Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 28.08.1886
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1886-08-28
- Erscheinungsdatum
- 28.08.1886
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18860828
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-188608281
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18860828
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1886
- Monat1886-08
- Tag1886-08-28
- Monat1886-08
- Jahr1886
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
4646 Sprechfaul. 199, 28. August 1886. S p r e ch s a a l. Das Rczrnsionswcfcn. Es fei mir als unfreiwilligem Urheber der jetzt mehrfach besprochenen Frage des Re zensionsexemplars gestattet, auch meine Ansicht und meine Wünsche über dieselbe auszusprechen. Ich glaube, daß der Verlaus der Rezen sionsexemplare durchaus nicht wesentlich ist dem Hauptübel gegenüber, an dem wir in dieser Hinsicht leiden. Solches scheint mir nämlich darin zu bestehen, daß die Litteratur von den weitaus meisten Tagesblättern als Stiefkind dem Theater gegenüber behandelt wird und zwar sehr mit Unrecht. Wir lesen in fast allen Zeitungen ausführ liche Besprechungen auch über die langweiligsten Theaterstücke, wir werden genau unterrichtet über die Vorzüge und Mängel der einzelnen Künstler, wir erfahren, was für Gastspielanträge sie haben, wir dringen in ihre Familienver hältnisse ein, wir müssen ihre etwa eintretenden Krankheiten teilnahmsvoll verfolgen, und wohin sie während der Ferien gehen, darf uns beileibe nicht vorenthalten werden. Je mehr nun die Rubrik »Theater« zu nimmt, desto mehr schrumpft die Abteilung »Litteratur« zusammen. Die bedeutendsten Werke können erscheinen, ohne daß sie von seiten vieler verbreiteter Journale mehr Auf merksamkeit als im günstigsten Falle die Titel nennung erfahren, und von dem Schaffen und Leben unserer hervorragendsten Schriftsteller hören wir ausführlich erst — nach ihrem Tode und dann in spaltenlangen Wiedergaben von gleichgiltigen Anekdoten und dergl. Ich glaube nicht nur xro äomo zu sprechen, wenn ich dieses als unrichtig und bedauerlich bezeichne. Von der bekannten Rubrik: »Theater, Kunst und Literatur« ist ausschließlich die letzte diejenige, die jedermann am leichtesten zugänglich ist. Die vielen auswärtigen Leser der Zeitungen und besonders die aus dem Lande wohnenden können wohl kaum an Theaterkritiken und sonstigen Kunstbesprechungen denselben Anteil nehmen, wie an litterarischen Berichten; denn der Besuch der Vorstellungen, die Besichtigung von Kunstwerken w. ist ihnen in der Regel nicht möglich. Jede größere Zeitung sollte es sich demnach zur Pflicht machen, die neuen, allgemeineres Interesse bietenden Erzeugnisse des Büchermarktes je nach Verdienst kurz oder eingehender zu besprechen; dann würden manche minderwertige Bücher nicht mehr erscheinen; daun würden sich der Absatz und das Interesse an der Litterattir be deutend heben, und die von vielen Schrift stellern angestrebte Popularisierung ihrer Ideen würde zur Wirklichkeit, während sie jetzt in der Regel nur Jllusionsgebilde ist. Dresden. Heinrich Minden. Wcihimchts-Katnlogc. Von allen Seiten werden sie bereits an gekündigt, die Vorboten des Festes: die be währten Kataloge von Seemann, Volckmar und Hinrichs und die jüngeren Konkurrenten: Lippcrheide, Heitmann (Neugebauer) und Weißbach (Moldenhauer), daneben die »KatholischenWeihnachts-Katalogc« vonG oerlich und Boisseröe, während Barth seither noch nichts von sich hören ließ. — Die letzeren Unter nehmungen verdanken ähnlichen Verhältnissen ihr Entstehen, wie aus protestantischer Seite der »Bücherschatz für das christliche Volk«, und wer längere Zeit in Geschäften mit überwiegend katholischer Kundschaft gearbeitet hat, kann ihnen die Berechtigung nicht absprechen. Die großen alten Weihnachts-Kataloge, so bestechend ausgestattet und so gediegen zu sammengestellt sie auch teilweise sind, haben auf dem Gebiete der katholischen Verlagswerke empfindliche Lücken, und — sie enthalten so vieles, was für katholische Familien nicht paßt und von diesen nicht in dem Kataloge ge wünscht und erwartet wird, den der größere Teil des Publikums eben für den Lagerkatalog seiner Sortiments- buchhandlung hält, hervorgegangen aus deren Initiative. Die Zusendung eines derartigen Verzeich nisses wird deshalb in manchen Kreisen geradezu übel ausgenommen und schadet oft mehr, als sie nützt. Daher liegt namentlich dem Untcr- 'nehmen von Go erlich ein sehr gesunder Gedanke zu Grunde, und dasselbe kann unter Umständen recht nützlich werden. Aber es fehlt ihm das, was auch dem viel einseitigeren Boisseräe'schen Unternehmen, das doch aus dem Zusammen wirken so vieler leistungsfähiger Kräfte hcrvor- geht, sehlt: eine Generalübersicht der Ge- schenk-Litteratur. Nach den diesjährigen Cirkularen darf man ein solches auch sür die 1886er Ausgaben nicht erwarten, und es sollten deshalb alle in teressierten Sortimentsfirmen jetzt rechtzeitig an geeigneter Stelle Schritte thun, welche Ab hilfe dieses Übelstaudes bezwecken. Ohne diese Generalübersicht haben die katholischen Kataloge einen sehr relativen Wert, ja man könnte be haupte», ein größeres Sortiment stelle sich durch deren Zusendung in gewissem Sinne sogar ein Armutszeugnis aus, — die wohl unbestreitbare Thatsache im Auge behalten, daß das Publikum zum großen Teil glaubt, de» Lagerkatalog seiner Buchhandlung zn erhalten. Soll aber jede einzelne Firma aus eigene Kosten eine Ergänzung drucken lassen, so würden die katholischen Weihnachtskataloge in der That teurer, als die Prachtkataloge von Seemann, Volckmar u. a., mit denen sie sich an äußerer Eleganz in keiner Weise messen können. Wie das bei einem Unternehmen zu rechtfertigen ist, dessen Kosten fast ausschließlich von einigen größeren katholischen Vcrlagsfirmen getragen werden, und das sich gerade als »billigstes Ver triebsmittel- eingesührt hat ist schwer einzu sehen. X. Eine Wcihnachtskatalog-Bctrachlung. X. X., an einem heißen Augusttage. Lieber Freund! Tu möchtest meine Firma nicht unter den Anzeigen Deines Weihnachtskatalogs vermissen, Tu hältst es sür ein Versehen meinerseits, auf Deine mehrfach abgesandten Umschreiben und brieflichen Aufforderungen noch nicht geant wortet zu haben. Ein Versehen ist es nicht. Sämtliche Um schreiben und damit Zusammenhängendes über Weihüachtskataloge sind in einem großen Um schlag vereinigt und ruhen friedlich nebeneinander. Wollte ich allen Anerbietungen Nachkommen und mich nur auf eine Seite beschränken, so würde ich für meinen kleinen Verlag nur für Anzeigen in Weihnachtskatalogen eintausend Mark auszugeben haben. Ja, wenn ich einen Zugartikel in meinem Verlag hätte, etwa wie Dahn, Walhalla, oder Scherr, Germania, so würde ich nicht einen Augenblick anstehen mein Anzeigenconto zu vergrößern; aber sür einen Verlag, der seiner ganzen inneren Natur nach aus einen ruhigen Weg angewiesen ist, müssen andere Wege für den Absatz gesucht werden. Aber das gebe ich Dir zu, die Wcihnachts- katalogc bieten jedes Jahr mehr in Ausstattung wie Inhalt; doch es scheint mir, als verlören sie auch an der früheren Beachtung in der bücherkaufendcn Bevölkerung. Der gesteigerte Absatz der Kataloge ist mir kein Maßstab für die Beurteilung dieser Frage; denn der Sorti menter kann schon wegen der Konkurrenz nicht anders, er muß seiner Kundschaft Weihnachts kataloge bieten, und wenn sie ihm auch das naive Zugeständnis macht, die Bilder eigneten sich sehr gut zum Ausschneiden und zum Auf kleben ins Bilderbuch sür die Heranwachsenden Kinder, oder wenn selbst die Gratisübcrjcndung nicht einmal verstanden wird. Wenn die Vorbereitung zum Winterseldzug beginnt, da übcrschlägt der Sortimenter die Zahl derjenigen Kunden, denen er besonders verpflichtet ist, und er bestellt. Aber nicht von einer Gattung. Der Sortimenter kennt seine Kunden, die, denen cs wesentlich um die Bilder zu thun ist, ebenso die, welche ein »Geles'« haben wollen, und auch die kleine Zahl derer, welche möglichst viel Titel — »nd diese wohlgeord net — vor sich zu haben wünschen Die Kataloge kommen, sic werden ausge geben, das Personal ist instruiert. In der letzten Novcmberwochc beginnt es sich zu regen. Zu nächst kommen die Gründlichen, die ordentlichen Familienväter und Mütter, welche in ihrem Haushalt einen Posten für Weihnachten einge stellt habe», der selbstverständlich auch nützlich verwendet werden soll. Es soll sür Töchter, Söhne und Paten gekauft werden. Mit dem Katalog in der Hand kommt dieser Bücherkänser. Er ist mit der Litteratur, seiner ihn ganz in Anspruch nehmen den Berufsgeschäste wegen, nicht aus dem Lausen den, das systematische Bücherverzeichnis ist ihm langweilig. Aber die großen Inserate haben seine Aufmerksamkeit erregt, er zeigt, was er alles angcstricheu hat, und will nun vorgelcgt haben. Alle Hände sind in Bewegung, aber siehe da. von all dem Angestrichcnen fehlt eine ganze Menge und doch hatte dem Katalog ein Schreiben beigclcgen, das sozusagen an Eides- statt versichert, welch »reichassortiertes« Lager den Käufer erwarte, und ans dem Katalog selbst ist sogar eine Andeutung, deren Vordersatz das Vorhandensein alles dessen, was ans den inneren Blättern des Katalogs genannt ist, in Aussicht stellt. Und nun diese Enttäuschung! Der Sortimenter versichert, daß ei» großer Teil dessen, was in den Anzeigen stehe, eigent lich veraltet und nicht mehr recht absatzsähig sei, aber er habe keinen Einfluß auf diese An zeigen; der Katalog werde in Leipzig oder wo anders gemacht und er beziehe ihn, weil ein Einzelner so ein großes Buch nicht so billig Herstellen könne und man der Kundschaft doch etwas bieten wolle. Aber damit giebt sich der Käuser nicht zu frieden. Die Titel gesallen ihm, und da es noch 5 Wochen bis Weihnachten sind, so bittet er den Sortimenter ihm von den »angestrichenen« Büchern welche zur Einsicht kommen zu lasse».
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder