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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.10.1911
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1911-10-12
- Erscheinungsdatum
- 12.10.1911
- Sprache
- Deutsch
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- Saxonica
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11978 «örsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. 238, 12 Oktober 1911. inzwischen mehr als vierzehn Tage ins Land gegangen sind. Da wir bisher uns einer Stellungnahme zur Refvrm des Börsen blatts enthalten haben, so möchien wir diese uns eigentlich zunächst angehende Frage auch aus diesen Erörterungen ausschalten und uns in der Hauptsache mit der Frage des Verlegerrabatts, der Revision der Verkaussordnung und der Adreßbuchsrage in ihrem Zusammenhänge mit der Grossisten frage beschäftigen und zwar mehr nach der Richtung der praktischen Nutzanwendung hin, wie sie sich ans den Refe raten und den Diskussionsreden ergibt. Nicht unterlassen möchten wir aber auch an dieser Stelle sowohl dem Ver sammlungsleiter Herrn R, L, Prager für seine außerordent lich geschickte Leitung der Verhandlungen, als auch den Herren Paul Nitschmann, Bernhard Staar, Otto Puetsch, Oskar Schmarl, Otto Meißner und Eduard Faust sllr ihre sachlichen und instruktiven Referate zu danken. Dieser Dank scheint uns besonders den letzteren gegenüber deshalb am Platze, weil sich einzelne Fragen seit Jahren sozusagen in festen Händen befinden, wodurch leicht die Gesahr der Wiederholung oder, bei besonders temperamentvollen Rednern, die der Phrase oder Übertreibung herausbeschworen wird. Um so mehr mußte man die Sachlichkeit anerkennen, mit der jeder —- in scheinbarem stillschweigenden Einverständnis mit dem andern — mehr die Tatsachen als die eigene Meinung zu Worte ließ. Im Grunoe genommen sind die auf die Tagesordnung gesetzten Beratungsgegenstände nicht primäre, sondern sekun däre Erscheinungen, nicht Ursache, sondern Wirkung. Das Adreßbuch ist so wenig schuld an der Übersttllung unseres Berufes, wie der Verlegerrabart oder die Verkauisordnung an der geringen Prosperität des Sortiments. Auch die Gros- ststenfrage ist kein »Ding an sich«, sondern nur eine besondere buchhändlerische Ausdrucksform allgemeiner wirtschaftlicher Er scheinungen, deren Ursachen wir, allerdings mir einer Ein schränkung, von der spister die Rede sein wild, in der starken Beoölkerungszunahme wie überhaupt in dem Auftreten der Masse zu suchen haben. Diese Masse — jährlich infolge des Überschußes der Geburten über die Slerbesälle 80V. bis 900 000 Köpfe — ist nicht nur der Grund der Üder- fllllung aller Berufe mit ungeeigneten Elementen, sondein auch die Ursache der zunehmenden Industrialisierung und der Schwierigkeiten einer Verständigung. Den Wünschen und Bedürfnissen dieser Masse muß die Gesetzgebung zu entsprechen suchen, da sich auf die Dauer keine Regierung in einen Gegensatz zu ihnen stellen kann, und auch die Gesetzgebung des Börsenoereins muß dieser Entwicklung Rechnung tragen, wenn sie sich nicht der Gefahr der Isolierung aussetzen und um sich herum eine neue buchhändlerische Welt erstehen sehen will, auf die ihr jeder Einfluß versagt ist. Diese Ver hältnisse haben weiter dazu geführt, daß die großen Geschälte auf der Grundlage der Vergesellschaftung immer größer, die kleinen immer kleiner geworden, wenn nicht ganz ver schwunden sind. Auf allen Gebieten können wir diese Steigerung, dieses An- und Auswachsen zum Großen beobachten, nicht zuletzt auch hinsichtlich der Leistungsfähigkeit. Und wie der Droschkenkutscher sich zum Automobilisten oder Luftschiff» umwandeln muß, wenn er bei den veränderten Verkehrs verhältnissen nicht auf den Aussterbeetat gesetzt werden will, so muß auch der Buchhandel durch erhöhte Leistungsfähigkeit der Konkurrenz zu begegnen suchen. Wenn dieser Notwendigkeit im Buchhandel mit dem Hinweis begegnet wird, daß erhöhter Umsatz nur erhöhte Spesen, aber keine Erhöhung des Reingewinns im Gefolge habe, so sind diese Verhältnisse nicht nu, liefiraurig, sondern auch unhaltbar und mit den Gesetzen unserer Wirtschafts politik nicht zu vereinen. Denn so gewiß es ist, daß die Profitrate, der Gewinn an dem einzelnen Produkt, immer geringer geworden ist, so naturgemäß ist es andererseits, daß sich durch erhöhten Umsatz ein erhöhter Gewinn erzielen läßt, wenn überhaupt mit einem Gewinn an dem Berkaussgegegenstand gerechnet werden kann und sich normaler Weise ein Mehrumsatz erzielen läßt. Da die Frage, ob eine Umsatzsteigerung überhaupt möglich ist, ausscheidet, sobald der Umsatz auf den Gewinn ohne Einfluß ist, so be antwortet sich damit die Frage des Gewinnes am einzelnen Exemplar von selbst, falls nicht unverhä tnismäßig hohe Spesen mit der Absatzsteigerung verbunden sind. Das letztere ist nicht oder doch nicht in dem Maße der Fall, daß darin die Erklärung der seltsamen Behauptung: daß erhöhter Umsatz keinerlei Gewinnerhöhung bedeute, gesucht werden könnte. Das Thema von der Nützlichkeit und Notwendigkeit des Ladenpreises soll hier nicht ausgerollt werden. Die Marken- arlikelfabrikanten und andere Händler sind uns auf dem seit langem vom Buchhandel beschritlenen Wege gefolgt, und es unterliegt keinem Zweifel, daß die Festsetzung des Laden preises das beste Sicherungsmirtel ebenso gegen Schleuderei wie gegen Übervorteilung ist. An beiden hat aber der Fabri kant ein ebenso großes Interesse wie der Händler und das Publikum. Er muß den elfteren zahlungsfähig und das letztere willig zur Abnahme seiner Produkte zu erhalten suchen, ohne Las eigene Interesse dabei aus den Augen zu verlieren. Nun bietet die Festsetzung des Ladenpreises wohl einen Schutz gegen die Übervorteilung des Publikums durch das Sortiment, sie bietet aber keine Gewähr für eine aus- löuimliche Bezahlung des Detailllsten, wenn die Differenz zwischen Ordinär- und Nettopreis so gering, die Spesen des Vertriebs aber so hoch sind, daß sie einen Gewinn illusorisch machen. Demnach hat der Sortimenter an dem Laden preise nur dann ein Interesse, wenn er so angesetzt wird, daß dabei alle Beteiligten — Verleger, Sortimenter und Publi kum — ihre Rechnung finden. Schon Professor Petermann hat darauf hingewiesen, daß der alte Oidinärrabatt von 33 sh"/, mehr und mehr der Beschränkung auf 25"/, gewichen ist und die Verkürzung des Kundcnrabatts aus 5"/,. mit der Ende der achtziger Jahre der Anfang gemacht wurde, schon deswegen nicht als genügende Kompensation für die Verkümmerung des Vcr- legerrabatts angesehen werden könne, weil dieser Rabatt in vielen Fällen von den Ladenkunden weder früher noch nach her in Anspruch genommen wurde. Dazu kommt, daß heute die Barbezüge des Sortiments zirka Zweidrittel des Umsatzes ausmachen, während die Kundschaft noch immer daran fest hält, selbst Zeitschlitten, die pränumerando bar bezogen werden müssen, postnumerando zu bezahlen. Einem Durch- schniltsrabott von zirka 30"/, stehen nach Angabe des Re- lerenten zirka 25"/, Spesen gegenüber, Spesen, die in der Hauptsache aus das Konto des Nooitätenvertriebs zu setzen sind, dessen Vorteile doch in erster Linie dem wissenschaft lichen Verlage zugute kommen. Eine Anzahl Sortimenter hat sich nun in der Weise zu helfen gesucht, daß sie den Nooitätenvertrieb einschränkt, und ihr Interesse vorzugsweise der besser rabatricrten popu lären Literatur zuwendet. Daß dieses Mittel ein zwei schneidiges Schwert ist, das sich einst gegen sie selbst kehren wird, ist klar, denn abgesehen davon, daß dadurch der Buchhändler zum Bücherhändler herabsinkt, gereicht es unserer Literatur sicher nicht zum Segen, wenn gute, aber gering rabattierte Werke vorsichtig beiseite gestellt werden, um minderwertigen Büchern Platz zu machen, nur weil diese hohen Gewinn abwerfen. Auf die Dauer wird es auch dem Publikum nicht verborgen bleiben, welche Gesichts punkte bei der Empfehlung von Büchern maßgebend sind, und wenn diese Erkenntnis sich erst allgemein Bahn ge-
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