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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.06.1914
- Strukturtyp
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- 1914-06-04
- Erscheinungsdatum
- 04.06.1914
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- Deutsch
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^r 12«, 4, Juni 1914. Redaktioneller Teil. Mappe, die Bilder zur Frithjofsage, die Porträtkollekiio», fanden ebenfalls glänzenden Absatz. Fast alles, was er brachte, entsprang seiner eigensten Idee, bei allem ging er großzügig zu Werke. Er bestellte bei den Künstlern gegen angemessenes, oft sehr hohes Honorar die Bilder, die er haben wollte, und gab die Ideen für den Inhalt meist selbst bis ins Einzelne an. An dem Ab- gelieferten übte er strenge Kritik, und wenn der betreffende Künst ler sich das nicht gefallen lassen wollte, so kam es vor, daß Bruck mann ärgerlich wurde, seinem Kassierer befahl: »Zahlen Sie dem Herrn, was er verlangt« und dem Künstler den Rücken drehte; das Bild wandcrte dann in eine Ecke. In den ineisten Fällen aber ließ man sich seine Einwendungen und Ratschläge, die stets von Geschmack und Verständnis diktiert waren, gern gefallen. Ein wie guter Kenner Bruckmann war, beweist die Tatsache, daß er dem damals noch ganz unverstandenen Viktor Müller 14 große Gemälde in Auftrag gab, und daß er mit Ed. Steinle einen Ver trag wegen Ausführung von Bildern abschloß. Auch Hans Makart, dem es am Anfang seiner phänomenalen Künstlerlauf dahn recht schlecht ging, hat er vor andern erkannt und durch Aufträge gefördert. Viktor Müller starb leider in der Blüte seiner Jahre, nachdem er drei der von Bruckmann bestellten Gemälde vollendet hatte; eins davon, »Romeo und Julia«, hängt jetzt in der K. Neuen Pinakothek zu München. Die große Darstellung aus »Was ihr wollt«, die Ed. Steinle für Bruckmann malte, ging 1876 in den Besitz der Kgl. Nationalgalerie in Berlin über. Die besten Originale, deren sich allmählich weit über 1006 in seinem Besitz ansammelten, stellte Bruckmann unter Aufwendung großer Mittel in London, Paris, Antwerpen und anderen Städten aus. Später richtete er in einem eigens zu dem Zwecke errichteten An bau zu seinem Geschäftshause in der Luiscnstraße eine öffent liche Galerie ein, die dem allgemeinen Besuche täglich von 10 5 Uhr unentgeltlich geöffnet war und die bis in den Anfang der 80er Jahre eine Sehenswürdigkeit Münchens bildete. Auf die zahlreichen Unternehmungen Vruckmauns in den 60er und 70er Jahren, auf seine Niederlassungen und Filialen in Berlin, Wien, Paris, London, New Uork usw. kann hier ebenso wenig eingegangen werden wie auf die Entwicklung seiner technischen Reproduktionsanstalten, die er, den Fortschritten der photomechanischen Verfahren folgend und sie mit fördern hel fend, unbeirrt durch manche Fehlschläge und Mißerfolge, zu immer größerer Leistungsfähigkeit erhob. Nur ein paar be merkenswerte Einzelheiten sollen noch festgehalten werden. Be zeichnend für Bruckmann ist folgende Begebenheit: Als sich König Ludwig U. im Jahre 1867 mit seiner Cousine, der Prin zessin Sophie verlobt hatte, die später als Herzogin von Alen?on so traurig ums Leben kam, ließ Bruckmann durch Professor F. Wanderer in Nürnberg ein großes Gedenkblatt entwerfen und in Kupfer stechen. Das war eine ziemlich kostspielige Sache, und als nun auch noch eine Auflage von 5000 Exemplaren, zum Teil farbig, hergestellt war, wurde die Verlobung aufgehoben. Es hatten noch viele andere Geschäftsleute, große und kleine, aller lei für die Vermählungsfeier vorbereitet, und die Entrüstung der sich geschädigt Fühlenden drang bis zu den Stufen des Thrones. Daraufhin ließ der Hof bekannt geben, daß alle Betroffenen an gemessen entschädigt werden sollten, und zur Einsendung der Rechnungen auffordern. Auch Bruckmann reichte eine solche über 5000 kl. ein. Nach längerer Zeit erschien in seinem Kontor ein galonierter Hoflakai mit einem großen Briefe, in dem die väter liche Absicht des Königs ausgesprochen war, seine getreuen Untertanen für die entstandenenVerluste schadlos halten zu wollen. Zu diesem Zwecke wurden beiliegende 800 kl. überreicht. Bruck mann las den Brief, steckte die 800 kl. wieder hinein und gab ihn dem Lakaien in die Hand ungefähr mit den Worten: »Ich habe kein Almosen verlangt; ich wünsche volle Entschädigung oder nichts; tragen Sie das zurück«. Natürlich erhielt er nichts. Im Jahre 1866 wurden die Buch- und Kunsthändler zum erstenmal von einem Reisenden Bruckmanns, einem Herrn Wal ter, besucht. Das war für den Buchhandel damals etwas Neues, und der junge Mann, ein unverfälschter Berliner mit einer fürchterlichen Suada, erregte mit seinen gewaltigen Musterkoffern kein geringes Aufsehen. 1873 gab Bruckmann den ersten illustrier ten Weihnachtskatalog heraus, der für 3 Silbergroschcn verkauft, den Sortimentern aber in einer der Höhe ihrer Weihnachts- bestellung angemessenen Anzahl gratis überlassen wurde. Dieser stattliche, 72 Seiten starke, mit 44 Holzschnitten geschmückte Ka talog darf als der erste Weihnachtsalmanach angesprochen wer den. Er fand bald Nachahmer; der erste war Ed. Hallbcrger, dann folgten die G. Grotesche Verlagshandlung und andere. Wie schon angedeutet, blieben auch Mißerfolge nicht aus. Einerseits erforderten die technischen Versuche große Opfer, anderseits hatten manche kostspielige Unternehmungen nicht den erhofften Erfolg. Hefner-Altenecks prachtvolles Werk über die Kunstkammer des Fürsten Karl Anton Von Hohenzollern, mit 72 Tafeln in koloriertem Kupferstich, ist zwar heute, obwohl un vollendet geblieben, eine geschätzte Seltenheit, damals aber war es ein Schmerzenskind des Verlegers. Ein großes Holzschnitt prachtwerk über die Schweiz mit Text von Gsell-Fels, dessen Bilder Bruckmann durch nach der Schweiz entsandte und dort an sässige Künstler eigens hatte malen und zeichnen lassen, wurde durch das gleichzeitig bei Engelhorn erschienene Werk von Wal demar Kaden, für das vorhandene Bilder geschickt benutzt waren, aus dem Felde geschlagen. Gsell-Fels' groß angelegtes Pracht- Werk über Italien muhte, schon begonnen, wieder aufgegcben werden, weil Engelhorn mit einem praktischer angelegten Kon- kurrcnzwerk zuvorkam. Die mit ungeheuren Kosten verbundenen farbigen Ausgaben der Rottmannschen italienischen und der Prel- lerschen Odysseelandschaften fanden nur langsamen Absatz und zehrten an Bruckmanns finanziellen Kräften. Dazu hatten große Kommissionslager und die Ausstellungen und Niederlassungen im Auslande beträchtliche Verluste gebracht. Es fehlte die starke Hand, die das Weitverstreute zusammenhielt; Bruckmann, immer voll von neuen Ideen, den größten Teil des Jahres unterwegs, kümmerte sich um diese Einzelheiten nicht, ließ auch manches vor- eilig Begonnene liegen. Zieht man das Fazit der 70er Jahre, so ergibt sich, daß das Geschäft zwar an Umfang und Ansehen sehr gewachsen war, daß aber die finanzielle Lage sich bedeutend verschlechtert hatte. Es kamen Zeiten der Sorge. Um Mittel flüssig zu machen, wurden Galvanos von den beiden großen Kupferstichplatten nach Kaulbachs Lotte und Friederike an Hall berger verkauft, der sie zur Massenherstellung von Prämienblät tern für seine Zeitschriften benutzte; mehr als 500 Originalge mälde und Zeichnungen — nicht gerade die wertvollsten — wur den in Wien versteigert; große Posten der weniger gangbaren Verlagswerke übernahm C. B. Griesbach im Ramsch; die Buch binderei, die ohnehin gegen die Leipziger Konkurrenz nicht recht aufkommen konnte, wurde mit Einrichtung und Kundschaft an Fritzsche verkauft, usw. Dabei erfuhr aber die Verlagstätigkeit keine Einschränkung. Das Jahr 1880 sah wieder einen namhaf ten Erfolg in dem lange vorbereiteten großen vaterländischen Prachtwerk »Die Hohenzollern« von Stillfried und Kugler. Aber die Schwierigkeiten hörten erst auf, nachdem 1883 das Geschäft in eine Aktiengesellschaft umgewandclt war. Am 1. Oktober 1880 war Fritz Schwach als Gehilfe in das Geschäft eingetreten, eine energische, tüchtige Kraft, die gerade zur rechten Zeit in die damaligen Verhältnisse eingriff. Im Verein mit tüchtigen Mit arbeitern brachte er nach und nach eine musterhafte Ordnung in den großen Betrieb und schuf damit eine der Grundlagen für die bekannte gedeihliche Weiterentwicklung der Firma. Friedrich Bruckmann, nun ein Siebziger, zog sich nach Grün dung der Aktiengesellschaft von der aktiven Leitung des Geschäfts zurück, blieb aber nach wie vor dessen Seele. Seiner ureigenen Idee entsprangen jetzt die großen kunstgeschichtlichen Serienwerke, mit denen er die Verlagstätigkeit seines Hauses in ganz neue Bahnen lenkte. Mit kühnem Idealismus begonnen, unter Mit arbeit der besten wissenschaftlichen Kräfte mit zäher Sorgfalt durch geführt, haben diese großartigen Unternehmungen den Namen Bruckmann erst recht eigentlich in der ganzen wissenschaftlichen Welt bekannt gemacht. Als der Gründer der Firma am 17. März 1898 im Alter von 84 Jahren vom Schauplatz seiner Tätigkeit abtrat, konnte er in dem Bewußtsein scheiden, daß sein Unterneh men fest gegründet dastand und in verheißender Weiterentwick lung begriffen war. 895
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