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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.01.1920
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1920-01-07
- Erscheinungsdatum
- 07.01.1920
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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Redaktioneller Teil. 4, 7. Januar 1920. Diese Annahmen sind sicher unberechtigt oder Übertrieben, denn die deutschen Schulausgaben sranzösischcr Klassiker sind fast alle deutsch kommentiert und somit im fremdsprachlichen Ausland unverwendbar. Da man aber auch von seinen Feinden lernen soll, so tritt vielleicht der eine oder andere Verleger dem Ge- danken näher und läßt die Kommentare gesondert erscheinen; interessant ist es, daß Frankreich, wie aus dem Artikel hervor- geht, selbst zugibt, mit dem Ausland beim Vertrieb der klassischen Literatur nicht konkurrieren zu können. Die jetzigen französischen Druck- und Papierpreise beleuchtet sehr anschaulich ein Interview des Pariser Verlegers A. Michel. Vor dem Kriege, sagt er, waren Auflagen von 2888 Exemplaren möglich, die 1500—2008 Franken kosteten. Wenn ein junger Autor mit einem interessanten Manuskript kam, konnten wir er auflegen, und selbst wenn 10 Werke nicht einschlugen, ris- kicrtcn wir höchstens 15- bis 2V 000 Franken. Heute müssen wir 6888 Exemplare drucken und so kalkulieren, daß alle Exemplare verkauft werden, um die Unkosten zu decken. Wir riskieren im Falle eines Fchtschlags 18- bis 28 880 Franken und können somit nur noch verlegen, wenn der Name des Autors uns den Absatz der vollen Auflage verbürgt. Die Herstellungskosten für einen früheren 3.58 Fr.-Band und für ein Buch, das jetzt zu 4.58 Fr. verkauft wird, stellen sich wie folgt: 3.50 Fr.-Band (Auflage 2888) 4.58 Fr.-Band (Auflage 2886> Papier -.25 Fr. Papier -.98 Fr. Satz und Druck -.88 „ Satz und Druck t.48 „ Umschlag -85 „ Umschlag -20 „ Broschur -18 „ Broschur -.28 „ Autor -.58 „ Autor -.58 „ Geschäftsunkosten -15 ,. Geschäftsunkosten - 38 „ Reklame -.25 „ Reklame -.50 „ Sa. l.98 Fr. Ca. 4 — Fr. Der Band, der uns 1.98 Fr. herzustellen kam, wurde den Buchhändlern zu 2.25 Fr. weiterverkauft; heule geben wir den Band, der uns selbst 4 Fr. kostet, zu 2.85 Fr. ab; bei der gröberen Auslage verringern sich die Satz- und Druckkosten um etwas, auch sind die Papierpreise etwas gesunken. Die teuren Löhne machen uns aber zu schaffen, und außerdem haben wir knscre beste Kundschaft verloren. Es sind nicht die Kriegsgewinnler, die sich die 4.58 Fr.-Bände kaufen, die interessieren sich, soweit sie an Büchern Geschmack finden, nur für kostbare Einbände. Unsere Kunden waren die kleinen Rentiers und Pensionäre, die jährlich über 18- bis 15 880 Franken verfügten, heute genügt dieser Einkommen kaum zum Leben, und für 4.50 Franken kaufen sie sich eln Beefsteak. » Von einem Bankerott des französischen Buches in Holland weih das öourn-il äes äsdals zu melden. In Holland sprach die gebildete Klasse früher französisch, deutsch und englisch; hier wie auch anderswo hat die junge Generation das Französische verlernt, trotzdem lesen die Verehrer unserer Sprache noch fran zösische Literatur, und unsere Bücher bilden den Schmuck ihrer Bibliothek. Es ist vielleicht ein wenig Snobbirmus dabei, zum Teil auch ein Protest gegen das Eindringen der deutschen Kultur. Nach Frankreichs Siege ist die Notwendigkeit, französisch zu sprechen, jetzt für alle die akut geworden, deren Geschäfte und Interessen nun zu Frankreich neigen. Ist das siegreiche Frank reich bereit, die neue grobe sich ankündigcnde Kundschaft zu be friedigen? Haben wir die Basis für eine Organisation ent worfen und unsere Reklame fertig? Haben wir nützliche Maß nahmen getroffen, um erfolgreich gegen die Propaganda und das methodische Vorgehen der Deutschen zu kämpfen?, fragt der Berichterstatter. Er mutz es leider verneinen Bet seinen Wanderungen durch die Stadt offenbart sich ihm immer dasselbe Schauspiel, die erdrückende Übermacht der deutschen Literatur, die von zahlreichen englischen Büchern flankiert ist. Französische Bücher sind nicht vertreten oder doch — im Fenster einer Uni- versitätsbuchhandlung fand er zwischen Stapeln wissenschaft licher deutscher, englischer und holländischer Bücher auch fünf französische Werke, die die Kultur, Wissenschaft und Literatur dieses Landes fördern sollen: I-« donkeur äs Otnetts, öoiss ä'amour, llas p«8«ionnet1s. ^vsnt I'kimour, I/ümsnt iv pk4ite Dudoig! 18 Betrübt durch diese schmerzliche Feststellung suchte er die »oities commsrcisls Iranern»»« in Amsterdam auf, um sich zu vergewissern, ob seine Eindrücke nicht doch falsch oder oberflächlich wären. Der Letter, Mr. Glaser, konnte ihm dort aber nur seine Wahr nehmungen bestätigen. Man hätte das auch schon nach Frank reich berichtet, dah die deutsche Konkurrenz für den Buchhandel und auch für manche andere Gebiete furchtbar und siegreich sei. Er bekam dann ein Loblied aus den deutschen Buchhandel zu hören, und man erklärte ihm das deutsche und das sranzö- sische Vorgehen, die ständige Fühlungnahme der deutschen Ver leger mit der gesamten holländischen Presse und die systematische Bearbeitung der holländischen Buchhändler, Universiäten und Vereinigungen mit allgemeinen und Spezialkatalogen, Prospekten usw. Von französischer Seite erfolge nichts oder fast nichts; es mangle sogar an Entgegenkommen. Wenn man nicht immer vom siegreichen Frankreich läse, mühte man fragen, wer den Krieg denn eigentlich verloren hat. Ein interessantes Dokument der Zeit und französischen Geistes ist ein Brief, den ein I)r. Camille Pitollet von der Universität Nimes an den Redakteur CH. Bayle der Pariser Monatsschrift -u» Uidrairis» richtet. Er bezieht sich auf eine frühere Nummer des Blattes — sie ist mir leider nicht zur Hand —, in der es hieb, daß die Stunde der Versöhnung noch nicht geschlagen habe, und in der von einem Hauptmann H., Buchhändler in Berlin, berichtet wurde, der zusammen mit einem General Z. vom 84. Jnf.-Rgt Ostern 1916 angeblich an einem Frauen- und Mädchenraub in Lille beteiligt gewesen sein soll. Weiter heißt es dann: -Wissen Sie, daß unsere Bibliotheken ansangen, von Offerten der ,Boche -Buchhandlungen überschwemmt zu werden, die uns von den verschiedensten Seiten zugehen ohne jede Schwie rigkeit, als ob wir in normalen Beziehungen wie vor August 1914 stünden? Die letzte kommt von der Firma K. F. Koehler in Leipzig und besteht aus 3 dicken Heften; eins ist betitelt: Deutsche Bücher aus den Jahren 1914—1919 . . . , aber das Merk würdigste sind die beiden Hefte, die den Titel tragen: .Frank reich; sic sind in zwei Teile geteilt und behandeln: 1. Archäologie, Anthropologie. . . , 2. Sprachen, Literatur . . . , — M. Pitollet hat die Untertitel, Seitenzahlen usw. alles genau angegeben —, und wissen Sie, wo die Mehrzahl dieser zum Teil ganz seltenen Bücher herkommt, die zu ganz lächerlich billigen Preisen verkauft werden, besonders noch wenn man den Kurs der Mark in Betracht zieht: aus der Bibliothek von Henri d'Arbois de Jubainville. Hätte der große Patriot ahnen können, daß seine lieben Bücher am Tage nach dem schrecklichsten Kriege vielleicht von einem Kommanä-mt Locke verauktioniert würden, dessen Hände noch schmutzig vom Blut unserer unglücklichen Be völkerung sind! Gestehen Sie, daß diese Geste K. F. Koehters etwas Erstaunliches hat, so abgestumpft man auch über die Überraschungen der Geschichte sein mag, ich halte es nicht für überflüssig, sie in Ihrem Organ als ein Beispiel der schrecklichen Initiative und auch der unergründlichen Schamlosigkeit der Boches anzuzeigen, die, wenn wir nicht aufpassen, in kurzer Zeit die Well wicdererobern wird, die vergessen und betrogen sein will.» Diesen Brief ergänzt der ehrenwerte Monsieur Charles Bahle nach einem Dank an den gelehrten und distinguierten Korrespondenten für die willkommene Mitteilung folgender maßen : »Die ganze Klugheit und Energie und die ganze Aufopfe rung unserer Patrioten müssen sich mehr noch als während der offiziellen Feindseligkeiten, die jetzt nur offiziell aufgchört haben, verbinden, um aufzupassen und sich gegenseitig fortlaufend und mit allen Mitteln gegen ein smdockemsiu xsnsrst zu schützen, von dem man versichert sein darf, daß alle Pläne und Maß nahmen methodisch ausgearbeitet sind, um uns zu vernichten. Die, die über die öffentliche Sicherheit Wachen und denen Wachsamkeit diese Überzeugung geschmiedet hat, machen sich von seiten der Banditen jenseits des Rheins, den Herren in Germanien, aus alles gefaßt, was das Erdenkliche übersteigt. Ter Boche schachert mit allem: mit Menschen und mit Sachen, unsere Bibliotheken. Kunst- und Wertgegenstände. Fa-
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