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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.06.1928
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- 1928-06-02
- Erscheinungsdatum
- 02.06.1928
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X- 12«, 2, Juni 1928, Redaktioneller Teil, worden ist, d, h, dem alle als Nahrungsmittel für die Schäd linge in Frage kommenden Substanzen entzogen worden sind, nicht mehr befallen wird. Ein in solches Holz wirklich verirrter Schädling geht infolge Nahrungsmangel zugrunde. Wieviel mehr muß dies für Papier gelten, wenn es aus ausgelaugtem Holz hergestellt wird und die Auslaugung durch Anwendung chemischer Mittel einen extremen Grad erreicht! Auch für Leder und Pergament haben wir heute noch kein Mittel, um es dauernd vor Schädlingsbefall zu schützen. Wir haben gehört, daß auch Leim und Kleister auf ver schiedene Infekten Anziehungsreize ausüben. Dem kann man cntgegentreten, wenn dem Klebematerial giftige — für den Men schen allerdings unschädliche — Chemikalien, etwa Kupfervitriol oder Formalin, beigefügt werden. Der Zusatz von Arsenalen oder Arseniten ist weniger empfehlenswert, weil diese Substanzen auch für den Menschen hochgiftig sind, W, Hoch erwähnt im Bbl, Nr, 72, S, 331, ein Lcimrezept, das hier wiedergegeben sei: 300 Gramm Lederleim werden eingeweicht, nach dem Einweichen mit 85 Gramm pulverisiertem Harz, 10 Gramm Terpentinöl und etwas gelöstem Kupfervitriol erwärmt (Vorsicht! Terpentinöl!) und gut durchgemengt. Zu 1 Liter Kleister 2 Eßlöffel Forma lin und etwas Kupfervitriol, Sind Büchervorräte infolge Mangel oder Versagens vor beugender Maßnahmen von Schädlingen befallen worden, so tritt die zweite große Gruppe, die der d i r e k t e n Bekämpfungs methoden, in Erscheinung, Auch hier sind wieder Untergruppen zu unterscheiden, nämlich 1, mechanische Mittel, 2, biologische, 3, physikalische und 4, chemische Mittel, So zahlreich wie die Arten der Schädlinge sind, so zahlreich sind auch die direkten Bekämpfungsmittel, die auf den Markt geworfen worden sind. Aber nicht alles, was in den Drogerien ufw, zu kaufen ist und als gut vorgeschlagen wird, ist auch brauchbar. Hier wird von Pfuschern viel gesündigt, und man kann jedem Interessenten nur den Rat geben, Bekämpsungsmittel nur von einer Firma zu beziehen, die durch ihr Ansehen die Gewähr bietet, daß das Prä parat wirksam ist und dem Käufer nicht das Geld aus der Tasche gestohlen wird. Die mechanischen Mittel bestehen einmal im Wegfangen der Schädlinge und in der steten Beunruhigung, Motten schmetterlinge, die abends um das Licht flattern, Anobien, die ins Freie wollen und sich an den Fenstern sammeln, Messing käfer, die gleich Spinnen überall krabbeln, Spinnen, die ihre Netze spannen, überhaupt alles, was da sichtbar fürs Auge kreucht und fleucht, wird man vernichten. An feuchten Tüchern, die man Nachts über in allen Winkeln auslegt, sam meln sich viele Schadinsekten, besonders die gefährlichen Diebs- und Messingkäfer, gerne und können dann am frühen Morgen zuhauf dem Feuer übergeben werden. Solches Fallen-Legen ist einfach und billig und namentlich da angebracht, wo die Schäd linge zwar vorhanden sind aber doch nicht massenhaft auftreten. Eine sehr wichtige Rolle fällt dem Staubsauger zu, den man in Bibliotheken ufw, recht häufig und ausgiebig gebrauchen soll. Einmal wird dadurch den Schädlingen die zur Weiterent wicklung notwendige Ruhe geraubt und weiterhin wird eine An häufung von Staub vermieden, die ihrerseits wieder der An siedlung weiteren Ungeziefers die beste Gelegenheit gibt. Die modernsten Mittel in der Schädlingsbekämpfung sind die b i o l o g i s ch e n. In Amerika ist man hier bahnbrechend vorgcgangen und hat diese Verfahren überall, wo es nur irgend möglich ist, einzusühren versucht. Der Mensch spielt die Natur gegen die Natur aus. Er begünstigt systematisch Krankheiten und züchtet im großen die tierischen oder pflanzlichen Feinde der Schädlinge, Ausgedehnte Versuche wurden in der Biologischen Reichsanstalt am Brotkäfer gemacht, der unter bestimmten Be dingungen frühzeitig »Alterserscheinungen« zeigt und durch Be günstigung dieser Umstände zum Aussterben gebracht werden kann. Die Untersuchungen sind noch nicht abgeschlossen. Bezüg lich der Bücherschädlings kommt aber die Natur dem Menschen geradezu zur Hilfe, Zur Bücherfauna gehören nämlich nicht nur Schädlinge, sondern auch Nützlinge, Da ist ein arger Räu ber, dessen wir hier zu gedenken haben, der Bücherskorpion (Odeliter oancrotckes 5,), ein Spinnentier, das trotz seiner Klein- 600 heit — es ist nur 3 MW groß — als »Bücherpolizist- wertvolle Dienste leistet, Bücherläuse, Staubläuse, Büchermilben und viele andere Tiere bis zur Größe einer Bettwanze greift er an und müßte eigentlich, da er ausschließlich nützlich ist, geschützt werden. Teilweise Bundesgenossen des Menschen sind auch die„Spin- nen, die große Mengen tierischer Schädlinge verzehren. Wenn auch Bücherskorpione und Spinnen nützlich sind, so möchte ich doch einem ausgesprochenen Schutz derselben hier nicht das Wort reden. Es ist schließlich doch keine angenehme Sache, aus jeder Buchseite einem Bücherpolizisten zu begegnen und hinterm Bücherrücken ein Spinngewebe zu wissen. Zu den physikalischen Bekämpfungsmitteln zählen Hitze, Kälte und Vakuum, Im allgemeinen hört oberhalb 50 Grad Celsius jede organische Lebenstätigkeit aus und es müßte theoretisch gelingen, einen Raum durch Erhitzung seiner Luft auf diese Temperatur ungeziesersrei zu machen, Bücher würden aber großen Schaden nehmen. Dieses Verfahren scheidet des halb von vornherein aus. Eine Einlagerung von Büchern in Kälteräume kommt auch nicht in Frage, denn gerade die meisten Bücherschädlinge sind gegen tiefe Temperaturen sehr wider standsfähig, Eine Anwendung des Vakuums, d, h, des luft verdünnten Raumes ist nur möglich im Zusammenhang mit einem chemischen Verfahren, Damit wenden wir uns der letzten Gruppe der Bekämp fungsmittel zu, den chemischen. Die Wissenschaft unter scheidet Magen-, Berührungs- und Atmungsgifte, je nach der Art der Wirksamkeit des jeweiligen Bekämpfungsmittels, Frei lich läßt sich keine scharfe Grenze ziehen, Magengifte werden mit der Nahrung ausgenommen (Fraßgifte), Berührungsgifte wirken durch Atzung ufw,, Atmungsgifte führen den Erstickungs tod herbei. Allgemein angewendet wird vergiftetes Futter lVor sicht bei Kindern und Haustieren!), Hierzu gehört das Auslegen von Ködern, die mit Arsen- oder Kieselfluornatriumpräparaten vergiftet sind, gegen Schaben, Heimchen und ähnliche größere Schadinsekten, sowie gegen Ratten und Mäuse. Letzteren kommt man auch durch Auslegen von Giftgetreide und anderen Gistködern oder durch Anwendung des nach her noch zu erwähnenden Hora-Verfahrens bei. Äußerst wirksam gegen Ameisen ist das ebenfalls auszulegende Allizol, Vielfach empfohlen wird Insektenpulver, das allerdings nur dann wirksam ist, wenn es vollkommen frisch ist. Altes oder verfälschtes Insektenpulver ist wertlos. Ich möchte mich bei den Tausenden von festen und pulverförmigen Mitteln, dis im Han del erhältlich sind — man denke an die Motten-, Schaben- und -Ungeziefermittel- nicht länger aushaltcn. Bemerkt sei nur, daß es ein dem allgemeinen Gebrauch zugängliches Universal mittel gegen sämtliche Haushalt- und Vorratsschädlinge nicht gibt, Uber Anpreisungen derartiger Mittel kann man sich seine eigenen Gedanken machen. Eine Klasse für sich unter den chemischen Bekämpfungs mitteln bilden die Gase, Tetrachlorkohlenstoff, Schwefelkohlen stoff und Schwefeldioxyd (schweflige Säure) sind dem Laien keine Unbekannten, werden sie doch häufig von Kammerjägern zur Desinfektion von Wohnräumen benutzt. Zur Begasung von Bibliotheken möchte ich diese Agentien nicht empfehlen. Viele Bücher haben farbenempfindliche oder auch materialempfindliche Einbände und Umschläge, Die giftigen Gase und Dämpfe wür den entweder das Material zerstören oder die Farben bleichen und unter Umständen mehr Schaden anrichten als die Schädlinge selbst. Ein Begasen mit Schwefeldioxyd wäre auch nicht zweck mäßig, weil das Gas nur sehr schwer in die feinen Fraßgänge der Bohrkäfer eindringt, Schwefelkohlenstoff und Tetrachlor kohlenstoff sind außerdem sehr feuergefährlich und in Biblio theken daher nur mit alleräußerster Vorsicht zu verwenden. Ein Gas, das die geschilderten Nachteile nicht besitzt, weiterhin aber den Vorteil hat, daß es radikal gegen alle Schäd linge wirkt, ist die Blausäure. Das Blausäuregas ermög licht, einen ganzen Raum, ja einen ganzen Betrieb auf einen Schlag mit einem Giftgas zu füllen, das gegen alle schädlichen Lebewesen unbedingt sicher wirkt. Nicht nur die erwachsenen Tiere, sondern auch die Eier, Larven und Puppen werden ab getötet, Es greift weder die Konsistenz des Materials noch
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