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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.10.1886
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- 1886-10-04
- Erscheinungsdatum
- 04.10.1886
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- Deutsch
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cien vorangcstellt hatte. Doch, man lese sie nach im Von der Linde, der sie holländisch und deutsch, mit zahlreichen erläutern den und kritischen Anmerkungen abgedruckt hat; ohne daß in ihr ein Name gegeben wird für den holländischen Erfinder, ja trotzdem, daß aus ihr deutlich hervorgeht, daß, wenn überhaupt von einem Haarlcmer Drucker, hier nur von einem Briefdrucker die Rede sein kann, bildet sie doch die Grundlage der Kosterfabel, deren Entwickelung und Ausbau wir in den weiteren Kapiteln dieses Buches verfolgen können. Der erste nachweisliche Haar- lemer Buchdrucker war Jacob Bellaert um 1483; sein erster datierter Druck ist vom 10. Dezember 1483; doch existieren von ihm auch zwei undatierte, welche Von der Linde für älter hält. Sein Haus in der Kreuzstraße bildete auch das erste geschicht liche Druckhaus zu Haarlem und war selbst im sechzehnten Jahr hundert dort noch unter dem Namen »den Bellaert« bekannt. Nach ihm kommt erst 1502 wieder ein Drucker, Hasback, vor, der aber bald wieder verschwunden ist, da man 1504 eine Ar beit, die er für die St. Bavokirche geliefert, in Leyden drucken lassen mußte. Von einem Koster als Drucker ist jedoch nirgends die Rede. Das sechste Buch trägt dessen Namen als Titel, und hier begegnen wir sofort dem eigentlichen Vater der Kosteriade, Ha- drianus Junius, und der von ihm geschmiedeten Kosterge schichte. Von der Linde geht auch hier mit höchster Wissenschaft lichkeit systematisch zu Werke durch Mitteilung der gleichzeitigen Nachrichten, sowie alles dessen, was man über Koster erfunden, um im letzten Kapitel dem Lpoonlrun Unruanao Lalvationis, dessen Druck man diesem zugeschrieben, seine Aufmerksamkeit zu widmen. Und hier finden sich zwei Stellen, die erwähnt werden müssen. Von der Linde schreibt: ».:... Was man hier mit Einem blick überschaut, Utrechts Priorität vor Haarlem, die durch meine Kosterlegende von aller Nebenbuhlerschaft befreit worden ist, wird jetzt auch von dem oberbibliothekar der könig lichen bibliothek im Haag, Herrn Campbell, in einem aufsatze, la xrototz-Pograptuw nöorlanäsäss, offen anerkannt.« Der Ver fasser citiert hierauf den Eingang dieses Aufsatzes, sodann fort fahrend: »Wenn Herr Campbell meine gegenwärtige analyse der Kosterlegende studiren will, so wird er inne werden, daß ich mich nicht fruchtlos etliche fahre von neuem mit ihr befaßt habe! Denn jetzt erst habe ich den dingen auf den grund ge sehen: die mythische erfindung im Haarlemer wald hat sich einfach auf (unverstandenen) holzdruck bezogen, die typographie ist nur ein anachronistischer unterschleif des Junius gewesen, und von diesem ungefälschten anspruch können wir mit einem wehmütigen lächeln zur tagesordnung übergehen«. Eine Tabelle über die ersten Typen-Drucker in Holland, welche Von der Linde hierauf folgen läßt, und die mit Utrecht beginnt, zeigt uns Haarlem erst in achtzehnter Stelle! Soweit für das Haarlemer Erfindertum! Doch dieses hat auch die Haud gelegt auf die bekannte, 1499 von Ulrich Zell gedruckte Kölner Chronik, welcher Von der Linde im 2. Kapitel des siebenten Buches seines Werkes seine, wenn man so sagen darf, analytische Aufmerksam keit schenkt, um aus dem Kapitel der Chronik über den Buch druck folgende Angaben des Verfassers derselben festzustellen: 1) daß die unaussprechlich nützliche kunst bücher zu drucken, wie jetzt (1499) gebräuchlich, zu allererst in Mainz erfunden ist; 2) daß man dort mit dieser erfindung fertig war; 3) daß das erste (typographisch) gedruckte buch die bibel 1450 gewesen; 4) daß der (mißverstandene) ,anspruch Jenson* eine lüge ist (daß nämlich der Franzose Nikolaus Jenson die Buchdruckerkunst 1470 in Venedig erfunden habe); 5) daß im Gegenteil junker Johann Gutenberg der erste erfinder gewesen; 6) daß blos fürwitzige leute eine prämainzische druckkunst behaupten können, — und daß es somit eine große Keckheit und Thorheit zugleich sei, wolle man aus den Worten des Verfassers dieser Chronik heraus- oder in dieselben hiueiudeuten, derselbe habe Holland die Erfindung der »meisterlichen Kunst« beigelegt. Zwei folgende Kapitel, Jan Laurenszoon und Laurens Janszoon, sind von vr. von der Linde noch des weiteren der Aufgahe, die Nichtigkeit der Haarlemer Ansprüche nachzuweisen, gewidmet worden; im letzten Kapitel dieses ersten Bandes, die Blockbücher behandelnd, aber zeigt er uns, daß die ersten sicher datierten derselben, welche für Holland in Anspruch genommen wurden, gar nicht holländischen, sondern flandrischen Ursprungs sind, sowie, daß man auch gar nicht angestanden hat, solche Bücher mit deutschem Text oder doch deutschen Aufschriften für Holland zu reklamieren. Es wäre wohl auch ein sonderbares Schau spiel, Leute, die eine innerlich und äußerlich unhaltbare Sache zu verteidigen unternehmen, vor einer Unwahrheit mehr zurück schrecken zu sehen. Die beiden Männer, auf welche viele dieser falschen Angaben zurückzuführen sind, Junius und Scriver, mögen indes vielleicht nicht immer absichtlich gefehlt haben, was Von der Linde anerkennt, indem er schreibt: »Allerdings wollen wir die chibliographen* Junius und Scriver, wie die bücher selbst, nach ihrer zeit beurteilen und ihnen keine damals un möglichen kenntnisse zumuten. Eben darum aber sind auch die kühnen äußerungen solcher geschichtsmacher wertlos. Und gleich wertlos sind die auf diesen sandgruud zurechtgelegten biblio graphischen kartenhäuschen der englischen Kosterianer Ottley, Dibdin, Sotheby und Noöl Humphreys.« Mit diesen letz teren geht er schärfer ins Gericht: »Besonders die englischen Kosterianer haben sich auf diesem gebiete noch in unserem jahr- hundert gründlichst blamiert«, schreibt er an anderer Stelle, und dieser Tadel ist ein sehr berechtigter, wenn man namentlich die Unsehlbarkeitsanmaßung in Betracht zieht, mit welcher die meisten der vorgenannten englischen Bibliographen und ihre Nachfolger ihre Trugschlüsse und falschen Urteile vortragen. Mit der Betrachtung über die Blockbücher, von denen man nachgerade eine immer größere Zahl, ob deren Anwachsen selbst manchen eingefleischten Kosterianern, gleich dem Zauberlehrling Goethes, schließlich nicht mehr recht geheuer wurde, der mythi schen Druckerei Kosters zuschrieb, endet der erste Band der Ge schichte der Erfindung der Buchdruckkunst von Antonius von der Linde. Man erwarte nun nicht, daß ich es unternehme, jetzt ein fertiges Urteil über denselben auszusprechen, zumal es sehr kühn wäre, ein solches abgeben zu wollen über ein Werk, bei dessen Aufbau wir erst einen Teil des Materials in diesem ersten Bande zusammengetragen finden. Dieses Material ist ein ganz ungeheures und um so schwieriger zu bewältigendes, als die Arbeit zugleich negativer und positiver Natur sein muß: ersteres, indem sie die vielen Mythen, Fabeln, Fälschungen und Lügen, welche die Geschichte der Erfindung des Buchdrucks verdunkeln, nachweist und niederreißt, — letzteres, indem sie durch Darlegung der Wahrheit die feste Basis schafft für die Geschichte der wich tigsten aller Erfindungen, die wir erst im zweiten Bande sich weiter entwickeln und im dritten zum Abschluß gelangen sehen werden. Das aber darf ich schon jetzt sagen, daß die in diesem Bande geleistete Arbeit Von der Lindes eine in jeder Hinsicht Erstaunen und Bewunderung erregende und verdienende ist; die Studien und Vorarbeiten, welche er gemacht haben muß, um all dieses umfassende Material aufzufinden, zu vereinigen und zu klassifizieren, um es nach Bedarf auweuden zu können, er-
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