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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 31.03.1936
- Strukturtyp
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- 1936-03-31
- Erscheinungsdatum
- 31.03.1936
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- Deutsch
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Der Nachwuchs für den deutschen Buchhandel Von Herbert Loffmann Borbemerkung: Der BilkmngSausschuß konnte dem »Sortimentslehrking« kürzlich einen »Verlags- lehrling» an die Seite stellen. Die nachstehenden Ge danken knüpfen an das Vorwort zu dieser Schrift an. Vielleicht sind sie nicht nur fiir unsere Jugend von Wert, sondern dienen auch dem Verständnis für unsere Bilduugsarbeit im eigenen Kollegentreise. Di« bevor stehenden Gchilfenprllsungen und der Eintritt eines neuen Lehrlingsjahrgangs sind der Anlaß, sie hier zum Abdruck zu bringen. »Der Buchhändler» ist kein einfacher Begriff und nicht so leicht umreißbar wie etwa »der Schreiner», »der Förster«, »der Drogist» und ihre Tätigkeitsgebiete. Obwohl unsere Berufsbezeich nung uns allen den Zusatz »Händler» gibt, so umschließt unser Beruf neben dem Einzelhandel und dem Großhandel auch die Er zeugung und schon damit drei verschiedene und heute meist ge trennte Arbeitsgebiete. Die im ganzen kaum mehr zu übersehende Produktion auf allen Gebieten des Buch- und Zeitschriftenwcscns und die zunehmende Spezialisierung der Wissenschaften (auch die bedauerliche Scheidung in Konfessionen) haben ganz natürlicher weise auch im Buchhandel — sowohl im Verlag wie im Sorti ment — zur Spezialisierung, d. h. zur Beschränkung auf einzelne, um so nachdrücklicher bearbeitete Fachgebiete geführt. Wir haben also nicht nur Verlag — Zwischenhandel — Sortiment, sondern innerhalb dieser drei Hauptgrnppcn Betriebe, die auf Fachgebiete spezialisiert sind, wie z. B. den medizinischen Verlag, den schön geistigen oder technischen Verlag, die Grossobuchhandlung für Volksliteratur oder den Zcitschriften-Großhändler. Auch der Ladcnbuchhandel pflegt — vor allem in der Großstadt — häufig Einzelgcbicte. Sehen wir diese Verhältnisse mit den Augen des neu in unseren Stand eintretenden jungen Berufsgenossen an, so wird uns klar, daß sie die Gefahr einseitiger Ausbildung und auch ein seitiger Berufsauffassung in sich schließen. Solche Einseitigkeit kann schon dem einzelnen bei seinem Fortkommen hinderlich sein; aber auch der Berufsstand als ganzer hat allen Grund, ihr ent- gegenzuarbeitcn. Der Weg zur eigenen Spezialisierung, d. h. das Finden der Arbeit, die dem einzelnen am besten liegt und mit der er der großen Sache des deutschen Buches am besten dient, muß vom Ganzen zum Einzelnen gehen und nicht den umgekehrten Weg. Wir erziehen deshalb ganz bewußt nicht »den Verkäufer», »den Kontenführer», »den Hersteller». So nützlich ein solches rasches Abrichten im Augenblick sein mag, auf die Dauer braucht der Beruf Buchhändler, die das Ganze übersehen und sich in ihrer an irgendeinen, Platze ausgcübtcn Tätigkeit als Teil dieses Gan zen und dem Ganzen verantwortlich fühlen. Die Lehre hat dafür die Grundlage zu geben. Auf sie sollten Wanderjahre folgen, in denen durch Arbeit in anderen Sparten des Buchhandels und an anderen Orten unseres Vaterlandes das bei der Lehrfirma Ge lernte ausgebaut und abgerundet wird. Aus solchen Überlegungen kommt der Anspruch des Berufs standes, daß der junge Buchhändler, ganz einerlei, ob seine Lehr- firmä Sortiment, Zwischenbuchhandel oder Verlag war, in der Gehilfcnprüfung neben seinen speziellen Sparten-Kenntnissen über die Grundlagen aller buchhändlerischcn Arbeit Auskunft geben kann. Was er sich in Kursen, auf Arbeitswochen und durch Lektüre aneignet, soll aber nicht auswendig gelerntes Schulwissen sein, sondern, soweit immer möglich, praktisch erarbeitet. Unter diesem Gesichtspunkt haben die Herausgeber des »Verlags-Lehrlings» versucht, dem jungen Buchhändler, der vom Verlag aus seinen Ausgang nimmt, das Ganze des Buchhandels anschaulich zu machen. Ebenso ist in dem voransgegangenen »Sortimentslehr ling» vielfach der gleiche wirtschaftliche oder wissenschaftliche Vor gang betrachtet worden, nur geschah es dort stets mit den Augen des Sortimenters. Beide Schriften wollen dem jungen Buchhänd ler helfen, seine tägliche Arbeit in Beziehung zum Ganzen zu setzen. Beide Schriften sind nicht zum Auswendiglernen bestimmt. Sie nutzen erst dann, wenn man sich das, was sie bieten, durch praktische Arbeit zu eigen macht. 294 Dem Verlagslehrling wird es schwerer als dem Sortiments lehrling, mit den wichtigsten Erscheinungen unserer deutschen Literatur bekannt zu werden und auch weiterhin in lebendiger Auseinandersetzung mit ihr zu bleiben. Und doch kann er sich erst Buchhändler nennen, wenn auch ihm das Lesen zu etwas wurde, ohne das er sich sein Leben nicht mehr denken kann. Mit Recht wird daher auch der Vcrlagslehrling aus der Rcichsschulc und in der Gehilsenprüfung vor grundlegende literarische Fragen gestellt. Einzelne wichtige Werke in ernsthafter Arbeit voll erfaßt zu haben, hat auch dabei mehr zu gelten als jede katalogmäßige Vielwisscrei. Seit wir die Rcichsschule haben — auf der übrigens Verlag und Sortiment stets in gemischten Kursen arbeiten — wissen wir, daß kein junger Mensch Buchhandlungsgehilfe und dadurch Mit glied unseres Standes wird, dem nicht die großen betriebswirt schaftlichen Zusammenhänge einmal eindringlich vor Augen stan den. Wir wissen ebenso, daß keiner in unsere Reihen kommt, der nicht die hohen kulturpolitischen Ziele des Staates von Berufenen gezeigt erhielt. Ganz bewußt verlegen wir deshalb die Gchilfen- prüfung nicht in unsere Zentrale Leipzig und nicht an unsre Schulen. Auch beim besten Willen würde sonst ein »Examen» daraus. Das wäre das Schlimmste, was unsrer neuen Einrichtung begegnen könnte. Wir prüfen im Buchhandel vielmehr am Ort der Lehre (oder am nächstgelegencn größeren Platz), und wir prüfen selbst und nicht durch die Vermittlung von Lehrkräften oder von Vertretern der Aufsichtsbehörden. Ich lege auf beides entscheidendes Gewicht. Die Prüfungskommission hat nichts anderes zu sein als eine Gruppe durchaus wohlwollender älterer Berufsgcnossen des jungen Kandidaten. Sie setzt sich aus selbständigen und aus angc- stcllten Buchhändlern des betreffenden Gaues zusammen. Diese kennen die Firma, aus der der Lehrling stammt. Sie allein können, wenn Mängel zutage treten, auch dafür sorgen, daß sich die Ver hältnisse für den Nachwuchs bei der betreffenden Firma bessern. Diese örtliche Prüfungskommission weiß auch noch, was derselbe Betrieb in den vorangehenden Jahren an Lehrlingen Präsentiert hat. So kann sic am ehesten unterscheiden, auf welcher Seile Ver säumnis oder Schuld liegen. Auch der junge Prüfling ist einer solchen Kommission nicht ganz fremd. Meist sind es ja Bcruss- gcnossen, die mit dem Lehrling am gleichen Orte leben; sie wissen, was die Stadt an Bildungsmöglichkeiten bietet und wissen, was ihr mangelt. So können sie gerecht urteilen; sie können vor allem aber auch praktische Ratschläge erteilen. Endlich ist in den Händen der Prüfungskommission die schriftliche Arbeit, deren Thema sie selbst gestellt hat, dazu einiges an Personalpapieren. Man weiß also von beiden Seiten, mit wem man cs zu tun hat und nun steht eine knappe halbe Stunde zur Verfügung, nach deren Ver lauf lediglich aus »Bestanden» erkannt werden soll. Dieses »Be standen» bedeutet, daß man bei dem jungen Mann oder dem jungen Mädchen die richtige Einstellung zum Beruf und ein Maß an Kenntnissen und Fertigkeiten fcstgcstcllt hat, die die Aufnahme in den Berufsstand rechtfertigen und erwarten lassen, daß der Prüfling, wo man ihn auch hinstcllt, ein tüchtiger Mitarbeiter sein wird. Um sich von diesen Eigenschaften ein Bild zu machen, wird man die mündliche Prüfung sicher nicht zu einem überfall mit kitzligen Fragen benutzen. Es wird sicher nicht ein Trommelfeuer von »Wer hat...» oder »Wie heißt...«, oder »Was tun Sie, wenn...« über den Lehrling ergehen. Zeittafelfragen sind eine zweifelhafte Geschichtsprüfung. Ebenso sind schriftliche und münd liche Schilderungen von Situationen und von Handlungen allen falls eine Prüfung der schriftstellerischen oder rednerischen Be gabung. Für die Brauchbarkeit des jungen Buchhändlers besagen sie sehr wenig. Man lasse die jungen Leute auch in der Prüfung wirklich arbeiten; man stelle sie vor Aufgaben, wie sie der Alltag bringt; daran knüpfe man ein fachliches Gespräch. So wird man bald wissen, ob der junge Berufsgenosse etwas kann und ob er sich zu helfen weiß. Das aber bedeutet auch in unserem Berus zuletzt mehr als alles Schulwissen.
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