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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.09.1936
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- Ausgabe
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- 1936-09-05
- Erscheinungsdatum
- 05.09.1936
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- Deutsch
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wohlgefällig lächelnd, er habe in meinem Alter auch mal »sowas« geschrieben. Das war alles. Auf dem Hinwege hatte ich mir diesen Augenblick in allen möglichen Farben gemalt, angcfangcn bon Arrcstdrohungcn bis zum überschwänglichen Umarmen mit dein Aus ruf »göttlicher Dichter!». Aber so farblos hatte ich mir diese Szene doch nicht vorgcstellt. Der Lehrer sprach dann noch viel über seine eigenen Aufsätze, Gedichte und Schriften. Von meinem Epos war nicht mehr die Rede. Ich ging heim, den Wurm am Herzen. Das Epos blieb Fragment . . . Ach, welcher Dichter kennt nicht solche Enttäuschungen! Nur einer enttäuschte nicht in dieser trotz allem so herrlich begeisterten Zeit: Der Buchhändler. Wie wurde Groschen auf Groschen gelegt, bis man sich endlich bei dein guten alten Buch händler das Werk kaufen konnte, auf das gerade die Sehnsucht ge richtet war, um es dann mit glühenden Backen und brennenden Augen zu lesen und wieder zu lesen! Wie oft stand nian sehnsüchtig vor den Schaufenstern, den Wunschtraum im Herzen, einmal seinen Namen auf einem der Bücher da drinnen zu lesen! Und dann ist cs doch soweit! Was auch an Enttäuschungen und Rückschlägen, an Zweifeln und Entbehrungen zwischen der Schüler- begcistcrung und dem Erstlingserfolge liegen mag, der Rausch des ersten Gelingens wiegt alles auf! Das sind die glücklichsten Tage im Leben eines Dichters, und mitten in ihnen stehen lauter freundlich lächelnde Buchhändler! Wie läuft man da alle Buchhandlungen ab, wie glücklich ist man, hic und da sein Buch in der Auslage zu sehen! Das sind die Augenblicke, in denen sich der Dichter den, Kame raden Buchhändler am engsten verbunden weis;! Es drängt ihn, hin- zugchcn zu dem Buchhändler, ihm die Hand zu drücken, ihn auszu fragen über das Buch. Und im Herzen sagt man sich: »Was ist das für ein lieber und netter Mensch, er hat ja mein Buch ausgestellt!«. Einmal kommt für den jungen Dichter die Zeit, in der er am eigenen Leibe erfährt, das; der Buchhändler und er nicht allein von hohen Idealen und edlen Zielen leben können, die Zeit, in der er zum ersten Male mit des Buchhändlers Augen die Schar der Leser sicht. Einmal zeigt ihm der Verleger ein unzufriedenes Gesicht, weist der Kamerad Buchhändler traurig auf die Stotze seines neuen Buches, das leider »wie Blei« liegt. Und der Dichter, der bis dahin ganz unbekümmert und mit der sieghaften Zuversicht »das Gute wird und mutz sich rasch durchsetzen« ans Schaffen gegangen ist, wird nun recht nachdenklich. So wie cs schon anno l?l>4 Jean Paul Richter ge gangen ist, der am Weihnachtsabend im Schreibzimmer seines Buch händlers stand und sich so seine Gedanken machte: »Ich untersuchte nämlich am Ofen das Publikum und befand, daß ich solches wie den Menschen in drei Teile zerlegen konnte — ins Kauf-, ins Lese- und :ns Kunstpublikum, wie mehrere Schwärmer den Menschen in Leib, Seele und Geist. Der Leib oder das Kaufpublikum, das aus Geschäfts- gelehrtcu und Geschästsmännern besteht, dieses wahre deutsche Reichs- coigms oallosum braucht und kaust die grössten und korpulentesten (körperhaftesten) Werke und behandelt sie wie die Weiber die Koch bücher, cs schlägt sie nach, um danach zu arbeiten. Für diese gibt es in der Welt zweierlei ausgemachte Narren, die sich nur in der Rich tung ihrer tollgewordcnen Ideen unterscheiden, wovon die der einen zu sehr in die Tiefe, die der andern in die Höhe geht - kurz die Philosophen und die Dichter. — Der zweite Teil des Publikums, die Seele, das Lcscpublikum, besteht aus Mädchen, Jünglingen und Müßigen. Ich werd' cs weiter unten loben; es liefet uns alle doch und überschlägt gern dunkle Blätter, worin bloß rösouiert und ge schwatzt wird, und hält sich wie ein ehrlicher Richter und Geschichts forscher an Fakta. — Das Kunstpublikum, den Geist, könnt' ich wohl weglassen; die wenigen, die nicht nur für alle Nationen und alle Arten des Geschmacks Geschmack haben, sondern auch für höhere, gleichsam kosmopolitische Schönheiten, solche wie Herder, Goethe, Lcssing, Wieland und noch einige andere kommen mit ihren Stimmen bei einem Autor auch außer der Minderzahl derselben schon darum, tuest sic ihn nicht lesen, wenig in Betracht.« (Aus der Vorrede zum »Siebcnkäs».) Dann wird der Dichter, ohne sich untreu zu werden, um seine Leser kämpfen müssen, und dankbar wird er es empfinden, wenn ihm der Kamerad Buchhändler dabei getreu zur Seite steht. Während der Dichter weiter an sich und seinen Werken arbeitet, um zu immer höherer Vollendung zu gelangen, steht der Buchhändler als ein ehr licher Makler vermittelnd zwischen ihm und der Volksgemeinschaft, lind wenn der Kampf bis zum guten Gelingen durchgesührt ist, wenn sich der Dichter im Lande eine treue Leserschar weiß, dann soll er sich au den wenden, der ihm immer treu geblieben ist, und er soll mit dankbarem Herzen zu ihin sagen: »Du bist von Anfang an den Weg init mir gegangen, lieber Kamerad Buchhändler! Wir wollen auch weiterhin treu zusammenstchcn!«. Vom ausländischen Buchhandel Belgien Die flämischen »^leckeckeelingen« geben bekannt, das; die dies jährige belgische Bnchwoche in Antwerpen auf die Zeit vom 7. bis 15. November festgelcgt worden ist. Im Zusammenhang mit dieser Veranstaltung wird auch eine besondere Ausstellung fiir Buchbebilde- rnng und Buchschmuck stattfindcn. Brasilien Im brasilianischen Bnndesrat für Außenhandel wurde, wie der »Eildienst« vom 25. August meldet, der Antrag gestellt, die vor einiger Zeit für Zeitungsdruckpapier erlassene Zollbefreiung auch ans die Einfuhr von Büchern und Zeitschriften wissenschaftlicher und kultu reller Natur auszudehnen. Der Antrag ist sehr beifällig ausgenommen worden, da die hohen Devisenkurse in den letzten Jahren die An schaffung ausländischer Werke und das Halten ausländischer Zeit schriften in Brasilien immer schwieriger gemacht haben. Auf An ordnung des Bnndespräsidenten werden vor endgültiger Beschluß fassung über die Zollbefreiung noch in einer öffentlichen Sitzung des Außenhandclsrats sämtliche Interessenten, darunter auch die wissen schaftlichen und kulturellen Vereinigungen, zu der Frage gehört werden. Sechsundzwanzig amerikanische Verleger werden im Herbst in Nio de Janeiro eine Ausstellung amerikanischer Bücher, besonders pädagogischer Natur, veranstalten. Das Institut für internationale Erziehung sowie auch die Brasilianische Pädagogen-Vercinigung werden die Ausstellung unterstützen. England Im LooIiZeHer zieht »Cormorant« in einer Plauderei einen Ver gleich zwischen dem Durchschnittsbuchhändler in der Provinz in Deutsch land und seinem Gegenstück in England. Es heißt da: »Nach meinen Erfahrungen muß ich sagen, daß sie — d. h. die deutschen Buchhand lungen — mir einen höheren Grad von Tüchtigkeit zu haben scheinen und mehr Anstrengungen machen, wirklich zu verkaufen, das heißt wirkliche Bücher zu verkaufen und nicht bloß die Romane, die gerade den Markt überschwemmen. Wobei gesagt werden muß, daß an und für sich der Grad von Tüchtigkeit (olkieiene^) in allen Dingen in Deutschland höher ist als hier, gleichviel, ob es sich um dcu Buch handel oder die Hcercsorganisation handelt. Die Deutschen sind ein Volk von Organisatoren, und naturgemäß spiegelt sich dieser Geist auch im Buchhandel wider ... Ich glaube, man kann getrost sagen, daß der Bildungsgrad der deutschen Buchhändler an Haupt und Glie dern höher ist als bei uns. Das ist wiederum vornehmlich eine Frage nationaler Eigentümlichkeiten. Die Deutschen lesen und studieren mit dem ihnen angeborenen Ernst, der hier fast unbekannt ist (außer in den letzten Wochen vor einem Examen)«. Die Jahresversammlung der »National Union ok VVolsk 8o- eieti68« beschloß, eine Eingabe an das »National liHsteclclkocl« zu richten und um Bereitstellung von Mitteln zur Unterstützung von Kolpor teuren und zur Errichtung von Buchläden in den wichtigsten Plätzen, wo man die Sprache von Wales versteht, zu bitten. W. George be dauerte feststellen zu müssen, daß die wallisische Nation nachgelassen habe, Bücher in der Muttersprache zu kaufen nnd zu lesen. Es sei Pflicht, diesen bedauerlichen Zustand zu ändern. Denn ein Volks- stamm kann seine Sprache nur erhalten, wenn er auch willig ist, Bücher in dieser Sprache zu kaufen und zu lesen. Die Firmen T. L A. Constable Ltd. und The Edinburgh Preß in Edinburgh in Schottland haben sich zusammengeschlossen. Tie Edinburgh Preß schließt ihre Geschäftsräume: Maschinen und Per sonal werden in das vor sechs Jahren neu errichtete Gebäude der Firma Constable überführt. I. H. Barret von der Edinburgh Preß wird als einer der Direktoren der Firma Constable die gemeinsamen Interessen beider Firmen in London wahrnehmen. 769
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