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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.06.1879
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 11.06.1879
- Sprache
- Deutsch
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2284 Nichtamtlicher Theil. X- I3S, II, Hum, Verlegers in überschwänglicher Form bringen und vor Allem nichts enthalten, das die analogen Werke anderer Verleger geringschätzend beurtheilt. Es läßt sich hier schwer die Grenze ziehen, welche be stimmt, was erlaubt und was nicht erlaubt zu sagen ist; das Tact- gesühl muß zu Hilfe kommen und wird leicht erkennen lassen, wie weit das Eigenlob gehen darf, Gott sei Dank gibt es in unserem deutschen Buchhandel auch noch genug gesundes Urtheil, welches eine Ueberschreitung dieser Grenze wohl zu würdigen vermag. Auf einem Gebiet der deutschen Literatur zeigt sich ganz be sonders die Sucht der Anpreisung: auf dem des Romans und der Novelle, Vielleicht kommt dies daher, daß ein nicht geringer Theil der Sortimentsbuchhändler gleichzeitig Leihbibliotheken be sitzt und demnach Selbstkäufer von neuen Romanen ist, welche bekanntlich oft mit erhöhtem Rabatt berechnet werden, wenn sie schon vor der ersten Versendung gegen baar bestellt werden. Hier gilt cs allerdings, möglichst viele Abnehmer von vornherein zu ge winnen, und besonders dann die Anpreisungen nicht zu sparen, wenn ein neuer oder verhältnißmäßig noch wenig bekannter Autor aus dem Büchermarkt erscheint. Ich darf behaupten, daß in solchen Fällen und gerade auf dem angezogenen Gebiete sich mehrfach eine Rcclame breit macht, welche geradezu erbärmlich, lächerlich und verächtlich ist. Eine so harte Beschuldigung will bewiesen sein, — wohlan, ich werde den Beweis nicht schuldig bleiben, wenn ich auch nur annM s multis hier citiren kann. Im vorigen Jahr erschien folgende Anzeige eines neuen Romans, die ich wörtlich hier mittheile und wobei ich den Namen des mir bis dahin völlig unbekannten Verfassers ebenso fortlasse, als den des Verlegers: Das Werk (es ist ein aus dem Englischen übersetztes Buch) ist eine classische, wahrhaft geniale Schöpfung, ein Kunstwerk voll Naturwahrheit und Natnrfrische, voll der tiefsten Ge danken, wie der höchsten Ideen, köstlich in der Form wie in der Gruppirung des Ganzen, dabei so populär durch geführt, daß auch der einfachste Mensch es verstehen, ge nießen kann. Eilt, ihr Deutschen, euch dieses herrliche Werk zu eigen zu machen! Kommt, ihr Erzieher und Erzieherinnen, ihr Pädagogen aus all' unseren Gauen, doch auch ihr Theo logen, Philosophen, ihr Poeten, ihr Prosaiker, ihr Religiösen und Irreligiösen, ihr Materialisten und Spiritisten und lest diesen Roman! In X, ist Shakespeare wieder auf erstanden ! Wer will noch mehr? Doch wie sagt Meister Goethe? — „Vielen gefallen ist schlimm!" Die Sucht der Anpreisung neuer Werke hat bereits eine solche Ausdehnung und wenig löbliche Form der Ausführung erlangt, daß selbst die Autoren der betreffenden Werke sich dagegen auf zulehnen beginnen. Der bekannte treffliche Romanschriftsteller D>, Wilhelm Jensen in Freiburg in Baden (über welchen unlängst Dr, Rudolph von Gottschall einen sehr lesenswerthen Essay in der Brockhaus'schen Zeitschrift „Unsere Zeit" veröffentlicht hat) hat in dem Wochenblatt „Mehr Licht!" (Nr, 14 von 1879) seine Ansicht über diesen Punkt ganz unverblümt kundgegeben, „Zum Spott und Schaden unserer Zeit" ist sein Artikel überschrieben, aus dem ich hier folgende Sätze entnehme, die mir ganz aus dem Herzen ge schrieben sind: „So gleicht in Wahrheit vielfach das Verfahren der Verlags- firmen demjenigen des Erzbischofs Theodosius (der bekanntlich in Alexandrien einst die Bibliothek des Khalisen niederbrannte). Sie sind Saturne, die ihre Kinder nur zeugten, um sie sofort für den seineren Sinn selbst wieder zu verschlingen — in den gefräßigen Maculatur-Rachen unserer Tage, Daß es in dieser Zeit mit ihren tausendfältig sich laut durchkreuzenden, llbertäubenden Stimmen unerläßlich ist, das Erscheinen eines Werkes gleichfalls laut zu ver künden, die Aufmerksamkeit aus dasselbe hinzulenken, ihm Interesse zu erwecken, wird kein Vernünftiger bezweifeln. Aber die Ouver türe, welche die Verlagshandlung für ein gutes Buch componiren läßt, sei kein Flöten- und Trompeten-Tusch, mit dem das Auftreten rothberockter Affen und seiltanzender Bären angezeigt wird. Das überlasse man Denen, die für das Jahrmarkts-Publicum drucken und Leihbibliothen füttern! Wir besitzen noch eine Anzahl von Firmen, die einfach und würdig aussprechen, worin der Werth des von ihnen Gebotenen beruht. Es ist gleichsam eine Goldpräge, die sie ihren Erzeugnissen damit aufdrücken; man weiß von vornherein, daß dieselben Vollgewicht und ächte Legirung enthalten. Doch in neuerer Zeit schwindet die Zahl auch dieser im besten Sinne für sich selbst bedachten Verlagshandlungen immer mehr und mehr, und die widerwärtig-widersinnige Marktschreierei erweitert ihren Umfang, „Wir sagten, daß dies zum eigenen Nachtheil der Verleger und der besseren Autoren geschieht. Wir hoffen auch, gegen Wunsch und Willen der letzteren, wenigstens ihrer Mehrzahl, Vielleicht ge winnt hier und da bei einigen in schwacher Stunde die alte Paradies schlange Eitelkeit die Uebermacht, daß sie ihnen einzuzischeln vermag, die Fanfare der Umschlags-, Zeitungs- oder Börsenblatts-Reclame sei nur eine ihren Verdiensten entsprechende, und es mag etwas an dem Gerücht sein, daß dann und wann eine Hand sorgsam die Scheere benutzt, um derartige Ruhmesdenkmäler für begeisterte Freunde und ehrfurchtsvolle Enkel zu erhalten. Hin und wieder wird auch ein Autor wohl philosophisch mitlachen: inunäus valt ckbvipi —, aber wir glauben, die Wenigsten vermögen einer Röthe aus Scham und Aergcr Meister zu werden, die sich ihnen bei der Lectüre ihrer unübertroffenen Meisterschaft ins Gesicht drängt! Diese, als die in erster Reihe Betheiligten, sollten unseres Erachtens jeder in seinem Gebietskreise darauf hinwirken, daß bei der Ankün digung ihrer Schriften den lächerlichen und Widerwillen erzeugen den Hyperbeln gewehrt werde; es würde sich so eine Gemeinde ab sondern, welche die Superlative Denjenigen überließe, die ihrer nicht entbehren zu können glauben, und man würde zum Doppel vortheil der Bücher und der Leser, ohne die ersteren noch auf zuschlagen, schon von weitem die Schriftsteller auch äußerlich »an ihren Federn erkennen«," So weit Dr, Jensen, Ich empfehle seine beachtenswerthen Aussprüche allen Jenen, die sich davon betroffen fühlen. Außer ordentlich freuen sollte es mich, wenn diese kleine Expectoration, zu der ich mich schon seit längerer Zeit gedrängt sah, und welche durch einen so namhaften Schriftsteller wie Dr, Jensen eine so wesentliche Unterstützung erfährt, nicht wirkungslos verhallen würde. Sie ent stand ans bester Absicht und hatte namentlich noch einen besonderen Zweck im Auge, der gewiß alle Förderung verdient, nämlich: die Kräftigung unseres Standesbewußtseins, 2, Miscellcn. AsEr ^4-MrAer /rir Liblwt/wlMrsseMalia/k, Iler an8§6§6l)6n von Dr. 4. UetLbolckt. -!1879. 4uni. ll'raeblsn. Von Libliotbokar Dr. tlröpler in Dessau. — lnttsratur uncl Msosüsn, — ^»Ksmoms öibliozrapbis.
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