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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.10.1935
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1935-10-01
- Erscheinungsdatum
- 01.10.1935
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- Deutsch
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X- 228, I. Oktober 1935. Redaktioneller Teil Börsenblatt f. d. Dtschn Buchhandel. Erfolge des Drittes Reiches zu erleben. Uns Nachgeborenen ist cs wohl kaum möglich, ganz zu ermessen und nachzuempfindcn, was dieses Erleben für den, der cs in sich getragen, hat bedeuten müssen. Es ist ein Reichtum, den man nur ehrfürchtig anstauncn kann, der sich leider aber auch in seinem eigentlich wesenhaften Inhalt nicht vererben läßt, der mit dem Toten ins Grab sinkt. Um so mehr wird man die Erinnerung daran, daß es ihn einmal gab, pflegen und bewahren müssen. Auch auf den Buchhandel im engeren Sinne bezogen um faßt das Erleben Robert Voigtländers eine Entwicklungsspannc von unvergleichlicher Bedeutung. Als er nach gründlicher Vor bereitung als Prokurist in die väterliche Firma eingctrcten und 1876 deren Teilhaber geworden war, setzte eben die Bewegung ein, die unter dem Namen der Krönerschen Reform sortlcbt. Da Robert Voigtländers Vater damals Vorsteher des Rheinisch-west fälischen Kreisvereins war und dieser selbst in der Reform- bcwegung führte, erlebte eigene denkwürdige Zeit mit dem Finger an. Puls des Geschehens, zu einem guten Teil schon als Mit wirkender. So nahm er an jener im wahrsten Sinne »außerordent lichen- Börsenvereinsversammlung in Frankfurt a. M. teil, die den Schlußstein in Kröners Werk einfügte, und brachte die Nach richt vom Sieg dem sterbenden Vater als letzten Gruß. Im Aus gang seines eigenen Lebens aber sah er noch den Umbau der buch händlerischen Organisation im Rahmen ihrer Einfügung in die Reichskultnr-, insbesondere die Reichsschrifttumskammer. An dieser Entwicklung hat Robert Boigtländer vielfältig tätigsten Anteil genommen, zugleich aber seinen Verlag, mit dem er 1888 nach Leipzig übergesiedelt war, zu einem angesehenen und leistungsreichen Unternehmen gemacht. Als Verleger wurde er vor allem die anerkannte Autorität in urheberrechtlichen und verlagsrechtlichen Fragen. Bis zuletzt hat er an der Ausgestaltung der Gesetzgebung auf diesem Gebiet mitgewirkt. Bekannt ist sein Kommentar zu den einschlägigen Reichsgesetzen. In diesen Zu sammenhang gehört auch sein Kampf gegen die »Kultur abgabe- seligen Angedenkens wie gegen die marxistischen Recht schreibungsreformversuche noch schlimmeren Angedenkens. Nicht zuletzt aber muß hier des Wirkens Voigtländers für die Ent wicklung der Schiedsgerichtsbarkeit zwischen Autoren und Ver legern gedacht werden. Menschlich am größten war er dabei wohl in jener Stunde, als es seiner Autorität und der des Gehsimrats Wach, seines dercinstigen Gegners in den Auseinandersetzungen mit dem Akademischen Schutzverein, gelang, den Frieden in die sem Streit endgültig wiederherzustellen. Über das Wirken Voigt länders im Leipziger buchhändlerischen Vereinsleben schrieb ich schon vor Jahren (Deutsche Buchhändler. 24 Lebensbilder. I. F. Lehmanns Verlag. München 1925): In Leipzig wurde er zunächst, 1889, in den Börsenblattaus schuß des Börsenvereins gewählt. Unter seiner Leitung erfuhr das Organ der Spitzenorganisation eine grundlegende Umgestaltung. Bon anderen Posten abgesehen wirkte Voigtländer vor allem von 1894—1998 mit Ausnahme einer kurzen Unterbrechung ständig im Vorstand des Vereins Leipziger Buchhändler, 1905—1908 als Vorsteher. Er hat als solcher den ersten Markthelserstreik durch gekämpft, wurde in den Streit mit dem Akademischen Schutzverein hineingezogen, hat gegen die sächsische Regierung den Rabatt frieden in Leipzig errungen, die Wiedereinführung der Pflicht exemplare in Sachsen verhindert, hat dem Leipziger Verein eine neue Satzung gegeben, seine Finanzen in Ordnung gebracht und die Buchhändler-Lehranstalt umgestaltet. In Anerkennung alles dessen wurde ihm 1917 als Glückwunsch zu seinem fünfzigjährigen Berufsjubiläum die Ehrenmitgliedschaft im Leipziger Verein ver liehen. 1886—1894 und 1898—1901 gehörte Boigtländer auch dem Vorstand des Deutschen Verlegervereins an, dessen einzig noch lebender Mitgründsr er zuletzt war. Immer war er bei die sen Ämtern selbstlos im Dienste des Gemeinwohls tätig, und sein besonderes Bemühen galt der Erhaltung Leipzigs als Zentrale des deutschen Buchhandels. Als aber gleichzeitig mit der Zerrüttung aller wirtschaftlichen Verhältnisse die Zukunft der Stellung Leipzigs im Buchhandel im mer stärker gefährdet schien, war es Robert Voigtländer, der sich 812 unter Wiederaufnahme älterer Anregungen an die Spitze einer Re- focmbewcgung stellte. Eine große Denkschrift entfaltete ein um fangreiches Programm. »Wir sind-, sagte er damals (1920) unter anderem, »von Jugend auf derart an unsere Abrechnungsform, an diesen Zcttelverkehr, an diese Schreiberei über die einfachsten Dinge gewöhnt, daß es uns gar nicht mehr zum Bewußtsein kam, wie zeitraubend, wie ärgerniserregend, wie verdrießlich, kurzum, wie rückständig dieses Rechnungswesen ist.- Zeitgemäße, vernünf tige Vereinfachung war sein vornehmstes Ziel, und seine Vor schläge liefen in der Hauptsache auf eine Vergenossenschaftung des Leipziger Kommissionsbuchhandels hinaus. Allein die Zeit der Inflation machte eine Verwirklichung der Gedanken unmöglich, um so mehr, als sie auch ohne das auf Widerstand stießen, vor nehmlich bei den Leipziger Konimissionären, die mancherlei ernste sachliche Bedenken gegen den Plan ins Feld zu führen vermochten. Angesichts der immer schwieriger werdenden Zahlungsver hältnisse trat Robert Boigtländer 1922 abermals, diesmal mit dem einfacheren Vorschlag der Gründung einer Abrechnungs genossenschaft des deutschen Buchhandels hervor. Die Gründung kam auch zustande und behauptete sich trotz der großen Schwierig keiten, die sich aus der immer stärkeren Zerrüttung unserer Wäh rung ergaben. Nach erfolgter Stabilisierung wurde die »BAG« sinngemäß ausgestaltet und mit den Paralleleinrichtungen der Leipziger Kommissionäre verschmolzen. Als Schriftsteller ist Robert Boigtländer häufig und mit Er folg aufgetreten, auch hat er sich einer Behandlung seiner Fa miliengeschichte unterzogen. Robert Boigtländer ist ein echter Sohn seiner Ahnen. Vor allen: die strenge, manchmal fast starre Rechtlichkeit ist ein Grundzug seines Wesens, den: er wohl nicht nur seine Erfolge in der Arbeit auf urheberrechtlichem Gebiet ver dankt, sondern alle seine Erfolge überhaupt, insbesondere auch in seiner gemeinnützigen Tätigkeit sür seinen Beruf. Dem entsprach es, wenn 1905 auch er entschieden gegen das überwuchern unsitt licher Literatur auftrat. Unvergessen soll ihm bleiben, daß er 1898 mannhaft gegen die Verfolgung des Deutschtums in Rußland und Österreich und die Verschandelung aller deutscher Ortsnamen dort Stellung nahm und dabei die trefflichen Worte fand: »Die deutsche Fahne und auch die Fahne des Börsenvereins weht auch für die deutschen Brüder außerhalb des Deutschen Reiches, und ich hoffe, daß wir sie wenigstens nicht freiwillig, sondern höchstens der Ge walt folgend — und hoffentlich auch das nicht — daß wir sie nie mals zurückstecken.- Längst hatte Robert Voigtländer das biblische Alter erreicht. An Anerkennung und Auszeichnungen hat es ihm nicht gefehlt. Auch der Börsenverein ernannte ihn noch zu seinem Ehrenmit glied. Freilich blieb ihm auch Bitteres und Kummer nicht er spart. Den Sohn sah er vor sich aus dem Leben scheiden. Noch einmal mußte er trotz seiner hohen Jahre deshalb wieder an den Arbeitstisch zurückkehren. Mit Freude sah er jedoch den Enkel das Erbe der Ahnen antreten. Was ihm das Leben war, hat er selber am Tage seines fünfzigjährigen Berufsjubiläums am treffendsten mit den Worten umschrieben: »Wollte mich nun jemand nach der Last der getanen Arbeit fragen, so würde ich ihm antworten: Ja, Last war es wohl, aber auch eine Freude oder richtiger: nicht eine Freude, sondern d i e Freude meines Lebens. Aus fünfzigjährigen: Erleben heraus be kenne ich heute: der vor zweitausend Jahren getane, aber auf noch viel längerer Erfahrung beruhende Spruch, wenn ein Leben Mühe und Arbeit gewesen ist, so ist es köstlich gewesen, enthält eine der tiefsten Lebenswahrheiten, die es gibt. Er sollte eigentlich heißen: Weil ein Leben Mühe und Arbeit war, darum ist es köstlich gewesen. Ich habe manche Freude, manchen Genuß erlebt: Auf Reisen, an Kunst, an guten Büchern, an mancherlei sonst. Aber die wirkliche große Freude, der eigentliche Inhalt des Lebens war mir die Arbeit.« »Aber es muß Arbeit sein, hinter der Pflicht und Müssen steht, keine bloße Beschäftigung. So zu arbeiten, daß es Freude macht, muß man allerdings lernen; cs ist ein Kunstgriff dabei.... Man muß sich jederzeit Zweck und Sinn der gerade Vorgenom-
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