Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.05.1943

Dienstbesprechung des Leiters des Deutschen Buchhandels mit den Landesobmännern in Leipzig Der Leiter des Deutschen Buchhandels, Hauptdienstleiter Baur, hielt am 8. Mai 1943 im Buchhändlerhaus in Leipzig eine Dienstbesprechung mit den Landesobmännern des Buchhandels ab, an der auch die Mitglieder des Kleinen Rates des Börsen vereins und des Rates der Gruppe Buchhandel in der Reichs schrifttumskammer teilgenommen haben. Zu Beginn der Sitzung begrüßte Hauptdienstleiter Baur vor allem den zur Freude aller Teilnehmer wiederum anwesenden Präsidenten der Reichsschrifttumskammer, ff-Gruppenführer Stäatsrat Hanns Johst, ferner den Obmann der Landesobmänner Oberstleutnant Gustav Langenscheidt und den Leiter der Ab teilung III (Buchhandel) Karl Thulke. An der Si^ung nahmen außerdem der Geschäftsführer der Reichsschrifttumskammer Wilhelm Ihde mit den hauptamtlichen Mitarbeitern der Reichs schrifttumskammer teil, ^ Zu Beginn der Sitjung gab der Leiter des Deutschen Buch handels einen umfassenden Bericht über die Arbeit im letjten buchhändlerischen Arbeitsjahr. Nach der Versammlungsaktion der Fachschaft Verlag im Juli 1942 und den danach stattfindenden örtlichen Versamm lungen der Fachschaft Handel haben sich aus der realistischen Erkenntnis der durch den Krieg bedingten Lage bald wichtige Maßnahmen ergeben. Zunächst wurde durch die Amtliche Be kanntmachung Nr. 152 die weitere Beschäftigung von Buchver tretern im Reise- und Versandbuchhandel bis auf weiteres unter sagt, weil der Rückgang der zum Verkauf zur Verfügung stehen den Buchproduktion zwingend eine Verkleinerung des Verteiler apparates erfordert. Hierbei ist zu bedenken, daß durch die Be dürfnisse der Wehrmacht ein großer Teil der anfallenden Buch produktion nicht über den Buchhandel, sondern unmittelbar für diesen Zweck abgesetjt wird. Die Anordnung über den buch händlerischen Bestell-, Liefer- und Zahlungsverkehr vom 9. Ok tober 1942, die sich in der Durchführung gut bewährt hat, brachte mit dem Zuteilungsverfahren eine neue, den besonderen Umständen angepaßte Verteilungsmethode. Als weitere Maßnahme der Kriegspolitik hat die Schlie ßungsaktion im gesamten Bereich der Wirtschaft auch im Buch handel zu einer Konzentration der Produktion und der Vertei lung geführt. Unter ipaßgeblicher Mitarbeit der Landesob männer ist die Schließungsaktion im Buchhandel kulturpolitisch richtig gelenkt worden, wobei weitgehend auf die Notwendig keit der Versorgung der Bevölkerung mit Schrifttum von allen amtlichen Stellen Rücksicht genommen wurde. Den offenbleibenden Buchhandlungen ist mit der Anord nung über die Errichtung von Kriegsleihbüchereien im Sortiment ein zusätjliches Tätigkeitsgebiet erschlossen worden. Da für die Zukunft nicht damit gerechnet werden kann, daß die Buchpro duktion die Steigerung des Bedarfs einholen wird, bieten die Kriegsleihbüchereien den Sortimentsbuchhändlern eine Möglich keit, ihren Kundenkreis tro^dem mit den wichtigen Neuerschei nungen bekanntzumachen. Die Tatsache, daß sich die Kriegsleih büchereien an den Kundenkreis des Sortimentsbuchhandels wen den, schließt zugleich aus, daß die Kriegsleihbüchereien eine Konkurrenz für den Leihbuchhandel oder gar für die öffentlichen Bibliotheken bedeuten könnten. Im Zug dieser Entwicklung liegt es, daß in Zukunft gebundene Bücher nur noch für Ausleih zwecke und für den Verkauf nur broschierte Bücher hergestellt werden. Die besondere Sorge der Gruppe Buchhandel galt der För derung des buchhändlerischen Nachwuchses. Für buchhändle rische Hilfskräfte, die die Gehilfenprüfung bestanden hatten, wurden in Leipzig zwei Arbeitswochen durchgeführt. Sie haben bewiesen, daß die Möglichkeit der Einstellung buchhändlerischer Hilfskräfte den? Buchhandel wertvolle Arbeitskräfte zugeführt hat, die dem Buchhandel auch für später erhalten bleiben wer den. Für Kriegsteilnehmer und Versehrte wurde ein besonderer Kursus durchgeführt. Die Beaufsichtigung und Förderung der Ausbildung der buchhändlerischen Lehrlinge, vor allem auch ihre weltanschauliche und charakterliche Bildung, legte der Leiter des Deutschen Buchhandels den Landesobmännern beson ders ans Herz. Auch von seiten der Reichsschrifttumskammer — Gruppe Buchhandel — wird alles geschehen, um durch wei tere Arbeitswochen für buchhändlerische Hilfskräfte, Kriegsteil nehmer und Versehrte die berufliche Ausbildung zu fördern. An den Bericht des Leiters des Deutschen Buchhandels schloß sich eine lebhafte Aussprache an, in der die einzelnen Punkte eingehend erörtert wurden. Am Schluß der Tagung sprach wiederum der Präsident der Reichsschrifttumskammer, ff-Gruppenführer Staatsrat Hanns Johst, zu den Landesobmännern. Er betonte, daß die Landesobmänner, um den Anforde rungen ihres Amtes gerecht zu werden, für sich selbst eine ganz klare Stellung im Geistigen beziehen müßten. Der Krieg habe die räumlichen Grenzen in unvorstellbarem Ausmaß verschoben. Die eigentliche Wandlung aber liege in den inneren Werten, in der geistigen Anschauung und Weltanschauung. Um diese geistige Entscheidung gehe es und um die geistige Form des deutschen Menschen, an der die liberalistische Geisteshaltung bereits zerbrochen sei, während sie vom Osten her erbittert be kämpft werde. Wer in diesem Kampf den Sieg davontragen werde, könne nicht zweifelhaft sein, nachdem sich klar und ein deutig erwiesen habe, daß die innere Haltung und der Geist des Deutschen Volkes unüberwindlich seien. Ein schönes Symbol dieser geistigen Geschlossenheit seien der einheitliche Wille und das Verantwortungsbewußtsein der am Buch und für das Buch Schaffenden. Mit dem Gruß an den Führer schloß der Präsident der Reichsschrifttumskammer seine mit begeistertem Beifall aufge nommenen Ausführungen, die den Landesobmännern wiederum die innere Kraft zur Fortse^ung ihrer verantwortungsvollen und oft schweren Arbeit gegeben haben. Bei der Fortse^ung der Tagung am Sonntag wurden die zur Zeit wichtigsten Themen aus der Arbeit des Buchhändler- Börsenvereins besprochen. Mitteilung der Reichsschrifttumskammer — Gruppe Buchhandel Betr.; Gau Berlin — Dichterlesungen In der Reihe der von der Fichte-Gesellschaft veranstalteten „Berliner Kulturabende“ finden folgende Dichterlesungen statt: Am Montag, dem 24. Mai 1943: Vortrag Professor Dr. Kluchhohn: „Hölderlin und die Nachwelt“. Am Donnerstag, dem 27. Mai 1943: Gerhard Schumann liest aus eigenen Werken. Am Dienstag, dem 1. Juni 1943: John Knittel liest aus eige nen Werken, Auf Grund einer Vereinbarung zwischen der Landesleitung Berlin und der Fichte-Gesellschaft erhalten Mitglieder der Fach schaft Angestellte und buchhändlerische Lehrlinge gegen Vor zeigen des Reichsschrifttumskammer-Ausweises an der Abend kasse verbilligte Eintrittskarten zum Preise von RM 1.— (statt RM 2.— und RM 3.—). Für Lehrlinge steht der Landesleitung Berlin eine kleine Anzahl Freikarten für diese Veranstaltungen zur Verfügung, die schriftlich oder fernmündlich angefordert werden können. Die Veranstaltungen finden im Großen Saal des Studenten werkes, Berlin-Charlottenburg 2, Hardenbergstr. 34 (U- und S- Bahnhof Zoo, unmittelbar am Steinplatj) statt. Beginn 19 Uhr. 90 Börsenbl. f. d. Dt. Buchh. Nr. 94, Sonnabend, den 22. Mai 1943