SOI 8 >' 130, 7. Juni 1928. Fertige Bücher. SIrl-nbl-U I. d. D-schn. «uchd-nd-t. Die ersten Urteile über H. Fr. Blunck: Gewalt über das Feuer Thomas Mann an Hans Friedrich Blunck: Vielmals Dank für das Geschenk Ihres neuen Buches, mit dem Sie mir eindrucksreiche und gedankenvolle Stunden bereitet haben. Es war gewiß kein Zufall und keine persönliche Laune, was Sie zu diesen Urstoffen greifen ließ, sondern ein tiefer seelischer Gang der Zeit, der Herkunft und.den Anfängen des Menschen nachzufragen. Ich kann nur sagen, daß ich aufrichtig die Kraft Ihrer Versenkung der Beschwörung bewundere, die etwas mit Liebe zu tun, mit der Liebe zum Menschen, seiner Ehre und seinem Schicksal, obgleich dergleichen Pathos nie sentimental und Humanitär hervorgekehrt wird. Ebenfalls kein Zufall wird es sein, daß Ihnen, dem Niederdeutschen, die Idee der Voll endung dieser Trilogie zuteil wurde; den» je weiter nördlich in unfern, Europa, desto mehr Sinn für das mythisch Urhafte und Sagamäßige gibt es doch wohl und desto mehr Vermögen, den Ton dafür zu finden. Man muß in Pros» singen können („zur Harfe"), um einem solchen Stoff gewachsen zu sein. Der mediterrane Mensch aber spricht, — wie ich mir wohl bewußt bin, durch meinen mediterranen Blutstropfen an gehalten, immer nur zu sprechen, wenn auch auf möglichst musikalische Art. Sie haben mit diesen drei Sagabüchern ein Werk vollendet, wovon schon das Physische mir imponiert, denn ich habe immer Sinn für den großen Bau, die große Geduld, gehabt. Also meinen Respekt, meinen Glückwunsch und meinen Dank noch einmal! vo/r Ja, eine Dichtung ist es, geschmiedet in der Glut einer heißen Liebe zur deutschen Vergangenheit, und gekühlt in den kal ten Wassern der prähistorischen Wissenschaft. Die Vorgänge des prachtvollen Werkes lassen sich als eine Art kulturge schichtlicher Robinsonade kennzeichnen. Aus der Not und dem Zufall entstehen der Gebrauch des Feuers, de« Bogens. Zu großer Dichtung wird aber das Werk da, wo die Welt der Unterirdischen in die Geschehnisse herein ragt. Unmögliches wirdmöglich,Uner Hortes glaub haft, Unsagbares wird Wort. Blunck schuf eine Dichtung,abereineDichtung, die im höchsten Sinne Wahrheit ist. Eine großartige Sinnbildlichkeit hebt die Vorgänge aus der Welt der Wirklichkeit heraus und pflanzt sie ein in ein schauerndes Erahnen. Blunck unternimmt hier den kühnen Versuch, einen mythologischen Roman zu schaffen. Er führt uns in die Urzeit, da der Mensch noch im Kampf mit wil den Tieren lebte und sein dauernd bedrohtes Nomadenleben sich in den primitivsten Formen abspielte. Sein Buch ist ein schöner und interessanter, in manchen Partien unerhört kühner und mach tvollerVersuch,da«Leben der Menschen zur Urzeit in der Verbindung zum Göttlichen darzustellen. Der Kampf um das Feuer als Segenspender und Beschützer, das göttliche Geschenk der Sprache, Naturkatastrophen, sie bilden neben der Erschei nung des göttlichen Weltenwanderers die Höhepunkte dieser sagenhaften Schilderung. Ein Roman in dem bewußte und unterbewußte Gestaltung miteinander streite», der aber in seiner Helldunkelzeichnung, in der Größe der Anschauung, in dem Bemühen, das mögliche Bild menschlicher Vorzeit zu entwerfen, fesselt und in Abgründe leuchtet, die der Gegenwartsmensch nur eben noch leise ahnt. Or. M.-Sch. Hans Fr. Blunck hat mit diesem Roman seine frühgeschicht liche Trilogie abgeschlossen. Diese „Sage", die das logisch Folgerichtigste ist, was Blunck an Visionen gehabt hat, führt in die Eiszeit. Wie die „Zivilisierung" sich aus dem Mythischen heraus hebt, wie der dumpfe Instinkt der Urmenschen zu Helle und Vernunft erwacht, wie sich der Kampf zwischen dem uralten matriarchalischen System abspiclt: das alles macht dieses Buch zu einer Dichtung, die dadurch nicht geringer wird, daß ihre Linfachheitauch ernsthaften jugend lichen Lesern zugänglich sein wird. Da Blunck diese Trilogie abgeschlossen hat, liegt ein Ver gleich nahe: der mit Gustav Freytags „Bildern aus der deutschen Vergangenheit". Das Gemeinsame ist klar: ein Selbstbewußtsein der Volkentwicklung zu schaffen. Daß Blunck weiter zurückgeht als Freytag, liegt in unserer Zeit. Wir suchen das mythische Fundament un seres Weltbildes, das auszudenken bie Konfessionen und Kirchen nicht mehr fähig sind. Otto Ernst Hesse. e/^c/üs/re/r //r 7>/7oFee.- Kampf der Gestirne. Roman aus der Steinzeit Streit mit den Göttern. Die Geschichte Welands des Fliegers Jeder Band geh. 5.—, in Leinen 7.50 Eugen DiederichS Verlag in Jena