bedeutete Bilderbuch bisher soviel wie Kinderbilderbuch, manchmal sogar nur das ganz einfache unzerreißbare Kinderbilderbuch. Der Begriff »Bilderbuch« soll hier jedoch erweitert, bzw. von seiner Verengung durch den Bedeutungs wandel befreit und im eigentlichen ursprünglichen Sinne gebraucht werden. Bilderbuch ist ein jedes Buch, in dem Bilder gleich welcher Art und Technik in einer gewissen Ordnung oder nach einem be stimmten inhaltlichen Zusammenhang aneinandergereiht sind. Damit ist über den speziellen Inhalt und den Zweck durchaus noch nichts ausgesagt. In diesem Sinne soll auch der Begriff »Bilderbuch« im folgenden gebraucht werden, zumal er sich augenblicklich schon einzu bürgern scheint. Nach dieser so festgestellten Allgemeinbestimmung bildet das Kinderbilderbuch nur eine besondere Art dieser Kategorie von Büchern. Wie der Sinn des Buches darin besteht, Träger von Ideen und Mittler der Gedanken zu sein (sei es durch Symbole, Bilderschrift, Bilder oder schließlich die Schriftbilder der Buchstaben), so will auch das Bilderbuch Anschauungen, Gedanken und Ideen vermitteln. Und zwar geschieht das unmittelbar in bildhafter Anschauung. Im Grunde sind also Bilderbücher — abgesehen vom reinen Sach- und Dingbilderbuch — epische Berichte und Erzählungen, die das Wort umgehen und sich unmittelbar an die Phantasie wenden. Zu der lehrhaften Absicht, die das mittelalterliche Bilderbuch hatte, tritt heute noch das Motiv des Freudespendens, des Unterhaltens beim Beschauen der dargestellten Bilder besonders stark hervor. Vom Bilderbuch unterscheiden wir das illustrierte Buch, in dem das Bild im Nahmen des Buches zum Mittler des Wortes wird. Deshalb wird es im allgemeinen nicht willkürlich über den Vor stellungsinhalt des Textes hinausgreifen und durch etwaige Zugaben mehr sagen wollen. Das Bild stellt hier immer nur eine Versinn bildlichung des Gegebenen dar. Die Illustration kann so ein unter- richtliches Veranschaulichungsmittel bedeuten. Als solche hat sie keinen selbständigen Wert. Ein rein erläuterndes wissenschaftliches Hilfs mittel, nimmt sie in Form von Initialen, Kopfleisten oder figürlichen Darstellungen direkt auf den Text Bezug. Deshalb muß sich der Illustrator dem Text unterwerfen und darf nicht in Widerspruch zu ihm treten. Ganz anders aber verhält sich das beim reinen Bilderbuch. Welche Bedeutung kann nun das Bilderbuch für den Lehrer ge winnen? Daß das Bilderbuch einen Menschen, und besonders den Lehrer, sein ganzes Leben hindurch begleiten soll, ist unnötig hier weiter auszufllhren. Denn gerade der Mensch der Jetztzeit ist so unbedingt auf das Bild angewiesen. Das starke Anwachsen der illu strierten Zeitungen besonders nach dem Kriege ist ein Beweis für die Sucht des lesemüden Menschen nach der bildhaften Anschauung. Das ist auch die Voraussetzung für das immer breitere Auftreten der Bilderbuchform (denken wir hier an die Ausgestaltung der Bild bändchen aus dem Insel-Verlag, die wachsende Sammlung der »Blauen Bücher« bei Langewiesche, die ständig größer werdende Zahl in der Reihe »Der Eiserne Hammer«, an die Bildbändchen des Bildgut- Verlages in Essen oder an die neuerstandene Reihe »Menschen der Arbeit« im Sanssouci Verlag usw.). Das Bilderbuch wurde zum Marktbegriff. Mögen es nun Bücher sein mit Holzschnitten, farbigen Bildern, Photographien oder Bildern gleich welcher Art und Technik, alle sprechen sie im Menschen etwas an — vorausgesetzt, daß sie in haltlich und künstlerisch wertvoll sind —, was er zur Pflege und Förderung seiner Seelenkultur nötig hat. Schon allein die Freude, die einer hat, wenn er in einer ruhigen Stunde eine Anzahl von Bildern betrachtet, führt den Menschen heraus aus seinem Alltag und bereitet ihm eine Art Feierstunde. Und gerade solcher Feier stunden bedarf der Lehrer im höchsten Maße, damit er sich in ihnen erholen und neue Kräfte sammeln kann für die harmonische Bildung seiner Persönlichkeit. Schon die reine Freude an dem Schönen des Beschauten genügt, diese Wirkung hervorzurufen. Meist verbindet sich aber mit dieser Freude am Anschauen noch ein Kunstgenuß, daß heißt ein vertiefendes Verstehen und Einftthlen in das Bildhafte des Kunstwerkes. Aus diesem Hineinversetzen in eine andere Umgebung, wenn er z. B. auf dem Lande an einen bestimmten Ort gebunden ist, oder in die Geisteshaltung einer vergangenen Kultur und Zeit wird der Lehrer auch recht gut viele brauchbare Anregungen für einen bildhaften und anschaulichen Unterricht gewinnen können. Das Buch ist also neben dem künstlerischen Wert, den es für den Lehrer besitzt, für ihn auch ein Mittel zum Bildungserwerb. Das Geschehen der Welt und aller Zeiten ist ihm hier am leichtesten zu gänglich. Im Buche wird selbst Vergangenes zum seelischen Erleben. Was Vergangenheit ist, wird zur Gegenwart, Entfernung zur Nähe. Deshalb kann man es auch als Ersatz ansehen für kostspielige Reisen oder belehrende Vorträge und Kurse. Was hier vom Buche allgemein gesagt wurde, gilt in gleicher Weise auch von dem Bilderbuch. »Nur was der Lehrer selbst bildhaft sieht und gestaltet, kann beim kindlichen Geist wieder Bildcharakter annehmen« (Eggersdorfer, Jugendbilüung S. 398). Wie kann aber ein Lehrer bei einer Vor bereitung auf eine geographische Stunde allein mit Atlas und geo graphischen Büchern eine Landschaft, die er nie selbst gesehen und kennengelernt hat, bildhaft und anschaulich genug schildern. Es fehlt ihm die Anschaulichkeit, die aus dem eigenen Erleben herauswächst. Wohl mag er im Laufe der Zeit Bildermappen anlegen, deren In halt er aus den verschiedensten Quellen (Illustrierten Zeitschriften, Zeitungen oder Photographien) sammelt. Doch diese Sammlung wird meist lückenhaft bleiben müssen und auch aus mancherlei Gründen nicht so wertvoll in der Auswahl wie auch in künstlerischer Hinsicht sein als ein gutes Bilderbuch über dieses Stoffgebiet, in dem sich der Herausgeber, der schließlich ganz andere Mittel zur Verfügung hat als ein einfacher Dorfschullehrer, bemüht hat, ein möglichst vollständiges, klares und eindeutiges Bild dieser betreffenden Land schaft zu geben. Viel einfacher und auch ersprießlicher, denn er hat eine ziemlich sichere Garantie für die Erfüllung dessen, was er sucht, ist deshalb für den Lehrer, wenn er z. B. zu einem Band aus der Reihe der »Blauen Bücher« (Deutsche Landschaft) greifen und sich aus ihm eine Vorstellung etwa von dem Charakter der Lüneburger Heide machen und sich in ihr Wesen, ihre Eigenart und ihre Be wohner hineinversetzen kann. Noch viel einleuchtender aber wird die Bedeutung des Bilder buches für den Lehrer bei der Behandlung eines historischen Stoffes. Eine frühere Zeit läßt sich nur sehr schwer aus historisch ausgezeich neten Quellen allein nacherleben und kennenlernen. Ein Bild ist hier viel klarer und in seiner Eindeutigkeit erheblich objektiver. Be handelt der Lehrer vielleicht gerade einen Stoff aus der mittelalter lichen Geschichte, warum soll er da nicht zu dem »Hausbuch« (Jnsel- bändchen) greifen. Klar und eindeutig ist da die Vorbereitung zum Turnier gestochen, die Gliederung eines Heeres gezeigt oder ein kaiserliches Lager aufgebaut. Nicht soll damit dem geschriebenen Wort jede Geltung in dieser Hinsicht abgesprochen werden, vielmehr will das Wort, soweit dies immer möglich ist, durch das Bild ergänzt, bereichert, ausgelegt und anschaulich, sozusagen bildhaft gemacht werden, daß es nicht Begriff bleibe. Denn allzusehr denken wir heute in Begriffen, anstatt in Bildern. Das hat zur Folge, daß vieles Gesprochene als unanschaulicher Begriff wohl vernommen, aber, weil wir uns zu sehr an den abstrakten Begriff gewöhnt haben, nicht »bcgriffsbildhaft« aufgefaßt wird und deshalb tot ist und auch viel fach nicht haften bleibt. Was nun für obigen Zweck an Bilderbüchern verwendet werden kann, mag aus der nachfolgenden Zusammenstellung (die keinen Anspruch auf Vollständigkeit macht, dem Buchhändler wird sicher noch manche andere geeignete Reihe bekannt sein) ersichtlich werden. Nicht nur kennen soll sie der Lehrer aus seiner Kreislehrerbibliothek oder sonst irgendwoher, vielmehr als eigenen Besitz muß er sie in 'iner sönliches Verhältnis gewonnen hat — und das ist eigentlich fast nur möglich, wenn man es selbst besitzt —, kann einem Freund und Berater sein. Auch schon aus rein äußeren Gründen ist der Besitz eines solchen Buches von Vorteil, weil es dann jederzeit greifbar ist und nur so erst richtig ausgewertet werden kann. B ü ch e r l i st e. Bildbändchen der Jnselbücherei. Weberschiffchen-Bücherei, I. I. Weber, Leipzig. »Menschen der Arbeit«, Sanssouci Verlag, Berlin-Potsdam. Die Bücher der Rose, Bunte Reihe für Dich und Dein Kind, Lange- wiesche-Brandt, Ebenhausen b. München. Volksbücher der Geschichte, der Erdkunde, der Literatur, der Musik und der Kunst. Velhagen L Klasing, Bielefeld und Leipzig. Die Blauen Bücher, Langewiesche, Königstein (Taunus). Der Eiserne Hammer, Langewiesche, Königstein (Taunus). Die Bildbändchen aus dem Bildgut-Verlag in Essen. Meyers bunte Bändchen. Bibliographisches Institut, Leipzig. Die Schaubücher. Orell Füßli Verlag, Zürich. Deutsche Landschaft und deutsches Volk. Holzwarth Verlag, Bad Rothenfelde. Vom deutschen Leben. Hermann A. Wiechmann, München. Heini Jeanjour. 557
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