Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.03.1914
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1914-03-14
- Erscheinungsdatum
- 14.03.1914
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19140314
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-191403147
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19140314
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1914
- Monat1914-03
- Tag1914-03-14
- Monat1914-03
- Jahr1914
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Börsenblatt f. d. Dtschn. Buckiüandel. Redaktioneller Teil. ^ 60, 14. März 1914. ihnen denn auch in angenehmster Form zuteil durch einen Vortrag, den Herr vr. Jgn. Schwarz (in Firma Gilhofer L Ranschburg), der gelehrte und gründliche Kenner von Alt wien, der Herausgeber und Bearbeiter der »Wiener Straßen bilder im Zeitalter des Rokoko«, über Johann Hieronymus Löschenkohl hielt. Der Name ist außerhalb der Kreise der Wiener Sammler und Antiquare wenig bekannt, doch be zeichnet er eine der interessantesten Erscheinungen der Josephi- nischen und Francisceischen Epoche. Er war kein geborener Österreicher, seine Ahnen sollen im Anfang des 17. Jahr hunderts von Oberösterreich nach Regensburg ausgewandeikt sein. Also, österreichisches Blut steckte immerhin in dem kunstfertigen Graveur Löschenkohl, der etwa 1776 vom Rhein nach Wien übersiedelte. Hier errichtete er am Kohlmarkt eine Art Kunstgeschäft und hatte sich bald eine Spezialität erwählt, die den Bedürfnissen und Wünschen des Publikums entgegen kam. Was heute die illustrierten Wochenblätter außer dem Lesestoff liefern: aktuelle Bilder, die Ereignisse der Woche darstellend, das lieferte Löschenkohl den Wienern in seinen Kunstblättern, den Porträts. Karikaturen, Historien- und Sittenbildern in Kupferstichen und Silhouetten. Sein erster Stich stellte den Tod der Kaiserin Maria Theresia dar und eröffnete eine zahllose Folge von Einzelblättern, die von dem Kulturhistoriker unserer Tage als wertvolle Beiträge zur Sittengeschichte jener Zeit geschätzt werden. Es war das ja eine recht bewegte Zeit, diese beiden letzten De zennien des achtzehnten Jahrhunderts, und da Löschen kohl sich nicht auf die lokalen Ereignisse beschränkte, sondern auch mit Hilfe der Phantasie die interessanten Vor fälle aus aller Herren Ländern illustrierte, so wird es begreiflich, daß er es bis zu seinem Tode (1807) auf etwa 3—4000 bild liche Darstellungen brachte. Man denke aber nicht, daß er sich mit dem Verlage von Kupferstichen genug sein ließ; sein industriöser Sinn drängte ihn zur Gründung eines Kalender und Almanach-Verlages (zwischen 1782—1807 kamen bei ihm etwa 98 verschiedene Kalender, reich mit Kupfern versehen, heraus), ebenso eines Fächerverlages, einer Fabrik für Gesell schaftsspiele, einer Knopffabrik (jeder Knopf war mit einem Bilde versehen) und ähnlicher Unternehmungen. Nach seinem 1807 erfolgten Tode wurde sein gesamter Nachlaß und Vorrat von Kupferstichen, Büchern, Platten, Maschinen in vier Versteigerungen verkauft. Es wurden ver kauft in der ersten Versteigerung nicht weniger als 13151 farbige und 28 942 schwarze Blätter inklusive der Kupferplatten für den Betrag von 2405 Fl. 20 Kr. Noch immenser waren die Bestände der zweiten Versteigerung, die außer Kupferstichen auch Kalender, Fächer, Spiele usw. enthielten. Es wurden 154 115 Stücke (Einzelblätter zu Kalendern, Monatskupfer, Fächerblätter usw.) für 2645 Fl. 49 Kr. verkauft. Es ist sicher, daß dieses umfangreiche Lager an Blättern zum guten Teile eingestampft wurde; die Platten sind selbstverständlich eingeschmolzen worden. Mit dem Verkaufe des kolossalen Lagers, zu dessen Weiterführung sich nach dem Tode des un vermählt verstorbenen Löschenkohl niemand fand, war die Erinnerung an ihn und seine für Wien so segensreiche Tätig keit für lange Zeit entschwunden. In unseren Tagen freilich, wo das Interesse für die Biedermeierzeit wieder gewaltig auflebt, wird die Kunst (oder die Industrie) Löschenkohls wieder sehr geschätzt. Die Blätter die bei Erscheinen wenige Kreuzer kosteten, werden heute hoch bezahlt. v^. Schwarz unterstützte die Wirkung seines Vortrags, den ich hier nur ganz kurz skizzieren konnte, durch eine Reihe Löschenkohlscher Blätter, die von Hand zu Hand wanderten. Die zahlreich erschienenen Mitglieder — unter denen sich auch der erste Vorsitzende, der allbeliebte Leiter des Hofburg- theaters^ Herr Hugo Thimig, der zweite Vorsitzende, Herr .Hans Fei gl, der Vizepräsident des Abgeordnetenhauses Herr Engelbert Pernerstorfer, mehrere Professoren, Schrift, steiler und Buchhändler befanden — dankten dem Vortragen den durch lebhaften Beifall. » * * Die Ausstellungen haben einen neuen Begriff und neuen Ausdruck gezeitigt, die Ausstellungsmüdigkeit, eine Erschei nung, die sich auch in Wien, als die Leitung der »Bugra« ihre lockenden Zirkulare versandte, bei vielen Buchhändlern zeigte. »Wir können keinen Nutzen von der Ausstellung er warten, sicher sind nur die namhaften Auslagen; die Erfah rung hat uns gelehrt, daß wir durch eine Ausstellung kein einziges Buch mehr verkaufen. Am klügsten wäre es, das Geld zu sparen und schön zu Hause zu bleiben.« — So und in ähnlichem Tone äußerten sich bei den ersten Beratungen manche maßgebenden Stimmen. Daneben gab es allerdings einige, die, wenn auch nicht in enthusiastischer Weise, so doch mit Überzeugung für die Beschickung der Ausstellung ein traten. Sie fanden einen eifrigen und gewandten Wort führer in der Person des Kommerzialrates Wilhelm Müller, der stets bemüht ist, dem moralischen Interesse des Standes, der Stadt, des Reiches gegenüber dem materiellen Interesse des Einzelnen zum Stege zu verhelfen und in diesem speziellen Falle zu bedenken gab, daß man der Regierung dankbar sein müsse für ihre Bereitwilligkeit, den von der vorjährigen Bauausstellung stehenden österreichischen Pavillon adaptieren zu lassen und dem österreichischen Komitee für die »Bugra« zur Verfügung zu stellen. Kommerzialrat Müller hatte den Erfolg für sich, daß doch wenigstens der größte Teil der namhaftesten Verleger in Österreich die Be teiligung zusagte, und es begannen die bekanntlich sehr um ständlichen Vorarbeiten, die Anmeldungen, die Verteilung der Plätze, die Auswahl der Verlagswerke, die Herstellung der Einbände usw. Von Zeit zu Zeit wurden die Aussteller von dem Fortgange der Arbeiten verständigt, und es schien alles nach Wunsch zu gehen, als in den letzten Tagen Ver fügungen des großen Komitees über die Plätze im öster reichischen Pavillon bekannt wurden, durch welche einige Firmen der graphischen Industrie zum Nachteile des Buch handels begünstigt wurden. Wiederum war es Kommerzial rat Müller, der sich des Buchhandels energisch annahm, und es gelang ihm auch, seinen Standpunkt durchzusetzen So ist denn eine ansehnliche Beteiligung des österreichischen Buch handels gesichert und anzunehmen, daß er in dem neu her gerichteten und künstlerisch geschmückten Pavillon zu ent sprechender Geltung kommen wird. * -r- -r- Unter der Spitzmarke »Wahre Geschichte« Pflegen die be kannten Witzblätter Anekdoten zu bringen, die nicht der Phan tasie entsprungen, sondern dem Leben zu verdanken sind; ohne diese Bezeichnung würden sie häufig den Eindruck grotesker Konstruktion machen. Für die Richtigkeit der nachstehenden Erzählung können 6 Zeugen einstehen: In einem hiesigen Sortiment wurde in den Weihnachtstagen eine bekannte und beliebte Ausgabe eines Sagenbuches gekauft, — nach wenigen Tagen brachte der Käufer das Buch zum Umtausch zurück. Das ist gewiß nicht ungewöhnlich; bemerkenswert ist nur die Motivierung: es sei für einen Knaben unpassend, da in den Illustrationen von Preller viele »Nuditäten. vorkämen. Der so sprach, war ein — Lehrer. Wien, März 1914. Friedrich Schiller. Zweihundert Jahre Adreß-Kalender. Unsere modernen Staatshandbücher, die in größeren Staaten meist jährlich, in kleineren in längeren Zeiträumen veröffentlicht werden, sind aus den Staatsadreßbiichern oder Staats-Kalendern hervorgegangen, die seit dem Beginn des 18. Jahrhunderts in den größeren europäischen Staaten außer der Genealogie der fürstlichen Häuser und einem Ordensregister zunächst weiter nichts als ei» Namenverzeichnis der Staatsbeamten aufstellten und ihrerseits aus den Kalendern, die der Zeitmessung als Hilfsmittel dienten, herans- gewachsen sind. Der Ahnherr dieser Kalendergattung ist jedenfalls der französische »^lmanLelr roxal«, der von dem Buchhändler Laurent Houry in Paris 1679 begründet wurde. 1700 erschien das »Namens register für die Vereinigten Niederlande«, und das gleiche Jahr ist auch das Geburtsjahr des Berliner Adreß-Kalenders und somit der preußischen Adreßkalender überhaupt. 398
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder