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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.05.1914
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1914-05-25
- Erscheinungsdatum
- 25.05.1914
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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118, 25. Mai 1914. «»rskllbl-tt I. d. Dtschn. Buchhandkl. 4695 ^Verlag - fuEttevatrrr- und Zäunst 2llte Deutsche Schwänke t^^chwänke haben sich schon die allen Chinesen erzählt; im Grient sind sie märchenüppig aufgeschossen; Griechen ^2 ,„,d RZ,„xi- haben fröhlich fabuliert; und daß auch die übrigen Völker Europas gerne auf den Banken saßen, wo die Spötter sitzen oder wo man die schönen moralischen Nutzanwendungen herstellt, das gehl nicht bloß aus der Literatur des UUttelalrers und der beginnenden Renaissance hervor. Ganz zu schweigen von dem Anteil, den nach neuerlichen ethnologischen Forschungen der sivmo sapiens im polareis wie auf den Inseln der Südsee am anekdotischem Kram und Spaßwerk hat. Das sechzehnte Jahrhundert ist die Hauptzeit der deutschen Schwankdichlung gewesen. Da finden sich denn freilich allenthalben Anklänge an ältere und neuere Vorgänger: an antike Schriftsteller, an mittelalterliche äloralisten und Legendenschreiber, an italienische Novellen und lateinische Fazelien, an französische Fabliaur, an den munteren Tübinger Professor Heinrich Bebel u. a. m. Aber schließlich kommt es doch auf die Hände an, die „geschöpft" haben; und dann ist eben nicht bloß geschöpft, sondern froh und reichlich weiter ge schaffen worden. Gewiß: viel ferne G-uellen rauschen hier; doch sie fließen in die Brunnenschalen alter deutscher Städte, und Gaffen, kNarkr und Menschen jener Zeit spiegeln sich darin. Hstan gewinnt aus diesen Schwänken kein weniger kräftiges Bild von dem Deutschland des sechzehnten Jahr hunderts als aus dem Simplicius Simpliciffimus von der schweren Zeit des „großen Krieges" und den Jahren nachher. Nicht von dem Deutschland der hohen Herren und Geschehnisse, aber von der breiten bürgerlichen und bäuerlichen Unterschicht, von ihrer Art zu leben, zu denken, zu sprechen, sich zu hänseln, zu sorgen, zu zechen, zu schmausen, zu kämpfen, zu lieben und zu sterben. Derb und rauhbeinig genug geht es dabei zu, und in Sachen der „guten Sitten" herrscht manchmal eine er staunliche weitherzigkcit. Stadt und Land, die verschiedenen Berufe, Stände und volksstämme, Schlauköpfe und Tölpel, Biederleut und Abenteurer, Tugenden und Laster werden kunterbunt gegeneinander ausgespielt; man ver allgemeinert unbedenklich, und die auserkorenen Lieblinge des kleinen Ulannes, Klerus und hohe Mbrigkeit, schneiden nicht immer sehr glorreich ab. Unsere Sammlung bringt eine Auswahl -er besten, urwüchsigsten und charakteristischsten deutschen Schwänke. Sie sind dem Inhalte nach in Abschnitte gruppiert, wie z. B.: von den bauwren; von ordenßlüten, guten brüdern vnd pfaffcn; Von dem bapst; von der beicht; von dem bösen Geist; von vrteil vnd vrteilsprechern, richten: vnd schulthcissen; von arlzelen, scherern vnd apoteckern; von den Studenten; von narren vnd ungelehrten lüten; voi: Wucherern vnd roßlüschern; von den landsknechten usw. Die wunderbare alte, stark mundartlich gefärbte Sprache all dieser Historien mußte in ihrer Pracht und Fülle unangetastet bleiben. In unser Schrift- und Papierdeutsch übertragen, wirken die Schwänke malt, blutleer un- ausgewaschen. Es wurde vom Herausgeber sogar vermieden, die Geschichten über den Kamm einer einheitlichen Orthographie und Interpunktion zu scheren. Damit wäre ihnen ein besonderer Reiz genommen worden. Auch die wsrtcrklärungcn sind auf das Allernolwendigste beschränkt. Dies volkstümliche, derbe, anschauliche Deutsch will umworben sein und darf dem Leser von heute nicht allzu bequem in den Hflund gestrichen werden. Jeder, der die prachtvolle Kadelsis-Ubertragung kennt, die Dr. Gwlglaß mit Engelbert Hegaur vor einigen Jahren neu nach -cm Altfranzösischcn gemacht hat, und -er seine kürzlich erschienene Neuausgabc der Komödien Sebastian Sailers besitzt, wird wissen, daß l)r. Gwlglaß der richtige lvtann für ein deutsches Schwankbuch ist. Unsere Ausgabe hat besonderen Reiz und wert durch die Holzschnitte, die Max Unold dafür geschnitten hat. Es sind zehn Holzschnitte im Text, von denen wir einen hier wiedergeben, und das Titelblatt, das am Anfang unseres Prospekts abgedruckt ist. Ular Unold ist zurzeit unser bester Holzschnittkünstler, und gerade der knorrige Stil bcs Jahrhunderts liegt ihm und ist in seinen Arbeiten unübertrefflich echt. So war er der gegebene Illustrator für unsere Schwänke, und er hat seine Aufgabe meisterlich erfüllt. Unsere „Alten deutschen Schwänke" sind also auch ein schönes Buch, insbesondere natürlich die Liebhaber- Ausgabe, und schon aus diesem Grunde unschwer verkäuflich, wir bitten, das Buch fleißig vorzulegen. München, Lnde Mai
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