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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.11.1914
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1914-11-30
- Erscheinungsdatum
- 30.11.1914
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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Redaktioneller Teil. ^ 277, 30. November 1014. Der Verlag hat in großzügiger Weise aus seinen Vorrats kammern den Bedarf an Büchern für unsere Soldaten im Felde und in den Lazaretten den Sammelstellen überwiesen. An dem in den Kreis- und Ortsvereinen organisierten Sortiment ist es nun, in Übereinstimmung mit seiner Tätigkeit in Friedenszeiten, die Bücher weiter zu verbreiten, in diesem Falle wörtlich ge nommen: an den Mann, bzw. die Mannschaften zu bringen. Wir haben immer den Standpunkt vertreten, daß ein Berufsstand nach der Arbeit eingeschätzt wird, die er für die Öffentlichkeit leistet, und daß er in demselben Maße Anspruch aus ihre Beachtung hat, in dem er ihr zu nützen sucht. Ganz abgesehen nun davon, daß es sich in diesem Falle um ein Liebeswerk handelt, dem jeder nach bestem Vermögen seine Kräfte widmen sollte, bietet sich hier dem Buchhandel ein Weg, der Öffentlichkeit durch die Tat zu beweisen, daß er nicht zurücksteht, wenn es sich um die Erfüllung einer vater ländischen Pflicht handelt. Denn eine solche bedeutet die Ab gabe von Büchern au unsere Soldaten im Felde und in den Laza retten, da sie nicht nur der leiblichen, sondern auch der geistigen Nahrung bedürfen, um die Mühsale angestrengten Dienstes oder einsamer Stunden schmerzvollen Krankenlagers zu überwinden. Weit davon entfernt, das Buch und die von ihm ausgehenden Wirkungen zurücktreten zu lassen, zeigt gerade der Krieg, wie stark die Überlegenheit eines Volkes auf dem Gebiete der Kriegs führung ist, das, wie das deutsche, nicht nur die stärkste Bücher produktion aufweist, sondern auch sein Schulwesen in mustergül tiger Weise organisiert und Technik und Wissenschaft auf gemein- same Grundlagen gestellt hat. Die große Zahl der Gebildeten aller Stände, die freiwillig dem Rufe zu den Waffen gefolgt ist, läßt den inneren Zusammenhang zwischen Bildung und vater ländischem Geist klar erkennen, und sicher sind es nicht die schlech testen Soldaten, die ein Lieblingsbuch im Tomister begleitet oder denen das gegenwärtige Ringen Deutschlands um die Vorherr schaft in der Well die Erfüllung einer ihnen durch Bücher gewor denen Verheißung bedeutet. Nie ist daher die Zeit der Aussaat für den Buchhandel günstiger gewesen als heute, wo sich im Bilde des Kampfes der Völker untereinander zeigt, daß nur die geistige Überlegenheit den Sieg gewährleistet. Nun gilt es, daraus die Nutzanwendung für den Einzelnen zu ziehen, eine engere Fühlung des Buchhandels mit der Allgemeinheit anzubahnen und immer wieder auf das Buch als den Träger aller der Eigenschaften hin- zuwcisen, durch die größere Tüchtigkeit, tieferer Inhalt und Ge winn in das Leben des Einzelnen hineingetragen wird. Durch das Vorgehen des Börsenvereins hat die Tätigkeit des Buchhandels in diesem Kriege zugunsten unseres Heeres nicht nur eine Zentralisierung in der buchhändlerischen Sammelstelle erfahren, über die ihr Leiter in Nr. 250 d. Bbl. berichtete, es ist auch dadurch verhindert lvorden, daß andere Vereinigungen sich mit fremden Federn schmücken und für ihre Spenden ausgebcn, was seinen Ursprung auf den Buchhandel zurückzuführen hat. Wenn nun die Vorsitzenden der Kreis- und Ortsvereine in glei cher Weise in ihrem Gebiete die Verteilung der Bücher, das Her« anbringen an die Truppen organisieren, wie das für das Ge samtgebiet des Deutschen Reiches hinsichtlich ihrer Samm lung und Zusammenstellung vom Börsenverein geschehen ist, so sollte man meinen, daß diese Bestrebungen reiche Früchte in der Zukunft zeitigen müßten. Hier ist der Weg, der nur beschritten zu werden braucht, um zum Ziele zu führen, auch wenn es zunächst kein anderes ist, als den Beweis zu liefem, daß der Buchhandel sich gem und willig in den Dienst des Vaterlandes stellt. Darum sollten die Kreis- und Ortsvereine diese Gelegenheit umsoweniger ungenützt vorübergehen lassen, als sie nicht mit leeren Händen kommen. Denn sie brauchen sie bei Bedarf für die Soldaten im Felde und in den Lazaretten nur auszustrecken und vom Gesamt ausschuß füllen zu lassen, um als unmittelbare Helfer in ihrer engeren Heimat auftreten zu können. Red. MitLiebesgabenundSchrtsteninNussisch-Polen. Gern komme ich der Aufforderung nach, einige Zeilen über meine Liebesgabensahrt nach dem Osten für das Börsen blatt zu schreiben. Zwar kann ich nicht von Heldentaten, ja nicht einmal von Schlachtengraus und Krtegswettern be- 1710 richten, denn wir kamen mit unseren Liebesgaben just in jene Rllckzugsbewegung unseres Ostheeres hinein, deren Nützlich keit nunmehr ja wohl auch der ängstlichste Kannegießer ein gesehen hat. Es mag erhebend sein, einer Armee beim sieg reichen Vorwärtsstürmen zu folgen, Sieg auf Sieg und das ganze schaurige Schauspiel der Feldschlacht mit zu erleben; gleichwohl wird es zu den gewaltigsten Eindrücken meines Lebens gehören, diese meisterhafte, wohldurchdachte und in wunderbarer Ordnung durchgeführte Truppenverschiebung in Russisch-Polen mitgemacht zu haben. Man weiß nicht, was man mehr bewundern soll, den prächtigen Geist, der unsere zurückgehenden Truppen beseelte, die echt deutsche Genauigkeit und Pünktlichkeit, mit der alle diese Bewegungen durchgefllhrt wurden, oder die säst unheimliche Heimlichkeit, die darüber ausgebreitet war und die uns zwang, fast drei Wochen lang nach der ....Division zu suchen, für die unsere Gaben bestimmt waren. Offiziere und Mannschaften, Front- und Verpflegungstruppen, Beamte und Sanitäter, alle waren sie eines Sinnes, von allen konnte man wieder und immer wieder dieselbe zuversichtliche Antwort auf alle Fragen hören: »Zurück? Nun ja! Aber lassen Sie nur, Hindenburg wird das schon machen!« Dieses unbedingte Vertrauen der Truppen zu ihrem geliebten Führer war wundervoll, und gott lob, es ist nicht zu schänden geworden. Mir war neben der Zuführung einer reichen Sendung von Wollzeug der Sonderauftrag geworden, eine große Menge von Zeitschriften, Unterhaltungs- und Erbauungsschristen aller Art an die Front zu bringen und geeignete Wege für eine regelmäßige Versorgung der Fronttruppen mit Schriften zu suchen. Durch die Freigebigkeit einer ganzen Anzahl von Verlegerkollegen und besonders dank der von Herrn Gehetm- rat Siegismund großzügig organisierten Kriegsspende des Börsenvereins habe ich eine große Menge von Schriften und Büchern aller Art erhalten, so daß es mir vergönnt war, durch meine reichen Vorräte der Bringer großer Freude zu sein. Die Versorgung der Heimatlazarette, der Flotte, der Festungs- und Besatzungstruppen usw. ist durch die Arbeit des Gesamt-Ausschusses zur Verteilung von Lesestoff im Felde und in den Lazaretten und der mit ihm in Verbindung stehenden Landes- und Provinzialausschüsse in hervorragender Weise durchgeführt worden; eine offene Frage aber ist noch immer die regelmäßige Befriedigung des Lesehungers der Truppen hinter und an der Front. Aus eigener Anschauung heraus glaube ich, daß nur dann wirklich geholfen werden kann, wenn den regelmäßig ins Feld gehenden Liebesgaben- transporten eine an der Schriftenverbreitung interessierte Persönlichkeit beigegeben wird, die neben anderen Liebesgaben größere Mengen von Schriften mitsührt und zweckentsprechend verteilt. Sobald die Grenze überschritten ist, trifft man an allen Stationen größere auf einsamen Posten stehende Wacht- kommandos an. Welche Freude, wenn der »Wollonkel« seinen Wagen öffnet und ein oder entsprechend der Anzahl der Kame raden mehrere Schriftenpakete abliefert! »Das ist uns lieber als was zu essen«, rief ein biederer Landsturmmann aus, »wir sitzen seit sechs Wochen in diesem weltverlassenen Neste der polnischen Heide und hören und sehen nichts von der Welt. Zu essen haben wir, aber nichts zu lesen! Wie werden sich die Kameraden freuen!» So zog er freude strahlend ab. Der Dienst dieser Leute ist verantwortungs voll, er muß mit Freuden getan werden; dazu trägt ein wenig geistige und geistliche Anregung zweifellos bei. Wieder hält der Zug in der Heide, da kommt von der Front her ein Zug mit Verwundeten. Da vorn wird heiß gekämpft, nun bringen sie die Opfer der Schlacht, um sie in langer, langer Fahrt den heimischen Lazaretten zuzufllhren. Flugs die Büchertüre auf und mit vollen Händen Schriften ausgeteilt an die armen, zerschossenen Leute, ihnen die qual volle Reise ein wenig zu kürzen. Ein endloser Munitions- oder Provianttransport oder sonst eine Fuhrparkkolonne kreuzt unseren Weg. In Sturm
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