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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.07.1935
- Strukturtyp
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- 1935-07-04
- Erscheinungsdatum
- 04.07.1935
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- Deutsch
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152, 4. Juli 1935. Redaktioneller Teil. Börsenblatt s. d. Dtschn Buchhandel. Der jugoslawische Buchhandel Von Prof. Dr. Vladimir Prestini, Sekretär der Buchhändlerorganisation in Zagreb Die Anfänge des jugoslawischen Buchhandels sind mit den An fängen der Buchdruckereikunst in den südslawischen Ländern eng ver bunden. Die ersten Drucker waren auch die ersten Buchhändler. Heute noch, namentlich in den Provinzstädten, ist der Buchdrucker auch zu gleich Buchhändler. Die ersten Buchdrucker, am Ende des 15. Jahr hunderts, treffen wir in Senj (Zengg, kroat. Küstenland) und in Eetinje (Montenegro). Doch die erste jugoslawische Buchhandlung als solche finden wir um das Jahr 1522 in Zara unter dem Namen I. Mirkovio durch die Ankündigung von Marulics Judita. Die engen wirtschaftlichen und kulturellen Beziehungen -wischen Dal matien und Italien brachten es mit sich, daß viele Werke kroatischer Schriftsteller vom 16. bis zum 18. Jahrhundert in Italien gedruckt und dort auch verkauft wurden. So finden wir das erste Verzeichnis jugoslawischer Bücher am Anfänge des 18. Jahrhunderts von der Buchhandlung B. Occhi in Venedig herausgegeben. Außer Dalmatien und dem kroatischen Küstenlande betätigten sich die übrigen süd slawischen Länder auf diesem Gebiete sehr wenig oder fast überhaupt nicht, da sie noch unter der Türkenherrschaft von dem kulturellen Westen vollkommen abgeschnitten waren. Die protestantische Be legung im 16. Jahrhundert brachte die Buchdruckerei und den Buch handel in Kroatien zu einem kleinen Aufschwung, aber nur auf eine kurze Zeit, denn bald wurde diese Bewegung wieder unterdrückt. In Zagreb (Agram) unternahm zu Ende des 17. Jahrhunderts der kroatische Schriftsteller Paul Ritter Vitezoviö die Gründung einer Lhndesdruckerei und zugleich einer regelrechten Buchhandlung. Seit dieser Zeit blieb Agram nie ohne Buchhändler: sie waren, im Zeichen der Germanisierung des Landes, meistens Deutsche. Die nationale Be wegung in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts war auch für den jugoslawischen Buchhandel bedeutungsvoll. Der Zagreber Bischof M. Vrhovac und sein Schwager A. Novosel waren es, die den jugo slawischen Buchhandel von dem starken deutschen Einfluß zu befreien suchten. Im Laufe von dreißig Jahren gab die von letzterem ge gründete Verlagsbuchhandlung und Buchdruckerei über 300 Werke heraus, was bei der damaligen Rückständigkeit der slawischen Be völkerung eine kulturelle Tat ersten Ranges bedeutete. Die nationale (illyrische) Bewegung machte aus Zagreb ein kulturelles Zentrum für den ganzen slawischen Süden, denn hier wurde im Jahre 1867 auch die erste jugoslawische Akademie der Wissenschaften gegründet. Aber auch in anderen Städten der früheren Donau-Monarchie suchte der jugoslawische Buchhandel Einfluß zu gewinnen, in erster Linie in Wien und dann in Budapest, wo die serbische Buchgemeinschaft »Natioa 8rp8Üa« 1826 ihre Tätigkeit aufnahm. Von dort vertrieben zog sie nach Neusatz (Novi Sad), das bald zu einem wichtigen Zentrum der serbischen Bewegung wurde. Die genannte serbische Buchgemeinschaft, sodann die kroatische (seit 1844) Nation ilirsüa (später krvakka) und die Nation slovonska .(slowenische) nehmen in der Geschichte des jugoslawischen Verlags buchhandels einen würdigen Platz ein. Die Devise »Durch Aufklärung zur Freiheit« machte aus diesen Buchgemeinschaften kulturelle In stitutionen von großer Bedeutung, die sich noch heute einer allge meinen Beliebtheit erfreuen. Seit hundert Jahren hat jede dieser Gemeinschaften eine stattliche Zahl erstklassiger Werke herausgegeben. Viele jugoslawische Dichter wurden nur durch diese Buchgemein schaften bekannt und volkstümlich. Aber schon in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts treten neben den Buchgemeinschaften die Verleger stark hervor. Da sind schon in Agram als Nachfolger der ältesten Buchhandlung Z. Hart mann und St. Kugli. Die Aktienbuchdruckerei eröffnet ebenfalls eine Verlagsbuchhandlung (Leiter: Georg Trpinac), ferner Mirko Breyer u. a. In Belgrad, wohin das Zentrum aus Novi Sad ver legt wurde, wirken M. Stajick, S. Cvijanoviö, Stefanoviö und später G. Kohn als prominente Buchhändler. In Laibach (Ljubljana), wo die Slowenisierung des Buchhandels später einsetzt, wirken die Buch gemeinschaften »vruLba 8v. Nokorja« (Gesellschaft von St. Her magor) und die »Natioa 81vvonska« als die einzigen großen Verlage. 9nA08lovan8ka ünji^arna, linji^arna uoiteljoks ki8karns (Buchhand lung der Lehrer-Buchdrnckerei), Aova raloLba (Neuer Verlag) und andere Verlagsgesellschaften sind jüngeren Datums, neben den alten und bekannten Buchhandlungen Kleinmayr L Bamberg und Schwentner. Einen gewaltigen Aufschwung nahm der jugoslawische Buchhandel nach dem Weltkriege, obwohl manches, was auf diesem Gebiete unter nommen wurde, heute nicht mehr gutgeheißen werden kann. Die Zahl der Buchhandlungen wuchs ins Unbegrenzte. Von acht bis zehn Buchhandlungen in Agram vor dem Kriege hob sich deren Zahl auf vierzig im Jahre 1935 und in Belgrad auf fünfzig. Auch die kleineren Provinzstädte sind nicht zurückgeblieben. Wo eine oder zwei Buch handlungen waren, gibt es jetzt deren fünf bis sechs und mehr. Ter große wirtschaftliche Rückschlag im Jahre 1930 brachte dem jugo slawischen Buchhandel schwere Schäden. Unter dem Drucke des Geld mangels leidet unser Buchhandel noch immer. Als eine unmittel bare Folge dieser Geldknappheit ist das Ratengeschäft im jugoslawi schen Verlagsbuchhandel anzusehen. Einige Verlagsfirmen in Agram und in Belgrad arbeiten fast ausschließlich ans dem Prinzip des Ratengeschäftes. Daß diese Art von Verlegertum dem Soi^iments- buchhandel erheblichen Schaden bringt, braucht nicht erörtert zu werden, wenn man dabei noch beachtet, daß jedes Werk in Subskription auf Abzahlung billiger direkt vom Verlag zu beziehen ist als im regulären Buchhandel. Der Sortimenter wurde somit aus dem Buch geschäft ausgeschaltet, denn eine Menge von Buchagenten überflutete das ganze Land, bereiste auch die kleinsten Orte und bot von Haus zu Haus ihre Erzeugnisse zu unglaublich günstigen Zahlungs bedingungen an. Zu diesen inländischen Buchagenten gesellten sich die ausländischen, meist österreichische und deutsche, mit Pracht- und Sammelwerken, Lexika, Kunstwerken, Sittengeschichten, wissenschaft lichen Werken usw. Gewisse Lücken im Handels- und Gewerbegesetz brachten neben dieser Erschwernis des Sortimentsbuchhandels noch eine weitere mit sich. Der Begriff des Gemischtwarenhandels breitete sich alsbald nach dem Kriege zuerst auf Schreibwaren und sodann auf Bücher, insbe sondere auf die Schulbücher aus. Verschiedene widersprechende Ver ordnungen ermöglichen heute noch allen Tabakverschleißern den Ver kauf von Schreibwaren, Zeitungen und Zeitschriften ohne gewerbliche Anmeldung und Lehrnachweis. Alle diese Ubelstände auf dem jugoslawischen Buchmarkte ge statteten noch vor kurzer Zeit nicht, daß der normale Buchhandel zu einer gedeihlichen Entwicklung komme und daß der Buchhändler jenen hohen Rang unter den Kaufleuten einnehme, den er seit Jahrhunder ten in Westeuropa besitzt. Eine gewisse Schuld daran tragen die Buchhändler selbst, die bis vor kurzer Zeit keine geschlossene Organisation bildeten. Erst im Jahre 1933 wurde der Verband der Buchhändlerorganisationen im die Buchhändlerorganisationen in Beograd, Zagreb, Novi Sad, Ljubljana, Split und Sarajevo an. Den Hauptausschuß des Verbandes bilden die Delegierten aus allen Organisationen. Der Verband ist nach dem Muster des Börsenvereins organisiert. Er gab Verordnungen für den Verkehr mit dem Publikum und mit den Buchhändlern unter einander heraus. Obwohl die ersten zwei Jahre hauptsächlich der Or ganisation gewidmet waren, verzeichnet der Verband doch schon einige Erfolge zugunsten des jugoslawischen Buchhandels. Als erster großer Erfolg dieses Verbandes ist die gesicherte Herausgabe der monatlichen jugoslawischen Bibliographie anzusehen. Die »ckuZoslave^Ira biblio- grakija«, wie die Zeitschrift heißt, verzeichnet monatlich alle Neu erscheinungen im ganzen Königreiche Jugoslawien nach den interna tional geltenden bibliographischen Regeln. Außer dieser Zeitschrift gibt der Verband den »01a8riilc knjiLara« (Buchhändlerbote) als Fachblatt lichkeit gegeben, die Buchproduktion in Jugoslawien zu kontrollieren, ziffernmäßig festzustellen und sie mit der Buchproduktion anderer Völker zu vergleichen. In der letzten Zeit errang der Verband seinen zweiten großen Erfolg, das Verbot des Hansierens mit Büchern. Obwohl das neue Gewerbegesctz in den §§ 142 bis 145 das Hausieren allgemein ver bietet, war das Hausieren mit Büchern nach dem alten ungarischen bedeutende Erfolge. Man konnte fcststellen, daß allein durch die aus ländischen Bnchagenten jährlich bis zu 30 Millionen Dinar Umsätze bei der Privatkundschaft erzielt wurden. Das neue Gewerbegesetz er klärt im § 145 jedes zwischen einem Agenten und einer Privatkund schaft getätigte Geschäft für null und nichtig*). *) Es ist zu hoffen, daß die Umsätze, von denen hier die Rede ist, jetzt, nachdem sie über den einheimischen Buchhandel geleitet werden, nicht kleiner werden. D. Schriftl. 543
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