Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.04.1936
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1936-04-02
- Erscheinungsdatum
- 02.04.1936
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19360402
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-193604020
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19360402
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1936
- Monat1936-04
- Tag1936-04-02
- Monat1936-04
- Jahr1936
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Ein Teil der vorstehend aufgeführten Boten und Ortsagenten ist nicht voll beschäftigt, andererseits kommt aber noch die Beschäf tigtenzahl der im letzen Jahre neu in den Reichsverband aufge nommenen Firmen hinzu fGesamtmitgliederzahl zur Zeit 1648) sowie derjenigen Firmen, die nur zum geringen Teil ihres Um satzes werbenden Zeitschriftenhandel betreiben und infolgedessen einem anderen Fachverband der Reichskulturiammer angeschlos sen sind. Für den werbenden Zeitschriftenhandel ist die Bezieherwer bung »die Seele des Betriebes«. Die gesamte im Innen- und Außendienst tätige Gefolgschaft der Vertriebsfirmen ist von dem Arbeitsergebnis der Neuwerbung abhängig. Nur die durch die Werber hereingebrachten Aufträge ermöglichen einen Ausgleich des stetigen Abonnentensprunges und einen weiteren Aufbau. In den Vorkricgsjahren und insbesondere in den Jahren nach der Inflation gestaltete sich die Bezieherwerbung durch den großen Lesebedarf des Volkes für Vertriebsfirma und Werber ohne Schwierigkeiten erfolgreich. Die in den Jahren 1924 bis 1927 zustandegekommenen Millionenauflagen der deutschen Versiche rungszeitschriften geben hierfür ein beredtes Zeugnis. Mit den Jahren 1928/29 begann dann ganz fühlbar die erste Erschwerung der Werbung. Von den Werbern wurden größere Fachkenntnisse und immer mehr Ausdauer und Geduld gefordert. Biele bisher arbeitslose Volksgenossen versuchten, sich durch die Bezieher werbung eine Existenz zu schaffen, aber nur einem verhältnis mäßig kleinen Teil dieser Werber gelang es, durch die nötige Aus dauer und die unentbehrliche Redegewandtheit sich durchzusetzen. Die immer schwieriger werdende Arbeit des Werbers fand ihren Ausdruck in der Steigerung der für die Aufträge gezahlten Provi sionen. Es werden heute Werberprovisionen in einer solchen Höhe gezahlt, daß ungeachtet der Beschränkung der Abnahmeverpflich tung des Kunden auf ein Jahr und der Gefahr des vorzeitigen Absprungs die Vertriebsfirmen erst im zweiten Jahre mit einem Gewinn aus der Belieferung der Abonnenten rechnen können. Lei der werden unter Überbietung der vom Reichsverband zum Schutze der Mittel- und Kleinfirmen festgesetzten Höchstprovifionen von einer Reihe Vertriebsfirmen Werberprovisionen gewährt, die jeder vernünftigen Kalkulationsgrundlage entbehren und nur durch die Sonderstellung dieser zum Teil verlagsgebundenen Fir men im Wettbewerb verständlich werden. Den bei der Eigenart der Bezieherwerbung von Haus zu Haus sich vielfach zeigenden Mißständen trat der Reichsverband schon in früherer Zeit entgegen. Die vor dem Umsturz dem Ver band freiwillig angeschlossenen Vertriebsfirmen unterwarfen sich weitgehenden Bindungen, um den Wettbewerb in geordneten Bah nen zu halten und auch den Kunden vor Schaden durch Auswüchse im Wettbewerb zu schützen. Die -»Geschäftsgrundsätze für den wer benden Zeitschriftcnhandel« brachten u. a. eine Regelung des Ver hältnisses der einzelnen Vertriebsfirtnen zueinander, für die Be zieherwerbung wurden »Richtlinien für die Werbetätigkeit der Agenten« fixiert, eine Auskunstskartei registrierte die ungeeigneten und unzuverlässigen Werber. All diese Maßnahmen blieben jedoch trotz beachtlicher Teilerfolge Stückwerk, weil einmal die Grund sätze und Richtlinien von den nicht erfaßten »Außenseitern- -ständig durchbrochen wurden und dem Reichsverband auch jegliche Macht mittel fehlten, um im eigenen Milgliederkreis sich stets und unter allen Umständen durchzusetzen. Hierin trat eine Änderung ein durch die Eingliederung des werbenden Zeitschristenhandels -in die Rcichspressekammer und in Durchführung des berussständischen Aufbaus die Erfassung aller Berussangehörigen. Damit gewan nen die für die Berussausübung aufgestellten Richtlinien des Reichsverbandcs erhöhte Bedeutung, und erst durch die weiter- gehendcn Maßnahmen der Reichspressekammer konnte ein grund sätzlicher Wandel geschaffen werden. Mit der 3. Anordnung des Präsidenten der Reichspressekam mer vom 23. Januar 1934 wurde eine grundlegende Reform der Bezieherwerbung eingcleitct. Eine Siebung des Werbeapparates unter Ausschaltung der unzuverlässigen Werber ist als Erfolg der 3. Anordnung anzufehen. In Fortführung der Reformmaß nahmen bestimmte dann die 9. Anordnung vom 31. Januar 1935 u. a., daß Voraussetzung für die Betrauung mit der Bezieher werbung eine unmittelbare Festanstellung des Werbers durch die Beschäftigungsfirma ist. Wie das Befchäftigungsverhältnis im ein zelnen definitiv gestaltet wird, kann heute noch nicht übersehen werden, da sich zur Zeit noch ein vom Reichsarbeilsministcr er nannter Sondertreuhändcr eingehend mit der Frage einer Tarif ordnung für Bezieherwcrber beschäftigt. Es wird eine Lösung gefunden werden, die den Werber als wichtigen Mitarbeiter sichert. Die wirtschaftliche Lage im werbenden Zcitschriftenhandel ist zur Zeit noch nicht als günstig zu bezeichnen. Der in letzter Zeit besonders hohe Sprung jann nur durch intensive Neuwerbung einigermaßen behoben werden. Diese Neuwerbung begegnet aber großen Schwierigkeiten, weil der Markt mit Presseerzeugnifscn übersetzt ist, an deren Vertrieb zudem der werbende Zeitschristen- handel nicht immer beteiligt werden konnte. Eine Besserung steht hier erst zu erwarten, wenn die Kaufkraft der breiten Volksschich ten weiter gesteigert und damit auch weitere Absatzmöglichkeiten für die deutsche Zeitschrift und Wochenzeitung geschaffen werden. Die derzeitige Situation zeigt sich deutlich in den ständig wachsenden Aufwendungen für die Neuwerbung. So mußte eine ältere, angesehene Vertriebsfirma, um eine Abonnentcnzahl von 35 000 auch nur annähernd zu halten, im Jahre 1935 etwa 20 000 neue Abonnenten werben. Eine andere Firma brauchte eine Neu werbung von 60 000 Abonnenten auf Versicherungszeitschriften, um einen Stand von 180000 Abonnenten zu sichern. Bei kleineren Firmen zeigt sich ein ähnliches Bild. So wird verständlich, daß ein Teil der Vertriebsfirmen, vor allem kleinere und mittlere Unter nehmen, in den letzten Jahren ohne jeden Überschuß, ja mit Ver lust arbeiten mußten und von den Finanzbehörden einkommen steuerfrei veranlagt wurden. Im übrigen schwankt die Gewinn spanne zwischen 3 und 8°/». Der Höchstsatz von 7 bis 8"/° bleibt nach den Ermittlungen des Reichsverbandes auf diejenigen Fir men beschränkt, die auf Grund ihres früheren starken Einsatzes auf Versicherungszeitschriften sich einen Stand alter Abonnenten geschaffen haben und deshalb mit einer relativ günstigeren Sprungzisfer rechnen können. Im Rahmen dieses Aufsatzes ist es nicht möglich, in -wenigen Zeilen darzulegen, wie sich die vorerwähnten Gewinnspannen im einzelnen errechnen. Dafür sind die Verhältnisse bei den verschie denen Vertriebsfirmen in den einzelnen Reichsgebieten zu ab weichend gelagert. Unternehmen, die beispielsweise nur in einer mitteldeutschen Großstadt vertreten find, haben geringere Kosten für die Botenzustellung aufzuwenden wie etwa südbadische Fir men, deren Liefergebiet, nahe dem Wohnsitz aus zwei Seiten von den Reichsgrenzen abgeschlossen, sich über die dünnbesiedelten Ge genden des Schwarzwaldes erstreckt, und die auf ein Netz kleiner und kleinster Ortsagenturen angewiesen sind. Bei dem Vertrieb aktueller illustrierter Zeitungen wiederum arbeitet zum Beispiel die Großstadtfirma, da sie oft ohne Zustellgebühr liefern muß, ungünstiger als die Firma in einer mittleren oder Kleinstadt. Zur Ergänzung -des bereits vorliegenden Materials werden zur Zeit vom Reichsverband für den werbenden Zeitschriftenhandcl weitere Ermittlungen durchgeführt. Es ist beabsichtigt, dann aus führlich über die Unkostengestaltung zu berichten. In den Jahren 1933 und 1934 erfolgten Neugründungen von Unternehmen des werbenden Zeitschriftenhandels in einem solchen Umfange, daß bei einem weiteren Zugang für die neuen Betriebe nicht nur keine Entwicklungsmöglichkeit gegeben war, sondern auch für die bestehenden Firmen die Existenzgrundlage gefährdet wer den mußte. Hier ist cs dem tatkräftigen Eingreifen des Präsiden ten der Reichspressekammer zu danken, daß die drohende Überfüllung des Berufs durch eine Gründungssperre verhindert wurde. Die Berechtigung dieser Maßnahme hat sich inzwischen auch in der Praxis erwiesen. Eine Reihe der mit großen Hoffnungen vor der Gründungssperre errichteten Vertriebsfirmen hat ihre Tätigkeit bereits wieder einstellen müssen. Erfolgreich durchsetzen konnten sich nur diejenigen neuen Zeitfchristenhändlcr, die nach jahrelan ger Arbeit als Bezieher-Werber und Angestellte von Vertriebs firmen sich mit einigen Ersparnissen selbständig machten, sich in den Aufwendungen für ihren Lebensunterhalt weitgehend be schränkten, selbst weiter Bezieher warben und nach Möglichkeit durch Familienangehörige die Zeitschriften den Abonnenten zu stellten. Durch den ernsten Willen zur Leistung, Fleiß und Aus dauer, aber auch durch besondere Charakterstärke gelang es diesen 303
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder