X- 838, 10. Oktober 1935. Fertige Bücher. «Srl-nkla» f. d.DIIchn.Buchb-md-l. 4863 a ö ck' -" b' Oustav I^reri886N Die Witwe von Husum Eine Erzählung . MitZcichnungcn von Hans Mcid Geheftet 2.40 Mark, in Leinen 3.60 Mark Schon von Kind auf kennt fast jeder aus dem Lesebuch, aus einem Saqenschatz oder aus einer Balladensammlung die Geschichte von der alten Frau, die ihr Häuschen auf dem Deich anzündet, um ihre festesfrvhen Mitbürger draußen auf dem Eise der zuge frorenen See vor einem heraufziehenden Unwetter zu warnen und ihnen so das Leben rettet. Wer dächte, daß hinter dieser edelmütigen Tat ein ganzes Netz verwickelter Begebenheiten steckt, bei denen nicht nur von Edelmut, sondern von allen menschlichen Dingen, guten wie bösen, die Rede ist? Nicht Menschenliebe allein ist es, was die Witwe von Husum zu ihrer Tat treibt, sondern ebenso sehr der hochmütige Wunsch, ihre mächtigen Feinde in Verlegenheit zu setzen. Muß nicht der Bürgermeister sie vorsätzlicher Brandstiftung bezichtigen und demzufolge ihren Tod vom Gericht fordern? Muß nicht der Landesherr, dem die wohlhabende Frau ein gutes Darlehen gegeben hat, das Urteil bestätigen und sich dadurch ungerechtfertigt bereichern, daß er einer Verbrecherin nichts zurückzuzahlen braucht? Die Witwe hat den Gang der Ereignisse richtig vorausgesehcn, aber als sic nun wirklich im Gefängnis sitzt, wird sic doch nachdenklich, und der Hochmut, mit dem sie ihr Martyrium genoß, wird brüchig. So läßt sie eS denn geschehen, daß man ihr zu Hilfe kommt; wie die Gänscliese, die klüger ist als der König, überzeugt die Braut ihres Sohnes die verzweifelten Para graphenwächter, daß die Witwe nicht schuldig gesprochen werden kann. Diese Erwei terung und Ausdeutung der alten Sage ist mit allen Mitteln Frciiffenscher Kunst reizvoll ausgesührt. Ein feiner Humor umspielt die prächtig gezeichneten Charaktere der Erzäh lung, die unter ihrer bewegten Oberfläche manche tiefe Einsicht in das menschliche Herz birgt. G. Grote«Verlag»Berlin XXX xxxxxx XX