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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.07.1878
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 26.07.1878
- Sprache
- Deutsch
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H 1-2, 26. Juli. Nichtamtlicher Theil. 2919 lung tagte, erst recht. Schon die Eröffnungsrede des Vorsitzenden,! Dominicus-Prag, legte sich wie Gewitterluft auf die Anwesen den, und Blitz und Donner folgten dann zischend und prasselnd als Debatte; ein lange angesammeltes Gewitter entlud sich mit voller Gewalt auf die Engros-Sortimenter. Tod und Vernichtung den Engros-Sortimentern und den Verlegern, welche ihnen liefern, war der feierliche Rütli-Schwur, der den Sortimentern abgenom men werden sollte. Dabei waren aber die Begriffe über das, was man Engros-Sortimenter und Schleuderer nennt, gänzlich ver worren. Die Bitte eines anwesenden Verlegers, dieselben doch erst zu definiren und auseinander zu halten, um für spätere Zeit Raum und Ueberlegung für wirkliche Reformen zu bewahren, wurde mit Murren beantwortet, und schließlich die Kategorien: Engros-Sortimenter, die nicht mit dem Publicum direct Ver kehren, und Schleuderer, die von Leipzig rc. aus dem Publicum direct mit hohem Rabatt liefern, in einen Topf geworfen. Komischer Weise redete Hr. Klasing in Briefen durch den Mund des Vorsitzenden und wurde fast die ganze erste Sitzung mit dessen Vorschlägen ausgefüllt. Uns kam das Ganze wie ein Geisterspuk vor. — Es würde zu weit führen, hier die Debatte wiederzugeben, die sich in vielen Anführungen von Schleudereien erging, wobei es freilich nicht darauf ankam, auch längst Vergan genes aufzuwärmen. Die Debatte war sehr einseitig, aber interes sant. Das Resultat war eine, nach dem Vorschläge des Collegen Wild-Zürich angenommene Resolution: Die Verleger sollen allen Engros-Sortimentern, resp. Schleu- derern nur mit 15 9b vom Ladenpreise liefern, den ordentlichen Sortimentshandlungen und den Commissionären in Leipzig aber mit gewöhnlichem Baar-Rabatt. Als Engros-Sortimenter und Schleuderer sollen Die gelten, welche der Vorstand den Verlegern bezeichnet. Nun, die Engros-Sortimenter in Leipzig (auf die nach Klasing's Vorschläge alles gemünzt war), welche zugleich Commissionäre sind, können sich bei Blitz und Donner bedanken, die ihnen diese Hinter- thüre offen gelassen haben; bei dem herrschenden Gewitter wurde dieses Schlupfloch übersehen. Von den weiteren Beschlüssen ist einer von Wichtigkeit, dl 6., wenn er durchgeführt wird. Die nächste Cantate-Versammlung soll von möglichst vielen Sortimentern besucht werden, frisches, und zwar Sortimenter-Blut soll bei der Wahl in den Börsenvorstand hinein kommen, und dieser dann der von Hrn. Klasing gewünschte „Staats anwalt" werden. Schmeichelhaftes für den jetzigen Börsenvorstand wurde gerade nicht viel vorgebracht, desto mehr wird aber von dem reorganisirten erwartet. Dieser soll prüfen, wer als Buchhänd ler gelten und in Schulz' Adreßbuch Ausnahme finden soll, er soll prüfen, ob Platz und Nahrung für einen neuen in den verschiedenen Städten vorhanden ist, ob er den Buchhandel erlernt hat u. s. w. — Nur mit diesen, vom Börsenvorstand geprüften und angenommenen Buchhändlern dürfen die Verleger in Verkehr treten. Gegen diese Beschlüsse handelnde Verleger werden namhaft gemacht und deren Artikel von jeder Verwendung ausgeschlossen, gerade so wie bei dem ersten Beschlüsse wegen der Engros-Sortimenter. — Der Börsen vorstand soll ferner die Behörde sein, welche eine Art Beaufsichtigung über den Gesammtbuchhandel ausübt und allenthalben gegen Aus schreitungen Einzelner auftritt und Zwistigkeiten schlichtet. Mit einem Worte: Er soll die Gesctzgebungs-, Verwaltungs-und Polizei- Behörde des deutschen Buchhandels werden, unterstützt durch Pro- vinzial-Ausschüsse rc. Ferner wurde beschlossen, daß die Verleger den von ihnen an gesetzten Ladenpreis strict einhalten, wozu gehört, daß sie keinem Sortimenter, der unter demselben verkauft (ein kleiner Rabatt für Baarzahlung wurde zugestanden), mehr liefern, und daß sie auch nicht directe Bestellungen an das Publicum ausführeu. Unter „Pu blicum" ist bei den Beschlüssen des Sortimentertages alles zu ver stehen, was nicht in Schulz' Adreßbuch verzeichnet steht (siche obigen Beschluß), lieber die Bemerkung eines der Anwesenden, daß die großen Schulbücher-Verleger, Brandstetter, Velhagen L Klasing rc. direct mit einem Rabatt liefern, gegen den kein Sortimenter an kommen könne, wurde mehr oder minder mit Schweigen hinweg gegangen, Wohl aus Schonung für Hrn. Klasing, der mit seinem Vorschläge des geringeren Rabatts eine so nette Handhabe für De batten und Beschlüsse gegeben hatte. Als eine Erleichterung des Verkehrs müssen wir die Ausfüh rung des Beschlusses ansehen, nach welchem die Verleger ihre Nova einige Wochen vor dem Erscheinen mit kurzer Inhaltsangabe rc. be kannt machen sollen, wozu im Börsenblatt eine classificirte Rubrik eingerichtet werden soll, sobald der reorganisirte Börsenvorstand das Blatt in Händen hat. Der schon vorhin erwähnte Passus der Tagesordnung, der im Publicum bereits mehrfach Gerede machte, wurde ohne Debatte ab gelehnt, womit der Sortimeutertag sich ein Ehrenzeugniß ausstellte. Untergeordnete Beschlüsse, die theils in den schon genannten enthalten sind, theils nur die weitere Ausführung derselben um fassen, sind uns entfallen. Wir bringen hier auch nur Erinnerungs späne. Die vom Vorstand aufgestellte Tagesordnung, sowie eine Ausstellung von Thesen der vereinigten Casseler Collegen bildeten die Grundlagen der Debatten. Zu erwähnen wäre noch, daß auf Antrag eines der Anwesenden die „Gesellschaft für Volksbildung in Berlin" mit zu den Schleuderfirmen gerechnet werden soll. Sämmtliche Anwesende wurden aufgesordert, behufs Durch führung der Beschlüsse dem Börsenverein beizutreten. Wenn die Meisten sich auch bereit erklärten, so fand der Vorschlag doch bei Einigen gut motivirten Widerspruch. Dagegen wurde der Auf forderung, dem Sortimenterverein beizutreten, sofort allseitig Folge geleistet. Einige interessante und einige nichtssagende Briefe wurden vor und während der Versammlung vorgelesen, darunter ein höchst interessanter von einem Gliede der Cotta'schen Buchhandlung, der sich in eingehender Weise über Börsenvorstand, Ladenpreise, Rabatt rc. ausließ. Unsere Erinnerungsspäne können die Namen der Redner nicht mehr wiedergeben. Neben der Persönlichkeit des Vorsitzenden, der in höchst charakteristischer Weise die Versammlung leitete und den kategorischen Imperativ zuweilen in elastischer Weise in Anwendung brachte, trat besonders Hr. Wild-Zürich (Delegirtcr der schweizer Handlungen) in den Vordergrund, indem er bei umfassendem Ver- ständniß der Sache die Organisation, welche der Züricher Buch handel sich gegeben, der Versammlung vorführen und zur Nach achtung empfehlen konnte. Diese Organisation besteht in dem Ge- heimniß des gemeinsamen Bezuges bei Partie-Vortheilen, namentlich von Schulbüchern und der Geschlossenheit gegen jede Schleuderei. Ob College Wild sein letztes Wort gesprochen, als auch er für die Be schlüsse des Sortimentertages eintrat, bezweifeln wir. Er selbst nannte sich einen revolutionären Kopf, und hoffen wir, daß er recht bald eine segensreiche Revolution in und für den Sortimentsbuch handel herbeiführt. Von Seiten des Hrn. 1. 8—r. war sein Aufsatz im Börsen blatt (1877, Nr. 298) über „die Reorganisation des Buchhandels" im Separatdruck der Versammlung vorgclegt, versehen mit einem Zusatze von Fragen und Antworten, die diese wichtige Sache weiter ausführen. Die Versammlung als solche ließ sich nicht auf eine Debatte darüber ein, und betonte Hr. 8. auch selbst, daß er die Zeit dafür noch nicht Passend erachte. Wohl aber wurde privatim viel darüber discutirt und die Durchführbarkeit anerkannt. Für den 398*
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