Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.12.1897
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 09.12.1897
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18971209
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-189712091
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18971209
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1897
- Monat1897-12
- Tag1897-12-09
- Monat1897-12
- Jahr1897
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
286, 9 Dezember 1897. Nichtamtlicher Teil. 9301 suchen, auf dem Omnibus, beim Einkäufen, im Restaurant, bei den französischen Kollegen, sofern man mit solchen zu sammen zu arbeiten hat. Man findet diese Gelegenheit bei dem liebenswürdigen, zugänglichen Volke überall und wird durchaus nicht schief oder feindlich angesehen oder gar aus gelacht, wenn man auch noch so sehr radebricht. Die Fran zosen wissen ja in den meisten Fällen kaum, ob man Deutscher oder Engländer oder Russe ist! Und zu Hause scheue man sich nicht und nehme täglich Coursiers Kouversationsbuch oder Ploetz' vockbulsirs s^stswatigus vor Ich habe manche Stunde auf diese Bücher verwandt, obwohl ich als Straßburger mehr Vorkenntnisse nach Paris brachte als die meisten Kollegen. Ich habe in Paris auch nie eine deutsche Zeitung oder einen deutschen Roman gelesen, dafür aber die wunderbaren Verse eines Victor Hugo oder eines Molidre mir oder einem fran zösischen Bekannten auf meinem Zimmer oftmals laut vorgelesen. IV. Das Verhältnis zum Chef (dem »patron«). Dieses soll im großen und ganzen ein sehr gutes, an genehmes sein, jedoch ist es fast nie ein so patriarchalisches, wie wir es bei uns, Gott sei Dank, in der Mehrzahl noch finden. Rühmliche Ausnahmen machen, soweit mir bekannt geworden, einige alte Firmen mit deutschem Namen, vor allem C. Klincksieck und Haar L Steinert unter dem 1894 ver storbenen Haar, einem mit eisernem Fleiß und großen Kennt nissen begabten Manne, der — wie Nikolaus Trübner in London — die Achtung des ganzen gebildeten Paris besaß. Diese Hochschätzung ging von seiten der Behörden so weit, daß man es nicht fertig brachte, ihn beim Ausbruch des Krieges 1870 mit den übrigen Deutschen auszumeisen, so daß er erst infolge einer privaten Mitteilung durch den zuständigen Minister als der letzte Deutsche Paris verließ. Tie Rechtsstreitigkeiten, die fast alle vor dem Friedensrichter ausgeglichen werden, werden meistens, d h. wo es nur irgend angeht, zu gunsten der Angestellten entschieden. Die Kündigung ist nach dem Gesetz eine monatliche, wenn nicht etwa vertragswcise etwas anderes ausgemacht wird. Dagegen werden bei Arbeitsandrang vielfach Schreiber oder Gehilfen aushilfsweise beschäftigt, die pro Tag bezahlt und ohne Kündigung van heute auf morgen entlassen werden; ich habe unter meinen speziellen Mitarbeitern auf diese Art mehr als Einen kommen und wieder gehen sehen Sommerferien werden in den französischen Geschäften nur in sehr spärlichem Maße bewilligt, und auch die Weihnachts gratifikationen sind äußerst kärgliche, wenn sie überhaupt ge geben werden V. Die französischen Kollegen. Von französischen Buchhandlungsgehilfen kann man eigent lich kaum reden, da die meisten Angestellten — wie ich bereits erwähnte — Kaufleute sind, die als Schreiber, Lageristen, Expedienten, Abteilungschefs, Buchführer, Kassierer früher oder später eben zur Branche des »6owmsros äs livces« über getreten sind. Sie führen insgesamt die Bezeichnung »sw- ploxä«, die auch die Herren Packer — nie würde man diese ohne das Wörtchen »Noi>8ievr« anreden dürfen —- und Oourreurs in Anspruch nehmen können, ein Beweis dafür (denn das gegenseitige Verhältnis der Angestellten unter einander ist ein entsprechendes), daß unsere Nachbarn mit der Lgslits doch etwas weiter sind als wir. Es giebt dem gemäß wenig »gelernte« Buchhändler, und so gut wie gar keine Lehrlinge; den Franzosen dürfte unsere so wichtige »Lehrlingsfrage« also ganz unverständlich sein. Aber diese französischen Mitarbeiter, denen ich übrigens die Bezeichnung Kollege beileibe nicht versagen will, sind meist prächtige Leute, mit denen ich mich stets vorzüglich vertragen habe. Fast ohne Ausnahme verheiratet und meist kinderlos, haben die älteren Semester immer viel Verständnis für ihre jugendlichen, lern- pnd wißbegierigen Kollegen gezeigt, sie mit Rat und Thal unterstützt Mehr als einmal bin ich und andere deutsche Kollegen gegen die Angriffe und Chikanen eines mir leider Vorgesetzten, jungen (Franzose sein wollenden) Elsässers in Schutz genommen worden. Und in der »snisoo morts« habe ich stundenlang mit ihnen geplaudert oder auch politisiert Was letzteres anbetrifft, so habe ich mich stets als einen guten Deutschen, eher noch als Preußen gezeigt, was mir bei meinen französischen Kollegen,, die fast ohne Ausnahme Sozialisten sind, den harmlosen Beinamen eines »mousrobiets eorsKS« eingetragen hat. Als ich im Herbst 1896 von ihnen Abschied nahm, da richtete einer zum Abschied die Bitte an mich: Predigen Sie in Ihrem Vaterlande den Frieden und sagen Sie Ihren Landsleuten, daß wir, das Volk, den Krieg sicher nicht wollen. Ich werde meinen Pariser Kollegen diese Worte, wenn sie auch nach französischer Manier etwas phrasenhaft herausgekommen sind, nicht vergessen und freue mich, ihnen heute einen Beweis meiner Dankbarkeit für ihr stets liebenswürdiges, freundschaftliches Entgegenkommen geben zu können Der Mangel an wirklichen Buchhandlungsgehilfen macht es begreiflich, daß cs in Paris auch keinen Verein derselben giebt, wie überhaupt das Vereinsleben in Frankreich fast keine Rolle spielt. Allerdings besteht eine unserem »Verband« ähnliche, lediglich der materiellen Unterstützung seiner Mit glieder dienende Gesellschaft unter dem Namen: »8oo!Sts ä>- 8soours mvtusl äs8 swplo^ss ev Ubrsiris äs ?sr!s«. Diese wurde im Jahre 1868 gegründet und umfaßt, wie aus den im Februar d. I. revidierten Satzungen hervorgeht, eine Kranken-, Pensions-, Sterbe- und Witwenkasse, nimmt sich jedoch auch durch außerordentliche Geldunterstützungen und Stellennachweis seiner Mitglieder an. Der Eintritt in diese Gesellschaft ist vom vollendeten achtzehnten bis vierzigsten Lebensjahre gestattet, und zwar nur den im Buchhandel An gestellten französischer Nationalität und den nichtbuchhänd lerischen Söhnen von Mitgliedern, die der Gesellschaft seit mindestens zehn Jahren angehörcn. Diese Gesellschaft scheint die Fortsetzung einer schon 1835 gegründeten »8ooistö pdi- lantbrop'gue äss connv s-Iibrs-irs « zu sein. VI. Die deutschen Kollegen und ihr Verein. Mehr wird es Sie interessieren, einiges über den Verein der deutschen Gehilfen zu Paris zu erfahren, obgleich ich zur Zeit, wo er wieder einmal beinahe eingeschlafen zu sein scheint, wenig Erfreuliches berichten kann. Sein Ursprung läßt sich bis in das Jahr 1866 verfolgen, in dem am 21. No vember der »Vagabund«, Verein jüngerer Buchhändler, ins Leben gerufen worden ist, dessen Zweck sehr schön durch mlgende Paragraphen der Satzungen ausgedrückt ist: »Durch regelmäßiges Zusammenkommen das kameradschaftliche Ver hältnis, wie es in Deutschland im allgemeinen besteht, auch in der Fremde zu erhalten und zu stärken«. Im Vorstand inden wir 1867 zwei Namen, die uns noch jetzt sehr bekannt änd, Herrn C. Klincksieck (jetzt Chef des bekannten Pariser Hauses) und W. Lader (Du Mont-Schauberg in Köln). Dieser Verein löste sich 1872 auf, laut Börsenblatt-Notiz »infolge der letzlen Ereignisse«, doch finden wir im gleichen Jahre schon einen neuen Verein, die Fortsetzung des vorigen, mit dem veränderten Namen: »Conform, Verein auswärtiger junger Buchhändler«, der nicht nur die deutschen, sondern die in Paris lebenden fremden Buchhändler überhaupt um aßt, wie wir denn auch im Gründungsjahr als Vorsitzenden einen Ungarn, Herrn Kün, sehen, der heute noch im Pariser Buchhandel an hervorragender Stelle thätig ist. Die Akten des jetzigen Vereins datieren von 1884, dem Jahre der Neubegründung, und wir zählen in den ersten Jahren eine ganze Reihe von bekannten und bedeutenden Berufsgenossen unter seinen Mitgliedern, so daß das Zu- 1237'
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder