10690 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Fertige Bücher. 242. 16. Oktober 1907. Soeben erschien das spÜW ?(IllsOIt!) von Phaaken Roman von Carl Conte Scapinelli broschiert M. 5.—, in Originalband M. 6.— Dieser Roman erregt in Wien und im ganzen Oesterreich großes Aufsehen; wie tief er ins Mark der fröhlichen Wiener schneidet, zeigt eine Interpellation im Wiener Gemeind erat, aus die der Bürgermeister vr. Carl Lueger antwortete. Die „Neue Freie Presse" berichtet hierüber: Wiener Gemeinderat. (Sitzung vom 11. Oktober) Leute ist im Wiener Gemeinderat ein Ketzergericht über die Erzählung „Phäaken" des Grafen Scapinelli ge halten worden, welche in der Sonntagsbeilage unseres Blattes erscheint. Es wurde behauptet, daß in diesem Roman eine Beleidigung der Wiener enthalten sei, und der Lerr Bürgermeister beantwortete die Interpellation damit, daß er den Grafen Scapinelli und dessen Buch nicht kenne, aber trotzdem empfehle, es nicht zu kaufen und es mit Verachtung zu behandeln. Die Antwort beweist wirklich, daß der Bürgermeister weder den Grafen Scapinelli noch dessen Buch kennt. Der Roman „Phäaken" ist in der Tat vielleicht der erste literarisch-künstlerische Versuch, die jetzigen Ströinungen in Wien in einem Roman darzu- stellen. Wie die Leser unseres Blattes, welche dieses Werk kennen gelernt haben, selbst wissen, hat Graf Scapinelli im ganzen Verlauf der künstlerischen Entwickelung seines Themas die Wiener weder beleidigt noch beleidigen wollen. Die Behauptung des Bürgermeisters ist daher durch das Buch absolut nicht gerechtfertigt und tatsächlich nur daraus zu erklären, daß er dasselbe nicht gelesen hat und dennoch darüber urteilt.