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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.09.1886
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 25.09.1886
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- Deutsch
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5250 Sprechsaal. 222, 25. September 1886. Sprechsaal. Aus den Aufzeichnungen eines Bibliothekars. Öffentliche Bibliotheken bilden die besten Abnehmer der Verleger von wissenschaftlichen Werken und besonders von derartigen Zeit schriften und sind auch für den Sortimenter als Kunden nicht zu verachten. Und so dürfte es nicht als Unbescheidenheit ausgelegt werden, wenn ans den Kreisen der Verwalter solcher Institute Wünsche laut werden, zumal wenn die Erfüllung dieser Wünsche keinerlei Unkosten und Ungelegenheiten im Gefolge hat. An dieser Stelle habe ich bereits auf die Übelstände hingewiesen, die daraus entstehen, daß manche Verleger von Zeitschriften Titel und Inhaltsverzeichnis zu dem betreffenden Jahrgang nicht der letzten Nummer beilegen, was, wie ich aus langer Erfahrung weiß, stets thunlich ist, sondern bisweilen erst nach Monaten damit kommen. Die Folge dieser Rücksichts losigkeit ist, daß die erschienenen Bände der Hunderte von Zeitschriften, die auf einer Bibliothek gehalten werden, zum Teil Wochen-, ja monatelang ungebunden liegen bleiben, salls der Bibliothekar es in seiner Verzweiflung nicht vorzieht, die titellosen Zeitschriften unter An bringung eines Falzes gleich einbinden und Titel und Inhalt nachträglich einkleben zu lassen, was viele Umstände macht, weil die Bände hierzu nochmals zum Buchbinder wandern müssen. Bisweilen mache ich auch mit den betreffenden Blättern kurzen Prozeß. Sind sie irgendwie entbehrlich, so schaffe ich sie einfach ab. Bei den Verlegern von wissenschaftlichen Zeitschriften ist die wenig löbliche und zweck lose Sitte ziemlich verbreitet, von Zeit zu Zeit eine neue Serie und damit eine neue Bändereihe zu eröffnen. Dergleichen er schwert das Citieren ungemein und giebt zu fortwährenden Irrungen seitens des die Lese zimmer benutzenden Publikums und der die Bücher verabreichenden Beamten Anlaß. Einige Zeitschriftenverleger gehen sogar weiter und versehen jedes Titelblatt mit der Gesamtzahl der Bände und mit der Nummer des Bandes innerhalb der Reihe. In diesem Falle kommen Verwechselungen noch häufiger vor; auch ist man gezwungen, auf den Ein- bandrückcn jedesmal beide Bändezahlen aufzu drucken, weil man nicht wissen kann, nach welchem System die Benutzer der Zeitschrift citieren, bezw. dieselbe zum Lesen verlangen werden. Die Gepflogenheit, die Hefte einer Zeitschrift fortlaufend zu numerieren, ist meines Erachtens bei uns noch viel zu wenig verbreitet, während sie in England die Regel bildet. Dieses Verfahren erleichtert die Kontrolle und das etwaige Nachbestellen von Heften nach meiner Erfahrung ungemein. Die Arbeit der Sortimenter und Biblio thekare würden die Zeitschriftenverleger un- gemein erleichtern, wenn sie sich entschlössen, Jahrgang, bezw. Band, sowie Nummer- zahl ihrer Zeitschristen stets groß und deut lich drucken zu lassen, und zwar ersteren womöglich links, letztere aber rechts oben oder unter dem Kops. Bei einigen vorliegenden Zeitschristen liegt z. B. die Nummerbezeichnung mögiichst versteckt in einem Schnörkel des Kopfes. Öffenbar unzweckmäßig! Die Sortimenter klagen viel über Beein trächtigung durch das Postzeitungsamt, thun aber vielfach ihr Möglichstes, um die Biblio theksverwaltungen der Post in die Arme zu treiben. Wer, wie ich, etwa fünfhundert Zeit schriften zu verwalten hat, weiß ein Lied davon zu singen, wie schwer es hält, die meisten Sor timenter dahin zu bringen, daß sie die Zeit schriften am Schluß des Jahres oder des Quartals pünktlich neu bestellen und liefern. Ich schätze aus zwanzig Prozent die Zahl der Zeitschriften, deren Fortsetzung nur mit Mühe und Not zu erlangen ist. Der Sortimenter pflegt in solchen Fällen die Schuld auf den Verleger zu schieben, der die Bestellungen ignoriere. Kaum glaubhaft. In den letzten Jahren hatte ich zweimal den bedenklichen Kunstgriff zu rügen, daß deutsche Verleger eine Zeitschrift mit anderem Titel und Umschlag nochmals an den Mann zu bringen suchten, was bei einer großen Bibliothek in der Regel erst nach einiger Zeit entdeckt wird. Die Folge war natürlich Ab schaffung des Duplikats. Eine Plage des Sortimenters und Biblio thekars bilden jene Werke, deren Lieferungen nicht sortlaufend numeriert sind, sondern etwa die Bezeichnung tragen: 2. Hälfte der 12. Lie ferung des 3. Bandes des 2. Theils der 2. Gruppe. Den Bibliothekaren fehlt es meist an Muße, sich durch das Labyrinth durch- zuarbeilen, und man bestellt dergleichen Bücher, wie auch solche, von denen man nie weiß, ob sie nicht bereits unter einem anderen Titel erschienen sind, entweder gar nicht, oder erst nach Fertigstellung. Ein gleiches Schicksal trifft die größeren Lieferungswerke, deren Verleger es unter lassen, über Umsang, Erscheinungsweise und Beendigung sich zu äußern. Öffentliche An stalten müssen, schon der Einhaltung des Vor anschlags wegen, stets wissen, wozu sie sich verpflichten. Was endlich die neuen Auflagen von Werken anbelangt, so würde deren Anschaffung sicherlich viel häufiger erfolgen, wenn deren Verleger sich entschlössen, aus dem Umschläge oder sonst wo, kurz und bündig anzugeben, um wie viel die neue Auflage vermehrt ist, bezw. worin sie sich von den früheren unterscheidet. Wo dergleichen Angaben fehlen, entsteht gleich der Verdacht, man habe mit einer bloßen Titelauflage zu thun, und das Buch wandert zum Sortimenter zurück. v. N. Der Wundermann mit dem sicheren Erfolge! Erwiderung. In Nr. 204 des Börsenblattes hat sich die Redaktion desselben veranlaßt gefühlt, gegen meine Person einen ehrverletzenden Artikel los- zulasse», meine geschäftliche Befähigung in ein zweiselhastes Licht zu ziehen und meinem »Geschäftsbetriebe« den Stempel der Unreellität aufzndrücken. Die Redaktion wirft mir vor, daß ich durch falsche Vorspiegelungen jungen Kausleuten Geld zu entlocken suchte, und sagt mir trocken ins Gesicht, daß meine Behauptung, mit 3000 ^ Betriebskapital jährlich 4800 ^ sicher zu ver dienen, der Wahrheit entbehre. Ich bin jedoch in der Lage das Gegenteil beweisen zu können. Im Februar 1883 grün dete ich in Leipzig das Neue Leipziger Antiquariat, zu dessen Geschäftsbetriebe 1450 vorhanden waren. Mit diesem kleinen Betrage bereits, also noch nicht einmal der Hälfte von 3000 , wurden monatlich 400 ^ netto, abzüglich aller Spesen, verdient. Es wäre dies ein Jahreseinkommen vvn 4800 ^ mit 1450 Kapital. Das Kassabnch, welches diese Thatsache beweist, befindet sich noch in meinen Händen. Nachdem dieses Geschäft nahezu ein Jahr bestand, verkaufte ich es au meinen derzeitigen Associs, Herrn F. Gradehand, den ich für den Buchhandel angelernt hatte. Das Geschäft soll nach wie vor floriere», wie ich gehört habe. Im Januar 1884 errichtete ich die Cen- tral-Buchhandlung in Leipzig und erzielte mit einigen tausend Thalern ganz bedeutende Resultate, was ja stadtbekannt ist. Auch dieses Geschäft habe ich im Mai 1885 an einen Nicht buchhändler (Kaufmann) verkauft, der einige Monate mein Associv war. Letzterer hat sich schnell in den Buchhandel eingearbeitet und soll ebensalls gute Geschäfte machen. Den Betrag für letzteres Geschäft deponierte ich bei der Leipziger Creditbank, da ich in Leipzig zu verbleiben gedachte, und ließ mir Briefbogen mit meiner Firma anfertige», wo bei ich genannte Bank als Referenz in pekuniärer Beziehung nennen ließ. Dies wird mir wohl niemand verdenken können. Daß ich nun die übriggebliebenen Briefbogen noch benutze, ge schieht aus Sparsamkeitsrücksichten; denn es wäre doch eine seyr kindische Annahme, wenn ich dadurch eine Täuschung beabsichtigte. Letztere Voraussetzung wäre nur gerechtfertigt, wenn ich dadurch Kredit zu erlangen suchte. Um nun mein geschäftliches Talent zu ver werten, habe ich jene »merkwürdige« Anzeige im Chemnitzer »nd auch im Leipziger Tageblatt erscheinen lassen, welche die Redaktion des Börsenblattes so »sonderbar« findet, daß sie dieselbe ihren Lesern nicht vorcnthaltcn zu können glaubt. Daß ich aber im Dezember 1885 sogar im Börsenblatte eine ähnliche »merkwürdige« Anzeige sogar 3 Mal erscheinen ließ, davon ist einer löblichen Redaktion nichts bekannt. Die Ansicht, daß ich eine gewisse Scheu trüge, mich mit meinen Verheißungen an die eigenen Fachgenosscn zu wenden, dürfte dadurch von selbst hinfällig werden. Die »Fachgenosscn«, mit denen ich unterhandelt habe, wünschten jedoch um die von mir beanspruchte Entschädi gung von 1500 ^ herumznkommen, womit meinen Zwecken nicht gedient sei» konnte. Einen gebildeten Kaufmann halte ich übrigens für buchhändlerische Geschäfte geeigneter als einen Buchbinder. Will sich die Redaktion dieses Blattes nicht der Parteilichkeit schuldig machen, dann wird sie sich der Aufnahme meiner Erwiderung nicht entziehen können. Dresden, September 1886. Edmund Weidlich. Schlußbemerkung der Redaktion. — Wir können die Angaben des Herrn Weidlich
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