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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.06.1911
- Strukturtyp
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- 1911-06-20
- Erscheinungsdatum
- 20.06.1911
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- Deutsch
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7368 Börlknblatt f. d. Dpchs. Buchhandel. Nichtamüicher Teil. ps? 140. 20. Juni 1911. Zur Aufklärung der Berliner Arbeiterschaft! Nachdem die drei größten Zeitungsbetriebe Berlins durch Flugblatt und SSulenanschlag ihre Abonnenten und die Berliner Bevölkerung auf die Gründe des Nichterscheinens des »Berliner Lokal-Anzeiger«, »Morgenpost«. »Berliner Tageblatt«, »Volks- zeitung« und »Allgemeine Zeitung» aufmerksam gemacht, hält das im Ausstande befindliche Personal dieser drei Betriebe zur Steuer Vor einigen Wochen wollte die Geschäftsleitung der Firma Scherl den Druckern an den Ratationsmaschinen eine schlechtere Arbeitszeit auszwingen. Nachdem diese Absicht der Firma ver eitelt wurde, kam es zu einer Verständigung dahingehend, daß für eine bestimmte Zeit die alle Arbeitszeit beibehalten wird. Plötzlich, am letzten Montag, forderte die Firma von den Druckern die Einführung der von ihr festgesetzten Arbeitszeit und entließ ohne vorhergehende Verwarnung die beiden Vertrauens leute der Maschinenmeister. Nachdem alle Verhandlungen, welche die Wiedereinstellung der beiden gemaßregelten Vertrauensleute bezweckten, ergebnislos blieben, legten die 37 Drucker am gestrigen Nachmittag die Arbeit nieder. Die Firma verlangte nun von dem übrigen Personal die Erledigung der Arbeiten, was mit dem Hinweis aus die Soli darität abgelehnt wurde. Mittlerweile hatte sich die Firma Scherl mit den Firmen Masse und Ullstein in Verbindung gesetzt. Die letzteren beiden Firmen haben der Firma Scherl ihre Hilfe zugesagt, die in der Weise geleistet werden sollte, daß das Personal von Masse und Ullstein die Zeitungen der Firma Scherl Herstellen sollte. Dies wurde von beiden Personalen ebenfalls abgelehnt. Eine Weigerung des Personals, die »Morgenpost«, »Tageblatt«, »Volkszeitung« oder »Allgemeine Zeitung« sertigzustellen, hat nicht staitgefunden. Trotzdem haben die letzteren beiden Firmen aus die Herstellung ihrer eigenen Blätter verzichtet. Ein weites Entgegenkommen der Firma Scherl den Druckern gegenüber, wie im Flugblatt der Firma behauptet wird, ist nicht gezeigt worden. Dies der wahre Sachverhalts Wir überlassen beruhigt das Urteil über das Verhalten der drei Personale wie der Firmen der Berliner Bevölkerung und Arbeiterschaft! Im Austrage des ausständigen Personals: A. Müncheberg E. Kiesewelter G. Rahm lFirma Scherl). (Firma Masse). (Firma Ullstein). Hornke O. Gloth W. Schulze (Firma Scherl). (Firma Mvsse). (Firma Ullstein). Schließlich hat das Tarifamt, dessen Anschauung wir schon aus der ersten Erklärung kennen, noch durch einen Säulenanschlag seine Stellung der Öffentlichkeit gegenüber klargelegt. Soweit die offiziellen Dokumente. Am Sonnabend abend hat dann eine Versammlung der streikenden Arbeiter in den »Arminhallen« staitgefunden, von der ich leider nicht zeitig genug erfuhr, so daß ich hier nur das erfreuliche Resultat wiedergeben kann: Die Drucker von Ullstein und Moste entschlossen sich, die Arbeit sofort wieder aufznnehmen. Mit einer gewissen Inkonsequenz war für Sonntag früh 10 Uhr »das Gesamtpersonal der drei Zeitungsdruckereien »Lokal-Anzeiger«, »Moste« und »Ullstein» zu einer »Stellungnahme zu der augenblicklichen Situation eingeladen». Ich habe der Versammlung — es mochten reichlich 2000 Personen den großen Saal der »Neuen Welt« süllen — von Anfang bis zu Ende, 10 bis ist 3 Uhr, beigewohnt und glaube, daß es sich lohnt, an dieser Stelle darüber zu sprechen. Schließlich gibt eine solche Versammlung doch ein lebendigeres Bild von den Wünschen und Stimmungen der Arbeiter, als irgendeine »Erklärung«. Und dann dürfen wir nicht vergessen, daß am 31. Dezember der Tarifvertrag ab- läust und Fragen, die wir jetzt rein akademisch betrachten, uns dann eventuell höllisch interessieren können. Selbstverständlich habe ich nicht die Absicht, hier aus jede einzelne Rede einzugehen, sondern will nur in großen Zügen ein Bild der Versammlung geben. Der Streik charakterisiert sich gewissermaßen als -Palast revolution«: Die Drucker haben sich weniger gegen die Unter nehmer als gegen das paritätische Tarisamt und gegen ihre eigenen Organisationsvorstände aufgelehnt. Als »Disziplin bruch« bezeichnete einer der letzteren mit Recht den ganzen Vorgang, wobei es interessant ist, daß die unterste -Vertreter- staffel», die Vertrauensmänner, sich dem Einfluß der Masse nicht entziehen konnten, während die höheren objektiv genug waren, die Angelegenheit rein juristisch zu betrachten. Es war nun psychologisch begreisbar, wenn die Redner der Streikenden aus dem richtigen Gefühl heraus, daß »rechtlich« ihre Angelegenheit ziemlich faul stände, um so mehr den moralischen Standpunkt vertraten. Sie versuchten mehr oder weniger geschickt es so darzustellen, als ob ein allgemeiner Streit um die Arbeits zeit den Anlaß zum Streik gegeben hätte, während doch der springende Punkt nur der Ungehorsam gegen den Spruch des Tarifamts war. Nebenbei gemerkt hatte man den Eindruck, als wenn unter den Scherlschen Druckern wegen verschiedener Differenzen schon längere Zeit eine Gereiztheit bestand, die nun bei dieser Gelegenheit zum Ausdruck kam. Den Arbeitern gegenüber vertraten die Vertreter der Verbände immer wieder den streng sachlichen Standpunkt, wenn sie auch das in dem Streik zum Ausdruck gekommene Solidaritätsgefühl als solches lobten. Sie hatten den Vorteil, drei wirklich gute Redner vorschicken zu können (je einen Ver treter des Zentraloerbandes, des Gauverbandes und des Gehilfenverbandes). So ebbte, je später es wurde, die kampfeslustige Stimmung immer mehr ab. Eine noch etwas kriegerische Kundgebung wurde von den Vertretern ver hindert, um ungefähr folgender, fast einstimmig ange nommener Resolution Platz zu machen: »Die Drucker nehmen am Montag die Arbeit wieder auf: die entlassenen Maschinenmeister wählen eine Deputation von drei Mitgliedern, die mit der Firma Scherl wegen der Wieder-Anstellung in Verhandlung treten soll. Ebenso soll versucht werden, den zwei entlassenen Maschinenmeistern die Rückkehr zu ermöglichen « In einer am Mittwoch abzuhaltenden Gewerkschafts versammlung soll das Resultat verkündet werden. Sobald die Arbeiter so durch Wiederaufnahme der Arbeit den begangenen Kontraktbruch gesühnt haben, verspricht der Zentral- und Gauverband, in jeder Weise für eine Beilegung der Differenzen bei Scherl einzutreten. Die Unternehmer haben also mit Hilfe der Arbeiter verbände ihr formelles Recht durchgesetzt. Es ist nur zu hoffen, daß sie trotzdem die erhobenen Beschwerden sorgfältig prüfen, so daß auch für die Arbeiter diese verlorene Schlacht nicht verbitternd wirkt und die wirtschafllichen Schädigungen eines Streiks in Zukunft das gesamte Druckereigewerbe verschonen. Franz Ledermann. Der Stammbaum des Musikalienhandels. Von Ernst Challier sen.-Gießen. Mit Genugtuung habe ich bemerkt, daß der Buchhandel seinem jüngeren Bruder, dem Musikalienhandel, jetzt ein Plätzchen in seinem offiziellen Organ, dem Börsenblatt, ein geräumt hat. Mein geschätzter und erfahrener Kollege W. Mensing, der auch gleich in seiner ersten Auslassung (Nr. 106 vom S. Mai) meiner freundlichst gedachte, hat kräftig und sachgemäß in die Saiten gegriffen, und wenn ich auch nicht in allen Punkten mit ihm ein verstanden bin — wie wäre das bei zwei Deutschen
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